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Tage« auch in Norderney) ausgeführt, bei denen sehr schöne Flüge, zum Teil von mehr als 15 Mnuten Dauer erzielt wurden. Alle diese Flugveravstaltungen waren überaus gut besucht und et ist zu hoffen, daß auch die Stuttgarter Flugwoche ebenso erfolgreich verlaufen wird. Für die Ausführungen der Flugveranstaltungen find strengste Bestimmungen getroffen; insbesondere dürfen die Flugapparate nicht über den Tribünen hinwegfliegen, das Publikum andererseits muß sich hinter den Schranken halten; aufs strengste ist verboten, in die Bahn hereinzugehen, da sonst Unglücksfälle unvermeidlich sind. Vor Ausführung der Flugwoche werde» noch Vorträge mit Licht­bildern gehalten, denen die einzelnen Systeme, die zur Vorführung kommen, erklärt werden.

Stuttgart 13. Juli. Die Einweih­ung des Württemberger-DenkmalS bei Champigny findet am 11. Oktober statt. Die Abfahrt der Teilnehmer an der E'NweihungSfeier erfolgt am 6. Oktober abends von Stuttgart.

Stuttgart 13. Juli. Heute nachmittag goß in einem Hause der Hauptmannsreute eine Frau beim Anzünden Spiritus in das Herdfeuer. Dabei entstand eine Explosion. Die Kleider der Frau fingen Feuer, so daß sie schwer verletzt ins Katharinen-Hospital übergeführt werden mußte. Heute nachmittag wurde auf der Planie ein Fuhrmann beim Fahre» über das Straßenbahn­gleis vom Sitz geschleudert und vom linken Vorderrad überfahren. Er erlitt erhebliche Verletzungen und wurde ins Karl-Olga-Kranken- haus übergeführt.

Stuttgart 12. Juli. (Schöffengericht) Gegen das Färben von Wurst gehen die Behörden streng vor. An sich sind die Färbe­mittel wohl unschädlich. Allein sie können schon verdorbener Wurst äußerlich ein guter Aussehen geben und so indirekt schädlich wirken. Seit durch eine besondere Verfügung vom Juli 1908 das Färben von Wurst verboten ist, stehen immer wieder Metzger vor dem Gericht. Auch gestern war da« der Fall. Das Schöffengericht stellte fich auf den Standpunkt, daß das Färben von Wurst ein Vergehen gegen da« Fleischbeschau­gesetz darstelle und verurteilte den angeklagten Metzger zu 20 Geldstrafe.

Stuttgart 13. Juli. Der Gewinner de« Hauptgewinns der Roten Kreuz- Lotterie von 50 000 -^ (der Gewinn fiel auf Nr. 5434) wird immer noch gesucht.

Stuttgart 13. Juli. Auf dem Heim­wege von Stuttgart nach Hohenheim klopften heute früh 2 Uhr zwei jüngere Herren an einen Fensterladen eines Hause» in Degerloch. Ein Bewohner des Hauses vermutete in den Klopfenden Einbrecher und gab aus einer Schrotflinte einen

Schuß ab, wodurch einer der jungen Leute ver­letzt wurde. Er mußte in» Katharinenhospital übergeführt werden. Die Verletzungen find nicht gefährlich.

Heilbronn 13. Juli. Das Sänger­fest hat anscheinend eine recht empfindliche finanzielle Einbuße gebracht, so daß man es der Festleitung nicht verdenke» kann, wenn sie nach Möglichkeiten sucht, diese Tatsache abzu- schwäche«. Nur glaubt dasNeckar-Echo" der u. a. eingeschlagene Weg sei nicht richtig, der darauf abzielt, fich möglichst viel Quartiergelder bezahlen zu lassen. Wie das Blatt vernimmt, hat dieses Bestreben Unmut erregt. Die Folge wird wohl sein, daß in künftigen Fällen manche» Festquartier verschlossen bleibt. Man hat fich in der letzten Woche soviel auf den Ruf der Stadt Heilbronn als Feststadt zu gute getan, daß man ihn nicht beeinträchtigen sollte.

Neckarsulm 13. Juli. Die Amtsan­waltschaft fahndet nach dem 34 Jahre alten Studenten Alfred Hartmann, der in letzter Zeit im Bezirk Neckarsulm eine ganze Reihe von Darlehensschwindeleien und Zechprellereien ver­übte, indem er sich unter dem Namen bekannter Heilbronner Rechtsanwälte, Aerzte usw. vorstellte und die Gesellschaft früherer Studiengevossen aufsuchte. Hartmann ist als Simulant aus der Heilanstalt Weinsberg entlasten.

Backnang 13. Juli. Der Gauleiter der organisierten Lederarbeiter und Arbei­terinnen, A. Loß, richtete an den Vorstand des Vereins der Backnanger Lederproduzenten ein Schreiben, worin für sämtliche Gerbereiarbeiter und Arbeiterinnen erhebliche Lohnerhöhungen gefordert werden. Er verlangt bis spätesten» Freitag, den 15. Juli, die Antwort der Vereins der Backnanger Lederproduzenten.

Süßen OA. Geislingen, 13. Juli. In einer hier ausgestellten Schießbude nahmen zwei junge Leute die vorübergehende Abwesenheit de» Besitzers wahr, um mit den ausgelegten Ge­wehren Zielübungen vorzunehmen, sie legten aufeinander an, ohne die Absicht zum Schießen gehabt zu haben. Dabei entlud fich plötzlich eines der Gewehre und der Bolzen drang dem einen der jungen Leute direkt ins rechte Auge. Er wurde alsbald nach Tübingen verbracht, um in der dortigen Augenklinik behandelt zu werden. Das Auge war jedoch nicht mehr zu retten.

Tübingen 13. Juli. Ein schwerer Unglücks fall ereignete fich gestern abend bei der Scheuer von Kienle in der Wöhrdstraße beim Heueinbringen. Als man damit beschäftigt war, das Heu mittel» Aufzugs auf den Speicherboden zu ziehen, löste sich der Haspel, stürzte herab und traf die 30jährige Frau Hipp, Ehefrau

des Fuhrmann» Hipp, in der Bachstraße so un­glücklich auf den Kopf, daß sie bewußtlos zusam­menbrach. Posthalter Rommel verbrachte-sie i« Fuhrwerk sofort in die Klinik, wo man einen schweren Schädelbruch konstatierte. Bis heute ist die Frau nicht zum Bewußtsein gelangt.

Tuttlingen 13. Juli. Die Lohn­bewegung derSchreiner hat eine verhält­nismäßig rasche Erledigung gefunden. Nachdem die Meister sich geweigert hatten, eine Verkürzung der Arbeitszeit von -10 auf 9'/- Stunden z« bewilligen, und die Lohnfrage in den einzelnen Geschäften ihre besondere Erledigung fand, wobei die Tüchtigkeit der einzelnen Arbeiter berücksich­tigt wurde, zogen die Gehilfen mit wenigen Ausnahmen ihre Kündigung zurück.

Ulm 13. Juli. Beim Graben eines Kellers für die Witwe Buchenscheid wurde der 35jähr. Sohn Jesef Buchenscheid und der 18jährige Diensiknecht Josef Nägele durch herabstürzende Erdmassen verschüttet und getötet.

Ravensburg 13. Juli. Der Trauben­wirt Hund in Reutefronhofen fand bei Grab­arbeiten in geringer Tiefe einen irdenen Topf mit alten Münzen, Gold- und Silbermünzen aus der Zeit des 30jährigen Kriegs, die damals vergraben worden waren.

Friedrichshafen 13.Juli. DasMiet- automobil von I. Pelzer fuhr gestern mit zwei Damen und zwei Kindern die Karlflraße herauf, während das Automobil des Kommerzien­rats Scharrer von Cannstatt mit dem Besitzer und seiner Gattin die Friedrichsstraße herabfuhr. Die Chauffeure der beiden Wagen suchten sich auszuweichen, stießen aber mit ihren Wagen zu­sammen. Trotzdem beide Wagen äußerst langsam fuhren, wurde Kommerzienrat Scharrer und seine Frau aus dem Wagen geschleudert, wobei Scharrer auf der Hintertreppe de« Gebr. Schöll- horn'schen Hauses eine schwere Schädelverletzung und einen Achselbruch erlitt. Frau Scharrer erlitt einen Bruch der linken Hand. Von den Insassen des Mielautomobils wurde nur ein Kind durch Glassplitter unbedeutend verletzt. Die Verunglückten erhielten durch zwei Aerzte Not­verbände und wurden darauf in ihre Villa nach Knßbrpnn verbracht.

Berlin 13. Juli. Da» Haupt der Bande; die in letzter Zeit mehrere wohlhabende Lichtqnrader Gutsbesitzer mit ähnliche» Schreiben beunruhigte wie den gestern zu Scha­den gekommenen Gutsbesitzer Kraatz soll ein Verwandter des letzteren sei». In seinem zweiten Schreiben an Kratz verschärfte der bis jetzt Un­bekannte seine Drohungen dahin, daß Kraatz, wenn er die geforderte Summe von 3000^ nicht

stimmte ich lächelnd mit einer leichten Verbeugung zu. Aber, fuhr ich fort, nicht aus Feigheit, sondern aus dem natürlichen Bestreben, einem Kampfe aus dem Wege zu gehen, dessen Ausgang nicht abzusehen ist. Der Führer eines Pastagierschiffes trägt eine zu schwere Ver­antwortung, um nicht alles zu vermeiden, was seine Reisegesellschaft gefährden könnte.

Aber ich bitte Sie, erwiderte da» Fräulein spöttisch, was könnte uns denn ein solch kleine» Schiff viel tun?

Genug, um e» bester nicht darauf ankommeu zu lasten. Geht doch auch auf dem Lande jeder anständige Mann, und wenn er der stärkste wäre, einem berüchtigten Raufbold aus dem Wege.

Sehr richtig, sehr richtig, fiel die Tante ein. Von dergleichen Dingen verstehst du nichts, mein Kind. Bedenke doch um Gottwillen, wenn wir angefallen würden und unten, halbtot vor Angst, hören müßten, wie man hier oben schießt und kämpft.

Ach, ich würde mich nicht fürchten. Aus irgendeinem gedeckten Winkel würde ich mitschießen. Zu was habe ich denn schießen gelernt, erwiderte Fräulein Temple.

Doch nicht, um Menschen zu töten! Mein Gott, wie du so sprechen kannst! Komm', komm', Kind, lasten wir da». Mir schwankt das Schiff zu sehr. Ich will hinunter.

Das tapfere Mädchen rümpfte etwas da» Näschen und kräuselte schmollend die Lippen, ging aber ohne ein Wort der Erwiderung mit, und ich verließ meinen Platz, um vom Kampanjedeck weiter Ausschau zu halten.

Dort oben traf ich Emmet und Johnson, die sich über die Zumutung einer Betätigung am Kampfe den Mund zerrissen. Beide stimmten darin überein, daß sie durchaus nicht verpflichtet wäre», ihre Haut zu Markte zu tragen.

Da» ist eine schöne Patsche, in der wir stecken, brummte Johnson. Mag fich herumschießen und stechen, wer fich dazu berufen fühlt, mein

Handwerk ist die Feder, und der Henker soll mich holen, wenn ich Lust verspüre, mich für Leute, die mich keinen Strohhalm kümmern, zu Frikassee hacken oder zum Krüppel schießen zu lassen. Mag der unverschämte Rauf­bold der Oberst, so viele Hälse absäbeln, al» er erwischen kann, mir soll es recht sein. Ich rühre keinen Finger.

Ganz meine Meinung, stimmte Emmet eifrig zu.

Das könnte mir fehlen, mich in solche Gefahr zu begeben. Hol der Teufel die ganze Seefahrerei, bei der man ohnedem keinen Augenblick feines Lebens sicher ist, wenn man auch noch obendrein für sein schweres Geld sein Blut hergeben soll. Das kommt mir ebenso verrückt vor, al» wenn man von mir verlangen wollte, auf den Raaen herumzukriechen und Segel zu reffen, oder beim Drckscheuern zu helfen. Mich sieht kein Mensch hier oben, wenn es losgeht. Mögen sie mir nehmen, was ich habe, da» läßt sich ersetzen, aber die Kehle laste ich mir nicht abschneiden.

Höchst belustigt über die Ergüsse der beiden Heldenseelen wollte ich eben versuchen, sie zu bekehren, als am dunklen Horizont ein grelleuchtender Blitz niederfuhr, und Emmet schrie: Großer Gott, auch das noch! Nein, Blitze kann ich nicht sehen! Schnell Johnson, dak Wetter kommt! Worauf beide eiligst nach unten flüchteten. (Forts, folgt.)

(Hier werden alle Sprachen gesprochen!") Ein nettes Geschichtchen von einem findigen Pariser Gastwirt wissen dieAnnaleS zu erzählen: Im Schaufenster eines Restaurants in nächster Nahe eme» der Pariser Bahnhöfe, so berichtet das Blatt, hängt dicht über der täg­lichen Speisekarte ein Plakat mit der Aufschrift:Hier werden alle Sprachen gesprochen". Ein Gast entdeckt beim Hineingehen die Auf­schrift und fragt drinnen einen Kellner: ^ ^

Sagen Sie, Sie haben hier wohl eine Reche von Dollmetschern?" Keinen einzigen," antwortet der Ganymed.

Na, wer spricht denn hier alle Sprachen?"

Die Kunden, mein Herr!"