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4'/- Uhr, in der Seminarturnhalle die Aufführung von dessen OratoriumDas Paradies und die Peri" unter Mitwirkung hervorragender Solisten statt. Freunde edler Musik seien auf diese seltene Darbietung aufmerksam gemacht.

Herrenberg 18. Juni. Gestern fand eine Besprechung in Sachen der Automobilwagen­verbindung Haiterbach- Nagold-Herren­berg mit einer Motorwagenfabrik statt, an der auch Vertreter des K. Oberamts und der hiesigen Stadtverwaltung teilnahmen. Zunächst wurde die Strecke befahren und die Rentabilität be­sprochen. ES wird sich auch darum handeln, ob man die Strecke auch für kleinen Güterverkehr einrichtet, oder nur für den Personenverkehr.

Freudenstadt 16. Juni. In der heutigen Sitzung der bürgerlichen Kollegien wurde beschlossen, die Ueberstunden der Lehrer an der Realschule nach dem Erlaß der Ministerial- abteilung zu honorieren. ES wurde anerkannt, daß bei einem Stellenwechsel der neu anzustellende Lehrer zu 26 bezw. 28 Stunden verpflichtet sei. Die Gemeinde sei in diesem Fall gezwungen, einem vielleicht sehr jungen Lehrer die Ueber­stunden zu bezahlen und wäre es daher eine große Unbilligkeit, wenn die schon länger angestellten Lehrer hier zurückstehen müßten; auch sei die Bezahlung der Ueberstunden nun in allen Städten mit ganz verschwindenden Ausnahmen anstandslos geregelt worden. Der Aufwand für die Stadt­kaffe beträgt jährlich 684 ; die Bezahlung er­

folgt vom 1. April an.

Eßlingen 18. Juni. Einen gesunden Durst entwickelten die Friseure, die dieser Tage ihre Landesversammlung hier abhielten. Sie wurden von der Stadt zu einem Imbiß ein­geladen, für den den erstaunten Stadtvätern statt der angesetzten 150 eine Rechnung von rund 600 überreicht wurde.

Lautlingen OA. Balingen 18. Juni. Bei der Grabarbeit am neuen Schulhaus wurden mehrere Gräber entdeckt, in denen außer Skeletten mehrere Waffen gefunden wurden, wie Speere, Säbel und Lanzen. Auch andere wert­volle Altertümer wurden zutage gefördert, Arm- fpangen rc. Der katholische Stadtpfarrer von Balingen war als Sachverständiger an Ort und Stelle. Er konnte feststellen, daß sämtliche Funde auf die Zeit der Alemannen (400 Jahre n. Ehr.) zurückzuführen seien.

Rottweil 18. Juni. Leider forderte das Hochwasser des Neckars auch hier ein Opfer. Der 15jährige Untertertianer Adolf Hauser aus Freudenstadt, ein begabter und allerseits be­liebter Schüler, Sohn des OberreallehrerS Hauser in Freudenstadt, wurde seit Donnerstag mittag vermißt und bei den am Freitag früh angestellten Nachforschungen fand der städtische Anlagenauf­

seher Schnell seine Kleider wohlgeordnet im oberen Badhaus vor. Der Leichnam.wird neckarabwärtS gesucht, bi» jetzt erfolglos.

Rottweil 18. Juni. In Epsendorf drangen Knaben der oberen Schulklassen in die Aborte für die Mädchen ein, wes­halb sie von dem zuständigen Lehrer in Strafe genommen wurden. Statt ihre ungezogenen Jungen des weiteren in ernste Behandlung zu nehmen, bezw. eine etwaige begründete Beschwerde auf ordnungsmäßigem Wege einzubringen, be­gaben sich die Väter in die Wohnung des Lehrer», um diesem unliebsame Auftritte zu machen. Trotz mehrfacher Aufforderung verließen sie die Woh­nung nicht, sodaß der Landjäger zu Hilfe ge­rufen werden mußte, der denn auch die Anzeige wegen Hausfriedensbruch erstattete. Von dem Schöffengericht zu Oberndorf wurden die beiden Angeklagten, für die der Amtsanwalt eine Geld­strafe von 15 und 18 ^ beantragt hatte, frei­gesprochen, da sie zu blöd und zu töricht seien, um ihr Benehmen, das als brutales ja wohl schwer gerügt wurde, voll zu erfassen. Die hies. Strafkammer war anderer Ansicht. Der Staats­anwalt, der die Berufung gegen da» erstinstanz­liche Urteil einlegte, sprach offen feine Verwun­derung über die Beantragung einer geringen Geldstrafe für das bedrohliche Vorgehen aus und da» Gericht erkannte, indem es die rückständige Bildung der Beschuldigten in deren eigenem Sinne nicht gelten ließ, auf eine Gefängnisstrafe von einer Woche und auf Tragung der Kosten beider Verfahren.

Denkingen OA. Spaichingen 18. Juni. Ein größeres Almandstück, östlich 600 Meter an der auf den Heuberg nach Böttingen führenden Straße gelegen, löste sich loS und rutschte auf die Straße und die unter ihr liegenden Wiesen und Aecker. Man schätzt die meterhohe Masse auf mindesten» 1000 Kubikmeter. Durch den tagelangen wolkenbruchartigen Regen wurde der auf einer Lehmschicht lagernde Boden unter­waschen und so zum Rutschen gebracht. Eine weitere Meldung lautet: Nachdem schon vorige Woche, veranlaßt durch den Regen, am Vizinal- weg gegen Erlen ein Stück Böschung abgerutscht ist, den Weppach au» seinem Bett verdrängt und mehrere Morgen Wiesen überschwemmt und das Heugras verschlammt hatte, sollte diese Woche noch verhängnisvoller werden. An der Heuberg­steige hat sich die Fahrbahn an einigen Stellen gesenkt und Riffe erhalten, an einigen Stellen ist die Böschung samt etwa» Straße fort, an zwei Stellen hat sich Schlamm und Boden auf sie gelagert, daß sie unfahrbar ist. Sodann haben sich im Waldteil Rößle viele hundert Kubikmeter Schlamm und Erde gelöst und bei einem an­fänglich starken Gefäll mit donnerähnlichem Getöse

fritz hatte den Ort de» Stelldicheins mit schlauer Berechnung gewählt. Der Baum konnte vom Hohlwegacker aus nicht gesehen werden, stand aber am Fußpfad, der vom Rodershof nach dem genannten Acker führte. So erregte es also keinen Verdacht, wenn jemand dahin ging, und es konnte eine allenfallfige Zusammenkunft bei demselben nicht leicht beobachtet werden. Auf drei Seilen, in der Entfernung von etwa tausend bis zwölftausend Schritten schloß Waldung den ausgerodeten Boden ein.

Al» der Bauer den Baum erreichte, betrachtete er ihn nachdenklich. Das geht nicht," sagte er für sich,das verkrüppelte Gewächs ist viel zu niedrig und hat auch so wenig Blätter. Wenn ich da 'naufsteigen tät' heut abend, könnt mich jeder schon weitem seh'n, und dann sitzet ich natürlich umsonst droben und könnt' Maulaffen feilhaften, oder den Mondschein ansingen. Und doch muß ich wissen, ob sie kommt und was sie aldann ausz'machen hat mit dem Hauptlumpen, dem grundschlechten. Wie soll ich denn das Ding ankarten? Was fang' ich an? Halt, mir fällt wa» ein. Auf die Weis könnt' sich'» richten lassen." Er setzte seinen Weg fort und gelangte nach einigen Minuten auf den Hohlwegacker. Der ihm nächste Schnitter war der Großknecht.

Michel!" rief er ihm zu. Der Knecht kam über die frischen Stoppeln heran und blickte seinem Herrn fragend in» Gesicht. Trotz der frühen Morgenstunde rannen ihm schon die Schweißtropfen über die Stirne.

Der Metzgerbarthe! im Dorf," begann der Bauer, indem er sich Mühe gab, recht gleichgiltig dreinzuschauen,hat gestern wegen Betzen mit mir geredet. Ich muß mich aber z'erst mit unserm Schäfer benehmen. Wo hat er denn Hintrieben heut?"

Dort hinter der Waldspitz' ist er mit seinen Schafen," gab Michel zur Antwort,und ein wenig weiter drüben, auf der Haid, läßt der Hütbub' da» Vieh laufen."

So? Alsdann kannst schon wieder weiter schneiden. Ich werd' ihn

sich fortgeschoben, rechts und links 1'/- Meter hohe Erdmassen samt Gehölz 300 Meter breit ablagernd, während der Kern, 5io Meter breit, sich bis V- Kilometer bewegte. Etwa 68 Morgen Wiesen und Kornfeld sind verwüstet und auf Jahre hinaus ertraglos.

Aalen 18. Juni. Gestern ging bei Unter­rombach, Reßlau, Hammerstadt u. a. Orten ein wolkenbruchartiger Regen nieder, der das ganze Wiesental überschwemmte, so daß sogar das Vieh aus den Stallungen gebracht werden mußte. Die Straße von Unterrombach nach Aalen war bi» heute früh auf der Unter­rombacher Seite nicht passierbar. Die Aal ver­ursachte zwischen Hofherrnweiler und Aalen große Ueberschwemmungen, bis herein in die Stadt zur Wilhelmstraße. Auch hier mußte das Vieh aus den Ställen gebracht werden. Die Hopfenstraße bis hinunter zur Nudelfabrik steht so unter Wasser, daß sie für Fußgänger nicht mehr passierbar ist. Vom Sägewerk Enßlin u. Aißlinger bis hinunter nach Wasseralfingen gleicht das Wiesental einem See, ebenso ist das ganze Jndustriebahngebiet überschwemmt.

Friedrichshofen 18. Juni. Seit mehreren Wochen werden im Bodensee in Höhe des K. Schlosses sehr interessante Versuche mit einem Tauchapparat, der bereit» patentiert wurde, gemacht. Vermöge diese» Apparates, dessen Erfinder Techniker Fr. G all in Eßlingen ist, ist der Taucher imstande, in einer Tiefe von 3035 Metern 34 Stunden zu verweilen. Nach Beseitigung einiger kleiner Mängel, die sich beim Ausprobieren des Apparats ergeben haben, wird es dem Taucher ermöglicht werden, dieselbe Zeit sogar in einer Tiefe von 50 Metern zuzubringen. Diese kolossale Leistung ist dem großen Vorteil de» Apparat« zuzuschreiben; denn während bisher die Lungen des Tauchers mit 6 Atmosphären belastet waren, arbeitet er jetzt in 50 Meter Tiefe mit nur ^/i° Atmosphären Ueber- druck. Die Höchstleistung eines Taucher» unter den schwierigsten Atmungsbedingungen war bisher 41 Meter und ein längeres Verweilen in der Tiefe unmöglich; auch durfte er nur einen Meter pro Minute tief gehen, da andernfalls der Luft­druck schädlich auf den menschlichen Organismus wirken würde, desgleichen auch beim Aufzug. Mit dem jetzigen Apparat dagegen kann die ganze Tiefe von 50 Metern in einer Minute erreicht werden und auch das überaus weiche Material, aus dem derselbe hergestellt ist, gestattet in einer solchen Tiefe noch Beweglichkeit. Das nächstdem zur Verwendung kommende Material wird noch größere Tiefen zulaffen.

Friedrichshafen 19. Juni. Wie dem Süddeutschen Korrespondenz-Bureau von zu­ständiger Seite mitgeteilt wird, haben die beiden

jetzt wohl finden, den Schäfer." Der Rodershofer schritt auf die bezeich- nete Waldspitze zu und traf dort den Schafhirten, einen alten, eisgrauen Mann, der schon de» Bauern Vater gedient hatte.

Nazi," redete er ihn an,ich Hab' zum Michel g'sagt, ich müßk dich aufsuchen wegen Betzen, die der Metzgerbarthel kaufen will; ich komm' aber wegen einer andere» Sach' zu dir."

Hm?" machte der Schäfter, der wie alle Leute, welche viel in der Einsamkeit lebe», sehr wortkarg war.

Du mußt mir einen G'fallen tun, aber niemand nichts davon verraten."

Was wär' das alsdann für ein G'fallen?"

Heut' nachmittag mußt deine Schäferhütten nach dem Holzbirnbaum hinfahren, der nächst unserem Gartenacker steht. Du kennst ihn doch, denselbigen Baum?"

G'wiß."

Am liebsten wär's mir, wenn's gar kein Mensch seh'n tät', daß du deinen Karren dorthin bringst. Aber es macht auch nicht», wenn's wer sieht. Nur darfst beilei nicht ausschwatzen, daß ich dir'« ang'schafst Hab'; das darf kein Mensch nicht wissen. Sondern wenn dich wer frage» sollt', warum du deine Hütten vom Schafpferch wegführst und neben dem­selben Birnbaum ausstellst, alsdann mußt du eine Ausred' machen. Hast mich verstanden?"

Wohl, wohl."

Und willst du'« genau so machen?"

Warum nicht? Du bist der Bauer und hast e» ang'schafft, also geschieht'»."

Noch etwas, Nazi! Wenn du die Hütten zum Birnbaum 'bracht hast, mußt gleich wieder z'rück zu den Schafen, darfst auch nicht bälder in den Pferch treiben, als bis die Troadschneider, sobald '« finster wird, I von den Feldern gehen. Alle meine Leute müssen sehen, daß du bis auf