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gewtffer Tr»cke«heit»-rad der umgebende» Luft.
Die Luft darf nicht mit Feuchtigkeit gesättigt sein. Wenn die Luft noch imstande ist. Feuchtigkeit aufzunehmen. so wird sie die Oberfläche des Fleisches eintrocknen und für die Entwicklung der Mikroorganismen ungeeignet machen. Also erst daS Zusammenwirken von »iedriger Temperatur und trockener Luft gewährleistet die Haltbarkeit des Fleische-. Die Erfahrungen haben gelehrt, daß schon gute Resultate erzielt werden, wenn die Lust in den Kühlräumen eine relative Feuchtigkeit von 60—70"/° (jedenfalls nicht über 75°/°) besitzt.
Ebenso wie die Ermittelung der Temperatur, muß auch die Feststellung des Feuchtigkeitsgrades mit Hilfe eines Instruments geschehen und zwar empfiehlt sich am meisten die Benützung selbst- eiutrageuder HaarfeuchtigkeitSmeffer (selbstregi- strirreude Haarhygrometer), wie sie sich in der Kühlhallenpraxis schon bewährt haben. Ein selbsteintragendes Instrument ist deshalb vorzuziehen, weil es die Feuchtigkeitsverhältnisfe fortlaufend aufschreibt und somit eine ununterbrochene Kontrolle ermöglicht.
Die Orisbehörden werden beauftragt, hievon den Beteiligten zur Nachachtung Eröffnung zu machen. Vergl. Min-Erl. vom 29. August 1906, Min.-Amtsbl. S. 257.
Calw, 2. Mai 1910.
K. Oberamt.
Amtmann Ripp mann A-V.
T»,eS«e»is!eite».
Am 29. April ist vom Evangelischen Oberschulrat eine ständige Lehrstelle in Prevorst, Bez. Murr (Marbach), dem Schulamtsverwefer Julius Kilian in Meistern, Bez. Calw, übertragen worden.
- Unterreichenbach 2. Mai. Beider heute startgehabten Vorstellung der Bewerber um das hies. Schultheißenamt, waren von 12 Bewerbern 4 zurückgetreten. Soweit die Stimmung zu beurteilen ist, hat der seither. Amtverweser, Verwaltungsassistent Karch - Calw, gute Aussicht, gewählt zu weiden. Die Wahl findet am 4. Mai statt.
Unterreichenbach 3. Mai. Im Stationsgebäude Monbach - Neuhausen ist in verflossener Nach: eingebrochen worden. Dem Dieb, der durch Zertrümmerung der Türe in in den Schalterraum gelangte, fiel nur ein geringfügiger Geldbetrag in die Hände.
Herren berg 2. Mai. Die Amtsversammlung genehmigte eine Amtsschadensumlage von 126 000 Mark. Die Bezirkskrankenpflegeversicherung leidet beständig an einem größeren Verwaltungsabmangel. Die Versicherungsbeiträge für männliche und weibliche Versicherte wurden deshalb von 16 resp. 12 auf je 20 Psg. erhöht. Die Wanderarbeitsstätte wirkt, wie allseitig anerkannt wurde, ganz vorzüglich, ist aber etwas teuer und es soll eine vom Bezirksrat beschlossene Kollekte im ganzen Bezirk die Aufwendung der AmtSpflege etwas vermindern. Das städtische Armenhaus sollte den WanderarbeitSstättenzwecken ganz zugeführt werden können. Man wird mit der Stadt wegen Ueber-
lafsung des Armenhauses an die Amtskörperschast verhandeln, oder man muß mit der Zeit ein anderes Unterkommen suchen, da die Räume für 25 und mehr Wanderer, wie sie im vergangenen Winter oft kamen, nicht reichen.
Stuttgart 2. Mai. (Luftschiffahrt und Aviatik.) Die „Franks. Ztg." veröffentlicht über das neueste Schiff des Zeppelin'schen Typs folgende Mitteilung: Die äußere Form des „1-2 7" ist die seitherige der 2-Schiffe. Es wird drei Motore mit insgesamt 350 Pferdestärken erhalten und hat eine Länge von 145 m; der Durchmesser ist 1 m größer als der des „2 111". Der Antrieb der Motore erfolgt wieder, wie früher, durch Stangenübertragung und nicht durch die zuletzt angewandten Stahlbänder. Bei Abwägung aller EfahrungLmomente scheint einstweilen dieser ersten Konstruktion doch der Vorzug zuzukommen, obgleich sie ja auch nicht voll befriedigt. Bei der an den2-Schiffen verhältnismäßig großen Entfernung der Propeller vom Motor ist beim Fahren von Kurven das durch die Zentrifugalkraft hervorgerufene Schwanken der Gondeln stets eine mehr oder weniger große Gefahr für das Zerreißen der straff gespannten Stahlbandtransmissionen. Man ist daher mangels besserem zur alten Konstruktion zmückgckehrt. Auch bei der Seitensteuerung wird man am „1-2 7" das große mittlere Heckstcuer, das seither an „2 II" und „2 III" ein Karakteristikum bildete, vermissen. Die Seiiensteuer werden sich wie seither wieder zwischen den Stabilitätsfloffen befinden und unterstützt sein von einer kleineren Steuerung, die an der oberen Mitte des sich zuspitzenden Hecks angebracht ist. Auch am „2111", jetzt „1-2 6" genannt, der inzwischen noch eine Gaskammer erhalten hat, wird dieses veränderte Steuersystem voraussichtlich zur Anwendung kommen. Bei dem in Metz liegenden „2 1" fehlte das große Hecksteuer von Anfang an.
Ludwigsburg 2. Mai. (Hoteldieb.) Gestern abend nach 5.30 Uhr wurde im Bahnhotel durch Einschleichen in ein Fremdenzimmer der Betrag von 1050 bestehend in 10 Einhundertmarkscheinen, das übrige in Gold und Silber, entwendet. Der Täter, offenbar ein internationaler Hoteldieb, hatte sich als Kaufmann Friedrich Schwarz aus Straßburg ins Fremdenbuch eingetragen und ist mit dem Hoteldieb angebl. Fr. Bauer aus Bern und einem von Wiesbaden aus verfolgten internationalen Hoteldieb identisch. In seinem zUrückgelaffenen Handkoffer fand man 62 verschiedene Hotelzimmer- schlüffel, sowie Einbrecherwerkzeuge.
Tübingen 2. Mai. Der Lenzmonat wurde wie üblich von der Studentenschaft zur mitternächtigen Stunde mit dem nötigen Spektakel begrüßt. Kaum war der zwölfte Schlag der Glocken verhallt, da erklang auf dem Markte von hundert Kehlen gesungen das alte schöne Lied: Der Mai ist gekommen rc. In langen Zügen kamen verschiedene Korporationen unter
Fackelbcleuchtung auf den Markt gezogen, wo Ansprachen gehalten wurden. Auf den Häusern krachten Böller, Raketen flogen in die Lust. Kurz, eine Viertelstunde herrschte ein Höllenlärm, über den sich aber die „Philister" nicht ärgerten, sondern freuten. Man würde ja diesen Brauch vermissen, wenn ihn die Studenten nicht zähe festhielten. — Sämtliche Vorlesungen werden diese Woche ausgenommen.
Tübingen 2. Mai. Der erste Maitag mit seinem herrlichen Wetter brachte auf der gestern eröffnet«, Nebenbahn Tübingen- Herrenberg einen ungeheuren Verkehr. Alle Züge waren überfüllt. Zweifellos wird der Ausflugsverkehr ins Gäu- und ins Ammertal durch die Bahn außerordentlich gefördert werden. — Der Gasthof z. „Adler" in Lustnau, der voriges Jahr abgebrannt war, ist gestern wieder eröffnet worden.
Tuttlingen 2. Mai. Da die Forderung der Schuhmacher „Verlängerung der Mittagspause um eine halbe Stunde" von den Fabrikanten abschlägig beschieden wurde, reichten die in den Schuhfabriken Storz L Henke und Gustav Henke beschäftigten Arbeiter ihre Kündigung ein.
Berlin 2. Mat. (Reichtag.) Am Bundesratstisch: Staatssekretär Delbrück und Staatssekretär Krätke. Auf der Tagesordnung steht zunächst die erste Lesung des Gesetzentwurfes betr. Aenderung des Posttaxgesetzes. Staatssekretär Krätke führt aus: Die Vorlage entspricht dem allgemeinen Wunsche, auch für gewöhnliche Pakete Einlieferungsscheine zu erhalten. Ohne Entgelt ist dies nicht möglich. Um dem Wunsche entsprechen zu können, legen wir diese Vorlage vor. Die Vorlage wird in erster und zweiter Lesung angenommen. Es folgt die zweite Lesung des Stellenvermittlungsgesetzes. Pieper (Ztr.): Es ist unmöglich, die berufsmäßigen Stellenvermittlungen zu beseitigen. Die Arbeitgeber können unmöglich gezwungen werden, sich ausschließlich dieser Nachweise zu bedienen. Hildenbrand (Soz.): Der öffentliche paritätische Arbeitsnachweis ist in einzelnen Bundesstaaten schon eingeführt worden. Man könnte ihn sehr wohl auf das ganze Reich ausdehnen. Unser Abänderungsantrag verlangt, daß in allen Gemeinden Arbeitsnachweise möglichst mit beruflicher Gliederung eingerichtet und die gewerbsmäßige sowie die nicht gewerbsmäßige Stellenvermittlung der Vereine, Verbände und Gesellschaften untersagt wird. v. Michaelis (kons.): Am liebsten wäre uns der öffentliche Arbeitsnachweis durch angestellte Beamte. Manz (Fortsch. Vp.): Wir stimmen für die Vorlage. Wölzl (natl.): Wir stimmen der Vorlage zu, ebenso dem Antrag Kölle (wirtsch. Vgg.), der die Meldepflicht der an weibliche Personen im Auslande vermittelten Stellungen alsbald nach erfolgter Stellenvermittlung und vor Antritt der Stelle festgesetzt haben will. Im
aber vorher meinen alten Freund hier besuchen. Darf man fragen, wie Sie sich in der schönen Jsarstadt unterhalten.
„O, München ist ganz herrlich, die Umgebung besonders."
Sie unterhielten sich einige Zeit darüber. Thümer berührte mit keinem Wort den Zweck von Herlas Anwesenheit in München. Sie wartete darauf und fürchtete sich doch davor. Eine Frage brannte ihr auf dem Herzen. Sie hätte gerne gewußt, wann Thürmer Randen zuletzt gesehen hatte, wie er ihn fand und ob er wohl gewesen sei. „Herr von Thümer, wann sahen Sie Friedrich?" Wie aus einer Pistole herausgeschossen, sagte es Herta.
„Im Januar vor seiner Reise."
„War er gesund? Wie — wie sieht er in Randenhagen aus?" Gegen ihren Willen, wie dazu getrieben, mußte sie es fragen.
„Friedrich ist wohl und sehr tätig in der Wirtschaft. Er baut eine Sägmühle und muß sehr oft nach Königsberg hinunterfahren. Jetzt macht er eine geschäftliche Reise nach Nordamerika; er versprach sich viel Abwechslung davon. Was soll der arme Kerl auch allein in dem großen, öden Hause!"
Es klang ein leiser Tadel in diesen Worten. Herta fühlte sich davon getroffen und senkte dar Haupt.
Halb mitleidig, halb ärgerlich blickte Thümer auf die junge Frau nieder. Er war ihretwegen hergekommen, der Besuch beim Professor diente nur alß Vorwand. Randen hatte den Onkel gebeten, nach München zu reisen, er sorgte sich um Herta, er möchte wissen, wie eS ihr ging, ob sie nickt des Schutzes und Beistandes bedurfte. Und was er zu sehen glaubte, regte in Thümer die Ueberzeugung an: „Sie ist nicht glücklich,
sie hat daS nicht gefunden, was sie hoffte. Vielleicht sieht sie ein, daß sie besser getan hätte, an der Seite des Mannes zu bleiben, der sie auf den Händen trug."
Andere Gäste kamen in das Zimmer und störten das Alleinsein der beiden. Herta entschlüpfte, sie atmete erleichtert auf. Sie beherrschte sich und blieb den ganzen Abend heiter und belebt. Die Erregung trieb ihr da« Blut in die Wangen, sie war bildschön. Mehr als einer der Anwesenden bewunderte die überschlanke, anmutige Frau, die zu lachen verstand, während ihre großen Augen zu weinen schienen.
Am andern Tage fühlte sich Herta so müde, daß sie später als sonst zur Akademie ging. Die meisten Schülerinnen und Schüler Beyerstein» waren schon fort.
„Darf ich Sie um eine Unterredung bitten, Frau Baronin?" fragte der Professor und hielt die Tür zu seinem Privatzimmer offen.
Herta folgte ihm gespannt. Ihr Ahnungsvermögen sagte ihr, daß es etwas für ihr Leben Tiefeinschneidendes sein würde, was sie in der nächsten Viertelstunde zu hören bekomme.
Nachdem Beyerstein ihr einen Stuhl angeboten, ging er einigemal« im Zimmer auf und ab. Er schien mit sich zu kämpfen, um nach de« richtigen Worten zu suchen. Endlich blieb er vor Herta stehen. Ein Ausdruck des Bedauerns malte sich auf seinem Gesicht, als er sagte: „Gnädige Frau, es fällt mir sehr schwer, Ihnen das mitzuteilen, was ich für meine Pflicht halte; ich hätte es schon lange tun müssen, konnte mich nur nicht dazu entschließen.
(Fortsetzung folgt.)