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meldet, an der Ueberschneidung de» Cannstatter und Feuerbacher Ausfahrtrgleise« 3 Schnellzugs-Lokomotiven zusammen. Beide Maschinen wurden au» dem Glei» geworfen und erheblich beschädigt, ebenso erlitt die Gleisanlage nicht unbedeutende Beschädigungen. Die Lokomotiven mußten von den Hilfsmannschaften der Werkstätteninspektion Eßlingen und derMaschinen- Jnspektion auf dem Nordbahnhof wieder auf die Gleise gehoben werden. Die Gleise IV und V de» Hauptbahnhof» waren mehrere Stunde» gesperrt. Die Schuld an dem Unfall, bei dem glücklicherweise niemand verletzt wurde, ist auf mangelhafte Verständigung de» beteiligten Personal« zurückzuführen. Der Schaden beträgt einige tausend Mark.
Stuttgart 19. Juli. Die wolkenbruch- artigen Regen im Juni bewirkten in verschiedenen deutsche» Flußgebieten Schädigungen de» Fischbest ande». So wird von Freyung in Bayer» gemeldet, daß mehrere Zentner Fische tot auf der Oberfläche der Ohe einhertrieben. Ein wolkenbruchartiger Rege» hatte die am Ufer aufgetürmten Kalkvorräte einer Carbidfabrik in den Fluß geschwemmt und dadurch die Fische vergiftet. Auch in der Aller bei Magdeburg find gewaltige Mengen an Fischen krepiert, wa» auf die Abwässer der Chlorkaliumfabriken bei Walbeck zurückgeführt wird. In Heiligenstadt wird ei» große» Fischsterben in der Leine verzeichnet, da» seit Wochen unvermindert fortbesteht. Der sehr reiche Forellenbestand droht gänzlicher Vernichtung anheimzufallen: Ebenso wird ein bedeutendes Fischsterben in der Werra bei Esch- wege beobachtet, dessen Ursache noch nicht ermittelt ist. Auch im Neckargebiet wurden infolge der starken Gewitter tote Fische bemerkt, doch war der Schaden nicht gerade von großer Bedeutung.
Poppenweiler 19. Juli. Auf dem Schießplatz Poppenweiler wurde ein Mann vom Jnfanterie-Reg. 123 durch eine Kugel, die sich anscheinend von einer benachbarten Bahn verirrt hatte, getroffen und ziemlich schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt. Eine Untersuchung des Fall« ist eingeleitet.
Heilbronn 19. Juli. Heute vormittag V-8 Uhr schlugen Flammen aus dem Schuppen der Holz- und Kohlenhandlung von Georg Maier am Bahnübergang bei der Gaswerkstraße. Das Feuer war schon ziemlich weit vorgeschritten, sodaß außer der Feuerwehr auch noch 100 Mann Soldaten zugezogen werden mußten. Wie das Feuer entstand, ist noch nicht aufgeklärt; al» die Rettungsmannschaft eintraf, konnte sie gerade noch das Pferd und den Hund befreien, der Inhaber Maier lag tot, mit einer
mächtigen Kopswunde, »eben der Kreissäge. Der Gasmotor lief weiter, bi» durch die Flammen um ihn her die Verpackungen schmolzen. Die Gefahr für die angrenzende» Grundstücke konnte beseitigt werde», da» Maier'sche Lager dagegen ist samt der Einrichtung bis auf wenige Reste vernichtet.
Reutlingen 19. Juli. Letzten Dienstag wurde unter ehrenvoller Teilnahme der im 83. Lebensjahr verstorbene Kommerzienrat Adolf Lamparter zur Erde bestattet, ein Mann, ausgezeichnet durch vornehme Gesinnung und edlen Charakter, der sich durch hingebende Betätigung im öffentlichen Leben, insbesondere auf wirtschaftlichen Gebiet vielseitig verdient gemacht hat. Seit 1864 bis zu seinem Tode gehörte er der Handelskammer an, von 1869—1884 als deren stellvertretender Vorsitzender, von 1884 als erster Vorsitzender, bei seinem Rücktritt 1905 wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Seit 1866 bis zum Rücktritt als Vorsitzender war er Mitglied des GesamtkollegiumS der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel. Beim Begräbnis fanden die Verdienste de» Verstorbenen durch den jetzigen Vorsitzenden der Handelskammer, Kommerzienrat Fischer, gebührende Würdigung, auch ließ der Präsident der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel, Staatsrat v. Mosthaf, durch den letzteren seinem lebhaften Bedauern Ausdruck geben, daß er durch dringende Geschäfte verhindert sei, dem Verstorbenen persönlich die letzte Ehre zu erweisen, gleichzeitig bittend, in seinem Namen wärmsten Dank und Anerkennung für all das auszusprechen was der Verstorbene als Mitglied und Vorsitzender der Handelskammer wie im Gesamtkollegium der K. Zentralstelle in langen Jahren gewirkt und geleistet habe.
Schrozberg OA. Gerabronn 19. Juli. Ein Stromer kehrte in Könbronn in der Lammwirtschaft ein. Wegen seine» frechen Benehmen» wurde er au» der Wirtschaft gewiesen. Darauf ergriff er eine Heugabel, stach die Türe durch und als die Gabel brach, holte er eine zweite Heugabel, wurde aber dann aus dem Hause geworfen. Er bedrohte die Anwesenden mit dem Messer und wurde deshalb ans Kgl. Amtsgericht eingeliefert.
Salach OA. Göppingen 19. Juli. Hier wurde in letzter Zeit ein junges Mädchen von einem Ausländer, der dieses zur Verheiratung zu bewegen versuchte, schwer bedroht und mißhandelt, weil da» Mädchen in die Heirat nicht einwilligen wollte. Für da» Mädchen bestand zeitweise Lebensgefahr. Der Täter wurde gestern durch den Großeislinger Landjäger dem Gericht übergebe».
Geislingen a. St. 19. Juli. Am Sonn
tag abend wollte der Wirt Straub in Weiler Neuhau» eine» vor der Wirtschaft randalierende» Italiener zur Ruhe mahnen. Der Italiener griff jedoch zum Messer und brachte dem Wirt mehrere schwere Verletzungen bei. Auch der Eisenbahnaffistent Frey, der dem Wirt half, wurde durch mehrere Stiche, wenn auch leichter verletzt. Der Täter wurde am andern Morgen vom Landjäger festgenommen und in» hiesige Amtsgericht eingeliefert.
Friedrichshafen 19. Juli, lieber die bereits gemeldete Explosion in der Carbo- niumfabrik G. m. b. H. erfahren wir noch folgendes: Heute vormittag V-11 Uhr ertönte ein furchtbarer Knall, sodaß die Fenster klirrte«. Alles stürzte erschreckt an» Fenster. Die Gegend der Carboniumfabrik war in eine dichte Rauch- und Rußwolke gehüllt, eine Explosion hatte die ganze Fabrik zerstört. Sofort wurde Sturm geläutet und die Feuerwehr rückte Hera». Zunächst galt es, die Verschütteten und Verwundeten zu bergen, dabei leistete» in der Nähe befindliche Bauarbeiter und Arbeiter von der Lustschiffbaugesellschaft rasche Hilfe. Inzwischen waren auch verschiedene Aerzte herbeigeeilt. Neun Arbeiter waren verletzt, darunter einer tödlich und zwei sehr schwer, alle waren von Ruß bi» zur Unkenntlichkeit geschwärzt. Nachdem ihnen im Portierhäuschen Notverbände angelegt worden waren, wurden sie ins Krankenhaus geschafft. Um 12 Uhr traf eine gerichtliche Kommission an der Un- glücktstätte ein. Da weitere Explosionen zu befürchten waren, mußte bei den Arbeiten sehr vorsichtig zu Werke gegangen werden. Wie die Explosion entstanden ist, konnte noch nicht aufgeklärt werden. — Der schwerverletzte Arbeiter Hildenbrand ist um V«2 Uhr seinen Verletzungen im Krankenhause erlegen. Er hinterläßt eine Witwe und sechs unmündige Kinder.
Vom Schwarzwald 19. Juli. Das erste feuersichere Strohdach nach dem System Gernentz wurde in einem bad. Schwarzwaldorte auSgesührt. Das Dach übt eine besonder» malerische Wirkung im Landschaftrbild au». Es ist vor allem geeignet das charakteristische Schwarzwald- hauS vor der Umformung durch Ziegeldeckung zu retten und dadurch der Schwarzwaldlandschast den Eigenbau zu erhalten. Die Anfertigung der feuerfesten Gernentz'fchen Strohplatten wird im badischen Schwarzwald der bäuerlichen Bevölkerung eigens gezeigt und findet bei ihr Anklang.
Von der badischen Grenze 18. Juli. Da« bekannte „Hornberger Schießen", von dem der Volksmund sagt: das Pulver ging aus zur selben Stund, so daß man nicht mehr schießen kunnt, soll kürzlich, dem „Neuen Tag-
E« glimmte ein Ballen Decken da unten. Ich denke mir, daß Crabb —
Crabb? unterbrach der Kapitän. Wie kommen Sie auf den?
Na, hat der Bootsmann noch nicht gemeldet, daß Crabb da unten gesteckt hat und ich ihn inzwischen habe in Eisen legen lassen?
Der Alte runzelte die Stirn. Sie sprechen in Rätseln. Ich weiß von nicht»; der Crabb, der einst hier war, ist tot und längst begraben, kann also mit dem Feuer nicht« mehr zu tun haben. Ich verstehe Sie nicht.
Dann allerdings muß ich erst den Vorgang berichten, erwiderte Prance, erzählte wa» sich ereignet und schloß mit den Worten: Ich zweifle nicht, daß er den Brand verursachte, als er sich eine Pfeife ansteckte. Mehr weiß ich vorderhand noch nicht, da mir keine Zeit blieb, ihn zu vernehmen. Wenn es Ihnen recht ist, können wir die» jetzt aber gleich tun.
Keeling hatte stumm und starr zugehört. Jetzt sagte er nur düster: Führen Sie mich zu ihm, und schritt mit dem Maat nach der Kammer des Bootsmann».
Bald, nachdem sie gegangen waren, stieg Cocker aus der Luke und befahl das Wiederverstauen der auf Deck geschafften Güter.
Da» Feuer ist also gelöscht, redete ich ihn an. Ich hörte eben, wie Prance dem Kapitän Meldung darüber machte und die Meinung äußerte, daß Crabb e» wohl beim Rauchen verursacht haben würde.
Ja, da brate mit einer 'nen Storch, rief er, al» wenn er das Unerhörte noch nicht zu fassen vermöchte. Sagen Sie um Gottes willen, es ist doch kaum glaubhaft, daß der tote Kerl wieder da sein soll.
Davon können Sie sich gleich selbst überzeugen; der Kapitän und Prance find eben zu ihm gegangen. Mir geht jetzt ein Licht auf, wenn ich daran denke, wie die über Bord gekippte Leiche durchaus nicht untergehe» wollte. Prance und ich haben sie lange mit den Augen verfolgt, dachte» aber damals, sie wäre nicht genug beschwert. Nun denke ich anders; hier liegt ein ganz raffinierter Bettug vor. Wie er aber möglich gemacht wurde, durch wen und zu welchem Zweck — denn Crabb muß doch Helfershelfer gehabt haben — da» zu erfahren, bin ich wirklich
begierig. Wer weiß, welch höllischer Plan hinter der Geschichte verborge» liegt und in welcher Gefahr da» Schiff und wir alle geschwebt haben, mit dem alte» Seeräuber da unten.
Herrgott, er war doch aber mausetot, wie Hemmeridge sagte, und Sie selbst sollen ja auch seine Leiche gesehen haben.
Gewiß. Er war tot wie ein Mumienknochen, und trotzdem ist er jetzt so lebendig wie Sie oder ich. Ja ja, das ist ein Rätsel, da» viel zu denken gibt. Ich bin auf die Lösung verdammt gespannt.
In diesem Augenblick wurde Cocker zum Kapitän gerufen. Er eilte weg und ich schlenkerte nach hinten.
Hier wurde ich von den ungeduldig und ängstlich auf Nachrichten harrenden Passagieren mit Fragen bestürmt. Der Oberst schrie mich an: Wo bleibt der Kapitän? Es ist unerhört, uns hier ohne jede Aufklärung über unsere Lage zu lassen. — Ist da» Feuer gelöscht? — Ist Gefahr vorhanden? riefen andere Stimmen.
Da« Schiff ist in diesem Augenblick so sicher, wie er nur jemals auf der Themse war, erwiderte ich, ohne mich aufhalten zu lassen, und schritt weiter, um mir aus meiner Kabine neuen Taback zu holen.
Als ich an die Kajütstreppe kam, stolperte mir von unten der Doktor entgegen; er sah verwirrt und verschlafen aus.
Sagen Sie, redete er mich verstört an, e» soll brennen, was? Und der Steward erzählt, Crabb wäre wieder da? Der Mensch muß verrückt geworden sein. . ^ ,
Alles ist wahr, da» heißt da» Feuer ist schon bewältigt, Crabb aber liegt in Eisen.
Ach, machen Sie einem andern wa» weiß, mich aber lassen Sie mit solchen Räubergeschichten ungeschoren. I» meinem ganzen Leben ist nur
kein Toter vorgekommen, der-
Der Herr Doktor soll gleich zum Kapttan kommen, unterbrach un» hier ein Mattose, der eilig angelaufen kam. Er ist bei Crabb im Boot»- mannlogi». (Forts, folgt.)