Die Gehälter der 28 KörperschaftS- Straßenwärter wurden von 1,80 ^ bis 2,10 ^ auf 1,90 bis 2,40 durchschnittlichen Taglohns' (um 14,4» erhöht. Mehraufwand: 1790
Zur Deckung des dauernden Abmangels der Bezirkskrankenkasse aus der Versicherung der land- und forstwirtschaftlichen Arbeiter, Gemeindebediensteten und Hebammen, wird ein jährlicher Beitrag von 80 °/° des Abmangels bewilligt.
Die Beiträge zu den Bildungsanstalten in der Oberamtsstadt, (Realprogym- nasium, Gewerbl. Fortbildungsschule, Frauenarbeitsschule) zu welchen der Bezirk V», Vs bezw. V- der Schüler stellt, werden von 1150 auf 1700 erhöht.
Dem Schwarzwaldbezirksverein Zavelstein wird zu besonderen Ausgaben ein einmaliger Beitrag von 50 bewilligt in der Voraussetzung, daß er sich mit dem Bezirksverein Teinach vereinigt.
Der für die Wohlfahrt der Bezirksangehörigen wichtigste, aber auch finanziell am schwersten siegende Beschluß ging auf die Erstellung ein/S, neuen Bezirkskrankenhauses. Mit den Vorbereitungen wurde ein Ausschuß von 6 Mitglieds" betraut.
An die Verhandlungen, welche von vorm. 9 Uhr bis 3V-. Uhr' nachm, währten, schloß sich ein gemeinschaftliche« Mitr^effen im „Waldhorn" an.
* Calw 1. Juni. Der Hallep'schs Komet kann von hier aus setz." gut beobachtet werden. Er war am Samstag abend und gestern abend mit bloßem Auge prächtig sichtbar. Er erscheint am westlichen Himmel in ziemlicher Höhe als etwas verschwommener Nebelfleck mit einem Hellen Kern in der Mitte. Mit dem Fernglas war auch auf seiner der Sonne abgekehrten Seite ein kleiner Schweif wie ein matter elektrischer Scheinwerfer zu sehen. Der Komet ist von verschiedenen Punkter der Stadt aus sichtbar, am besten steht man ihn aber von den Anhöhen aus, besonders von der Stammheimer Steige und Stuttgarter Straße. Sichtbar ist er in der Zeit nach V«10 Uhr.
* Calw 1. Juni. In den letzten Jahren gab es in unfern Wäldern wenig Heidelbeeren. Heuer ist eine überaus reiche Ernte zu erwarten. Die Sträucher stehen gedrängt voll mit Beeren. Eine lohnende Einnahmequelle steht somit für den Schwarzwald in Aussicht. Ebenso schön wie die Heidelbeeren stehen auch die Himbeersträucher, die nächstens ihre Blüten öffnen werden.
Tübingen 31. Mai. Der wegen Tötung der beiden Wetze! in Walddorf verhaftete HäS-
lacher Bursche Welsch bestreitet, der Täter zu sein. (Häslach OA. Tübingen nicht zu verwechseln mit Heslach Stuttgart.) Die beiden Getöteten wurden in der Wirtschaft unter der Zimmertüre, der Vater Wetzel in den Kopf und der Sohn in den Oberschenkel und säst zu gleicher Zeit niedergestochen. Der Tod trat in wenigen Minuten ein. Welsch ging mit seinen Kameraden nach Häslach zurück, wurde dort aber noch in der Nacht zum Montag verhaftet. Da« zur Tat gebrauchte Messer ist verschwunden. Der Landjäger mußte den verhafteten Welsch vor der erbitterten Einwohnerschaft von Walddorf in Schutz nehmen.
Gmünd 31. Mai. Zur Zeit kursiert in der Stadt eine erhebliche Anzahl Goldstücke, die vermutlich in Säuren gelegt wurden, um ihnen Gold zu entziehen. In der Presse wird darauf hingewiesen, daß jene Goldstücke — die erkenntlich sind an einer rauhen Oberfläche — von den öffentlichen Kassen nicht angenommen werden.
Gmünd 31. Mai. Der landwirtschaftliche Bezirksverein unternahm von Samstag bis Montag einen Ausflug an den Bodensee ins Allgäu. Während des Ausfluges wurden einige Gutshöfe bei Jsnu, insbesondere auch die Gutsherrschaft Neutrauchburg besichtigt. Die Zahl der Teilnehmer an dem gelungenen Ausflug belief sich auf über 400. Die Veranstaltung wurde von Landwirtschaftsinspektor Schmidberger und Oberamtspfleger Schult geleitet.
Heilbronn 31. Mai. In der Nacht zum Montcg sind in der Bahnhofvorstadt zwei schwere Einbruchsdiebstähle verübt worden. Im Bahnhofhotel Linsenmayer und in der Restauration Müller in der Frankfurterflraße haben die Einbrecher zusammen ca. 1500 erbeutet und auch Eßwaren und sonstige Vorräte Mitlaufen lassen. Man ist den Tätern auf der Spur.
Crailsheim 31. Mai. Lindenwirt Friedrich Hartnagel ist den schweren Verletzungen, die er sich durch Abspringen von einem ln voller Fahrt befindlichen Eisenbahnzug zugezogen hatte, erlegen. Zu den Verletzungen kam noch eine Lungenentzündung, welche unerwartet rasch den Tod des erst 28 Jahre alten Mannes herbeiführte.
Ulm 31. Mai. Auf dem Verbandstag der Schmiedemeister Württemberg« wurde die Errichtung einer Sterbekasse zurückgestellt, eine Trennung bei Vergebung von Schmiede- und Schlofferarbeiten durch die Behörden gewünscht und in einer Resolution Protest gegen die Schaffung von Reichsversicherungsämtern und eine weitere Belastung der Arbeitgeber durch
Ausdehnung der Arbeiterversicherung erhoben. Der Verband, in dem zurzeit 33 Innungen und 3 freie Vereinigungen mit zusammen 1940 Mitgliedern vereinigt sind, wird da« nächstemal in Heilbronn tagen.
Friedrichshafen 31. Mai. Der Freiballon „Friedrichshafen" des Luftschiffbau Zeppelin machte heute Vormittag V»12 Uhr eine Fahrt zur Prüfung des Wafferstoffgases. Die Führung des Ballons hat Dr. Kleinschmidt, Vorstand der hiesigen Drachenstaticn; als Passagiere nahmen an der Fahrt teil: Hauptmann Kahlenberg, Oberleutnant Wagner und Obersteuermann Blaue. — Mit der Füllung des 2 III konnte heute noch nicht begonnen werden. Ein Aufstieg ist deshalb für morgen noch nicht zu erwarten.
Pforzheim 31. Mai. Der Raubanfall auf den Koch und Konditorgehilfen Friedrich Wilhelm Fink im Seehauswald in Pforzheim hat sich als ein großer Schwindel erwiesen. Fink hat der Polizei zugestanden, daß er sich selbst zwei Kugeln in den Kopf geschossen und den Raubanfall erfunden hat, um seine Geldausgaben zu bemänteln.
Heidelberg 30. Mai. Ein schweres Unglück ereignete sich auf der Schlierbacher Landstraße beim zweiten Bahnübergang. Der verheiratete Weinreisende Schmitt von Neckargemünd, welcher nach Erledigung von Geschäften in Heidelberg auf der Heimfahrt begriffen war, wollte mit seinem Rade einigen entgegenkommenden Fuhrwerken, darunter an letzter Stelle einem Kraftwagen der Löwenkeller-Brauerei Mannheim ausweichen, geriet aber bei der durch den Ban der Elektrischen Bahn verursachten Enge der Straße in den Graben, blieb an den dort lagernden Schienen hängen und stürzte zwischen das Vorder- und Hinterrad des Kraftwagen». Der schwerbeladene Wagen ging dem Unglücklichen quer über den Leib und die Brust und richtete ihn so entsetzlich zu, daß der Tod nach wenigen Augenblicken eintrat.
Aus Baden 31. Mai. In der heutigen Sitzung der Zweiten Badischen Kammer scknitt der Abgeordnete Blümmel (Z) die Frage der Donauversickerung an. Er betonte: die scharfen Töne, die von der württembergischen Regierung und Kammer in dieser Frage angeschlagen wurden, vermögen uns nicht aus der Ruhe zu bringen. Wir wünschen nach wie vor, daß die Regierung in friedlichem, freundnachbarlichen Sinne mit Württemberg die Frage löse, natürlich bei Wahrung der badischen Interessen. Der Abgeordnete Rebmann (Natl.) führte aus: Der Staatsminister von Pischek hat die Situation richtig verstanden und gewürdigt.
«Ja — freilich."
„Hat dich da der Michel schon von früher her 'kennt?"
„G'wiß."
„Den Steinerfritz auch, den Herrn Unteroffizier?"
«Ich glaub wohl. Aber warum fragst so neugierig und g'spaffig?"
„O mein! Ich Hab halt g'hört, wie der Michel vorhin was g'sagt hat zum Kleinknecht, und in derer Red' Hab ich mich nicht recht aus'kennt."
„So? Wie hat sie denn alsdann g'lautet dieselbe Red vom Michel?"
„Er hat g'sagt: „Unser Bauer ist mit Blindheit g'schlagen, der Steinerfritz ist ein Lump und unsere Bäuerin die bravste Frau auf. der Welt." So hat er g'sagt, der Michel. Jawohl." Die Frau hielt die Schürze vor ihr Gesicht und eilte laut aufschluchzend aus der Küche. Der Hütjunge schaute ganz verdutzt hinter ihr drein. Was hatte er ihr denn zu leid getan, daß sie weinte.
Fünftes Kapitel.
Der Roderhoferin war es in der Tat gelungen, den Unteroffizier zu bereden, daß er wieder nach dem verlassenen Bauerngut zurückkehrte und dort-seinen Osterurlaub zubrachte. Welchen Mitteln sie diesen, von ihrem Manne sehnlichst gewünschten Erfolg verdankte, und ob sie wirklich gezwungen war, Herrn Steiner „an ihrer Hand" zurückzuführen, das blieb zwischen letzterem und ihr ein Geheimnis. Aber daß sich beider Beziehungen zu einander nicht gebessert halten, das konnte jeder bemerken, der Augen hatte zu sehen, und im gegenwärtigen Falle strengten die Leute auf dem RoderShof ihre Sehwerkzeuge schon tüchtig an, um sich nichts wesentliches entgehen zu lassen. Es gab auch mancherlei zu beobachten. Vor allem fiel den Ehehalten auf, daß zwar der Soldat fortgesetzt bestrebt war, die Bäuerin für sich günstiger zu stimmen, daß aber die junge Frau alle seine Annäherungsversuche nicht einmal wahrzunehmen geschweige zu verstehen schien. Allerdings kam sie den Weisungen ihres Mannes insoweit nach, daß sie den Unteroffizier nicht unfreundlich behandelte ; dagegen hätte auch
niemand behaupten können, sie habe auch nur einmal selbst das Wort an ihn gerichtet oder ihm einen warmen Blick geschenkt. Sie sah ihn überhaupt nur an, wenn es unumgänglich notwendig war, und auch dann nur mit so gleichgültiger Miene, als ob sie es mit einem gänzlich Fremden
u tun hätte. ....
Was aber die Bewirtung des ihr lästigen Gastes anlangte, so hielt >ie Bäuerin den Ruf de« Rodershofs in fester und sicherer Hand. Bog ich der Mittagstisch ohnehin schon unter der Last der Speisen aller Art, >ie sie während der Feiertage vorsetzte, so bereitete sie dem Herrn Steiner roch überdies täglich ein eigenes Gericht von bester Qualität; wenigstens lber die Verpflegung sollte er sich nicht zu beklagen haben. Der Bauer -erstand nicht in der Seele seines Weibes zu lesen. Er war der festen Neinung, sein strenges Auftreten habe die, wie er glaubte, nur von Neckereien aus der Schulzeit herrührende Abneigung der Bäuerin gegen >en schmucken Soldaten gründlich verscheucht, und er begnügte sich, daß ie diesem kein finstere« Gesicht mehr machte, noch spitze Worte an ihn ichtete. Unter solchen Umständen hielt er den Vorfall vom Charsamstag ür beigelegt. Schärfer als der Rodershofer sah der Großknecht Michel. !lm Abend des Ostermontags lehnte er an der Stalltüre und sah der Nagd zu, wie sie das Vieh fütterte.
„Ja, Nannl, so ist's und kein biß! anders sagte er, ein mit der Dirne begonnenes Gespräch fortsetzend, dem Unteroffizier fern Urlaub -auert nur drei Tag' und heut ist der dritte. Jetzt packt der Bauer roch ein Geld zusamm' für seinen Sohn und schreibt ihm ern Briefe!. Das alle« gibt er dem Steinerfritz mit, und alsdann marschiert der gleich nunter nach Weiden (eine Stadt). Dort setzt er sich m die Eisenbahn md fahrt nach München, weil er schon morgen m aller Früh wieder -intreffen muß bei seinem Regiment. Krankt s dich recht, daß er schon obald wieder fortrutschen muß, der Herr Stemerfrltz.
Warum soll's mich kränken? Geht er mich doch garnichtS an!" ;ab die Magd schnippisch zur Antwort.