67. Amtr- und Anzügeblatt für den Vderamtrdezirk Law. 85. ich,«,,.
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S»j<h«kiung»tag«: Montag. DieuLtaa. Mittwoch, üs-niiStag, Kroitag und KamStag. FnseriionKpriiS t 0 Nfg.pkv Zit!» ?Lr Stadtu.Bezirtkoit«; außer Bezirk ti Vfg.
Amtliche BekanttLmachungeir.
Au die SchulLheitzeuäAter. Bekanntmachung» betr. die Biehseachermmlage für das Jahr 1S1V.
Durch Verfügung des K. Ministeriums des Innern vom 2. ds. MlS. (Reg.-Bl. S. 197) ist der für das Iahe 1910 zu entrichtende Beitrag für jedes Pferd auf 10 A für einen Esel, Maultier oder einen M mlesel auf 10 A und für ein jede» Stück Rindvieh aus 10 A festgesetzt worden.
Dies wird mit dem Älistigen bekannt gemacht, daß die in § 13 der Ministerialverfüzung vom 15. Januar 1896 (Reg-Bl. S 11) für die Aufnah ue der Viehbesitzer und ihres beitragspflichtigen Viehbestandes, sowie für den Vollzug der Umlage erteilten Vorschriften und Fristen gerill t einzuhalten find.
Die Belohnung der örtlichen Einbringer für die Aafmhme «nd Verzeichnung der Tier- hrfltzer und ihres Tterbestaads sowie für die Umlage und den Einzug der Beiträge und die Ablieferung derselben an die Oberamtspflege beträgt nach 818 der vorgenannten Mtnisterial- verfügung zehn Pfennig von der Mark der eingrzog-uen Beträge und im Mindestbeitrag eine Marl.
Die erforderlichen Formulare werden den Ortsvorstehern mit der heutigen Post zugehen. Die Berichte an das Oberamt find als portopflichtige Dienstsache einzusenden.
Zugleich wird darauf hingswiesen, daß die Bestimmungen der 88 9, 10, 63 und 65—67 des Reichsviehseuchengesetzcs gleichzeitig mit der nach Art. 5 des Ausführungsgesetzes erfolgenden Bekanntmachung des Einzugs der Beiträge der Tterbefitzer von der O.'tspol zeibehörde in der ortsüblichen Weise zu veröffentlichen find.
Mit der Aufnahme des Viehbestandes ist eine Ermittlung der spruagfShige» Ttere zu verb nden. Hiebei hat eine genaue Zählung der Kühe und der sprnugfähige« Kalbrln stattznfinden; als sprnngfähtg find diejenigen Kalbeln anzu'eh m, welche am Tage der Zählung so entwickelt erscheinen, daß
Dienstag, den 22. März 1910.
ste zum Farren g führt werden können. Auch ist eine genaue Feststellung der Tiere nach ihrer
Raffe vo.zumhmen (vergl hiezu den oberamil chen Erlaß vom 4 April 1905, Calwer Wochenblatt Nr. 55). Das Ergebnis ist auf besonderem Bogen hierher anzuzeigen.
Calw, 21. März 1910.
K. Oberamt.
Amtmann Rippmann.
Arr dis Ortsrrmeubehörde« des Schwarzwalvkreises.
Der Aufwand auf die in endgültiger Fürsorge eines Ortsarmenverba ides des Schwarzwaldkreises stehenden Geisteskrank,n. Geistesschwachen, an Epilepsie oder ähnl'chen Krankheiten lebenden Personen, sowie auf Taubstumme und Blinde wird vom Landarmenverband zu drei Vierteilen getragen.
Die Octsarmenbehö den werden ersucht, dafür zu sorgen, daß die Ersatzansprüche für das Rechnungsjahr 1909 alsbald nach Schluß des Rechnungsjahres bei der Landarmenbehöcde an- gemeldet werden. Ersatzansprüche, die nicht innerhalb 9 Monaten nach Schluß des Rechnungsjahres, in dem der Aufwand entstanden ist, gellend gemacht werden, gehen verloren »nd werden grundsätzlich aögelehni.
Im Uebrigen wird auf die in sämtlichen Bezirksamtsblättern des SchwarzwaldkceiseS erschienene Bekanntmachung vom 21. April 1903 hingewiesen.
Reutlingen, 18. März 1910.
Vorsitzender der Landarmenbehörde für den Schwarzwaldkrets:
Obcrregierungsrat Kuhn.
Tagesueuigkeiteu.
-f Calw 21. März. Neben den eigentlichen Turnübungen in der Turnhalle und auf dem Turnplatz pflegen die Turnvereine neuerdings auch immer mehr und mehr Spiel- und Marschübungen draußen in Gottes herrlicher
LezuaSpr. i. d. Stadt'/Uährl.m.Tritgerl.Mk. I. 2 L. Postbezuztpr . I.d. örts- u. Nachbarort«»»!, -/.jithrl. Mk. 1.20, imgernverlthr Mk. I.sv. Bestell«, in Wiirtt. so Pfg., in Bayern u. Reich «s Vsg,
Natur und haben dabei die sog. Kriegsspiele bei der turn- und spiellustigen Jugend großen Anklang gefunden. Auch der Nagoldturngau wird am kommenden Ostermontag erstmals ein „Kriegsspiel" zum Austrag bringen. Die Turner von Calw und der übrigen Vereine des Oberamts Calw halten die Ruine Zavelstein besetzt unter Leitung des I. GauturnwarteS Pfrommer-Calw und verteidigen sie gegen die unter der Führung des II. GauturnwarteS Riede rer-Ebhausen anstürmenden Mtglieder der Turnvereine des oberen Nagoldgaues (Nagold, Horb, Altensteig, Ebhausen, Haiterbach u. s. w.) Sammlungsort für die Vereine des oberen Gaues ist Schönbronn, für die des unteren Gaues die Turnhalle in Calw, je morgens 8 Uhr; bis l'/r Uhr wird das Spiel beendet sein und dann wohl den Turnern das auf 3 Uhr in Calw festgesetzte einfache Mittagessen sicher herrlich munden. Freunde der Turnerei und der Jugend seien auch an dieser Stelle auf die interessante Uebung aufmerksam gemacht.
Calw. Die Interessenten werden darauf aufmerksam gemacht, daß das bisherige Muster der deutschen Frachtbriefe nur noch bis 31. März 1910 zugelafsen ist. Vom 1. April d. I. ab dürfen diese Frachtbriefmuster nicht mehr angenommen werden.
Neuenbürg 21. März. Eine wüste Aufführung ließ sich der Goldarbeiter Hartmann von Schömberg bei der Musterung in Höfen zuschulden kommen. Er widersetzte sich dann seiner Verbringung in den Arrest und mußte auf einen Karren geladen werden. Im Arrest schlug und riß er alles zusammen, ja selbst durch die Mauer wollte er ein Loch brechen. Der Schaden der Gemeinde dürfte 60—70 ^ betragen. Jetzt ist der ungebührliche Mensch hier in Gewahrsam.
Bernhard von der Eiche.
Roman von Baronin Gabriele v. Schlippenbach.
(Fortsetzung.)
„Ach, Hardy, er ist sehr krank," versetzte das junge Mädchen und ihre Augen schimmerten unter Tränen. „Wie gut, daß du da bist. Ich habe mich sehr nach dir gesehnt, ich war so allein bei Papa. Herta schrieb, daß sie erst in einigen Tagen frei sei."
„Wie schwer wird ihr dieser Zwang fallen. Sie ist eine herrische, leidenschaftliche Natur, die unter ihrer Stellung leidet, als Freiin von der Eiche Lehrerin zu sein, und noch dazu in einem Kaufmannshause."
Ines blickte rasch zur hohen Gestalt ihres Bruders empor.
„Aber die WellmerS, bei denen Herta ist, find feine, sehr liebe Leute," sagte Ines. „Ich lernte ste kennen, als sie voriges Jahr bei Oberförsters einige Wochen in der Sommerfrische waren. Herta genießt dort jedenfalls alle Annehmlichkeiten, die der Reichtum bietet. Ich glaube, sie würde sich in den bescheidenen Verhältnissen unseres Vaterhauses nicht «ehr glücklich fühlen. Ich habe es bei ihrer letzten Anwesenheit gemerkt."
„Sie ist eben anders wie du, mein Liebling," sagte Bernhard innig. „Dich muß man nicht neben Herta stellen: sie verliert zu viel dabä."-
„O, Hardy, sie ist so schön! Ich bin im Vergleich zu ihr nur ein unbedeutendes Geschöpf."
„So findest du das, mein Kleines?"
Liebevoll blickte Bernhard auf das goldblonde Köpfchen an seiner Sette nieder, auf das blumengleiche, frische Gesicht mit den dunkelblauen Angen und de« Ausdruck reinster Herzensgüte. Zärtlich schmiegte sich JneS an die kräftige Gestatt des Bruders; zwischen ihnen herrschte eine
ganz besondere Liebe, wie sie gerade bei Geschwistern so schön ist. Bernhard war das ritterliche Ideal der jungen, unschuldigen Mädchenseele; sie schaute zu ihm auf mit dem Gedanken: „Du bist groß und gut, leite mich, ich vertraue dir blind."
Und er dachte an die jüngste Schwester mit der ganzen Zärtlichkeit de« starken Mannes, der etwas sehr zartes, kostbares vor den rauhen Stürmen des Lebens beschützen möchte.
Sie gingen Arm in Arm vom Bahnhof zur Stadt, die wunderhübsch liegt, umgeben von herrischem Walde. Die Höhenzüge des Harzes bauen sich rechts auf; bei klarem Wetter kann man die Spitzen des Brockens recht deutlich sehen. Wie oft hatte Bernhard als Schüler und frischer Student weite Fußtouren in der Gegend gemacht. Er liebte das friedliche Harznest mit den altmodischen, weißen Häusern, den kleinen Gärtchen davor und den von Kletterrosen und wildem Wein umrankten Mauer». Zwischen dem Schmuck der Rosen und dem herbstbunten Laub des Weines blinkten Helle Fenster wie freundliche Augen, es waren die Augen der schmucken Villen und Häuser, in denen es so sauber und wohnlich aussah. Und das Schönste bildete für Bernhard das spitzgiebelige Vaterhau», dem er so oft froh entgegengeeilt war.
„Vater, ich habe das Examen gut bestanden."
„Vater, ich bin angestellt als Chemiker!"
„Vater, ich bin zweiter Assistent in H. geworden."
So hatte es geheißen, wenn Briefe kamen oder wenn er gar selbst heimwärts reiste, um die welke Greisenhand in warmem Druck zu fühlen. Aber heut war das Herz de» Sohnes schwer. Eine trübe Ahnung sagte ihm, daß er zum letztenmal den Vater besuchte, daß es viel schlimmer stand, als der Major schrieb. Das muntere Geplauder JneS verstummte nach und nach, de« Bruder» ernste» Gesicht fing an, sie zu bedrücken.
(Fortsetzung folgt.)