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Montag, den 18. Inli 1910.

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Tagesnertigketteu.

8V. Calw. An dem gestrigen Früh- spaziergang des Schwarzwaldvereins beteiligten sich 35 Personen. Vorbei an Schaffst, Saalschule und WölfleSbrunnen ging die etwa Zstündige Wanderung über das Rötelbachtal nach Lützenhardt, Sommenhardt, Teinachtal, Liebels- berger Berg nach Neubulach. Dort wurde bei Mitglied Duß z.Rößle" Rast gemacht. Nach der unter freundlicher Führung des Herrn Stadt­schultheiß Müller vorgenommenen Besichtigung de« interessanten Städtchen« und einiger photo­graphischer Aufnahme an der Burg, in welcher ehemals der Pfalzgraf Ruprecht sowie der Refor­mator Brenz aus und eingingen, erfolgte der Rückweg vorbei am Wenzlerbrunnen und Juden­kirchhof über Seitzental nach Talmühls. Von hier au« wurde die Eisenbahn benützt, mit welcher ' die frohgelaunte Gesellschaft um V-12 Uhr wieder hier ankam, gerade recht, um vor dem bald darauf einsetzenden starken Regen ins Trockene zu kommen.

Bei der in den Monaten April bis Juni vor- aenommenen niederenVerrvaltungsdienstprüfung sind nachstehende Kandidaten zur Uebernahme der in ß 1 der K. Verordnung voini.. Dezbr. 1910 bHNch- neten Aemter für befähigt erklärt, worden: Trost, Wilhelm von Simmozheim; Wein Mn n n, Albert von Neuhengstett; Reutter, Heinrich von Wildberg.

Altensteig 16 Juli. Bei dem letzten Gewitter schlug der Blitz in die Silberwaren- sabrik K. Kaltenbach und Söhne, ohne größeren Schaden anzurichten Ei wurden sämtliche Sicherungen durchschmolzen, ebenso ein Teil der elektrischen Leitung. Das Personal kam mit dem Schrecken davon.

Herrenalb 16. Juli. Die Erstellung eines Aussichtsturmes auf der Teufels­mühle, dem schönsten Punkte der Umgegend, wird

nun demnächst erfolgen. Mit den Vorarbeiten ist bereits begonnen worden.

Stuttgart 17. Juli. Die Zweite Kammer hielt heute die letzte Sitzung in der ersten Tagung dieser Landtagsperiode ab und »ahm zunächst die Mitteilung de« anderen Hauses über die Annahme der Bauordnung mit Bravorufen entgegen, um dann noch einige Petitionen zu erledigen, von denen die des Bauern Jakob Wolf in Erzingen um Entschädi­gung für unschuldig erlittene Untersuchungshaft seines S chnes den Abgeordneten Haußmann zu Angriffen gegen daS Balinger Amtsgericht ver­anlaßt«. Der Justizminister v. Schmidlin wies diese der tatsächlichen Unterlagen entbeh­renden Angriffe mit der Bemerkung zurück, daß der Abgeordnete den Mund zu voll genommen habe. Eine Eingabe de» Volksbunds zur Be­kämpfung des Schmutzes in Wort und Bild, die sicher noch erregte Auseinandersetzungen zur Folge gehabt hätte, wurde im Einvernehmen mit den Petenten auf die nächste Tagung zurückgestellt, in der sie aber von Neuem eingebracht werden muß. Zum Schluß der Sitzung erfolgt die G e- schäftZübersicht des Präsidenten. Herr v. Payer wies zunächst darauf hin, daß die Kammer in der Zeit vom 30. März bis heute 47 Sitzungen abgehalten hat. Sechs Nachtrage zum Etat sind seit der letzten Geschäft»Übersicht am 14. August v. I. erledigt worden. Von 3 Denkschriften zum Kultetat kamen die über die Unterhaltung der Gymnasial- und realistischen Schulen und die Uebernahme der Volksschullasten ! auf den Staat nicht zur Erledigung. Noch 2 ! weitere Denkschriften, darunter die über die ! Besteuerung der Warenhäuser, sind im Schöffe des Ausschusses verblieben. An ordentlichen « Gesetzen sind 10 zustande gekommen, unter ihnen

vor allem die Bauordnung, das Gesetz be­treffend das Gerichtsvollzieherwesen, die Novelle zur Civilprozeßordnung und zur Feuerlöschordnung, das Beamtengesetz, das Gesetz betreffend de« Reservefonds der Staatseisenbahnen und andere. Gescheitert ist da« Landwirtschaftskammergesetz. Unerledigt blieben da» Gesetz betr. den Waffen- gebrauch der Landjäger, die Gebührenordnung für Rechtsanwälte, der Staatsvertrag zwischen Württemberg und Baden über die Herstellung weiterer Eisenbahnverbindungen, sowie mehrere Anfragen und einige Anträge au» dem Hause, die Ausschüssen überwiesen worden waren. Von 571 Eingaben in dieser ganzen Tagung find nur 62 unerledigt geblieben, sodaß da» Petitionsrecht des Volke» nach Kräften respektiert worden ist. Der Präsident schloß mit folgenden Worten: Daraus ergibt sich, daß wir wieder einmal ein tüchtige» Stück Arbeit hinter uns gebracht haben, bei dessen Erledigung wir zum Teil mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen gehabt haben. Wir dürfen uns aber auch sagen, daß wir voraus­sichtlich für eine längere Reihe von Jahren wenigstens auf dem Gebiete der Gesetzgebung die umfangreichsten, verantwortungSvollstew-Auf- gaben gelöst haben und nun wenigstens eine gesetzgeberische Schonzeit für uns und auch für da» Land in Aussicht nehmen dürfen. (Sehr richtig!) Der Präsident dankt dann den Berichterstattern, den beiden Vizepräsidenten und den Schrift­führern für die Mitarbeit und die Unterstützung bei der Erfüllung seiner Aufgaben, namentlich bei Einführung der neuen Geschäftsordnung, die sich abgesehen von einigen unvermeidlichen UebergangSschwierigkeiten recht gut eingelebt und bewährt habe. Vor uns steht, so fügte der Redner hinzu, im nächste» Winter eine lange und schwierige Etatsberatung. Ich

Die Goldinsel.

Serroman von Clark Russell.

(Fortsetzung.)

Still und blaß schlichen die meisten nach Beendigung der Essen» in ihre Kabinen. Nur Johnson, Emmet, der kleine Saunders und ich blieben zurück. Johnson war kreidebleich; er saß unpraktischerweise ebenso wie die beiden andern an der Wetterseite und krallte sich unter den sonder­barsten Verrenkungen seiner langen, dürren Gestalt mit den Händen in seinen Sitz, um nicht bei jeder tieferen Neigung des Schiffes kopfüber zu stürzen. In ähnlicher Weise stemmte Emmet mit fest aufeinander gebissenen Zähnen die Füße gabelförmig in den Teppich und die Arme in die Polsterung seines Sessel«. Der arme Saunders stand aber geradezu Todesqualen aus, da seine armen Beinchen nicht bis zum Boden reichten und er also nur auf die Kraft seiner Arme angewiesen war; sein Gesicht war kirschrot vor Anstrengung. Ich selbst saß auf der sicheren Leeseite. ES war mir wahrhaftig auch nicht leicht um» Herz, trotzdem aber fand ich doch ein gewisses Amüsement in Beobachtung der drei.

Gegen elf Uhr kletterte ich nach Art der Papageien am Tisch ent­lang nach einem der hängenden Servierbretter, um mir noch einen kalten Grog zu mischen. Kaum war ich mit diesem glücklich wieder auf meinen Platz gelangt, als das Schiff sich derart überneigte, daß ich dachte, e» muffe kentern. Im selben Augenblick glitt mein kleiner Saunders von seinem Sitz und kullerte wie ei» Knabe, der sich eine Böschung hinab­kugelte, mir direkt vor die Füße. Ich half dem erschreckten Männchen auf und gab ihm ein Glas Grog, das er mit einem dankbaren Blick leerte. Bald darauf kroch er, meinem Rat folgend, auf allen Vieren nach seiner Kabine, während ich mir ein neues Glas Grog holte.

Danach mußte ich wohl eingeschlafen sein, denn plötzlich hörte ich

wie es drei Uhr schlug. Kein Mensch war mehr in der Kajüte; es brannte nur noch eine Lampe. An den jetzt stampfenden Bewegungen des Schiffes merkte ich, daß wir vor dem Wind liefen und dieser stark nachgelassen hatte. Nun ging ich endlich auch zu Bett.

Als ich erwachte, schien die Sonne durchs Fenster. Da» Schiff schwebte ziemlich glatt dahin. ColledgeS Beine sah ich über mir baumeln, er mußte also auf dem Rande seiner Koje sitzen.

Guten Morgen! rief ich.

Morgen, Morgen, antwortete er fröhlich. Gott sei Dank, wieder schönes Wetter. Schwerenot, war da» eine grausame Nacht! Lustig, wa»? Finden Sie immer noch Vergnügen an dieser herrlichen Wasserfahrt?

Warum denn nicht? Gewiß, e» war ein gesunder Sturm und nicht gerade lustig, wie Sie sagen, aber auf See muß man so wa« mit in Kauf nehmen und nun ist da» Wetter ja auch glücklich überstanden.

Na, ich wollte, die ganze Reise wäre erst überstanden, murrte Colledge, auf den Boden springend.

Nur Geduld, Freund, tröstete ich ebenfalls mein Bett verlassend, wie alles auf der Welt wirr» auch die Reise ihr Ende nehmen.

Wenn nur nicht auf dem Meeresgründe. Wissen Sie, eine einzige Rute Land ist mir lieber als dreißigtausend Morgen Schiffsbord. Uebrigen», sagen Sie mal, Sie kamen ja gestern merkwürdig mit Fräulein Luise an, als ich gerade nach ihr aurschauen wollte. Ich traute meinen Augen nicht, sie Arm in Arm mit Ihnen zu sehen.

Tja, erwiderte ich geheimnisvoll, wenn Sie eher auf Deck gekommen wären, hätten Sie noch ganz andere» sehen können, wie da» schöne Mädchen hing, zum Beispiel.

Hing? schrie er.

Ja, hing. An einem veritablen Strick.

Er trat dicht vor mich und sah mich an. Bitte, machen Sie keine