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Dienstag, Zrn 17. Mai 1910.

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.'. Breitenberg 17. Mai. Bei der am 12. Mai stattgehabten Ortsvorsteherwahl haben von 92 Wahlberechtigten 87 abgestimmr. Friedrich Gre ule, Gemeinderat, erhielt 45 St., welcher somit gewählt ist.

Stuttgart 16. Mai. Die Landes- versammlung des Bundes der Land­wirte fand heute Nachmittag unter zahlreicher Beteiligung aus allen Teilen des Landes im Festsaal der Liederhalle statt. Der Landes­vorsitzende Oek.-Rat Schmid-Platzhof begrüßte die Erschienenen, besonders die Delegierten aus Baden und Hessen. Im letzten Jahre seien Stürme von Lug und Trug über den Bund dahingegangen, die aber nur die Spreu vom Weizen geblasen hätten. Der Kern sei dem Bunde treu geblieben, die Lücken seien wieder ausgeglichen und der Bund der Landwirte sei gesund und munter. Nach Ehrung der ver­storbenen Mitglieder wies der Vorsitzende zum Schluß seiner Ansprache noch darauf hin, daß in einer Zeit, in der in den großen Städten schon die Revolution einexerziert werde, es notwendig sei, daß die Landwirte sich fest um den Thron scharen. Darauf wurde ein dreimaliges Hoch auf den König ausgebracht. Geschäftsführer Th. Körner erstattete sodann den Jahresbericht. Gegen die Einigkeit der Landwirte im Bund richte sich seit Jahren ein scharfer Kampf aller Gegner. So gehässig und schroff wie im letzten Jahr wurde jedoch noch niemals gegen den Bund gekämpft. Die Erledigung der Reichsfinanz­reform im Juli v. I. bildete den Ausgangspunkt einer überaus lebhaften Agitation der National­liberalen, Demokraten und Sozialdemokraten gegen den Bund der Landwirte. Was im letzten

Winter von seiten der liberalen und oolkspartei- lichen Agitatoren an Lüge, Verleumdung und Verhetzung zusammengetragen wurde, ist ganz unglaublich. Bei Wahlen wird ja bekanntlich mindestens so viel gelogen, als wie während eines Krieges und nach einer Jagd. Was jedoch in der Agitation des letzten Winters von seiten unserer Gegner geleistet wurde, geht weit über die Lügen bei den Wahlkämpfen hinaus. Der Bund hat im letzten Jahr 357 Versammlungen abgehalten. Das Bundesblatt, derSchwäbische Landmann" findet in 25000 Exemplaren seine Verbreitung, der Bundeskalender konnte in einer Auflage von 32000 Exemplaren abgesetzt werden. Die Be mühungen der Gegner den Bund der Landwirte zu zerstören und zu schwächen, scheiterten an der Treue unserer be­währten Mitglieder. Wenn auch zu unserem Bedauern da und dort einzelne wankten und die Bundesfahne verließen, so ist deren Zahl doch eine bescheidene geblieben. Immerhin müssen wir bedauern, daß wir leider von einer Zunahme unseres Mitgliederstandes nicht berichten können. Nach den genau geführten Listen betrug die Zahl der Mitglieder am 1. Mai 21207. Wir hoffen, daß es unseren Bemühungen gelingt, in den kommenden Jahren die Zahl der Mitglieder wieder zu erhöhen und werden auch die unserer Sache untreu gewordenen Freunde bald zur Einsicht kommen, daß der Bund der Landwirte der beste Hort ist für die Vertretung der bäuer­lichen Interessen. In Herrenberg ist es trotz des heißen Wahlkampfes gelungen, den Kandi­daten des Bundes, Schultheiß Schmid-Tailfingen, im ersten Wahlgang durchzubringen. An den Jahresbericht schloß sich der Rückblick auf die Landespolitik. Bezüglich der Beamtenaufbesserung führte Körner aus, daß der Bauernbund sich

auch bei der Entscheidung dieser Frage nur von dem Grundsatz leiten kaffen werde, daß jede ehr­liche Arbeit auch ihren gerechten Lohn finden soll. Weiter gab Redner dem Wunsche Ausdruck, daß das Gesetz betr. die Errichtung einer Landwirt­schaftskammer auch in der Ersten Kammer in der Form angenommen werden möge, in welcher der Gesetzentwurf von der Zweiten Kammer verab­schiedet worden ist. Bei der Darlegung über die Stellung des Bundes zu den Parteien erklärte Körner, die Sozialdemokratie zeige sich als eine entschiedene Feindin der Landwirtschaft. Das nächste Ziel der Volkspartei sei, Caprivi'sche Zeiten und Handelsverträge wieder herbeizuführen und die deutsche Partei erschöpfe sich in ihrer Feindschaft gegen den Bund der Landwirte. Nachdem der Delegierte Badens Grüße aus dem Nachbarlande und Kaufmann Böhringer die­jenigen der konservativen Partei überbracht hatte, sprach zum Schluß LandtagSabg. Heckenroth- Altenkirchen überdie Bedeutung des Bunde» der Landwirte für das nationale und wirtschaft­liche Leben Deutschlands."

Stuttgart 14. Mai. Um zur Aus­führung von Bauarbeiten im Pragtunnel die erforderliche zugfreie Zeit zu gewinnen, wird in 6 aufeinanderfolgenden Nächten je von 11 bi» 2 Uhr, erstmals in der Nacht vom 17. zum 18. Mai der Zugverkehr auf der Strecke Stutt­gart-Feuerbach eingestellt. Die in dieser Zeit fälligen Züge: 881 CalwStuttgart, Ankunft 11.18 Uhr, 363 HeilbronnStuttgart, Ankunft 12.02 Uhr, 85 BruchsalStuttgart, Ankunft 12.20 Uhr, 419 HeilbronnStuttgart, Ankunft 12.48 Uhr, I- 62 Stuttgart ab 11.20 Uhr nach Paris, 48 Stuttgart ab 11.25 Uhr nach Bietig­heim, 1334 Stuttgart ab 12.28 Uhr nach Ludwigs­burg werden über die Güterbahn Kornwestheim

-ernharö von der Eiche.

Roman von Baronin Gabriele v. Schlippenbach.

(Fortsetzung.)

Bernhard erzählte Ine» von dem Ende Luisens, er tat es mechanisch, seine Augen blieben trocken; es lag eine Starrheit über seinem ganzen Wesen. Ines saß, wie sonst so oft, neben ihm auf Barrys Fell; sie schmiegte sich liebevoll an den Bruder. In dieser Stunde sollte er fühlen, wie nahe sie sich standen. In dem Zimmer sprach noch alle« von der Verstorbenen, die welkenden Blumen, die bunten Astern in der hohen Vase. Sie hatte sie noch geordnet; ihr Bild hing über dem Kamin.

Es ist Zeit für dich, zu Bett zu gehen", sagte die müde Stimme Bernhards von der Eiche, der man ein großes Leid anhörte.

Als Ines gegangen war, kehrte der Hochofenchef in das Zimmer zurück. Er saß am verglimmenden Kamin allein mit seinem Leid, denn e» gibt Stunden, in denen auch der liebste Mensch nichts vermag, wo die Seele allein sein muß und Zwiesprache mit dem hält, wa» sie in ihren Grundfesten erschüttert.

Endlich erhob sich Eiche. Bleierne Müdigkeit senkte sich auf ihn, der die beiden letzten Nächte gewacht hatte. Wie er die Kerze anzündete, stieß seine Hand zufällig an das Arbeitskörbchen seiner Frau. Es fällt zu Boden, sein Inhalt kollerte über den Teppich. ES waren lauter be­kannte Gegenstände, die er aufhob, er hatte sie stets in Verbindung mit seinem toten Weibe gesehen. Da ihr silberner Fingerhut, die kleine Schere, die sie benutzte, Garnrollen und hier ein rosiges Kinderstrümpfchen, noch unvollendet. Sie hatte noch am letzten Tage daran gearbeitet und dabei so glücklich über da» Geschenk gesprochen, das Gott ihnen geben wurde.

Und da stürzten die Tränen aus den brennenden Augen Bern­hards von der Eiche.-

Die Gruft über Luisens weißem Sarge hatte sich geschlossen, ihre Eltern und Geschwister, die zur Beerdigung gekommen, waren fortgefahren. Ines und ihr Bruder blieben allein, allein mit dem Kinde, das am Sarge seiner Mutter auf den Namen Herbert Bernhard getauft worden war. Luise hatte es so gewünscht. Das Söhnchen der Verstorbenen war ein schönes, kräftiges Kind, da» gut gedieh, dank seiner Amme, der Frau eines Arbeiters de» Hochofens. Dank der Pflege seiner jungen Tante, die zuerst sehr ängstlich war, aber schnell die nötigen Handgriffe lernte. Es war für Ines eine neue tiefe Freude, das rosige Körperchen Berties, so nannte sie den Knaben, zu baden und zu pflegen, und es half ihr über ihr eigenes Leid hinweg, sich aufopfernd dem Bruder und seinem Sohne zu widmen.

Vierzehn Tag nach Luisens Scheiden schrieb Frauenfeld an Fräu­lein von der Eiche. Er sagte ihr, daß obgleich jetzt wohl nicht der geeignete Zeitpunkt sei, von seiner Liebe zu sprechen er es doch nicht unterlassen könne.

Als ich am Abend unserer letzten Zusammenkunft im Walde in die Forstei kam, wollte ich Ihnen sagen, wie sehr ich Sie lieb gewonnen habe, da erfuhr ich von Ihrer plötzlichen Abreise, und der traurigen Ver­anlassung dazu. Ich will warten, bis die erste Zeit vorüber ist, aber geben Sie mir Gewißheit, beantworten Sie die Frage, von der mein Lebensglück abhängig ist:Lieben Sie mich, Ines?"

Nein", schrieb sie zurück,vergessen Sie mich."

Was diese Worte sie gekostet, Niemand durfte es wissen.

Ein und ein halbes Jahr waren seitdem vergangen. Der kleine Herbert war ein strammes Bürschchen geworden, da» seiner Tante überall nachlief, dessen Sprechversuche so drollig waren, daß der ernste Vater über den herzigen Schelm lächeln mußte.