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gehalten werden, und das übliche VereinLfisch- efsen im Spätjahr stattfinden solle. Ausschuß­mitglied Fahrion stellte einen diesbezüglichen Antrag. Nach längerer Debatte wurde jedoch derselbe mit geringer Mehrheit abgelehnt. Es bleibt daher bei der bisherigen Gepflogenheit. Im weiteren Verlauf wurden die Heuer ver­fallenen Wahlen des ganzen Ausschusses vorge­nommen. Auf Vorschlag des Landtagsabgeord­neten Staudenmeyer wurden der Vorsitzende und Sekretär durch Akklamation wiedergewählt, ebenso die bisherigen Auschußmitglieder Bilharz, Fahrion, Funk, Müller und Rau. Für die verstorbenen Ausschußmitglieder Haisch und Scholl wurden Verwaltungsaktuar Hilligardt in Teinach und Gemeindepfleger Bauer in Ernstmühl ge­wählt. Nachdem noch der Vereinssekretär sein Bedauern darüber ausgesprochen hatte, daß von 113 der eingeladenen Mitglieder 23 es nicht der Mühe Wert hielten, die vorgedruckte Antwort­postkarte an ihn abzusenden, war es Zeit zum Fischessen, die Anwesenden ließen sich die vor­züglich zubereiteten Fische recht munden. Die ganze Versammlung ist in harmonischer Weise verlaufen und wünschen wir, daß der Verein auch ferner blühen, wachsen und gedeihen möge.

Die K. Generaldirektion der Staatseisen­bahnen hat am 28. Mai d. I. den Eisenbahnassistenten Bürker in Teinach nach Crailsheim auf Ansuchen versetzt.

^ Bad Teinach 30. Mai. (Vom Kometen.) Am Samstag Abend 10 Uhr war der Komet in herrlicher Pracht in Oberkollwangen, sowohl mit bewaffnetem wie auch mit unbewaff­netem Auge sehr gut zu sehen. Der Stern fiel bei dem wunderschönen, völlig wolkenlosen Abend­himmel im Westen de» Horizonts durch seinen jedermann leicht erkennbaren Schweif auf, der sich mit unbewaffnetem Auge 8 m weit, mit bewaffnetem Auge cirka 30 rn weit sehr gut verfolgen ließ. Der Kern des Sternes war deutlich ab und zu Heller, dann wieder matter. Jupiter, der hellste Stern am Abendhimmel, stand links vom Kometen. Dachte man sich eine gerade Linie zwischen Jupiter und dem Kern des Kometen gezogen, so bildete der Schweif mit dieser Verbindungslinie einen spitzen Winkel, wobei der Schweif nach dem Jupiter hin gerichtet war. Infolge des bewölkten Himmels und der raschen Entfernung des Kometen wird derselbe in unserer Gegend nicht mehr gesehen werden können. Mit umso größerer Freude waren alle erfüllt, die das Glück hatten, den Kometen mit schönem Schweife gesehen zu haben.

Walddorf OA. Tübingen 30. Mai. Gestern wurde bei einem Streite im Gasthaus zum Lamm der 56 Jahre alte Georg Wetze! und sein IdjährigerSohn Georg von Heslacher

Burschen durch Messerstiche so schwer verletzt, daß sie beide bald darauf starben. Untersuchung ist eingeleitet.

Tübingen 30. Mai. Zu der doppelten Bluttat in Walddorf wird noch weiter gemeldet: Die ledigen Leute gingen am Sonntag von Häs- lach nach Walddorf, um die jungen Walddorfer, mit denen sie seit der Musterung nicht gut stehen, zu treffen. Im Lamm kam es zu einer Schlägerei, die der Wirt und andere Gäste verhindern wollten, indem sie die Häslacher hinauszuschaffen ver­suchten. Hiebei wurde der junge Georg Wetze! von einem Häslacher tot gestochen und seinen Vater, der ihm Hilfe bringen wollte, ereilte das gleiche Schicksal. In wenigen Minuten lagen zwei Männer, tot am Boden, die der Rauflust des Messerhelden zum Opfer gefallen sind. Als mutmaßlicher Täter wurde ein Bursche namens Welsch von Häslach festgehalten.

Stuttgart. Der Verkaufstag der Blume der Barmherzigkeit hat ein sehr günstiges Ergebnis gehabt. Der Ertrag aus 300000 Blumen ist rund 41000 Mark.

Stuttgart 30. Mai. Die volkswirt­schaftliche Kommission derKammer der Abgeordneten hielt heute in Anwesenheit der Minister von Pischek und von Geßler eine Sitzung ab, auf deren Tagesordnung die Ein­gaben de» Verbandes Württb. Gewerbever­eine und Handwerkervereinigungen betr. die Vergebung staatlicher Arbeiten und Lieferungen stand. Die Eingabe der Gewerbevereine verlangt in Ziffer 1, entgegen den Beschlüssen der Zentralstelle für Gewerbe und Handel zu Eingaben verschiedener Hand­werkskammern hinsichtlich der Zuziehung von Sachverständigen des organisierten Handwerks bei Aufstellung von Voranschlägen und Preis­berechnungen für allgemein vorkommende Ar­beiten und Lieferungen eine für die staatlichen Behörden verbindliche Vorschrift. Hier wurde nach längerer Diskussion Zurückstellung der Be­ratung beschlossen. Die in den Reichsbestim- mungen ausnahmsweise ermöglichte Zuschlagser­teilung bei Angeboten, die in offenbarem Miß­verhältnis zur Leistung oder Lieferung stehen, wenn der Bewerber als zuverlässig oder leistungs­fähig bekannt ist, soll nach einem einstimmig an­genommenen Antrag Remb old-Gmünd von der Regierung für handwerksmäßige Leistungen nicht in Betracht gezogen werden. Der Wunsch der Ge­werbeoereine, daß Nachbestellungen nur bis zum Betrag von 20°/» der Hauptlieferung freihändig vergeben werden sollen, wenn kein höherer Preis als für die Hauptlieferung vereinbart wird, wurde der Regierung zur Berücksichtigung überwiesen. Gegenüber dem Verlangen, daß Bewerber vom

Zuschlag ausgeschloffen sein sollten, die ihre« Beitragspflichten gegenüber der Arbeiterversiche­rung oder ihren Verpflichtungen den Lieferanten gegenüber nicht nachzukommen pflegen, oder sich in Konkurs befinden, wurde folgender Antrag Liesching einstimmig angenommen: Bei der Ver­gebung soll auch das Verhalten der Bewerber ihren Gläubigern gegenüber berücksichtigt werden. Die weiter gewünschte Verzinsung bar gestellter Sicherheitsleistungen wurde entsprechend einem Antrag Körner mit 11 gegen 2 Stimmen bei 1 Stimmenenthaltung angenommen. Eine Ver­kürzung der in den seitherigen Bestimmungen als Regel vorgesehenen Zuschlagsfrist im Falle der Einholung der Genehmigung der höheren Behörde von vier Wochen auf 14 Tage wurde mit Rück­sicht auf eine Erklärung der Regierung für er­ledigt erklärt. Ein auf Uebernahme einer Streik­klausel in die VergebungSbedingungen abzielender Wunsch der Gewerbevereine wurde zunächst zurück­gestellt. Die grundsätzliche Einführung de» Angebotsverfahrens in selbstständigen und Einheits­preisen als Regel wurde trotz des Widerspruchs der Regierungsvertreter der Regierung zur Berück­sichtigung überwiesen. Die von den Gewerbe- vereinenvertretenenWünsche bezüglich derAbnahme gelieferter Arbeiten, der Erstellung der Baugerüste und einer allgemeinen Revision der staatlichen Submiffionsbedingungen wurden der Regierung in dem Sinne zur Berücksichtigung überwiesen, daß a) bei Abnahme der Arbeiten auch bei starken Abgebvten unnachsichtlich die Vertrags- oder meistermäßige Eigenschaft der gelieferten Arbeiten geprüft und auf Abstellung etwaiger Mängel gedrungen wird; b) das jederzeit in gutem Zu­stand zu erhaltende Gerüst sämtlichen im Bau beschäftigten Handwerkern bis vertragsmäßigen Beendigung des Bauwesens zur Verfügung ge­stellt wird; e) vor Erlaß der neuen Submiffions­bedingungen nicht nur Handel, Industrie und Handwerk, sondern auch die Arbeiterschaft gehört werden soll. Der Tag der nächsten Sitzung ist noch unbestimmt.

Stuttgart 30. Mai. Ein hiesiger Hotelier sollte am Samstag wegen Kuppelei verhaftet werden. Als ihm der Fahnder dies mitteilte, bat der Hotelier um einige Augenblicke Geduld, damit er sich noch rasch umziehen könne. Der Fahnder kam ihm entgegen, mußte aber nachher die Erfahrung machen, daß der Hotelier in­zwischen, wahrscheinlich in einem Automobil, da» Weite gesucht hatte.

Pforzheim 30. Mai. Hier wurde am Freitag Abend ein frecher Raub ausgeführt. Dicht bei dem Ausflugspunkt Seehaus, eine Stunde von hier im Walde gelegen, wurde der von dort heimkehrende, gegenwärtig zu Besuch

Seelenqual empfand, hielt ihren Geist gefangen.Hast etwan keine Zungen mehr im Maul?" schrie sie der Bauer grob an.

So lad' halt den Soldaten noch einmal ein; ich will ihm dann schon so viel wie möglich aus dem Wege gehen, daß er sich vor meinem trutzigen Gesicht nicht mehr entsetzt."

Ich soll ihn einladend Nein das Hab ich schon getan heut früh jetzt ist da» Bot an dir. Du hast meinen Gast durch dein ungutes Wesen aus dem Haus vertrieben und drum bleibt dir nichts übrig, als daß du selber ihn wieder zurückholst. Wenn wir um sechs Uhr nunter ins Dorf in die Auferstehung gehen dann läufst du nach der Kirchen auf einen Sprung hinüber ins Schulhaus. Dort bitt'st den Herrn Steiner um Verzeihung und führst ihn wieder auf den Rodershof zurück!"

So wa« mutest du mir zu, Lorenz, mir deinem Weib? Ich soll den Fritz zurücksühren?" Der ersichtliche Widerwille der Frau vor diesem Auftrag steigerte den Zorn des Bauern ins Ungemeffene.

Hältst du dich etwan für zu gut dazu?" brauste er auf.Natürlich du bist ja nur dem Franz seine Stiefmutter, du hast keine Liebe zu ihm, und dir ist's gleich, ob du ihm seinen nächsten Vorgesetzten zum Freund machst oder zum Feind. Mir aber ist das nicht gleich, ich bin sein rechter Vater und deshalb befehl' ich Dir jetzt, daß du selbst den Herrn Steiner noch einmal einlad'st und auf den Hof zurückbringst. Und wenn er was ich nach einem solchen Skandal schon befürchten kann etwan nicht freiwillig mit dir gehen will, dann führst du ihn mit G'walt in mein Haus an deiner Hand!" Wie mit Blut übergossen stand die Bäurin vor ihrem Manne.

An meiner Hand?" flüsterte sie tonlo».

Jawohl! G'rad so Hab' ich g'sagt und ich hoff', du machst jetzt kein weiteres G'schrei mehr, sonst müßt' ich heut' zum erstenmal bereuen, daß ich meinem Buben eine Stiefmutter 'geben Hab'." Die Röte der Frau machte einer jähen Bläffe Platz.

Lorenz," fragte sie eindringlich,hat dir der Steinerfritz wirklich offeriert, was zwischen mir und ihm steht?"

Kommst mir schon wieder mit den kindischen Sachen daher?" knurrte der Alte ingrimmig.Freilich weiß ich's. Dummheiten sind's und lappige Einbildungen von dir; unter denselbigen soll aber mein Franz keinen Schaden leiden!"

,,Nun," sagte die Frau, indem sie sich hoch aufrichtete und dem Bauern fest in» Gesicht blickte,wenn du weißt, was mir der Steinerfritz ang'tan hat, und doch verlangst, daß ich ihn zurückführ in unser Hau», alsdann muß ich halt deinen Willen tun. Aber zu unserem Herrgott will ich beten, daß mit dem Soldaten kein Unglück einkehrt auf dem Roders­hof, und daß er dir die Sünd verzeiht, zu der du mich anstiftest."

Eine Sünd'? Ich stifte dich zu einer Sünd' an? Bist denn wirklich und wahrhaftig überg'schnappt, Babett?"

Das bin ich nicht, aber für sündhaft halt' ich's, daß ich, dein eigenes Weib, gute Wort' verschwenden muß an einen Menschen, den ich aus tiefster Seel' veracht', und dem ich lieber ins G'sicht speien möcht'. Doch du willst'S so haben und es wird g'schehn. Du sollst mir nimmer vorwerfen, daß ich nur die Stiefmutter von deinem Franz bin und des­wegen keine Lieb nicht Hab zu ihm!"

Mit festem Schritt verließ die Bäuerin das Wohnzimmer. Ob die Ehehalten das Tischgebet wirklich in der Küche gesprochen hatten, läßt sich füglich bezweifeln. Viel eher ist anzunehmen, daß sie auf den Zank horchten, der laut zu ihren Ohren drang.

Als die Bäuerin nach dem Wortwechsel mit ihrem Mann wieder in die Küche kam, schien sie die gleiche Mutmaßung zu hegen; denn heftig, wie es ihre Gewohnheit durchaus nicht war, fuhr sie dre Leute an:Was ist das für eine Art, daß ihr rumsteht und gafit? Gibt'S nichts mehr zu tun in Haus und Hof? Hat euch der Bauer 'düngen zum Aushorchen und zum Spionieren? Marsch, fort au» der Küchel, wer nichts herinn zu schaffen hat!" (Forts, folgt.)

-) Die Reihe.