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Montag, den 2s. April 1910.
VeKUtzSpr.i.d.Etadt'/«ii!hrl.m.LrLger!.Mk. I.2S. Postbezugtpr f,r. ErtS- u. Nachbarortsverk. */,iahrl. Mk. 1.20. im Fernverkehr Mk. i.Sv. Bektrllg. in Württ. 30 Pfg., in Bayern u. Reich 42 Ks^.
Amtliche vekanntmachuttgen.
Bekauulmachnug,
betreffend die Verursachung von Branden durch das Spielen der Kinder mit Zündhölzern und feuergefährlichen Stoffen.
Die Tatsache, daß viele Brände durch Spielen «nbeansstchtigter Kinder mit Feuerzeug und mit besonders feuergefährlichen Stoffen wie Spiritus und drrgl. verursacht werden, gibt die Vrranlafsnug, Elter» «ud Personen, deren Obhut Kinder anoertrant find, von dem vorschriftswidrigen Hernmliegen oder -Stehenlassen von Zündhölzern und besonders fenergesährlichen Stoffen und dem Alleinlasse« von Kinder« ohne Aufsicht, zumal auf dem Lackde während der Feldgeschasth zu warne«
Es wiro zugleich darauf hingewiesen, daß den durch einen Brand an ihren Gebäuden Beschädigten eine Entschädigung von der Gebäudebrandverstchemng nicht zuteil wird, wenn sie die Entstehung des Brandes selost durch grobe Fahrlässigkeit verschuldet haben, daß ebenso den Mobiliar-Feuerverstcherungs- anstalten gesetzlich verboten ist, irgend eine Entschädigung an Brandbeschädigte auszubezahlen, denen eine Feuerverwahrlosung zur Last fällt und daß eine grobe Fahrlässigkeit oder eine Feuerverwahrlosung auch in dem Unterlassen genügender Beaufsichtigung der Kinder oder gehöriger Verwahrung der Zündhölzer und der besonders feuergefährlichen Stoffe gefunden werden könne.
Alle mit dem Gebrauch oder der Aufbewahrung von Zündhölzern, Spiritus und dergl. zusammenhängenden Verfehlungen gegen feuerpolizeiliche Vorschriften werden auch dann mit strenger Strafe abgerügt werden, wenn jene Verfehlungen keine unglücklichen Folgen gehabt haben.
Die OrtSvorsteher werden beauftragt, Vorstehendes in ihren Gemeinden alsbald in wirksamer Weise bekannt zu geben. Bemerkt wird, daß mit einem bloßen Aushang der Bekanntmachung am Rathaus die beabsichtigte Wirkung in der Regel sich nicht wird erzielen lassen.
Calw, 23. April 1910.
K. Oberamt.
Amtmann Rippmann, A.-V.
TrrgesKkrüzkeiterr.
Calw. Der Bezirks-Handels- und Gewerbeverein Calw hielt gestern seine ordentliche Generalversammlung in der Brauerei Dreiß ab. Die Beteiligung war eine schwache. Aus dem Bezirk waren trotz der günstigen Witterung nur 2 Mitglieder erschienen und es wird die Vereinsleitung künftig vielleicht davon absehen, die Generalversammlung aus Rücksicht auf die auswärtigen Mitglieder an einem Sonntag abzuhalten. Der von dem Vorstand Zahn erstattete Geschäftsbericht zeugte von reger Tätigkeit. Ungünstig lautete der Bericht über den letztjährigm Geschäftsgang im Handwerk. Besonders im Baugewerbe sei derselbe sehr flau gewesen, auch in diesem Jahre sei bis jetzt keine Besserung zu verspüren, da die Bautätigkeit sehr darniederliege. Der Mitgliederstand des Vereins hat sich im verflossenen Jahre wenig verändert. Der Stand der Kaffe ist nach dem von dem Vereinskassier Serva vorgetragenen Kassenbericht ein günstiger. Sechs statutenmäßig ausscheidende und nach den Statuten nicht sofort wieder wählbWe'AusschutzMitglieder wurden durch Neuwahl ersetzt. Im Anschluß an die geschäftlichen Berichte hielt der Schriftführer des Vereins, Stadtpfleger Dreher, einen mit Interesse und Beifall aufgenommenen Vortrag über das Reichsgesetz vom 1. Juni 19)9 berr. die Sicherung der Bauforderungen. Nach Erledigung der Tagesordnung wurden noch verschiedene Vereinsangelegenheiten besprochen, so der korporative Anschluß des Gewerbevereins an den Hansabund, die neu zur Einführung kommende Gewerbeschule mit besonderem Gewerbelehrer und der damit verbundene Tagesunterricht für die gewerbeschulpflichtigen Lehrlinge. Zunächst werde hier der Tagesunterricht nur für den jüngsten Jahrgang, also für die Heuer in die Lehre tretenden Lehrlinge, eingeführt. Nach Verfluß von 2 Jahren soll der Tagesunterricht für alle drei
Jahrgänge durchgeführt sein. Der Tagesunterricht werde an 2 Tagen in der Woche, einmal 3 und einmal 4 Stunden, zusammen in 40mal 7 Wochenstunden, somit in jährlich 280 Stunden erteilt werden. Die Mehrzahl der anwesenden Meister ist von der Einführung des Tazesunter- richts auS geschäftlichen Rücksichten nicht gerade sehr erbaut. Es ist zu hoffen, daß die Zeit die jetzigen Bedenken zerstreuen wird. Wegen der für den Tagesunterricht benötigten Zeit wurde die-Verlängerung der 3jährigen Lehrzeit auf 3 Jahre erwogen. Mit der Besprechung des Lehrlingswesens verband Vorstand Zahn die Mahnung an die Lehrmeister, sie möchten auf ein geordnetes Betragen ihrer Lehrlinge auch außerhalb des Meisterhauses und während der Freizeit durch strenge Zucht und Kontrolle hinwirken, insbesondere werde dies nach Wegfall des Abendunterrichts geschehen müssen. Nachdem Zahntechniker Bayer dem Vorstand, Kassier und Schriftführer den Dank für ihre Vereinstätigkeit zum Ausdruck gebracht hatte, schloß der Vorsitzende die gut und anregend verlaufene Versammlung mit Worten des Dankes an die ausscheidenden Ausschußmitglieder und an Alle, welche im abgelaufenen Jahre für den Gewerbeoerein tätig gewesen sind.
G Liebenzell. Besucher der Burgruine finden jetzt im innern Burghof eine Tafel angebracht, die in kurzer Fassung die Geschichte der Burg enthält und zwar die Bauzeiten der einzelnen Bauwerke sowie die Reihe der früheren Besitzer. Diese Daten sind im wesentlichen der Oberamtsbeschreibung entnommen. Der Verschönerungsverein hat sich damit wieder in dankenswerter Weise um den Kurort und seine viele Besucher verdient gemacht.
Stuttgart 23. April. Die Zweite Kammer trat heute in die Einzelberatung des Landwirtschaftskammergesetzes ein. Art. 1 bestimmt, daß eine Landwirtschaftskammer er-
Sernhard von der Eiche.
Roman von Baronin Gabriele v. Schlippenbach.
(Fortsetzung.)
Sie hatte nicht die Mittel ein eigenes Atelier zu mieten, und mußte daher Tea Schönhausens Anerbieten, bei ihr zu malen, dankbar annehmen, denn sie arbeitete auch außerhalb der Kurse und versuchte das in der Akademie Gelernte zn verwerten. Die burschikose Art Teas stieß Herta ab. Sie fühlte sich überhaupt in dem Kreise fremd, in den sie durch die Schönhausen hineingezogen wurde. Es waren Elemente darin, die bisher der Baronin Randen ferngeblieben waren. Sie fühlte und dachte anders, wie dieses leichtlebige frei urteilende Völkchen. Herta war kaltblütig, und man fand sie stolz und unnahbar. Am meisten fühlte es Mandel. Er hatte vergeblich versucht, sich der jungen Frau zu nähern; seine Bewunderung ärgerte Tea und stieß Herta ab. Sie zeigte es ihm unumwunden. Zuerst blieb sie still arbeitend im Atelier, wenn Alfredo dort war und seine Modelle ihm standen. Schweigend vertiefte sich Herta in ihre Malerei, aber sie konnte ihr Ohr nicht verschließen. Sie mußte die Witze des kleinen Porträtmalers mit anhören; TeaS ungezwunger Verkehr mit ihm, ihr abwechselndes Zanken und Vertrautsein, waren Herta so unangenehm, daß sie nach und nach das Atelier nur dann noch benutzte, wenn Mandel fort war. Einigemale hatte Tea sie um größere oder kleinere Geldsummen gebeten, die sie wiederzugeben versprach. Aber sie mußte es wohl vergessen haben, es war nie mehr die Rede davon. So sparsam Herta zu leben glaubte, so schmolz doch ihre Barschaft erschreckend schnell zusammen. Sie aß zu Mittag in einem Restaurant in der Nähe der
Akademie, wo noch mehrere Schüler Beyersteins einkehrten. Oft berührte Herta kaum die Speisen, die ihrem verwöhnten Geschmack widerstrebten. Am Abend holte sie sich kalten Aufschnitt und Brot, dazu gab es Bier oder Tee. Nie eine Abwechslung in der Kost. Ihr fester Schlaf war ihr treulos geworden. Sie lag oft die halben Nächte hindurch in ihrem kalten, schmalen Bett wach und auf leisen Sohlen schlich ein graues Gespenst heran. Frau Sorge saß an ihrem Lager, Frau Sorge ging mit ihr durch den arbeitsreichen Tag. Wenn Herta sich getäuscht hatte, wenn sie wirklich nichts erreichte, was sollte sie tun? Brennende Scham trieb ihr das Blut in die blaß gewordenen Wangen, Scham vor dem Mann, den sie so herzlos verlassen, vor den Geschwistern, denen sie so siegesgewiß geschrieben, Scham vor der Tante, die ihr das Geld nur geliehen, nicht geschenkt hatte.
Professor Beyerstein war auf die schöne, vornehme Schülerin aufmerksam geworden. Er vermutete, daß sie viele Stürme durchlebt, ehe sie nach München kam und er erzählte seiner Frau von Herta.
„Hat sie Talent?" fragte die alte Dame.
„In gewissem Grade ja, aber sie wird nie Bedeutendes leisten", sagte der Professor. „Schade, sie hat einen eisernen Fleiß, ich fürchte auf Kosten ihrer Gesundheit. Und sie muß sich nicht glücklich fühlen, sie ist gewiß an andere Lebensverhältniffe gewöhnt. Wir sollten uns ihrer etwas annehmen." Trotz der guten Absicht blieb es vorläufig noch dabei.
Herta wußte die Billigkeit der Mansarde bei Frau Huber zu schätzen. Sie wäre trotz, des vielen Unangenehmen noch länger daselbst wohnen geblieben, aber vor zwei Tagen war Alfredo Mandel ihr auf der Treppe begegnet, war mit ihr hinaufgestiegen und hatte ihr eine halbe Liebeserklärung gemacht. Herta schnitt sie kurz ab, indem sie ihm mit scharfen