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weiteren Verlauf der Debatte führt Abg. Schmidt (Soz.) aus: Unser Antrag will in den kritischen Gebieten, z. B. im Ruhrgcbiet, die Mißstände gründlich beseitigen, indem er die schwarzen Listen unmöglich macht. Von Undurch- führbarkeit ist keine Rede. Damit schließt die Debatte. Der sozialdemokratische Antrag wird angenommen. Z 1 der Vorlage wird angenommen. Die nachfolgenden Paragraphen werden ohne erhebliche Debatte unverändert angenommen. Zu tz 4 begründet Wagner (kons,) einen Antrag, wonach die Bestimmungen dieses Gesetzes auch auf früher abgeschlossene Verträge Anwendung finden sollen. Staatssekretär Delbrück sieht in dem Antrag, der angenommen wird, einen Eingriff in uohlcrworbene Rechte. Der Rest des Gesetzes wird nach den Beschlüssen der Kommission a,genommen. Darauf tritt Vertagung ein. Rackste Sitzung morgen 2 Uhr: Entlastung des Reichsgerichts, Ausstandskosten für Südwcst- afrika und kleinere Vorlagen.
Kop enhagen 2. Mai. Theodor Roose- velt ist heute nachmittag hier eingetroffen und wurde von dem Kronprinzen, dem amerikanischen Gesandten und dem Minister des Auswärtigen empfangen. Nach der Begrüßung fuhr der Kronprinz mit Roosevelt ins Schloß.
Newyork 27. April. Kommende Teuerung in den Vereinigten Staaten. Die Stürme und plötzlich einsetzende Kälte der letzten drei Tage haben in einzelnen Teilen der Union derartigen Schaden angerichtet, daß eine Steigerung der Lebensmittelpreise für dieses Jahr zweifellos ist, ebenso eine Erhöhung der Matenalprcise. In den letzten 40 Jahren ist keine solche Vernichtung der Ernte zu verzeichnen gewesen. Der vorläufige Schaden wird auf 200 Millionen Mark geschätzt. Nach Ansicht des Ackerbaudepartements müssen etwa 40 v. H. der Baümwollplantagen neu bepflanzt werden. Eine Preissteigerung des Baumwollsamenöls um 50 v. H. ist gleichfalls zu erwarten. Den Farmern Louisianas und Alabamas ist Anweisung gegeben worden, die zerstörten Baümwollplantagen dieses Jahr nicht wieder zu kultivieren, da bei der Kürze der Zeit ein Reifen ausgeschlossen ist. Am wenigsten hat die Baumwollproduktion von Texas unter dem Unwetter zu leiden gehabt. In den mittleren Weststaaten dagegen ist die Wintersaat besonders hart mitgenommen.
vermischtes.
„Wie ich «ach Manchester flog* — unter diesem Titel veröffentlicht nun Paulhan eine interessame Schilderung seines kühnen Fluges von
London nach Manchester, der ihm den großen Preis von 200600 eingetragen hat. „24 Stunden standen mir zu dem Fluge zur Verfügung", so beginnt der Aviatiker feinen Bericht; „24 Siur-den, nachdem meine Maschine in London eingetrrffen war, war ich in Manchester. Os war eine harte Arbeit, in 11 Stunden den Apparat zusommenzusetzev; in dem Augenblick, als ich damit fertig war, begann ich meinen Flug, denn der Wmd war gerade günstig und ich konnte diese Gelegenheit nicht versäumen. Als ich am Mittwoch Morgen noch London kam, hatte ich noch karre Ahnung, daß ich noch am gleichen Tage starten würde. Die Nacht vorher hatte ich nrr 5 Stunden geschlafen. Aber der Flieger muß die Winde nehmen, wie sie kommen. Als ich auf- stieg, war die Atmosphäre ziemlich unruhig, heftige kurze Windstöße und unberechenbare Srörungen machten mir viel zu schaffen und es dauerte eine ganze Weile, bis ich die Höhe gefunden hatte, in der sie mir am wenigsten anhcben konnten Als ich über London flog, klang aus den Tiefen das Hochrufen der Leute zu mir her auf, und die Begeisterung pirg auch auf mich über; ich flog quer rber die Menge. Bis Hamstcad folgte ich der Midland-Bahnlinie; dann sah ich den Kirchhof und die weiße Flagge der offiziellen Flugbeobcchter. Hoch in den Lüften beschrieb ich einen Kreis über dem Signol, ch wußte, daß ich nun die Starlbedingungen erfüllt hatte m d nahm den Kurs auf die Norihwestern- E-senlahn. Die ganze Fahrt über hatte ick mit den Winden zu kämpfen, nicht einen Augenblick kam ein Ausruhcn Die Höhenmessungen zeigen, daß ich eine Zeit lang fortwährend cmporstieg und wieder binob iavchie, um die beste Höhe ausfindig zu macken. Es war kalt, sehr kalt Ein scharfer Wind blies mir ins Gesicht. Zum Glück schmerzen mich weine Augen nicht während des Fluges, ober so bald ich lande beginnen fie zu brennen und ich muß immer wieder Waschungen vornehmen, um den Schmerz zu stillen. Ich war ohne Handschuh fortgeflogen, denn ich habe während eines Fluges ungern Stoff oder Leder an den Händen. Noch dem Flvge war der kleine Finger der Steuerhavd tot und gefühllos vor Kälte. Anfangs nahm ich die Richtung genau nach Norden; dann sah ich den Exirazuo, der mich begleitete, und als er mich einhotie, schwanden alle Zweifel. Drei laute Pfiffe ertönten, und am letzten Wagen sah ich eine weiße Flagge auftouchen; rings um mich pfiff der Wind; ich tat dos gleiche. Ich sang, pfiff und rief Meine Stimme ist nicht gerade bestrickend. Aber oben in den Lüsten stört fie niemand. In der Nähe von Rugby überraschte mich dann ein kalter Regenschauer, der etwa 20 Minuten dauerte. Aber ich bin abgehärtet und an Regen gewöhnt; es war zwar ein wenig ungemütlich, ober auf den Flug ha te es keinen Einfluß Und so flog ich weiter, immer weiter, bis die Dunkelheit gekommen war. Das einzige, was ich noch sehen konnte, das war unter mir der Dampf des Eisenbahnzuges und hin und wieder die flimmernden Lichter vorüber- gleitcnder Dörfer. Ich stieg von 300 Meter auf
100 Meter herab, um die Richtung nicht zu verfehlen. Dann kam der aufregendste Augenblick meines Fluges. Ringsum war es stockfinster, vor mir tauchten die Lichter von Lichfield auf. Ich hatte die Absicht, vor der Stadt auf freiem Felde zu landen, und tauchte nun bis zu 50 Meter herab. Da sah ich es denn: ich schwebte unmittelbar über einer großen Fabrik mit einer mächtigen Esse. Später erfuhr ich, daß es eine Brauerei war Um landen zu können, beschrieb ich einen Bogen und nahm wieder die Richtung auf London. Aber plötzlich blieb mein Motor stehen. Das Petroleum war zu Ende, meine Maschine sank nieder wie ein fallender Stein. Was sollte ich tun? Unter mir log die Fabrik und ein Zerschmetterwerden schien mir gewiß; hinter mir war ein schmales Feld, über das sich wie ein Spinnennetz Telegraphendrähte ausspanritrn. Nur ein Bruchteil einer Sekunde stand mir zu einem Entschlüsse zur Verfügung: ich beschloß, cs mit den Telegraphendrähte« zu wagen. Während ich sank, machte ich noch eine scharfe Wendung nach rechrs, und ich war so glücklich, dicht neben den Telegiaphendrähten hinabzukommen." Von der Kälte waren die Glieder des Fliegers steif und halb erstarrt, aber sofort fanden sich hilfsbereite Hände, die Paulhan obrieben, ihm warme Tücher gaben, Whiskt ein- flößlen; ein Automobil führte den Flieger dann trs Hotel, wo seine Frau ihn bereits erwartete. „Ich genoß einige Eier, Milch und Suppe — das stärkte mich umso mehr, als ich am Tage während des Aufbaus der Maschine nur einen Sandwich genossen hatte. Um zehn ging ich schlafen, 5 Stunden schlief ich wie ein Stein und erwachte frisch wie ein Hecht. Es war noch dunkel, als ich zu meiner Maschine kam. Die Mechaniker hatten sie während der Nacht kontrolliert, Petroleum war aufgefüllt und ich machte mich zum Aufstieg bereit. Es war ein schwieriger Siart, denn das Feld war nur kurz und schmal, und am Ende türmte sich eine hohe Hecke auf. Ein Zusammenstoß mit der Hecke wäre verderblich geworden. Aber der Wind war mir günstig, ich kam glücklich über das Hindernis hinweg und nahm nun den Kurs geradenwegs auf Manchester. Ich folgte den Schienen; immerfort hatte ich mit kurzen, heftigen Windstößen zu kämpfen. Doch ich fühlte mich meiner Richtung so sicher, daß ich mir nicht einmal mehr die Mühe nahm, meine Karte M befragen. Das war ein Fehler, denn hinter Crewe verlor ich die Zeichen und suchte vergeblich nach dem Signal, das ich dort zu finden hoffte. Ich mußte einen großen Bogen beschreiben und ei« Stück Wegs in der Richtung nach London zurückfliegen, bis ich wieder die weißen Zeichen auf den Schwellen der Schienen sah. Nocheinmal verlor ich so den Weg und mußte einen Kreis beschreiben: dann aber sah ich vor mir das Stationsgebäude von New-Burnage, mein Ziel. Drunten auf dem Felde bemerkte ich die weißen Signale, die meinen Landungsplatz bezeichnten und ich wußte, daß ich gesiegt hatte. Meinen Erfolg verdanke ich der prächtigen Farman- Maschine und dem Gnomemotor, den ich benutzte.'
Milche im» Kki»»tmqkiztii.
K Forstamt Hirsau.
Es sind noch 12 Tausend zweijährige
Fichtensämlinge,
sowie einige hundert 5jährige verschickte
Fichte«
zu verkaufen
K. Forstamt Hirsau.
Wegen Beseitigung eines Erdrutsches muß der westliche Arm der Kollbachtal- ausfahrtcn auf 14 Tage
gesperrt
werden.
Forstamt Liebenzell.
Stangen- und Beigholz Verkauf
am Freitag, den 6 Mai, uachmitt, 3 Uhr, im „Schwanen" in Unter- haugstett aus Staatswald Allmand, Hochholz Bilkhau. Simmozheimerwald, Erlenhau, Heusteig, Kaiserstein, Dietersbachhalde, Ernstmühlberg:
3 Rm. buch. Schtr. u. Prgl., 11 Nadelh -Schtr., 58 desgl. Prgl., ferner 1 eich., 5 buch, 70 Nadelh.-Anbruch, sowie 60 Bau- und Hagstangen.
Altherrgstett, Oberamt Calw.
Bauholz- und Staugeu-Berkauf.
Am Donnerstag, de« 12. Mai, vormittags S Uhr, kommen ans dem Rathaus hier im öffentl. Aufstreich in Losen zum Verkauf:
4,23 Fm. II. Klasse,
16,90 ., III. ..
37,65 .. IV. „
109,67 „ V. „
_W,29 .. VI. „
zus- 258,74 Fm.
Im Anschluß hieran werden im Wald bei der vorderen Kohlplatte verkauft: ^ ^ 3—5
Den 2. Mai 1910.
295
"
5-
-7 ..
175. ..
7-
-9 „
120 „
„
9-
-N
60 „
11-
-13 ..
25 „
„
13
m und mehr.
Schuttheitzenamt.
Braun.
Ottenbronn.
Am Samstag, den 7. Mai 1910, nachm. 2 Uhr, wird im hiesigen Rathause die
Lieferung n«n 1V5 Kubikmeter Kalksteine
auf die hies. Ortswege verakkordiert werden, wozu Liebhaber einladet
Gemeinderat.
Einige 100 Liter
MMl. ^ .
sind billig abzugeben. Wo, lagt die Exped. ds. Bl.
Nerre
MM-KartoAll
empfieblt
N. Herioir.
Unterzeichnete erklärt htemit, daß sie die über Michael Greule, Fabrikarbeiter in Altburg getane Aeußcrung als unwahr mit Bedauern zurücknimmt.
Altbnrg, 2. Mai 1910.
Frau Anrra Maria Bühler.
Ein für Penfionszwecke geeignetes besseres
Wohnhaus
oder Villa zu kaufen gesucht, wenn kleineres Wohnhaus in guter Lage Pforzheims mit kleiner Belastung in Tausch genommen wird. Gefl. Offert, unter Nr 99S an d. Compt. ds. Bl. erbeten.
MUMM
Lmil l.,mr:i(o jr., e«ckv, leäeiÄl. 175.
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