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Montag, den 18. April 1910.

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Amtliche Bekamrtmachmrgen

K. ev. Bezirksschulamt Calw.

Es besteht die Absicht, aach Heuer einen Zeichen- Lehrkurs zu veranstalten und zwar in Neuweiler im Lauf des Monats Juni. Der Kurs soll fortlaufend an 67 Tagen gehalten werden. Diejenigen Lehrer des Bezirks, welche sich an dem Kurs zu beteiligen wünschen, wollen sich bis spätestens 1. Mai bei dem Unterzeichneten melden.

Calw, 18. April 1910.

Sch mid.

Tsgksnevigkeite«.

Stuttgart 16. April. Die Königin hat für die Abgebrannten von Böhmenkirch aus ihrer Privatschatulle die Gabe von 500 Mark gespendet.

Stuttgart 16. April. Die feierliche Eröffnung der Schlacht- und Mastvieh­ausstellung fand heute vormittag bei sonnigem Frühlingswetter durch den König in Anwesen­heit der Herzöge Albrecht, Robert und Ulrich von Württemberg, der Staatsminister v. Marchtaler, v. Fleischhauer und v. Schmidlin, der Gesandten von Oesterreich und Bayern, der Präsidenten und vieler Mit­glieder der Landstände, des Präsidenten der Zentralstelle für die Landwirtschaft v. Sting, hoher Regierungsbeamter und der Mitglieder der bürgerlichen Kollegien statt. Der König wurde bei seinem Eintreffen vor dem Börsen­gebäude von Gemeinderat Dr. Rettich em­pfangen und in den festlich geschmückten, großen Saal des Gebäudes geleitet. Hier hielt Dr. Rettich die Eröffnungsrede und hob darin hervor, daß die Stadtverwaltung den neuen Schlacht- und Viehhof mit berechtigtem Bürgerstolz dem

Betrieb übergeben habe. Schon von Anfang an sei sich die Stadtverwaltung klar darüber gewesen, durch geschickte und weitausschauende Maßnahmen das gewaltige Gebäude mit jenem spezifischen Leben zu erfüllen, für dessen Aufnahme es bestimmt sei. Es galt, den Viehmarkt zu einer wirklich großstädtischen Entwicklung zu bringen und ihn womöglich zu einer Zentrale des Vieh- handels für Süddeutschland zu machen. Dank gebühre der Staatsregierung und der K. Zentral­stelle für die gütige und einsichtsvolle Unterstützung des Unternehmens, besonders aber dem Königs der durch die Uebernahme des Protektorats und sein Erscheinen in autoritativster Weise zum Ausdruck gebracht habe, daß es sich hier um ein für Stadt und Land gleich gemeinnütziges Unter­nehmen handle. Die Rede schloß mit einem Hoch auf den Landesherrn. Präsident v. Sting er­kannte die Förderung der Landwirtschaft durch die Stadtverwaltung dankbar an und wies auf die Wechselbeziehungen dieser großzügigen städtischen Einrichtung mit den Landwirten hin. Zum Schluß hielt Finanzrat Dr. Trüdinger vom K. Statistischen Landesamt einen Vortrag über Die land- und volkswirtschaftliche Be­deutung der Schlacht- und Mastvieh­ausstellung". Nach Beendigung des Festaktes trat der König einen Rundgang durch das im­posante, mit Fahnen geschmückte Ausstellungs­gelände an, wobei er von Gemeinderat Dr. Rettich und Schlachthofdirektor Veterinärrat Kösler geführt wurde. Dem Monarchen schloß sich die ganze Festversammlung an. Die Aus­stellung ist aus allen Teilen des Landes sehr gut beschickt. Die Viehausstellung besteht aus 184 Stück Großvieh (vorwiegend Simmentaler Schlag), 21 Kälbern, 73 Schweinen (darunter ein Land­schwein von 325 kss) und 90 Schafen. Die

Tiere sind folgendermaßen untergebracht: 1. Ab­teilung: Farren aller Rassen und jeden Alters. 2. Abt.: Ochsen unter 3 Jahren bis zu 4 Schau­feln und darüber. 3 . Abt. : Kühe und Kalbinnen. 4. Abt.: Kälber bis zu 3 Monaten. 5. Abt.: Schweine. 6. Abt.: Schafe. Dazu besteht eine Nebenausstellung von Futtermitteln, Geräten und Maschinen für Futterzubereitung, sowie für das Metzgergewerbe, eine Fleischausstellung und eine hochinteressante wissenschaftliche Ausstellung mit Bezug auf die Erzeugung, den Vertrieb und die Verwertung der Schlachttiere. Professor Dr. Reinhardt hat die Aufstellung pathologisch-ana­tomischer Präparate durch die K. Tierärztliche Hochschule, Institut für Seuchenlehre und Fleisch­beschau veranlaßt. Das Statistische Amt der Stadt Stuttgart hat statistische Darstellungen der Entwicklung des Fleischverbrauchs in Stuttgart in den letzten Dezennien, Aufstellungen über den Zusammenhang zwischen Futtermittel- und Fleisch­preisen, über die Bewegung des Durchschnitts­gewichts des Schlachtviehs und der Fleischpreise in- und ausländischer Großstädte gegeben. Die Direktion des städtischen Vieh- und Schlacht­hofs gibt Aufschluß über die Einteilung und Benennung des Fleisches der verschiedenen Tier­gattungen, graphische Darstellungen der Schlacht­tier Marktpreise und der Ladenpreise für Fleisch in Stuttgart in den Jahren 18991909 und der Nährwert animalischer und vegetabilischer Nahrungsmittel. Der König äußerte sich vor seiner Verabschiedung über die großartigen An­lagen und die in allen Teilen sehr gelungene Ausstellung hochbefriedigt. Die Arbeit der Preis­richter begann bereits heute vormittag mit dem Zusammentritt des Gesamtpreisrichterkollegiums.

Stuttgart 16. April. Die Zahl der in Stuttgart und Umgebung ausgesperrten

Sernharö von der Gche.

Roman von Baronin Gabriele v. Schlippenbach.

(Fortsetzung.)

Nun, wie gefällt Ihnen das Zimmer?" fragte die Wirtin.

Gar nicht." Es schwebte Herta auf der Zunge, es zu sagen, aber es lag ein so gutmütiger Ausdruck in dem runden, freundlichen Gesicht der Frau Huber, daß ihre Mieterin sie nicht kränken mochte."

ES geht an", sagte Herta zögernd. Dann fragte sie nach dem Preise; er war nicht hoch. So entschloß sie sich, vorläufig auf drei Monate im voraus zu bezahlen, wie es verlangt wurde.

Mit einem:Ich danke auch schön", empfahl sich die Vermieterin. Herta trat an dar offene Fenster und blickte hinaus auf die fremden Straßen, auf die Dächer der großen Stadt, in der sie leben sollte. Ein Gefühl der Angst würgte sie. Wird sie finden, was sie sucht? Hat sie nicht allzu Großes aufgegeben? Jagt sie nicht einem Phantom nach? Und plötzlich sah sie ihr verlassenes stolze« Heim vor sich, sah die festen, schützenden Mauern des alten Schlöffe«, ihr trauliches Zimmer mit den eleganten Möbeln und das reizende Boudoir, das ihres Mannes Liebe für sein junges Weib eingerichtet hatte. Und sie schloß die heißen, über­wachten Augen. Aber da taucht Friedrich Randens Antlitz deutlich in ihrer Erinnerung auf. Jeder Zug war da, nur erschien er ihr edler, anders, wie sie ihn im Leben gesehen hatte.

Ist es so? Ist sie blind gewesen, weil sie blind sein wollte?

Jemand stieß die Tür zur Mansarde auf. ES war Thea.

Nun kommst du endlich?" fragte sie etwas ungeduldig.

Herta erwachte aus ihren Gedanken. Sie säuberte Hände und Gesicht vom Staub der Reise; dann folgte sie schon der vorangeschrittenen Malerin in die untere Region.

In demSalon" Theas herrschte eine geniale Unordnung. Auf den mit buntem, fleckigem Zeug bezogenen Sofa lagen ihr Regenmantel und ihr Hut. Die Malerin selbst hatte ein dunkelrote» Reformkleid un­gezogen, ihr Haar kräuselte sich in wirren Locken um ihren Kopf. Auf dem Fußboden lagen Zigarettenstummel, Schwefelhölzer und Asche, eine große getigerte Katze machte es sich auf dem Polster eine» Sessels bequem; ihre grünlichen Augen blinzelten schläfrig.

Herta hatte sich vorgenommen, ihre Mienen bester zu beherrschen; sie mochte es nicht mit der einzigen bekannten Person in der großen, fremden Stadt verderben.

Kalter Aufschnitt, Brot, Butter und Käse standen auf dem Tisch, dazu ein großer Krug braunen Bieres. Teller und Schöffel waren aus schadhafter Fayence und die Gabeln und Messer von der einfachsten Sorte. Thea Schönhausen schien es nicht zu bemerken; sie war es nicht anders gewohnt. Ihrer Freundin entging nichts von der Misere dieses genialen KünsterheimS; ihr verwöhnter Geschmack war der der reichen Frau. Alfredo Mandel stellte sich auch ein. Er trug ein braunes Samtjackett und eine hellblaue lose Krawattenschleife a la Lord Byron. Seine Locken hatten einen kühnen Schwung und das kleine, schwarze Bärtchen war unternehmend nach oben gestrichen.

Während des Essens sprachen Tea und ihr Kamerad lebhaft auf Herta ein. Sie rieten ihr, in die Akademie des Professors Beyerstein einzutreten, der es mitAnfängern" versuchte. Obgleich Herta wußte, daß sie eine Anfängerin war, wurde das Wort recht oft und nachdrücklich betont. Alfredo» schwarze Augen bohrten sich in Frau von Randens Gesicht; sie errötete und ärgerte sich darüber.

Morgen zeige ich dir mein Atelier/ versetzte Tea auf eine dies­bezügliche Frage HertaS-

Was malst du eben, Tea?"

Eine Herbstlandschaft aus dem bayerischen Apenlande. Ich war