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Tagessmigkeite«.

* Calw 8. April. Gestern wurde in einer Tannenkultur beim Kentheimer Steigle der Leichnam eines Mannes gefunden, der schon etwa 8 Tage dagelegen sein mußte. Der Ver­storbene war gut gekleidet und hatte an Bar­geld 5 ^ bei sich. Nach seinen Ausweispapieren ist er ein 62 Jahre alter Schuhmacher aus dem Oberland. Er hatte sein Schuhmacherhandwerks­zeug in einem Rucksack bei sich und war bis März in Arbeit gestanden. Nach der Lage des Leichnams ist zu schließen, daß der Mann sich entweder zum Schlafe oder sonst wegen Unwohlseins nieder­gelegt hat und daß er erfroren ist oder von einem Schlaganfall befallen wurde. Selbstmord liegt nicht vor. Der Leichnam wurde in das Toten­haus auf dem hiesigen Friedhof gebracht.

Stuttgart 7. April, Die Zweite Kammer beriet heute nachmittag unter Vorsitz des Vize­präsidenten Dr. v. Kiene Präsident v, Payer ist auf drei Tage beurlaubt den durch die Volks­schulnovelle notwendig gewordenen Nachtrags­etat,' der für das Etatsjahr 1910 einen Mehrbedarf von 321841 versieht und sich auf die Einrichtung der Oberschulbehörden, die neue Bezirksschulaufstchr, die Tragung der Konferenzkosten durch den Staat, die Einrichtung von Rsktorenstcllen, die Vorbildung der BezirkSschulaufseher, die Vermehrung der Schul­stellen und die erhöhten Staatsbeiträge an die Gemeinden sich bezieht. Den Bericht des Finanz­ausschusses erstattete der Abg. Liesching (Bp.). Das Mehr an Personalaufwand in Kap. 45 betrage 10340 Dr. Späth (Ztr.) erklärte, seine Partei verzichte auf die Anbringung des in der Kommission gestellten Antrags, daß ein Mitglied des Ordinariats in die kathol Oberschulbehörde delegiert werde ebenso wie ein Prälat in den evang, Oberschulrat berufen werde, da der Antrag keinerlei Unterstützung gefunden habe. Der Abg. Hey mann (Soz.) erklärte die Zustimmung seiner Partei zu der Personalmehr- forderung für die Oberschulbehörden, ebenso der Abg. Dr. Hteber (DP) undSchrempf (BK.), der die Berufung eines Mitglieds des Ev. Konsisto­riums in den neuen Ev. Oberschulrat begrüßte.

Kreitag, den 8. April 1910.

weil dadurch zum Ausdruck komme, daß das Band zwischen Kirche und Schule zum Segen für die letztere auch künftig aufrecht erhalten werden soll. Minister v. Fleischhauer betonte, bei der Einrichtung der Eo. Oberschulbehörde handle es sich in erster Linie um eine Organisationsfrage, deren Lösung in der Organisationsgewalt der Regierung begründet liege. Kap 45 wurde genehmigt. Für Beiträge an be­dürftige Gemeinden zu den Baukosten für Schul­gebäude (Kap. 47) hatte der Entwurf ein Mehr von 50000 vorgesehen. Das Zentrum be­antragte, den Betrag von 50 000 auf 100 000 ^ zu erhöhen und den Ständen einen entsprechenden Nachtragsetat vorzulegen. Der Ausschuß stellte den Antrag, eine Erhöhung auf 80000 vorzunehmen. Der Abg. Rembold - Aalen (Z) begründete den Antrag seiner Partei. Man müsse dafür sorgen, daß dem System der Etatüberschrettungen ein Ende gemacht und eine den Bedürfnissen der Gemeinden genügende Summe zur Verfügung gestellt werde, damit keine Benachteiligung der Gemeinden eintrete. Minister v. Fleischhauer hob hervor, daß sich der Fonds für Bewilligungen zu Schulhausbauten seit 1902 in Schwierigkeiten befinde. Er hätte auch eine weitergehende Erhöhung als 50 000 ^ ge­wünscht. Jetzt könne er erklären, daß die Kgl. Staatsregierung ihre Zustimmung dazu erklärt habe, daß die vorliegende Exigenz von 50 auf 80 000 erhöht wird (bravo!). Mit dieser Erhöhung hoffe er für die nächste Zeit auszukommen. Dr. Wolf (B.K.) stimmte dem Kommissionsantrag zu und wünschte, daß bei den Schulbauten zweckloser Luxus vermieden werde. Der Abg Dambacher (Z.) empfahl die Annahme des Antrags seiner Partei. Heymann (Soz.) hielt 80 000 nicht für aus­reichend und erklärte sich in erster Linie für den Zentrumsantrag. Die Abgeordn. Liesching, Dr. Hieber und Dr. Wolf beantragten im An­schluß an die Erklärung des Ministers eine Er­höhung auf 80 000 (ohne die Forderung auf Vorlegung eines entsprechenden Nachtragsetats). Dieser Antrag wird einstimmig angenommen. In Kap. 61 werden für eine außerordentliche Pro­fessur für Pädagogik an der Tübinger Universität 2860 gefordert. Dr. Späth (Z.) erklärte, daß seine Partei der Exigenz nicht zustimme. Die

Bezuaspr.i.d. Stabt>/PLHrI. m. LrLgerl. Wk. l.Lb. Postbezug«?- s. d. Ort«, u. Nachbarortitoerk. >/Mhrl. Mk. l.LO, im Aernverkeh > Mk. !.»». vestellg. in Württ. so Pfg., in Bayern u. Reich «r P! z.

pädagogischen Vorlesungen an den beiden theo­logischen Fakultäten könnten auch von den Lehrer­studenten besucht werden. Dr. Hieb er (D.P.) trat für die Gewährung von Stipendien an Lehrer­studenten ein. Haußmann (V.) meinte, mancher Schüler möge wünschen, daß sein Lehrer einen guten Lehrer für Pädagogik gehört haben möchte (Heiter­keit), und hielt die obligatorische Prüfung nicht für richtig. Dr. Wolf (B.K.) hielt dir Professur für notwendig und wünschte ihren baldigen Ausbau zum Ordinariat. Nach kurzen Ausführungen des Abg. R emb o ld - Aalen (Z.) betonte Minister v. Fleischh auer, daß für den Vorschlag der Regierung gute Gründe sprechen. Auch der aka­demische Senat habe sich in diesem Sinne ausge­sprochen. Die Prüfungsordnung, sei durchaus ge­rechtfertigt. Nach weiteren Ausführungen der Abg. Liesching (V), Hey mann (S.) und Hauß­mann (V.), wurde die Exigenz genehmigt und dann noch in die Beratung des Kap. 84 eingetreten, das für die ev. Volksschulen einen Mehraufwand von 121437 Vorsicht. Morgen Fortsetzung und Bauordnung.

Stuttgart 7. April. Wir wir hören, beabsichtigt der Staat, das alte Schlacht­haus von der Stadtverwaltung zu erwerben, das für Zwecke des Paketpostbestellamts umge­baut werden soll. Der Kaufpreis dürste etwa 1 Mill. betragen. Bekanntlich hat die Stadt das Schlachthausanwesen von der Schlachthaus­gesellschaft um etwa 750 000 ^ übernommen. Gleichzeitig soll das an das Schlachthaus an­schließende Holzgartenareal von der Hof­domänenkammer ebenfalls an den Staat über­gehen und für Zwecke der Post verwendet werden.

Stuttgart 7. April. (Strafkammer.) Vor der 1. Strafkammer findet am Freitag 8. April die Verhandlung gegen den Redakteur de« Simplizissimu«, Hans Gulbranßon, wegen Beleidigung des Bischofs Dr. v. Keppler und den Geistlichen der Diözese Rottenburg statt. Den Vorsitz führt Landgerichtsdirektor v. Fischer. Verteidiger des Angeklagten ist Rechtsanwalt

SernharL von der Eiche.

Roman von Baronin Gabriele v. Schlippenbach.

(Fortsetzung.)

Nie fiel es der jungen Frau ein, sich in Küche und Keller um­zusehen, höchstens bestellte sie einmal irgend eine Lieblingsspeise, ohne aus den Geschmack ihres Mannes Rücksicht zu nehmen. Die pflichttreue Arbeit im Haushalt, das Genügen, das sich daran knüpft, die Freude an solch nutzbringender Tätigkeit blieben Herta versagt. Verdrossen ging sie in ihr Atelier und setzte sich an ihre Staffelei. Ein halbvollendetes Bild war darauf zu sehen, eine Landschaft, die ein Stück Wald und eine sonnenbeschienene Wiese zeigte, auf der einige Kühe weideten.

Furchtbar langweiliges Motiv," dachte sie verdrießlich. Und wie schlecht gelang ihr die Farbenmischung. Ja, wenn man hier in der länd­lichen Einöde schließlich nicht weiter kam, war es zu verwundern? Herta warf Pinsel und Palette ungeduldig fort und setzte sich in einen ameri­kanischen Faulenzerstuhl und starrte zur Decke hinauf. Sie hatte gestern einen Brief von ihrer Freundin Thea Schönhausen erhalten, der das Leben auf der Münchener Malerakademie in verlockenden Farben schilderte.

Wann wirst du endlich eine der Unfern?" so hieß es darin. Willst du wirklich dein Licht unter den Scheffel stellen, und immer in deinen engen Verhältnissen bleiben? Kann es dich glücklich machen? So habe den Mut deiner Ueberzeugung. Du hast Pflichten gegen dich selbst und mußt dich ausleben, und du weißt, daß ich dich erwarte. Ich sagte es dir damals in Berlin, als wir uns auf dem Bahnhof wiedersahen, und ich dir meine Adresse gab. Ich male jetzt in meinem eigenen

Atelier und habe mein letztes Bild großartig verkauft. Zweifelst du an meinem Können?"

Nein, Herta tat es nicht. Sie überschätzte es in ihrer Eitelkeit, sie war davon überzeugt, daß sie es zu etwas bringen mußte, wenn sie frei wäre. O, daß sie gebunden war, daß ihr die Flügel gekappt waren zum Flug in die Weite!

Sie trat wieder vor die Staffelei und musterte ihr Bild. Es erschien ihr schlecht und mißlungen. Ja, sie hatte Jahre ernsten Studiums gebraucht und hatte nur wenige Stunden gehabt. Als Lehrerin war die Zeit, die ihr zur Verfügung stand, zu knapp bemessen gewesen, und hier in Randenhagen fehlte jede Anregung, jede Unterweisung.

Mißmutig und verstimmt schloß sie die Tür ihres Ateliers und ging in ihr Boudoir hinüber. Sie setzte sich an den zierlichen Rokokoschreibtisch und anttvortete Thea. Sie klagte über ihr verfehltes Leben und erging sich in übertriebenen Ausdrücken über die Stille und Gehaltlosigkeit ihrer Tage. Die Wirtschafterin kam mit einer häuslichen Frage.Mein Himmel, so stören Sie mich nicht ewig!" rief die junge Frau. Machen Sie das, wie es Ihnen beliebt, ich will nichts von solchen Lapalien hören."

Erschreckt zog sich die treue Dienerin zurück.

Die Gnädige ist wieder einmal bei schlechter Laune", sagte sie in der Leutestube.Sie hat mich angeschnauzt und dabei tut sie den lieben langen Tag nichts. Eben jetzt gibt es viel in der Wirtschaft zu tun. Da war die verstorbene Frau Mutter des Herrn anders. Die wußte überall Bescheid. Na, ich sage bloß, mir tut unser guter Baron leid.

Um sich zu zerstreuen, fuhr Herta aus, oder lud Nachbarn ein. Als sie zuerst nach Schloß Randenhagen kam, freuten sich alle, daß eine junge Frau in das Schloß zog. Man kam ihr freundlich entgegen, aber Herta