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Freitag, -e« 10. Zuni 1910

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Amtliche Vekanntmachrmgen.

Bekauutmachmrg.

Die K. Regierung des Schwrrzwaldkreises hat am 7. Juni 1910 die Wahl des geprüften Ver­waltungskandidaten Paul Karch von Calw zum Ortsvorfteher der Gemeinde Unterreichenbach bestätigt.

Calw, 9. Juni 1910.

K. Oberamt.

I. B.: Reg.-Aff. Digel.

TageSueuigkeiteu.

Herrenalb 9. Juni. In der aufge- wärmten Sache wegen Ermordung eines Amerikaners hat das Neuenbürger Gericht heute abermals Nachgrabungen vorgenommen. Das Resultat soll wieder negativ gewesen sein.

Stuttgart 9. Juni. Die Landes­versammlung des Württ. Hansa-Bunde» findet zur Erinnerung an die Gründung des Bundes an deren erstem Jahrestag, Sonntag den 12. Juni, vormittags 11 Uhr, im Konzert­saal der Liederhalle statt. Der Vorsitzende des geschäftsführenden Ausschusses vom Württ. Landes­verband, Fabrikant Albert Hirth-Cannstatt, der dem Präsidium des Hansa-Bundes als Vizeprä­sident angehört, wird diese Festsitzung mit einer Begrüßungsansprache eröffnen, während der Ge­schäftsführer des Württ. Landesverbandes, H. G. Bayer-Stuttgart, über das erste Jahr der Hansa-Bund-Arbeit sprechen wird- Erfreulicher­weise hat sich der Professor der Nationalökonomie an der Stuttgarter Technischen und der Hohen- heimer Landwirtschaftlichen Hochschule, Herr Dr. C. Kindermann, zu einem Vortrag bei dieser Landesversammlung des Hansa-Bundes gewinnen lasten; er wird da» Thema:Industrie und Handwerk in ihrem organischen Zu­

sammenwirken" behandeln und damit einen der Grundgedanken des Hansa-Bundes, den der Solidarität der verschiedenen wirtschaftlichen Er­werbsschichten, eingehend beleuchten.

Stuttgart 9. Juni. Die Sammlung für das Württemberger-Denkmal bei Champigny wird am 15. Juni geschloffen. Die Summe der bis jetzt eingegangenen Spenden beträgt 32449 Zur Veteranenfahrt nach Paris zur Einweihung de» Denkmals haben sich bis jetzt 16S Teilnehmer gemeldet, darunter 45 Nichtfeldzugsteilnehmer.

Stuttgart 9. Juki. Zu dem Eisen­bahnunfall in Feuerbach teilt die Generaldirektion der StaatSeisenbahnen mit: In der Nacht vom 8./9. Juni find von dem Güterzug «448 Stuttgart Hbf.Kornwestheim bei der Durchfahrt in Feuerbach in Folge un­zeitiger Umstellung einer Weiche 6 Güterwagen entgleist. Ein Stationsbeamter wurde leicht verletzt. Beide Gleise waren von ll'/r bis 2*/s Uhr gesperrt. Die in dieser Zeit fälligen Züge wurden über KornwestheimMünster Untertürkheim umgeleitet. Von einem Augen­zeugen wird noch mitgeteilt, daß das Gerücht, daß noch ein zweiter Zusammenstoß stattgefunden hat, sich bestätigt, indem der kurz nach 11 Uhr einlaufende Personenzug von Calw auf den ab­gerissenen Teil des Güterzugs auffuhr, wodurch die Lokomotive leichter, der Postwagen aber er­heblich beschädigt worden ist. Die Paffagiere kamen, da der Zug langsam fuhr, mit dem Schrecken davon.

Stuttgart 9. Juni. (Strafkammer.) Die Opfer einer Erpresserb ande sind schon seit Jahren ei« hiesiger Kommerzienrat und sein Sohn. Scho» vor 9 Jahren erpreßten drei Burschen von dem Kommerzienrat unter der

Drohung der Veröffentlichung einer heiklen Sache größere Geldbeträge. Die Burschen prahlten in einer Wirtschaft, auf welch leichte Weise sie Geld erwerben. Der Händler Cajetan Köhler, der in der Wirtschaft verkehrte, hörte die Prahlerei mit an und machte sich schließlich die leichtflüssige Geldquelle zu eigen. Er näherte sich dem Kommerzienrat unter der Maske des Mitleids, teilte ihm die von den Burschen geschmiedeten Pläne mit und brachte die Erpresser zur Anzeige. Die drei Burschen wurden hierauf von der Strafkammer zu Gefängnis­strafen verurteilt. Der Kommerzienrat machte in der Verzweiflung einen Selbstmordversuch. Nun beutete Köhler den Kommerzienrat au», er erhielt von diesem bis voriges Jahr Geldbeträge, die er nach der Anklage erpreßt haben soll. Köhler hatte sich heute vor der Strafkammer wegen Er­pressung zu verantworten. Mitangeklagt waren der ledige Müller Adam Schilling er und der ledige Taglöhner Albert Gutbrod. Diebeiden haben schon vor einigen Jahren von dem Kom­merzienrat Geld erpreßt und wurden deshalb zu längeren Freiheitsstrafen verurteilt. Gleich nach ihrer Entlassung aus der Strafanstalt schröpften sie den Kommerzienrat wieder. Gutbrod wußte sich durch Drohungen 150 Schilling 68 ^ zu verschaffen. Der Angeklagte Köhler machte geltend, der Kommerzienrat habe ihm erklärt, daß er sich ihm gegenüber dankbar erweisen werde. Zur Verlesung kam ein Brief, in dem der Kommerzienrat dem Angeklagten Köhler schon im Jahr 1903 mitteilte, daß der erhaltene Geld­betrag der letzte sei, und daß er alles weitere als Erpressung ansehe. Köhler schrieb dem Kommerzienrat in einem Brief, daß er, wenn er kein Geld bekomme, der Welt zeigen werde, wie ein reicher Mann seine Undankbarkeit bekunde und in einem anderen Brief drohte er mit Ver­öffentlichung in einer Zeitung. Die Straf-

Der Bilwitzschneider.

Erzählung von Jos. Bai er lein.

(Fortsetzxng.)

Statt in Amberg sich von den Musikanten zu trennen, logierte sich Fritz Steiner mit ihnen im nämlichen Gasthause ein und traktierte die ganze Bande auf's reichlichste. Und als die Gesellschaft von Kneipe zu Kneipe zog, um als Bierfiedler Geschäfte zu machen, war auch Fritz dabei, weil er sich keine Minute von Gabriele entfernen wollte. Er ließ es sich nicht nehmen, seiner schönen Freundin so oft sie einsam­meln ging, gleich ein Zwanzigpfennigstück oder gar eine halbe Mark auf das Notenblatt zu werfen.

Mußte er doch die anderen jungen Leute bei ihr ausstechen, die ihr auch bewundernde Blicke zuwarfen, und denen sie ihr reizendstes Lächeln schenkte, um Geld aus ihrem Beutel zu locken. Bemerkte er dieses Koket­tieren der Böhmin, dann erfaßte ihn die wütendste Eifersucht, und um deren Qualen zu übertäuben, mußte wieder das Bierglas nachhelfen. Da schwand seine Barschaft freilich zusammen gleich dem Reif am Zaun, wenn die Sonne darauf scheint. Schon am ersten Tag seine» Aufenthalt» in Amberg hatte er wieder eine Doppelkrone wechseln kaffen; er legte in seinem exattierten Gemütszustand dem Geld keinen Wert mehr bei, e« schien ihm unter den Fingern zu zerrinnen. Als er am Abend mit den Schnurranten in den Gasthof zurückkehrte, schwankend und torkelnd, daß er sich kaum mehr auf den Füßen halten konnte, hörte er sich plötzlich angesprochen.Nun, Herr Steiner!" sagte ein Mann zu ihm, in welchem er den Schuhmacher aus seinem Heimatdorf erkannte, der jahraus, jahrein mit seinen Waren auf den oberpfälzischen Dulten und Märkten umherzog, »treffen wir halt heut schon wieder zusammen?"

Wie kommen Sie nach Amberg," stellte er mit lallender Zunge die Gegenfrage.

Aber, Herr Steiner! Wissen'» etwa» nimmer, daß wir schon gestern beieinander gewesen sind in Hirschau? Ich bin ja im gleichen Wirtshaus über Nacht 'blieben, wie Sie. Allerdings haben's einen ordent­lichen Dust g'habt gestern, und da werden'« Ihnen halt nimmer erinnern können an unsere Unterhaltnng. Jedennoch sagen'» mir nur eine»: Haben'« denn das große Los g'wonnen in der Hamburger Lotterie? Sie haben ja darauf losg'wirtschaftet mit den Musikanten, daß e» au» der Weis gewesen war."

Da» geht Sie garnicht« an," schrie Fritz, hochrot vor Zorn, den Schuster an.

Nichts für ungut," entgegnete jener gleichmütig.Aber ich Hab' halt denkt, ich möcht Ihnen warnen. Ich reis' viel rum in der Welt und kenn' das Landfahrerpack besser. Sie kriegen keinen Dank von ihm, und wenn'S gleich all' Ihr Geld an dieselbigen Weibsbilder hängen."

Fritz kehrte dem unbequemen Warner verächtlich den Rücken. Mußte ihm der Satan gerade einen Menschen aus seinem Dorf in den Weg führen! Die Begegnung war ihm höchst unangenehm. Denn wenn der Schuhmacher heimkam und erzählte, in welchem Zustand und mit wem er ihn getroffen, dann kam es sicher zu peinlichen Auftritten. Daß aber der Mann den Bauern die Sache ganz brühwarm austischen würde, darauf durste Fritz hundert gegen eins wetten. Eine solche Neuigkeit behält man nicht gern zurück im verschwiegenen Busen. So ärgerlich und auf­gebracht Fritz Steiner auch war, hatten die Mahnworte de» heimatlichen Bekannten doch die Wirkung, daß er seinen Leichtsinn an diesem Abend wenigstens einigermaßen die Zügel anlegte. Er wußte, daß er vom Schuhmacher beobachtet wurde, weshalb er seine Extravaganzen, wenn auch widerwillig, einschränkte und trotz der sehr verständlichen Andeutungen