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gewesen, die alte grämliche Tante in dem kleinen thüringischen Städtchen zu besuchen, ihre spitzen Bemerkungen ruhig anzuhören, das geliehene Geld gegen eine Quittung zu empfangen, mit der Ermahnung, ja recht haushälterisch zu sein.
Die alte Dame lachte sich ins Fäustchen, als ihre Nichte wegfuhr.
Die wird es noch bereuen, ihre Stellung als reiche Frau so leichtsinnig aufgegeben zu haben. Nun, der Randen ist ein nobler Mensch, das Geld ist sicher; er zahlt es mir bei Heller und Pfennig zurück urch berechnet auch die Zinsen. — So sind aber die modernen Frauen: nie zufrieden und immer nach dem strebend, was unerreichbar ist. Herta wird die Schule des Lebens schon klein kriegen.
Als Frau von Randen in München ankam, erwartete ihre Freundin Thea Schönhausen sie in Begleitung eines kleinen, wie ein Nußknacker aussehenden Herrn, den sie als ihren Kameraden Alfredo Mandel, vorstellte. Mt einem dreisten Lächeln hielt er Herta seine große Hand hin und sagte in lispelnder Stimme, die dazwischen in einen hohen Diskant umschlug:
„Sie sind uns sehr willkommen in der schönenJsarstadt, gnädigste Frau."
Herta fühlte sich nicht veranlaßt, etwas zu erwidern. Die Berührung der feuchtkalten Spinnenfinger Herrn Mandels flößten ihr eine
unangenehme Empfindung ein. Sehr von oben herab sah sie auf den
kleinen Kerl nieder.
Thea merkte es und flüsterte ihr zu:
„Spiele dich hier nicht auf die Baronin aus; das verfängt bei uns Künstlern nicht."
Sie fuhren durch die Stadt. Es war zu dunkel, um etwas von ihr zu sehen. Alfredo Mandel hatte sich auf dem Vordersitz der Droschke zusammengekauert. Die ganze Zeit schwatzte er auf Herta ein. Sie wußte kaum, was er sagte, und antwortete mechanisch „ja" oder „nein"; ihr
Kopf schmerzte heftig. Sie war müde von der langen Reise und sehnte
sich nach Ruhe und Alleinsein. Die Droschke hielt in der Färbergasse. Das HauS Nr. 35 war ein hohes, unschönes Gebäude.
„Ich habe ein Mansardenzimmer für dich gemietet," sagte Tea. „Ich selbst wohne eine Trppe niedriger und habe auch mein Atelier daselbst. Wenn du willst, kannst du es benutzen. Es ist allerdings im Winter etwas luftig, aber es hat gutes Licht. Na, du wirst dich schon selbst überzeugen."
„Ich danke dir."
Es kam seltsam gepreßt aus Hertas Mund hervor. Sie war so deprimiert; die ersten Eindrücke waren gerade nicht erhebend.
„Ich darf mich nicht durch Kleinigkeiten Niederdrücken lasten," dachte
die junge Frau, „ich muß an den Zweck meines Hierseins denken. Jetzt
heißt es, alle Kräfte anspannen, um das Ziel zu erreichen und meinem Manne zu beweisen, daß ich recht hatte, mein Licht nicht unter den Scheffel zu stellen."
Es regnete in Strömen, als sie ausstiegen. Mandel wollte Herta dabei die Hand reichen, sie übersah es. Eine Treppe hoch, noch eine, eine dritte, endlich eine schmale Stiege; der schwere Reisekorb ging kaum hinauf. Der Hausknecht und sein Sohn keuchten, als sie oben waren.
„Noch höher?" fragte Herta entsetzt emporblickend.
„Ja, die Mansarde liegt über meinem Atelier," bemerkte Tea.
„Mein Gott, so mache doch nicht ein so verzweifeltes Gesicht! ES ist dir
wohl nicht bequem genug? Du kannst dir ja eine ganze Etage mieten."
„Bitte, höhne mich nicht," sagte Herta, der die Tränen nahe waren. „Ich bin dir ja für deine Mühe verbunden, es wird gewiß gut sein."
„Der Korb geht nicht hinauf," bemerkte der Hausknecht, die Stiege musternd, die eigentlich mehr eine schmale Leiter war.
„Du mußt deine Sachen auSpacken und hinauftragen. Warum hast du auch soviel mitgebracht. Ich kann meine Habe bequem in ein Köffer- chen packen. Na, ich merke schon, du mußt dir hier manches abgewöhnen, liebe» Kind."
Eine ältliche Frau, deren graues, spärliche» Haar unter einer großen, weißen Nachthaube hervorquoll, öffnete eine auf den Flur mündende Tür. Tea stellte sie al» Wirtin, Frau Barbara Huber, vor. Mandel war in sein Zimmer verschwunden, das neben dem Atelier lag.
„Wie unangenehm," dachte Herta, „dieser Mensch scheint auch hier zu leben."
Frau Huber leuchtete und kletterte zuerst zur Mansarde empor. Mit einer einladenden Handbewegung forderte sie ihre neue Mieterin auf, näher zu treten. Herta stolperte, als sie die steilen Stufen hinauf klomm. Eine bleierne Müdigkeit machte sich geltend; sie wäre gern allein geblieben, aber Tea rief ihr nach:
„Ich erwarte dich zum Abendesten. Komme bald, wir sind hungrig!"
Au» dem „wir" schloß Herta, daß der Kamerad an der Mahlzeit teilnehmen sollte.
Oben fand sich ein schmale» Zimmer mit einem kleinen Fenster, eine eiserne Bettstelle mit grauer Wolldecke, zwei wacklige Stühle, ein mit Oel gestrichener, abgenutzter Kleiderschrank, ein runder Tisch und eine Waschkommode mit brüchigem Geschirr, sowie ein blinder Spiegel, das war alle». In Randenhagen wohnten die Dienstboten bester. ES mußte im Sommer unerträglich heiß, im Winter eisig kalt sein in der Mansarde. Frau Huber stellte die Lampe auf den Tisch. Mit wohlgefällig gekreuzten Armen stand sie da. Eine dumpfe Luft war im Zimmer.
„Bitte, öffnen Sie da» Fenster," sagte die junge Frau, etwa» beklommen atmend.
Die geflickte, ziemlich unsaubere Gardine in dem Zimmerchen paßte zu dem übrigen.
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(Fortsetzung folgt.)
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