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Bekauutmachung.

Die K. Pfarrämter wollen die Jahres­berichte über die mit Unterstätzung der Zentral- leituug des WohltätigkeitSoeretns bestehenden Kleinkinderpflegen spätestens bis 15 d.Mts. auf dem vorgeschriebenen Formular dem Oberamt vorlegen.

Calw, 7. Mai 1910.

K. Dekanatamt. K. Oberamt.

Roos. Amtm. Rippmann, AB.

L«Ms»erüsreUes.

Z Calw. Der Fremdenverkehrs­verein wird in den nächsten Tagen wieder mit der Sammlung von Beiträgen beginnen lasten. Er rechnet zuversichtlich damit, daß es ihm mög­lich bleibt, durch Zuwendung reichlicher freiwilliger Beiträge seine gemeinnützige Tätigkeit zum Wohls der Stadt fortzusetzen. Er richtet deshalb an alle Einwohner, vornehmlich aber an diejenigen, welche an einer Steigerung des Fremdenverkehrs besonderes Interesse haben, die dringende Bitte um Beiträge. Die Gelder werden in der Haupt­sache zu Zeitungsanzeigen, zur Neuauflage des vielbegehrten SchriftchensFührer durch Calw", sowie zu Weganlagen (Rötelbach) verwendet, worüber in der bevorstehenden Generalversamm­lung berichtet werden wird. Möge Jeder, der ein warmes Herz für unsere von den Fremden gern und viel besuchte Stadt Calw und Freude an deren Aufblühen hat, sein angemessenes Scherflein dem Fremdenverkehrsverein zufließen lasten.

X Althengstett 9. Mai. Die gestern Nachmittag im Gasthof z.Traube" hier statt­gehabte Versammlung des landw. Bezirks-

Montag, den 9. Mai 1910.

Vereins war sehr zahlreich besucht. Der stell­vertretende Vorstand, Oberamtspfleger Fechter, eröffnete die Versammlung und gedachte mit warmen Worten des verstorbenen Vereinsvor­stands, Herrn Regierungsrat Voelter, welcher mit vieler Mühe und unter Ueberwindung großer Schwierigkeiten und Widerwärtigkeiten den Ge­meindeverbandElektrizitätswerk für den Bezirk Calw" zu Stande gebracht habe. Obgleich sich fast sämtliche Gemeinden des Oberamts Calw und noch viele Gemeinden der Nachbaroberämter dem Verbände angeschlosten hätten, gäbe es in diesen Gemeinden noch viele Landwirte, welche den Nutzen und die Vorteile der Verwendung von elektrischer Kraft nicht einsehen und sich zum Bezug derselben nicht entschließen können. Die K. Zentralstelle für die Landwirtschaft habe daher ihren Sachverständigen für das landw. Maschinen­wesen, Herrn Dr. Holldack von Hohenheim beauftragt, heute über die Verwendung elek­trischer Kraft im landw. Betrieb einen Vor­trag zu halten. Herr Dr. Holldack führte hierauf etwa folgendes aus: Die beste, bequemste und zuverlässigste Arbeitskraft im landw. Betrieb ist die Elektrizität, aber sie ist nicht billig und kann daher nicht unbedingt empfohlen werden. Vor Einführung derselben soll jeder Landwirt über­legen und rechnen, was kostet sie mich, was kann ich damit arbeiten und was erspare ich dadurch. Die Verwendung des elektrischen Stroms ist eine vielseitige;. B. an: Futterschneidmaschine, Dresch­maschine, Schrotmühle, Milchzentrifuge, Butter­faß, Kreissäge, Obstmühle, ja sogar Nähmaschine. Unwirtschaftlich ist es nur etwa Futterschneid­maschine und Dreschmaschine anzuschließen, wenn einmal elektrischer Antrieb da ist, soll auch wo­möglich alles damit betrieben werden. Die Er­sparnisse durch Verwendung elektrischer Kraft

Ne,ug«pr.i.b. Ltadt'/Ukhrl.m.rrLgerl.Ml. 1 . 18 . P-stbezuzlpr s.v. Ort»- u. Nachbursrtloert. >/,iLhrI. Mk. 1 . 20 . im Aernoerlih - Mt. 1 . 80 . vesteLz. tu Württ. 80 Pf-., in Bayern u. Reich «2 -fg.

können mancherlei sein z. B. an Dienstboten, an Zugvieh, Haltung von Ochsen statt Pferden rc. Für Betriebe, die auf Gesindehaltung angewiesen sind, ist sehr zu beachten, daß die Dienstboten Stellen in Betrieben mit elektrischer Kraft vor­ziehen. Auch für kleine Betriebe kann unter Umständen die Elektrizität empfehlenswert sein, z. B. wenn die Kinder nicht mehr zu Hause und die Eltern alt oder kränklich sind. Sodann zeigte der Redner an der Hand von Lichtbildern elektrische Motore und ihre einzelnen Bestand­teile, sowie die verschiedenen Arten ihrer Ver­wendung im landwirtschaftlichen und klein­gewerblichen Betrieb. Bei Anschaffung des Elektro­motors ist zu beachten, daß er nicht zu schwach ist, er soll aber auch nicht zu stark sein; in der Regel dürfte ein 2- oder Zpferdiger Motor genügen. Redner schloß seine mit großem Beifall aufgenommenen Ausführungen mit dem Wunsche, daß der Elektrizitätsverband dem Oberamtsbezirk Calw zum Segen gereichen möge. Hierauf gab der Vorsitzende des Elektrizitätsverbandes, Herr Stadtschultheiß Müller von Neubulach, ein­gehende Aufschlüffe über die Anschaffungskosten der Elektromotore und über die Strompreise für Licht und Kraft. Er empfahl dringend den alsbaldigen Anschluß an das Werk, indem er betonte, daß bei späterer Anmeldung die Ein- richtungs- und Zuleitungskosten höhere würden. Mit dem Wunsche, daß die heutige Versammlung möglichst viele Landwirte zum Anschluß an das Elektrizitätswerk veranlassen möge, schloß der Vorsitzende die gut verlaufene Versammlung.

Stuttgart 7. Mai. Die Zweite Kammer setzte heute die Beratung der Novelle zum Beamtengesetz fort. Nach 3 V-ständiger Debatte über die Frage der Qualifikationsberichte wurde folgende Bestimmung beschlossen: Wenn

Kenchard von der Eiche.

Roman von Baronin Gabriele v. Schlippenbach.

(Fortsetzung.)

Hertas Briefe an die Geschwister klangen in dieser Zeit schon viel weniger siegesgewiß. Bernhard und Ines waren ihretwegen unruhig und beschlossen, ihre Reise zuerst nach München zu machen, um zu sehen, wie es der Schwester ging.

Ende Mai trat Bernhard seinen Urlaub an, er sagte für drei Wochen Lebewohl, schüttelte den Arbeiterstaub von sich, um ein freier Mensch zu werden, dem die schöne GotteSwelt entgegenlachte.

Sie reisten mit einem kurzen Aufenthalt in Nürnberg weiter und kamen spät abends in der Jsarstadt an. Es hatte Bernhard und Ines befremdet, daß sie auf ihre letzten Briefe von Herta keine Antwort erhalten hatten. Eine große Unruhe bemächtigte sich ihrer, als sie in der Herren- straße bei der Wirtin anfragten, und diese ihnen nicht» näheres über den Verbleib ihrer einstigen Mieterin sagen konnte. Professor Beyerstein war verreist und die Akademie geschlossen bis zum Herbst.

O, was sollen wir tun, Hardy?" fragte Ines.

Einfach auf der Polizei Nachfragen, Schwesterchen."

Vielleicht ist Herta überhaupt nicht mehr in München. Wo finden wir sie? Am Ende ist ihr etwas zugestoßen."

Ines Augen stoffen über. Endlich erfuhren die Geschwister, daß eine Frau von Randen in der Arcisstraße in einer Dachkammer lebte. Als die EicheS das hohe, häßliche Haus sahen, schlich eine trübe Vor­ahnung in ihre Herzen. Sie wurde bestätigt durch die Wirtin, die Herta die Stube vermietet hatte.

Die Frau Baronin ist im städtischen Krankenhause, vorgestern hat man sie fortgebracht", sagte die Frau in ihrem gleichgültigen Ton.

Sie muß schon lange krank gewesen sein, sie schleppte sich nur noch umher. Ja, ja, das viele Malen für das Geschäft ist daran schuld und die schlechte Kost. Na, ich habe es ihr gesagt, sie wollte nicht hören."

Ich möchte das Zimmer sehen," flüsterte Ines dem Bruder zu. Unsere liebe, arme Herta."

Die Vermieterin öffnete eine schmale, niedere Tür. Bernhard und Ines standen in dem dürftigen Raum.Hier hat sie gewohnt."

Die Sonne beschien grell seine ganze Armseligkeit, die häßliche, gelbe Tapete mit den roten Blumen, das eiserne Bett mit der dünnen Mattatze, die abgestoßenen, wenigen Möbel. Und auf dem Tisch einige der gemalten Fächer und Visitenkartentäschchen.

Die Vermieterin deutete darauf.Ich soll sie zu Münster und Strauß bringen," sagte sie.ES ist das Geschäft, für da» die Frau Baronin arbeitete."

Ine» Tränen stoffen reichlich.Was fehlt Frau von Randen?" fragte Bernhard und seine Stimme bebte; war doch auch er tief ergriffen.

Ich glaube, es ist Gehirnentzündung, oder so etwas."

Die Geschwister fuhren ins Krankenhaus. Sie fanden Herta in dem gemeinschaftlichen Saal, wo außer dem ihren noch 15 Betten besetzt war«. Sie war ohne Bewußtsein und bis zur Unkenntlichkeit verändert. Sst keine Spur des blühenden jungen Weibes war übrig geblieben.

Während JneS auf dem Stuhl neben dem Lager der Schwester saß, fragte Bernhard den Arzt über den Zustand seiner Patientin und erfuhr, daß es sehr ernst um sie stehe. Ein Privatzimmer war frei; man brachte Herta dorthin und legte den abgezehrten Körper in ein bequemes Bett.

Hardy, ich möchte die Pflege übernehmen," sagte Ine».Wie könnte ich Herta fremden Händen anverttaue», wenn ich selbst alle» ver­stehe, was sie braucht."

Und deine Reise, Kleine»?"