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müßte man wohl über hundertfünfzig Mark verfügen." Der alte Förster rang mit einem Entschluß, welcher ihm ersichtlich schwer ankam.
„Hundertfünfzig Mark ist freilich viel Geld," sagte er endlich langsam. „Vielleicht läßt sich die Sach' doch ein bißl wohlfeiler machen. ES gibt jetzt G'schäfte, wo man Kleider und Wäsche schon gleich fertig einkaufen kann, und man soll billiger wegkommen, als wenn der Schneider und die Nähterin zuerst das Tuch beim Kramer holen und dann verarbeiten. Freilich wird das fertig ein'kaufte G'wand nicht so lange halten, wie das andere. Aber wenn'S nicht anders geht, muß man halt in den sauren Apfel beißen.
„Also kurz und gut: Wenn der Fritz meint, daß er mit hundertzwanzig Mark drauskommen und alles richten kann — dann"-der
alte Mann zögert doch noch einen Augenblick — „nun ja, alsdann will ich ihm aus der Not helfen, damit die Lamentation endlich doch einmal aufhört."
Als wäre der Blitz vor ihnen niedergefahren saßen Babette, der Lehrer und sein Sohn fast eine Minute lang stumm und betrachteten den Förster mit erstaunter Miene. Besaß denn der so viel Geld? Das war ja schier unglaublich.
„Vater — du?" stotterte endlich Babette. Sie wähnte, sich verhört zu haben. Auch der Lehrer und der Fritz vermochten ihrer Bewunderung keinen anderen Ausdruck zu gebe«, als daß sie fragten: „Jst'S möglich, Sie Herr Förster?"
„Ich Hab' freilich das Geld zu dem Zwecke nicht b'stimmt g'habt," gab dieser mit gepreßter Stimme zur Antwort. „Länger als zehn Jahr Hab ich g'spart, Hab mir die Zehnernickel am Taback und meinem Sonn- tagsbier ab'zwackt, damit ich ein bißl was zurücklegen kunnt'. Mein lieber Heiland! Ich Hab halt auch einen Stolz im Leib, und mein Wunsch ist'S gewesen, daß ich einmal — leicht schon recht bald — ein schönes Begräbnis krieg' mit einem polierten Kreuz und Sarg, zwei Geistlichen und
einem musikalischen Seelenamt-" Babette sprang auf und schlang
bitterlich weinend ihre Arme um des Försters.
„O Vaterl, Herzensvaterl!" stieß sie mit wilder, leidenschaftlicher Inbrunst hervor, „du wirst doch nicht ans Sterben denken?"
„Liebes Kind!" entgegnete er, indem er zärtlich ein widerspenstiges Löckchen aus des Mädchens Stirne zurückstrich, „ich bin über sechzig Jahre alt. Darf ein Mann, der grau und krumm g'worden ist, wie ich, nicht an den Tod denken? Also, damit ich bei meiner Red' bleib': ein schönes Begräbnis hält' ich mir g'wünscht. Weil aber die Sach' mit dem Fritz dazwischen gekommen ist, halt ich's für bester, das Geld zu seiner Ausstattung herzugeben. Hundertzwanzig Markeln liegen für mich auf der Sparkassen in Weiden; das Büchel dazu Hab' ich dort in der Kommoden versteckt und eing'sperrt. Da soll also der Fritz morgen auf die Kasten gehen und das Geld holen, und weil er alsdann doch schon auf dem Weg ist, soll er den Weg nur gleich noch weiter unter die Füß' nehmen. In Amberg drinnen ist jetzt Dult. Dort kann er sein G'wand und seine Hemden gewiß billig einkramen, und wenn etwan noch was übrig bleibt von dem Gelde, alsdann hat er doch für seinen Anfang in Vohenstrauß ein paar Pfennig auf der Hand. — Nun also! Jetzt hoff' ich wird die G'schicht in Ordnung sein."
„Nein, Herr Weigand!" — „Nein, Herr Förster!" riefen der Lehrer und Fritz, gleichsam aus einem Mund. „Das können wir nicht annehmen. Sie dürfen sich uns zuliebe nicht entblößen. Wenn wir auch fest überzeugt sind, daß Ihre Todesgedanken sich noch recht lange nicht erfüllen werden, so müssen Sie Ihr Geld als Notgroschen aufbewahren für spätere Tage!"
„Unsinn!" wehrte der Förster ab. Macht keine solche Fisimatenten; dem, wa» ich g'sagt Hab', dabei bleibt'S!" Seiner Tochter aber, die noch immer weinend an seinem Hals hing, flüsterte er in's Ohr: „Flenn nicht so mein Herzkäferl! Es g'schieht ja nur wegen dir und deinem Glück." Sachte machte er sich dann loS aus der Umschlingung des Mädchens und befahl, um seine Rührung zu verbergen mit starker Stimme: „Lang' einmal den Bierkrug 'runter vom Kuchelg'stell, Babett! Da hast vier Zehnernickel, dafür holst zwei Maß Bier beim Ankerwirt! War' schon sauber, wenn wir dem Fritz seine erste Anstellung im Schuldienst nicht begießen täten! So und jetzund will ich heut' keine traurigen Gesichter mehr sehen!"
Achte» Kapitel.
Wenn jemand denken würde, der alte Weigand habe da» Opfer seines Spargelds leichten Herzen» gebracht, so wäre er tüchtig auf dem Irrwege. Der Förster hatte, wie er selbst eingestanden, Jahre und Jahre geknausert, gedarbt und sich auch 'den bescheidensten Lebensgenuß versagt, bis e« ihm gelungen war, die für seine Verhältnisse beträchtliche Summe von Hunderlzwanzig Mark bei der Weiden'er städtischen Sparkasse anzulegen. Jede» einzelne Geldstück verdankte er persönlichen Entbehrungen; an jedem klebte der Schweiß seiner Arbeit und die Bitterkeit mühseliger Armut. Geld, das auf so schwerem Wege zusammengebracht wurde, hat für den Besitzer den doppelten und dreifachen Wert; sein Herz hängt daran und er gibt es nicht gerne in fremde Hände. In Weigands Fall trat noch der Umstand hinzu, daß er die Existenz seiner Spargroschen sogar vor der eigenen Tochter verheimlicht hatte. Sie sollten ihm ja zu nicht» anderem dienen, als zu einer schönen „Leich'". Der Wunsch ein möglichst prunkhaste» Leichenbegängnis zu erhalten, schlummert im Herzen aller oberpfälzischen Landbewohner, und wer über etwas Vermögen verfügt, trifft fast ausnahmslos schon bei Lebzeiten Bestimmungen über sein Begräbnis und regelt dieses bis ins geringste Detail. Dennoch hatte der alte Mann seinem Kinde zu Liebe sich des sorgsam gehüteten Schatzes entäußert. (Forts, folgt.)
Dr»S d„ U. OrlschlSger'sch,« «*chdr»<krrt.
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Versichert waren im Jahre 1909 8366 Pferde mit einem Vers.-Wert von rund 7600000.—. Entschädigt wurden bis 31. Dezbr. 12 424 Pferde mit einem Versicherungs-Wert von rund ^ 5 700000.—.
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