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Heusel. Geladen find 8 Zeugen u. a. Generalvikar von Ege, Graf Ferdinand von Bisfingen, Stadtschultheiß ParadeiS, Stadtpfarrer Gageur.
Stuttgart 7. April. Heute vormittag gegen 11 Uhr ist in einem Hause der Ludwigstraße, aus unbekannter Ursache ein Dauerbrandofen explodiert. Der Ofen wurde vollständig in Stücke gerissen. Die Gewalt der Explosion war so groß, daß die Fensterscheiben des Zimmers hinausgedrückt wurden. Einzelne Eisenteile blieben in der Decke und in den Wänden stecken, aus denen auch Stücke herausgerissen wurden. Personen wurden glücklicherweise nicht verletzt, doch dürfte der Mobiliarschaden etwa 300 ^ betragen.
H eidenheim 7. April. Mit den Worten: „Ich habe meine Alte totgeworfen," stellte sich der Taglöhner F. Kühnle, der von seiner Ehefrau getrennt lebt, auf der Polizeiwache. K. der ein arbeitsscheuer Mann ist, kam nachmittags von Ulm hierher und wollte von seiner Frau Geld haben, was aber verweigert wurde. Während nun die Frau in ihrem Garten beschäftigt war, warf ihr K. von einem Fenster der Schlafkammer aus ein Mückenschutzgitter in der Größe eines Fensterflügels derart auf den Kopf, daß sie eine große, klaffende Wunde erhielt. Da durch den Wurf ein Blutgefäß verletzt wurde, wäre sie sicherlich verblutet, wenn ihr nicht alsbald im Bezirkskrankenhaus ein Notverband angelegt worden wäre.
Schwenningen 7. April. Ein eigenartiger Unfall ereignete sich auf einem Acker in der Nähe des Trofsinger Bahnhofes, aber auf hiesiger Gemarkung. Matth. Schlenker war auf dem Acker mit Pflügen beschäftigt. Die Rosse waren hintereinander eingespannt und schon einmal über den Acker gegangen, als auf einmal das vordere Roß 7—8 Meter in den Boden versank. Es kam aufrecht in dem Loch zu stehen, war aber bis an den Hals im Wasser, das sofort das Loch füllte. Das Pferd mußte in dieser verzweifelten Lage zwei Stunden langausharren, bis es befreit werden konnte. Das sonderbarste an dem Falle ist, daß der Acker ca. 28 Jahre in demselben Besitz ist und alle Jahre bestellt wurde, ohne daß von einer Erdsenkung etwas wahrgenommen wurde.
Karlsruhe 7. April. Die Deutsche Luftschiffahrts A. G. teilte mit Bezug auf eine Anfrage des Stadtrates mit, daß voraussichtlich vom 1. August d. I. ab ein Luftschiff in Baden-Baden stationiert werde, und daß bei einer seiner ersten Fahrten ein Besuch in Karlsruhe und die Benutzung der Ankerstelle auf dem großen Exerzierplatz ins Auge gefaßt sei. Vielleicht werde man an geeigneten Tagen auch mehrere Fahrten von hier aus für einen geringen Fahrpreis ausführen können Eine endgültige Zusage behält sich die Gesellschaft vor.
Berlin 7. April. Roosevelt hat sich in Rom auf einen Empfang, den der Bürgermeister Nathan zu seinen Ehren veranstaltete, zu einem Mitarbeiter des Lokalanzeigers wie folgt ausgesprochen: „Ich freue mich außerordentlich auf Berlin", sagte Roosevelt auf Deutsch, „dreißig Jahre habe ich nicht Deutsch gesprochen, aber, wenn ich langsam spreche und mit jemand allein, so geht es. Meinen Sie nicht auch? Im Innern Afrikas habe ich in ruhigen Stunden das Nibelungenlied gelesen, den ersten Teil des Faust und die ganze Wallensteintrilogie. Ich kenne auch Heine und Klopstock. Auf Berlin freue ich mich, vor allem auf die deutschen Studenten. Das waren schöne Zeiten in Dresden. Zweier Kameraden entsinne ich mich noch besonders heute. Den einen nannten wir wegen seiner roten Haare den „roten Herzog"; ein tapferer braver Junge. Der andere hieß das „Nashorn". Auf der Mensur war ihm die Nasenspitze abgeh'uen und wieder schief angesetzt worden." Roosevelt lachte, daß es eine Freude war und reichte dem Berichterstatter die Hand. Andere waren ob der langen Unterredung schon ungeduldig geworden.
Biarritz 6. April. Ueber das Befinden des Königs Eduard kommen trotz optimistischer Berichte der englischen Korrespondenten auf privatem Wege seit längerer Zeit ungünstige Nachrichten in die Oeffentlichkeit. Der König hat an einem heftigen Influenza-Anfall gelitten, von dem er sich nur unvollkommen erholt hat. Er bleibt oft im Zimmer; sein Schritt ist schwer und sein Aussehen über seine Jahre alt.
Newyork 7. April. Vier maskierte Bankräuber drangen gestern in Mokeerocks in der Nähe von Pittsburg in die Viktoriabank ein. Zwei blieben an der Tür stehen. Die anderen traten ein und verlangten die Kaffe. Der Direktor Friedmann widersetzte sich. Er, wie der Kassier Schwarz und drei andere Bankbeamte wurden erschossen. Die Räuber entflohen mit 20000 ^ in bar und wurden von der Polizei verfolgt. Es gelang, einen davon namens Robert King zu verhaften.
Vermischtes.
(Von der Zeppelin-Luftschifffahrt.) Ueber die Vorbereitungen für die Probefahrten der Luftschiffe 2 III und 2 IV erfährt die Württ. Automobil- und Luftschiffahrtskorrespondenz aus Friedrichshafen folgendes: Die Wafferstoffgasfabrik in Friedrichshafen hat in diesen Tagen ihren Betrieb ausgenommen und beginnt mit der Füllung des 20 000 obm Waffer- stoffgaS fassenden neuen Gasometers. Da diese Füllung etwa 3 Wochen in Anspruch nimmt, kann aus diesem Umstand geschloffen werden, daß gegen Ende dieses Monats mit der Füllung des 2 III begonnen werden soll. Das Luftschiff 2 IV dürste einige Wochen später als der
2 III fertiggestellt sein und es wäre dann die Möglichkeit gegeben, daß man für dieses Schiff noch einige Erfahrungen, die sich auf Grund der ersten Probefahrten des 2 III ergeben, verwerten kann. Der 2 IV würde also wohl gegen Pfingsten in Betrieb gestellt werden können.
(Luftschiffahrt und Aviatik.) Rußland hat jetzt sein erstes nationales Luftschiff. ES ist ein starres Luftschiff wie unser „Zeppelin". Dasselbe faßt 5000 Kubikmeter. Es hat eine Länge von 200 Fuß, einen Durchmesser von 42 Fuß und eine Höhe von 60 Fuß. Vermöge seines sehr leichten Materials kann es 15 Personen mitnehmen. Das Gerüst dieses starren Luftschiffes ist aus einem Holz, das durch seine eigenartige Verarbeitung nicht nur sehr leicht, sondern auch sehr haltbar ist. Das Luftschiff ist mit einem lOOpferd. Motor ausgerüstet, der ein Gewicht von 240 Kilo hat. Nach einem Besuche, den jüngst der Marineminister der Werkstatt des Erfinders machte, wurde für den Erbauer, namens Kostowitsch, eine staatliche Halle zur Verfügung gestellt, in der er den weiteren Bau seiner Lustschiffflotte unternehmen kann. Da der Erfinder, ähnlich wie Zeppelin, sein Vermögen für die Luftschiffkonstruktion ausgegeben hat, so eröffnet die „Nowoje Wremja" eine Sammlung für Kostowitsch, die dem greisen Erfinder als Nationalspende dargebracht werden soll.
Vom Lande 7. April. Verschiedene Polizeibehörden warnen neuerdings wieder vor schwindelhaften Anzeigen über Nebenverdienst. Nach ihren Ermittelungen hat sich ergeben, daß es den Urhebern der in der Tages- preffe häufig erscheinenden Annoncen über mühelosen Nebenverdienst nur darum zu tun ist, von den Bewerbern einige Mark abzunehmen, die vor Erteilung der näheren Angaben eingesendet werden müssen, während die Einrücker der Annonce meist nichts mehr von sich hören lasten oder Vorschläge machen, auf die der Bewerber meist nicht eingehen kann. Aehnlich geht es mit dem Vertrieb sog. Patentartikel. Zahlreiche Anzeigen wegen Betrugs sind gegen eine solche Firma eingelaufen und es konnte ein gewisser Robert Gruß, Adreffenverlag, aus Köln, zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt werden.
Tauberbischofsheim 3. April. Eine nette Selbsteinschätzung leistet sich das hier erscheinende Zentrumsblatt „Tauber- und Frankenbote" mit folgendem Erguß: „In ein katholisches Haus gehört auch eine katholische Zeitung. Auch das kaufende Publikum soll darauf sehen, daß es seine Ware bei den Bäckern, Metzgern und Kaufleuten in Zentrumsblättern eingepackt bekommt." Endlich das erste offizielle „Wurstpapier"!
— Einem Aprilscherz sind, wie man im „Meffaggero" liest, im Rom Tausende von edlen Römern zum Opfer gefallen. Am 1. April
verstand es schlecht, sich beliebt zu machen. Ihre Interessen gingen von denen der anderen Damen weit auseinander, und sie hatte kein liebenswürdiges Anpassungsvermögen. So blieb sie eine Fremde in dem Kreise, in dem ihr Gatte verkehrte, in dem er manche treue Freunde besaß. Natürlich gab Herta sich keine Schuld an dem Mißverhältnis, man nahm die Einladungen im Schloß Randenhagen ja an. Was irgend der Reichtum bieten konnte, wurde bei solcher Gelegenheit nicht gespart. Ohne ein Wort zu sagen, gab ihr Gatte ihr in diesem Punkte nach, obgleich geräuschvolle Feste ihm eine Plage waren; sie widerstrebten seinem Sinn. Viele von den wenig Begüterten fühlten sich dadurch bedrückt, ihre bescheidenen Lebensverhältniffe erlaubten ihnen nicht, die Gastfreiheit in demselben Maße zu erwidern. Nach und nach blieben sie fort. Herta war gekränkt und äußerte es ihrem Manne gegenüber. Er bat sie, in Zukunft weniger prunkvoll zu bewirten, da schalt sie ihn kleinlich und geizig. So entfernten sie sich immer mehr von einander, immer lockerer wurde das Band, das sie verknüpfte. Kein gemeinsamer Gedanke, kein gegenseitiges Tragen und Stützen herrschte in dieser Ehe.
Randen war es endlich müde geworden, um die Liebe der Frau zu werben, der er sein warmes Herz entgegengebracht hatte. Er hatte e» ja auf jede Art versucht, den zündenden Funken zu wecken, aber Herta verstand ihn nicht, und wollte ihn nicht verstehen. Und doch wenn sie ihn mit seinen Arbeitern und Untergebenen sah, wenn sie sah, wie fürsorgend und freundlich er gegen sie war, wenn sie sein Lob aus ihrem Munde hörte, dachte sie: Er muß ein guter Mensch sein, er steht geachtet und geliebt da. Warum verstehen wir uns nicht?
Zuweilen versuchte sie es, sich ihm anzupaffen, aber bald wurde es ihr langweilig, und sie ging wieder ihre eigenen Wege. Lange schon
hatte sie ihn gebeten, sie für einige Wochen nach München reisen zu lassen, er hatte es immer verweigert. Jetzt war dort eine Kunstausstellung und Herta brannte darauf, sie sich anzusehen; Thea Schönhausen lud sie dringend ein.
„Randen", sagte seine Frau eines Tages, „du mußt mir erlauben, in diesen Tagen nach München zu reisen. Ich weiß, daß du gerade jetzt nicht abkommen kannst, das heißt, du könntest es schon, aber die Wirtschaft geht bei dir natürlich vor, meine Wünsche sind nebensächlich."
Er blickte zu ihr hinüber, etwa« wie Zorn blitzte in seinem Gesicht. Aber er blieb ruhig.
„Damit du siehst, daß ich dir keine Fessel anlege, so reise."
Sie sprang auf und wollte ihn umarmen; sanft aber entschiede« wehrte er sich dagegen.
„Laß das", sagte er kalt, „du sollst dir keinen Zwang antun."
Er verließ sie und ritt auf das zweite Gut. Er kam an dem Tage nicht heim. Herta packte ihre Sachen in fieberhafter Eile. Frei sein, wenigstens auf einige Zeit! — Fort aus diesem Hause, das ihr nie lieb geworden war! Es erschien ihr fast zu schön, um wahr sein zu könne«.
Am zweiten Tage begleitete Randen seine Frau zur Bahn. Sie schwiegen auf dem ganzen Weg bis zur Station. Was sollten sie sich auch sagen? Sie waren auf dem Standpunkt angelangt, wo jedes Wort mißdeutet wird. Wie einer fremden Dame küßte Randen Hertas Hand. „Lebewohl," sagte er kurz.
„Ich danke dir."
Es kam sehr gepreßt von ihren Lippen.
„O, bitte sehr."
Das war alles, was er noch entgegnete. (Forts. folgt.)