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Montag, Sen 20. Auni 1910.
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Tagesueuigkeiteu
8.V. Calw. Nach regenreichen Tagen lachte am gestrigen Sonntag die Sonne wieder vom blauen Himmel und lockte viele hinaus in Wald und Feld. Der auf gestern angcsctzte Ausflug des Schwarzwaldvereins wies denn auch eine recht stattliche Teilnehmerzahl auf. Etwa 70 Personen, worunter annähernd die Hälfte Damen, fuhren frohgelaunt mit dem 2.03 Uhr Zug nach Talmühle. Von hier aus ging es in die wildromantische, fast allen Teilnehmern unbekannte Xanderklinge, die Überraschungen in Menge bot. Ueber ausgewaschenes Geröll und Langholzstämme suchten die Wanderer unter Lachen und Scherzen den Weg bis plötzlich zwischen dachsteilen Berghängen eine hohe Felswand den Weg verlegte und ein Weiterkommen, besonders für die vielen Damen, unmöglich erscheinen ließ. Gezogen und geschoben von ritterlichen Herrn überwandten jedoch Männlein und Weiblein das Hindernis und gelangten alle glücklich zur Höhe auf den gebahnten Weg. Reizende Motive hätte die Kletterpartie dem Photographen geboten. Von der Xanderklinge aus war Holzbronn bald erreicht. Dort erregte die neue Kirche besonderes Interesse. Nach kurzer Wanderung außerhalb des Waldes auf der luftigen, schöne Aussicht auf den Schwarzwald bietenden Höhe zwischen Holzbronn und Gültlingen, wandte sich der Hauptteil der Gesellschaft durch wohlgepflegten schönen Wald unter liebenswürdiger Führung des Herrn Oberförsters Wurm Stammheim zu, während sich ein halbe» Dutzend der Wanderer streng an den Wanderplan hielt und in direkter Richtung auf schönen Waldwegen den Haselstallerhof erreichte, woselbst die gastfreundliche Besitzerin der Ziegelei die kleine Gesellschaft freigebig mit Most und Schwarzbrot
bewirtete. Im Waldhorn in Stammheim traf sich dann die ganze Gesellschaft wieder, wo das Vesper nach Zstündiger Wanderung trefflich mundete. Bei Musik, Gesang und Tanz verging die Zeit sehr rasch, sodaß der Heimweg erst um 8 Uhr angetreten wurde. Musik voran, erfolgte derselbe durch das Schleiftal und den von dem Schwarzwaldverein in diesem Frühjahr neu angelegten Waldweg über Schlittenbach und Oelenderle. Auf der Stammheimer Höhe bot sich den heimziehenden Wanderen der Anblick eines prächtigen Sonnenuntergangs zum würdigen Abschluß des wohlgelungene» Ausflug» über dessen Verlauf allgemeine Befriedigung geäußert wurde.
* Calw 20. Juni. Die feuchtwarme Witterung hat einer Unmasse von Raupen zu fröhlichem Dasein verholfen. Massenhaft treten diese schädlichen Tiere an den Obstbäumen auf und verursachen vielen Schaden. Eine Vertilgung ist sehr angezeigt, namentlich an Aesten, die leicht zugänglich find. Einen ebenso großen Schaden macht das Fusikladium, die verderbliche Blattkcankhsit. Es gibt Bäume, die von Laub fast entblößt sind und einen traurigen Anblick gewähren. Einige Sorten, darunter leider die tragbaren Goldparmänen, werden von dieser Krankheit mit Vorliebe befallen. Da dieser Uebelstand auch in den ferneren Jahren wohl nicht aufhören wird — das Bespritzen der Bäume leistet zwar vortreffliche Dienste — so muß der Obstzüchter darauf sehen, nur solche Bäume zu pflegen, die widerstandsfähig gegen das Fusikladium sich gezeigt haben.
Calw 20. Juni. In Eßlingen fand in letzter Woche der Verbandstag württem- bergischer Friseurmeister statt, womit eine Ausstellung von Haararbeiten verbunden war,
die mit etwa 300 Arbeiten von Meistern, Gehilfen und Lehrlingen beschickt war. Friseur Ham mann und sein Gehilfe K. Beck hatten auf dem Verbandstag einen Modellkopf und eine Straßenperücke ausgestellt und erhielten für ausgezeichnete Leistungen von Haararbeiten die silberne Medaille. Innerhalb eines Jahre» hat Friseur Hammann nun für ausgestellte Haararbeiten 3 silberne Medaillen erhalten, wa» für den Aussteller gewiß einen sehr schönen Erfolg bedeutet.
^ Liebenzell 16. Juni. Kunstmaler Lindemann aus München wird Mitte Juli hier eine Malschule errichten. Es wird also von dieser Zeit ab Gelegenheit geboten sein, bei akademisch gebildetem Herrn die Landschaftsmalerei zu erlernen oder sich in dieser Kunst noch mehr aukzubilden. Gewiß werden sich hier und in der Umgebung und insbesondere in der Oberamtsstadt Calw Damen und Herren finden, die diese Einrichtung mit Freuden begrüßen und gern von der günstigen Gelegenheit Gebrauch machen werden. An 2 Tagen der Woche soll es den Kurgästen von Schömberg ermöglicht werden, an einem Kurs für Landschafttmalerei teilzunehmen.
Neuenbürg 19. Juni. Seit einiger Zeit wurde in Arnbach, wenn die Leute auf dem Felde oder sonst auswärts sind, gestohlen. Nun ist einer der Diebe, ein 13jähriger Schüler, ermittelt worden. Dieser ist mit einer beispiellosen Frechheit in fremde Häuser eingestiegen und hat immer die ganze Wohnung abgesucht bis er Geld fand, das er dann an sich nahm um es zu Schleckereien zu verwenden.
Nagold. Zu Ehren de» am 8. Juni 1810 geborenen Tondichters Robert Schumann findet am Sonntag, den 26. Juni, nachmittags
Der Bilwitzschneider.
Erzählung von Jos. Baierlein.
(Fortsetzung.)
Der Bauer, für den Logik und Psychologie spanische Dörfer waren, fand nicht heraus, daß die vorstehenden Zeilen nur von einem schon geistig unfreien, halb rasenden Menschen geschrieben sein konnten. Er hielt sich an die Worte, die er gelesen, und von diesen fiel jedes wie sengende» Feuer auf sein Herz. Mit langen Schritten ging er in der Stube auf und ab, mit auf dem Rücken verschränkten Armen und gab seinen traurigen Gedanken Gehör.
„Die Leut' haben recht," sagte er zu sich selbst, „wenn unser Herrgott gern einen Narren sehen will, läßt er einem alten Mann seine Frau sterben. Da Hab' ich nun die Bescheerung, weil ich als Witwer ein saubere» Madel g'heirat Hab', da» fast dreißig Jahr' jünger ist, als ich! Jetzt kommt so ein junger Lecker und Schlecker, schaut mich für einen alten närrischen Tropf an, mit dem man gar nicht viel Wesens zu machen braucht, und möcht meinem Weib die süßen Lippen küssen, — weil'S ja doch von einem so zuwideren Alten nichts wird wissen mögen! Nun, Herr Steinerfritz, das G'lusten soll Ihnen aus'trieben, der G'spaß soll Ihnen ein'gsäuert werden! Und der Lugenbeutel schmiert mich zuerst noch so an, indem er an Ostern sagt, eine Feindschaft aus der Schulzeit tät' b'steh'n zwischen ihm und der Babett! Eine schöne Feindschaft das!
Jetzt begreif' ich erst, warum mein Weib so grob g'wesen ist mit dem Menschen und ihn gern aus dem Haus g'habt hält'. Sie ist eine ehrliche Frau und will eine solche bleiben, und d'rum hat'S der Gefahr auSweichen wollen. Respekt vor ihr! G'wiß haben das auch meine Ehehalten verstanden; denn ein paar von ihnen sind ja aus dem Dorf, und leicht hat eine» oder das andere g'wußt, daß die Babett und der Fritz
einmal miteinander 'gangen sind. Nur ich Hab' nichts davon g'wußt und bin etwa gar meinen Leuten zum G'spött worden, weil ich selber den Haderlump, den verdächtigen, wieder Hab' ins Haus holen lasten — durch mein eigene» Weib! — Höllsaxendi! Der Gedanken frißt mir'« Herz ab, daß ich selber den Wolf in meinen Schafstall g'führt Hab'. Rodershofer, b'schau dich im Spiegel, wenn 'd wissen willst, wie der größte Dummkopf auf Gottes weiter Welt aussieht! Beim heiligen Blut von Neunkirchen! Ich schäm' mich, wenn ich denk', was meine Dienstboten und die Leut' im Dorf über mich werden 'zischelt und g'munkelt haben! Und ich alleinig Hab' nichts g'merkt und nichts g'seh'n, rein'» Blüh Hab ich g'habt vor den Augen. Aber verd— will ich sein, wenn ich dem Bürschel, dem Grandlumpen, seine Fisimatenten nicht austreib'! Wenn den Schuft der Teufel gleich quintelweis' in der Luft z'reißen tät' wär' er bester dran, als wenn er mir in die Händ' g'rat!" Plötzlich hielt der Bauer den Schritt an. „Aber wie ist mir denn?" fuhr er in seinem Selbstgespräch fort, „heut' haben wir ja Montag, — auf heut' abend hat er die Babett' 'nauSb'stellt zum Holzbirnbaum. — Ob sie etwa hingeht? Ob sie vergißt auf ihre Pflichten und mit dem Menschen z'sammentrifft? Ich mag'» nicht glauben und will'» nicht glauben und doch — doch! Gestern ist sie erst später als wir alle au» der Kirchen heim'kommen, da muß sie mit dem Steinerfritz g'red't haben — sonst hätt'S nicht ausrichten können, daß er den Tag über bei seinem Vater bleiben will. — Wenn sie ihm dabei zug'sagt
hält!-Herrgott! erhalt' mich bei meinem g'sunden Verstand! Ich
glaub', ich brächt' sie alle zwei um, wenn ich sie bei einander erwischen tat'! — Aber erfahren will ich, misten muß ich, wie ich mit meinem Weib d'ran bin!"
Er ging der Tür zu und verließ da» Hau» mit bösem Argwohn und mühsam unterdrücktem Zorn in der Brust. Doch begab er sich nicht nach dem Hohlwegacker, wo seine Leute Korn schnitten, sondern er schlug die Richtung nach dem verhängnisvolle» Holzbirnbaum ein. Der Steiner-