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hier weilende Konditor und Kochgehilfe Friedrich Wilhelm Fink von Gernsbach im Walde von einem Unbekannten angehalten. Dieser forderte von ihm unter Drohung mit dem Revolver sein Geld. Als Fink mit seinem Stock auf den Räuber einschlug, schoß ihn dieser zweimal in den Kopf und nahm ihm dann sein Geld mit 30 ^ und seine silberne Uhr samt Kette weg, worauf er floh. Der Ueberfallene hat sein Leben nur dem Umstand zu verdanken, daß der Revolver eine schlechte Waffe war. Die Kugeln wurden im Krankenhaus entfernt. Nach dem unbekannten Täter, der etwa 32 Jahre alt sein dürfte und den Eindruck eines Metzgergesellen machte, wird gefahndet.

Baden-Baden 30. Mai. Die Feuer­bestattung des Professors Koch findet heute nachmittag im hiesigen Krematorium statt.

Maxau 27. Mai. Eine Bravour­leistung vollbrachte gestern nachmittag der Airedale Hund „Achilles" des Karlsruher Friseurs Clos mit der Rettung eines Kindes aus dem Rhein. Ein fünfjähriges Mädchen, dessen Eltern sich im Restaurationsgarten des „Rhein- badeL" aufhielten, fiel plötzlich kopfüber in den hochgehenden Rhein. Friseur CloS schickte den Hund dem treibenden Kinde nach. Achilles folgte sofort, erfaßte auch das Kind, das nahe am Ertrinken war, sicher vorn an der Brust und schwamm mit seiner Last an das Ufer, wo man das unversehrte Kind dem Hund abnahm. Eine große Menschenmenge hatte das aufregende Schau­spiel verfolgt und zollte der glücklichen Rettung lauten Beifall.

Vi Hingen 28. Mai. Eine aufregende Fahrt mußten gestern Vormittag die Passagiere eines Personenzugs Peterzell—Königsfeld—Vil- lingen durchmachen. Durch einen Transporteur sollte von Peterzell aus ein Geisteskranker nach Illen au gebracht werden. Bald nachdem sich der Zug in Bewegung gesetzt hatte, sprang der Mann — es ist ein Kaufmann aus Pforz­heim — auf und versuchte, sich zum Wagenfenster hinauszu stürzen. Den Mitreisenden gelang es, den sich verzweifelt Sträubenden wieder hereinzuziehen und zu beruhigen. In ihrer Angst hatten einige Paffagiere die Notleine gezogen, doch konnte, nachdem das Aeußerste verhütet war, die Fahrt nach kurzer Unterbrechung wieder aus­genommen werden. In hiesiger Station wurden dann die notwendigen amtlichen Feststellungen gemacht.

Mailand 29. Mai. Die französischen Flieger sind vom Unglück verfolgt. Erst stürzte Kapitän Ferber, dann Delagrange und vor kurzem der junge Hauvette-Michelin zu Tode, und heute hat wieder einen französischen Aviatiker

eine Katastrophe betroffen. Der heutige Schluß­tag der Fliegerwoche von Verona hat mit einem traurigen Unfall geendet. Der französische Aviatiker Duray ist lt. „B. T." im Mo­mente des Aufstieges gestürzt. Die Maschine begrub ihn und verletzte ihn so schwer, daß er bald darauf starb. Duray, der einen Farmanapparat benutzte und auf der Flieger­woche in Verona einige kleine erfolgreiche Flüge unternommen hatte, war früher ein ausgezeich­neter Automobilrennfahrer und startete oft mit Erfolg in den internationalen Rennen.

Messina 30. Mai. Der König und die Königin sind aus Palermo hier eingetroffen und besichtigten die Stadt, die Hospitäler und einige Barackenbauten. Am Nachmittag fuhren sie nach Reggio di Calabria und besichtigten die seit dem Erdbeben ausgeführten Arbeiten. Der König und die Königin wurden allenthalben von einem zahlreichen Publikum lebhaft begrüßt.

Newyork30. Mai. Der Aviatiker Curtiß hat den von der „Newyork World" gestifteten Preis von 10000 Dollars gewonnen. Er startete morgens 7 Uhr in Albany, landete 10.40 Uhr in dem oberen Teile von Manhattan Island, um seinen Petroleumvorrat zn ergänzen, stieg 11.35 Uhr wieder auf und flog bis Governor Island.

Kaiser Franz Joseph in Bosnien.

Kaiser Franz Josef ist von Budapest aus in Begleitung eines großen Gefolges, der ge­meinsamen Minister und der beiden Minister­präsidenten nach Bosnien abgereist.

Zum ersten Male zeigt sich der Monarch — trotz seiner 80 Jahre und trotz der Bedenken der Aerzte — der Bevölkerung von Bosnien und der Herzegowina als souveräner Landesherr. Zugleich ist es überhaupt das erste Mal, daß er die beiden Hauptstädte dieser Länder besucht und damit genauere Kenntnis von Land und Leuten durch eigene Anschauung erhält, denn bisher hat er nur ein einziges Mal ganz flüchtig bei Gelegenheit eines Manövers an der Grenze in einem kleinen Grenzorte bosnischen Boden betreten. Mit dieser Fahrt in das neue Reichs­land gibt der Monarch dem Streben, das einen Hauptteil seines Lebenswerks ausmachte, dem Streben nach Angliederung des der Monarchie östlich benachbarten und das natürliche Hinterland ihrer südöstlichen Länder bildenden Gebiets einen eindrucksvollen Abschluß. Jetzt, nachdem die diplomatische Arbeit der Angliederung glücklich vollbracht ist, nachdem auch die der angegliederten Bevölkerung ganz erfüllt sind und die Verfassung

gegeben ist, die Wahlen für den ersten bosnisch- herzegowinischen Landtag durchgeführt find und der Zusammentritt dieses Landtags unmittelbar bevorsteht, bekräftigt er in feierlicher Weise den Bestand der neuen Verhältnisse und des dem Volke verliehenen Recht«, an seiner Verwaltung selbst mitzuarbeiten, indem er im Lande selbst erscheint, umgeben von den höchsten Würdenträgern seines Reichs. Der Kaiser will den Bewohnern der neu erworbenen Länder damit zeigen, daß sie nun Vollbürger seines Reich» geworden sind.

In diesem Sinn erklärt auch das Wiener offiziöse „Fremdenblatt".

Diese Reise bekräftigt den unzerreißbaren Zusammenhalt der neuen Reichsländer und de» alten Reiches. Dem Abschluß jener Entwicklung, die 1878 begann und ein Menschenalter später durch die Annexion beendet wurde, wird jetzt gleichsam ein Siegel aufgedrückt. Mit der An­gliederung Bosniens und der Herzegowina ist die Balkan Politik Oesterreich-Ungarns zu einem Beharrungspunkt gelangt. Nachdem Oesterreich- Ungarn die beiden Provinzen erworben hat, hat es mit seinen politischen und territorialen Aspira­tionen auf dem Balkan abgeschloffen. Unverbrüch­licher Grundsatz der österreichisch-ungarischen Politik ist die Aufrechterhaltung des Status guo auf dem Balkan. Oesterreich-Ungarn wünscht, daß die Türkei auch mit den andern Mächten auf dem besten Fuße stehe und hat sich immer dafür eingesetzt, daß zwischen dem Osmanenreiche und den christlichen Balkanstaaten ein dauernd gutes Verhältnis herrsche. Friede und Freund­schaft mit dem Balkau und auf dem Balkan ist die Parole der Politik Oesterreich-Ungarn», damit es sich in seinen eigenen Grenzen, in die nun­mehr Bosnien und die Herzegowina untrennbar einbezogen sind mit Ruhe und Stetigkeit ent­wickeln kann.

Letzte Nachricht.

Liebenzell 31. Mai. Heute Vormittag ereignete sich hierein schweresUnglück. Bei der Einfahrt des um 10 Uhr von Calw hier eintreffenden Zuges, wurde eine auf der Straße vor dem Bahnhof das Bahngeleise überschreitende Dame, die ihren auf den Schienen stehen bleibenden Hund an sich heranholen wollte, von der Lokomotive erfaßt und zur Seite geschleudert, wodurch sie zweifellos schwere Verletzungen erlitt. Die Verunglückte ist die Frau Hauptmann I akobi, welche schon mehrere Jahre hier wohnhaft ist. (Wir erfahren vor Blattschluß, daß die Dame kurz nach ihrer Verbringung in ihre Wohnung verschieden ist. D. Red.)

Amtliche und Privatanzeigen.

X. Amtsgericht Lalw.

In das Vereinsregister wurde heute eingetragen:

Turnverein Unterreichenbach-Dennjächt, in Unterreichenbach-Dennjächt. Die Satzung ist am 24. April 1909 errichtet.

Vorstand: Gustav Rothfuß, Karl Jäger, Wilhelm Wurster, Gottlieb Schwarz, Goldarbeiter in Unterreichenbach.

Den 27. Mai 1910.

Amtsrichter Ehmann.

Konkursverfahren.

Ueber das Vermögen des Friedrich Santter, Mechanikers in Gechingen, ist heute am 30. Mat 1910, vormittags 10 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet worden.

Herr stv. Bezirksnotar Ehrmann in Stammheim ist zum Konkurs­verwalter ernannt worden.

Konkursforderungen sind bis zum 21. Juni 1910 bei dem Gerichte anzumelden.

Es ist zur Beschlußfassung über die Beibehaltung des ernannten oder die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubiger­ausschusses und eintretendenfalls über die in M 132, 134 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände auf

Donnerstag, den 30. Juni 1910, vormittags 11 Uhr,

und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf

Donnerstag, den 30. Juni 1910, vormittag- 11 Uhr, vor dem Unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt worden.

Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung

auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkurs­verwalter bis zum 21. Juni 1910 Anzeige zu machen.

Calw, den 30. Mai 1910.

GerichtSfchreiber K. Amtsgericht- Calw:

S i b e r.

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(vir.: l^err K3peIImei8ter Ott« I'roi»«», Lalw.)

Der Verein veranstaltet am 8»ni»1»g, 4» 8 Ulli», Im 8aale der

Brauerei Oreiss eine

GsLsugLunberkaKung

unter xell. Nitrvirkunx von krau Kapellmeister Äl. kroniw (8opran).

Vas Broxramm enthält:

(75 8änxer), Sopran- «. Violimsoli.

kack BeencliZunF des Bro^ramms

MvlrtwitKliecler sind freundlich einxeladev und sind Karten kür solche L 50 Bkx. xr. Berson bei Herrn Kutwacdsr Wilhelm Lchaderle, Narktplats, von deute ad 2 U daden. Eintritt abends an der Kasse Lllr. 1.— xr. Börsen.

Broxramme werden an der Kasse ausxe^eden.

HS