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Münster—-Untertürkheim umgeleitet. Der Anschluß an die Züge 363 und 419 von Kornwestheim nach Zuffenhausen und Feuerbach und an die Züge 48 und 1334 von Feuerbach und Zuffenhausen nach Kornwestheim wird durch besondere Züge vermittelt. Zug 881 von Calw fährt ohne Wagenwechsel bis nach Feuerbach und von da über Kornwestheim—Münster nach Stuttgart. Als Ersatz für die auf der Strecke Stuttgart—Feuerbach ausfallenden Züge 48, 881, 363, 1334, und L 419 wird die Stuttgarter Straßenbahngesellschaft besondere Fahrten zwischen Stuttgart und Feuerbach, sowie zwischen Stuttgart und Zuffenhausen ausführen.
Stuttgart 14. Mai. Gestern abend ging in der Gänsheidestraße ein Pferd durch. Im Kanonenweg rannte es an eine Brüstungtmauer. Das Pferd war sofort tot. Der Wagen ist stark beschädigt. Personen nahmen keinen Schaden.
Stuttgart 16. Mai. Gestern nachmittag veranstaltete der Verein für Fremdenverkehr in den kgl. Anlagen ein Blumenkorso, an dem sich der König, die Königin und Fürst und Fürstin zu Wied in einem hübschgesckmückten Vierspänner mit Spitzenreitern beteiligten. In weiteren Wagen folgten Herzog Albrecht mit Kindern, Herzog und Herzogin Robert, verschiedene Mitglieder der Hofgesellschaft, Offiziere usw. Bei dem schönen Wetter war der Andrang des Publikums ungeheuer.
Leonberg 14. Mai. Gestern nachmittag verbrannte auf der Straße Solidute-Leonberg in der Nähe des Engelsbergs ein Automobil des Autokutschers Wedelich aus Stuttgart. Personen nahmen keinen Schaden. Der Wagen ist vollständig zerstört.
Aidlingen OA. Böblingen 14. Mai. Eine Seltenheit ist hier zu verzeichnen: Eine Henne des Georg Schüfer legte vor einigen Tagen ein Ei, das 125 s wog und einem Gänseei gleichsah. Beim Oeffnen desselben zeigte sich nochmals ein gewöhnliches Hühnerei, ebenfalls in einer Schale. Es waren also 2 Eier ineinander mit je einem Dotter. Zwei Tage darauf legte die gleiche Henne ein noch größeres Ei mit dem Gewicht von 160 ?. Die Henne ist dabei gesund und munter. Gewiß ein seltenes Vorkommnis.
Ellwangen 14. Mai. Als gestern Abend um 7 Uhr die beiden Postautomobile auf den Bahnhof fuhren, wurde beim „Wilden Mann" das 2jährige Mädchen des Taglöhners Kupfer überfahren und schwer verletzt. Das Mädchen wollte noch vorher über die Straße springen und lief gerade an das Auto hin. ES wurde umgeworfen und eines der Hinteren Räder ging
ihm über den Fuß und Unterleib. Den Führer trifft keine Schuld.
Mergentheim 16. Mai. Eine Anzahl Reichstagabgeordneter ist auf Einladung der Stadt hier eingetroffen und hat die Stadt und das Bad besichtigt. Beim Frühstück dankte Abg. Professor Pauli-Oberbarnim der Stadt für die gastliche Aufnahme. Mittags fand ein Essen im Kurhaus statt, wobei Abg. Dr.Arendt der Kurverwaltung dankte. Heute begeben sich die Abgeordneten nach Rothenburg.
Friedrichshafen 17. Mai. Die Huldigung der ehemaligen 19. Ulanen vor dem Grafen Zeppelin ist programmäßig verlaufen. Die Teilnehmer an der Fahrt waren am Samstag morgen hier eingctroffen und mit Musik in die Stadt einmarschiert. Nach einem Vesper rückten sie wieder zum Bahnhof und erwarteten dort den Grafen Zeppelin, der um dreivietel 1 Uhr von Berlin ankam und an ihrer Spitze zum deutschen Haus zog, wo er sodann vom Balkon seiner Wohnung aus ihren Vorbeimarsch abnahm. Auf den Anlagen der Luftschiffbaugesellschaft war ein Mittagessen bereit. Daran schloß sich der Huldigungsakt. Graf Zeppelin erwiederte auf das Hoch des Sprechers mit einer zündenden Ansprache auf das Regiment.
Pforzheim 14. Mai. Als gestern abend der 30jährige ledige Landwirt W. Fyx in dem benachbarten Orte Stein in der Scheune Futter für die Pferde holen wollte, fiel er durch das Garbenloch auf den Boden und war sofort tot.
Aus Bayern 13. Mai. Einen erbitterten, über eine Stunde währenden Kampf mußte das Storchennest in Oellingen bestehen. Zwei zugeflogene Störche suchten unter kräftigen Schnabel- und Flügelschlägen das einheimische Paar aus dem Neste zu vertreiben, was ihnen aber nicht gelang. Leider wurden im Verlaufe des Kampfes drei junge Storchen aus dem Neste geworfen und sind durch den Sturz zugrunde gegangen. Auch ist aus der Haltung des einen Storchen zu erkennen, daß er ziemlich schwer verletzt sein muß.
München 16. Mai. Der Flieger Henry Weiß aus Paris, der hier eine Reihe erfolgreicher Flüge gemacht hat, unternahm gestern mit einem fremden Apparat einen Probcflug und stürzte aus 30 w Höhe ab. Der Apparat wurde zerstört, Weiß blieb unverletzt. Später versuchte er mit seinem eigenen Apparat zu fliegen, rannte aber gegen eine Barriere, wobei der Apparat beschädigt wurde.
Berlin 14. Mai. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" teilt mit: „Eine Zeitungs- korrespondenz meldet, es sei beabsichtigt, den dem
Reichstage vorliegenden Zuwachs ft euer- entwurf durch eine neue Vorlage zu ersetzen, welche erst im nächsten Frühjahr eingebracht werden sollte. Die Nachricht ist unzutreffend. Nachdem die Wideraufnahme der Beratungen über den Gesetzentwurf für den Herbst d. I. in Aussicht genommen ist, besteht keinerlei Anlaß zu einer anderweitigen Entschließung der verbündeten Regierungen. Damit entfällt auch die Annahme, daß für die rückwirkende Kraft des Gesetzes ein anderer Termin bestimmt werden soll.
Berlin 14. Mai. Der Kaiser hat dem früheren Präsidenten Roosevelt eine mehr als meterhohe Vase aus der Porzellanmanufaktur geschenkt. Auf der Vorderseite befindet sich das Bild des Kaisers mit Flaggen umgeben und darüber der Namenszug des Monarchen. Auf der Rückseite sind zwei Aufnahmen des königlichen Schlaffes angebracht, die eine von der „Langen Brücke" mit dem Reiterstandbild des Großen Kurfürsten, die andere mit der Lustgartenseite und der Terrasse, auf der die Standbilder der Oranier stehen.
Berlin 16. Mai. Theodor Roosevelt ist gestern vormittag mit Familie nach London abgereist. Zur Verabschiedung waren auf dem Bahnhof u. a. erschienen der Staatssekretär de« Auswärtigen Amtes Freiherr v. Echoen, der amerikanische Botschafter Hill mit dem Personal der Botschaft, der französ. Botschafter Cambon, zahlreiche Mitglieder der amerik. Kolonie u. s. w.
Bremerhaven 14. Mai. Professor Schütte-Danzig will mit seinem Lenkballon „Schütt e-Lanz" von hier aus am 5. Juli eine Fahrt nach Brüssel antreten.
Petersburg 14. Mai. Im Verlauf der heutigen Wettflüge wurde der Bleriot- apparat des Franzosen Morand durch einen Windstoß zur Erde getrieben und fügte zwei Preisrichtern leichte Verletzungen zu. Der Apparat wurde beschädigt.
London 16. Mai. Roosevelt wurde heute vormittag vom König empfangen und verweilte fast eine Stunde im Marlborough-HauS. Er besichtigte, dann den Buckinghampalast mit dem Botschafter Whitelaw Reyd und ging durch das Zimmer, in dem der Sarg mit der Leiche des Königs ausgestellt ist.
London 16. Mai. Der Times schreibt: Von allen fremden Leidtragenden, die dem Leichenbegängnis des vorstorbenen K ö n i g s beiwohnen, gebührt Kaiser Wilhelm der erste Platz, der auch in Zeiten, in denen die Beziehungen zwischen Großbritannien und Deutschland am gespanntesten waren, niemals seine Popularität bei uns verloren hat. Er gleicht
Bertie glich den EicheS, hatte aber auch etwas von seiner Mutter. Er war ein reizendes kleines Bübchen und brachte wieder Licht und Leben in da« stille Haus des Hochofenchefs.
Es ist gut, daß die Zeit jeden Schmerz abtönt, daß die tiefen Wunden heilen, die der Tod schlägt. Bernhard war zu jung, er stand in der Blüte seiner Mannesjahre. Die Arbeit, die er hatte, beanspruchte. sein Interesse, und sie befriedigte ihn immer mehr, seit da« Hochofenwerk unter seiner Leitung gedieh. Die Produktion war groß, der Ruf Röß- lingen verbreitete sich und der Name dessen wurde genannt, der die große Arbeitskraft auf seine kraftvollen Schultern genommen hatte.
Sonntags wandelten JneS und ihr Bruder oft zum Friedhof, wo Luisens Grab unter den hohen Bäumen lag und ein weißes Marmorkreuz mit Inschrift darauf.
Später brachte Ines auch den kleinen Herbert dorthin. Eines TageS im Mai saß sie wieder mit dem Kinde unter auf der Bank neben dem stillen Hügel. Sie hatten die ersten Blumen aus dem Garten gebracht: weiße Narzissen und Hyazinthen. Ines war so tief in Gedanken versunken, daß sie erst aussah, als Bertie sie am Kleid zupfte.
„Da," sagte er und wies mit den kleinen Händen auf eine hohe Frauengestalt, die eben durch die Kirchhofpforte trat und sich zögernd näherte.
„Irmgard, wo kommst du her?" rief JneS erstaunt.
„Ich bin heute früh in Mon RepoS angekommen," versetzte Frau Gerard, die Freundin umarmend, „willst du diese Blumen auf dem Grabe Frau Luisens von der Eiche ordnen?"
Sie hielt JneS einen Korb mit auserlesen schönen Blumen hin. Irmgard» Blick ruhten auf dem Marmorkreuz und dem grünumrankten Hügel. Also hier hatte Bernhard von der Eiche sein junges Weib zur Ruhe gebracht. —
Eine kleine Hand zupfte Irmgard am Kleide. „Oppa," sagte Bertie und streckte ihr zutraulich die Aermchen entgegen.
Sie beugte sich zu ihm nieder und hob ihn auf, ihn, sein Kind!
Mit einem Blick musterte sie das Gesicht des Knaben. Sie entdeckte die Aehnlichkeit mit dem Vater. Aber auch von der verstorbenen Mutter waren Züge da. ES war dasselbe braune weiche Haar, das sich in Ringeln lockte, derselbe Zug um den frischen Mund. Wie mußte Bernhard das Kind lieben, welches Glück lag in seinem Besitz!
Und sie, die dort in kühler Erde ruhte, sie hatte es ihm schenken dürfen, ihr Andenken lebte in ihrem Sohne weiter.
Ines kniete am Hügel und verteilte die Blumen. Irmgard streichelte des Buben Köpfchen und küßte die reine, weiße Stirn BertieS. Ihr war so weh zu Mute und so wohl. Nicht länger hatte sie es fern von Rößlingen geduldet, es zog sie gewaltsam dorthin zurück, wo sie den Mann wußte, der ihr ein Interesse eingeflößt hatte, das sich zur Liebe steigerte.
AIS Irmgard seinerzeit die Nachricht von EicheS Verlobung erhielt, als sie später durch einen Brief von JneS hörte, daß ihr Bruder und Luise verheiratet und glücklich waren, da vermied die reiche Frau sogar den Gedanken an den Hochofenchef. Sie zog einen Strich unter die Vergangenheit, und preßte ihr blutendes Herz zusammen. Frau Gerard wanderte von Ort zu Ort. Sie sah die herrlichsten Gegenden, bunte Geselligkeit nahm sie in den Städten in Anspruch, aber eine Stelle blieb immer leer in ihrer Brust. Armseelig und weltfremd lag das kleine Luxemburger Dorf da und doch kehrten ihre sehnsüchtigen Träume dorthin zurück, nachdem sie die Trauerkunde ereilte. Sie hatte ein brennendes Heimweh nach Rößlingen, nach dem Hochofenwerk mit seinen Schlackenbergen, nach den Feuern, die den Nachthimmel blutig rot färbten, wenn die flüssige Schlacke ausgegoffen wurde, in Deutsch-Oth, Villerupt und rn Rößlingen, wo Eiche dem Heer der Arbeiter gebot. Impulsiv, wie Irmgard zu handeln pflegte, reiste sie von Berlin Tag und Nacht, bis sie im Morgengrauen Mon Repos erreichte. Sie hatte niemand vorher benachrichtigt, so fand sie auf der Bahnstation nur das bescheidene Wägelchen Bäckers vor. Sie bestieg es, ihm strenges Schweigen anempfehlend, und es mit einem Zehnmarkstück erkaufend.