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weiteren Gaunereien für immer genommen; er verschwand mit seinem am Raintalerhof zusammengestohlenen Geld für immer aus der Gegend und damit aus dem Gesichtskreis der Menschen, die zu verderben ihm nicht gelungen war.
Seit Menschengedenken war die Gegend vom Unwetter nicht mehr so heimgesucht und geschädigt worden, wie in jener düsteren, gewitterschweren Augustnacht. Wolkenbruchartig floß der Regen hernieder. Längst vertrocknete Murren, versiegte Quellen wurden wieder rege und rauschten zu Tale. Höher und höher schwollen die Partnach und Loisach an und zerrissen km wilden, zügellosen Ungestüm alles Menschenwerk, das ihrem blinden Wüten Einhalt gebieten sollte. Dazu brauste der Sturmwind von den Bergen, der Blitz schlug in das Wasser, in die Höfe und Stallungen ein. In allen umliegenden Ortschaften stiegen gleichzeitig Feuersäulen zum Himmel empor. In allen benachbarten Pfarrdörfern läuteten die Feuerglocken, dazu heulte der Sturmwind und trug die verwehenden Klänge des Glockengeläutes mit Heulen und Brausen über Höhe und Tiefe fort.
Lindhammers schloßen kein Auge zur Ruhe. Mit wachsender Besorgnis verfolgten sie die Wassergefahr. Herrschaft und Ehehalten saßen still um den großen Familientisch gruppiert und lauschten den tosenden Gewalten. Ab und zu verließ Lindhammer auf eine kurze Weile die Wohnstube, sich nach dem Wafserstand umzuschauen, und wenn er zurückkehrte, sahen seine Züge noch verfinsterter und herber drein, wie ohnehin. Und diese stürmische Schreckensnacht hatte einen flüchtigen Gast in das Haus geführt, einen Gast, der ein unstätes Nomadenleben geführt hatte, der keine Heimat und kein Familiengefühl kannte, nur dem Ruin seiner Angehörigen entgegengearbeitet hatte, und den entfesselten Naturgewalten gleichend, nur seinen Naturtrieben freie Zügel hatte schießen lassen. Auf Händen und Füßen war der Toni in einen freistehenden Holzschupfen gekrochen, von dem aus er das Wohnhaus übersehen konnte und eine günstige Gelegenheit zum Stehlen zu erspähen hoffte. Mit Korbflechtern, Geschirrbindern und allerlei Landfahrervolk war er seit einigen Tagen in der Gegend umhergeirrt, unreife Feldfrüchte waren seine Nahrung, das freie Feld war sein Nachtquartier gewesen, da er nirgends um ein Geschenk anzusprechen wagte. Nun wollte er in der Schneidmühle Hilfe suchen, so oder so. Zwar hatte er unterwegs erfahren, daß es um Lindhammers schlecht stehe, daß der Toner!, sein jüngstes Kind, verstorben, und er selbst sehr gealtert und ergraut sei, allein das rührte den alten Landstreicher keineswegs. Geld mußte geschafft werden. Die Sturmnacht störte und vereitelte seine Pläne und rüttelte sein verhärtetes Gewissen auf. Er hörte das Läuten der Feuerglocken, sah die Flammen zum Himmel lodern, vernahm das Tosen des Wassers, das höher und höher stieg, das Schleusenwerk zerstörte, den Holzhof überflutete und immer weiter vorwärts trieb, und die tosenden grollenden Naturstimmen schienen ihm zürnend zuzurusen: so wie wir, verderbenbringend, nahtest auch du der Schwelle dieses friedlichen Hauses, untergrubst dessen Wohlstand und übergabst es dem Ruin. Auch du bist ein ungebändigtes, zügelloses Naturkind, wie wir selbst, das seinem Vernichtungstrieb Heimat und alle Familienbande geopfert.
Der alte, im Müßiggang und Lotterleben aufgebrauchte, ergraute Landstreicher hielt Einkehr in sich selbst. Alte Kindererinnerungen, längst erloschene Begebenheiten tauchten in seinem Gedächtnis auf, mit ihnen zugleich das Bild seiner braven rechtlichen Eltern, die der Kummer und Gram um ihn, den Verwahrlosten, frühzeitig ins Grab gebracht. Unbewußt feuchtete sich sein Auge, und was er seit der Kindheit Tagen nie mehr zu tun vermocht, die» Schreckensnacht lehrte es ihn, und er neigte sein Haupt und betete.
Als der erste bleiche Tagesschimmer durch das jetzt leichter werdende Gewölk brach, stieg er von dem Holzstoß herab, auf den er sich zuletzt vor dem Andrang des Wassers geflüchtet, und sah, soweit sein Auge reichte, ein Chaos von Fluten, Steingeröll, entwurzelten Pflanzen und sonstigen Gegenständen, die des Wassers Gewalt vor sich Hertrieb. Vernichtet erschienen die blühenden Saatenfelder, die noch gestern zu den schönsten Hoffnungen auf eine reiche Ernte berechtigten, das weite Loisach- und Partnachtal glich einer Wafserwüste.
DaS Balken- und Bretterwerk der Schneidmühle war aus allen Fugen gerissen, die Stallung mit Wasser angesüllt, nur das aus massiven Steinquadern gefügte Wohnhaus hatte dem Anprall Stand gehalten.
„WaS uns die Menschen nit nehmen, das nimmt in der Schneidmühl das Wasser, oder das Feuer mit fort, es ist alles einerlei," sagte Lindhammer mit dumpfer Ergebung zu seiner Frau, als er bei Heller Tagesbeleuchtung an ihrer Seite die Schädigung seines Eigentums einschätzte. „Jetzt ists aus mit uns und der Wendel hat sich an die fünfundzwanzig Jahre umsonst geplagt und gemüht, all sein Lebtag umsonst geschasst."
Frau Therese fand kein Trosteswort. Ihr Denken und Fühlen schien erloschen zu sein. „Gott wird helfen," das waren die einzigen Worte, die sie mechanisch immer wieder vor sich hinsprach.
„Gewiß wird er helfen, wenn wir erst als Gemeindearme umeinander betteln," erwiderte er. „Geh', laß mich aus mit deinem Trost."
Auch im Holzhof hatte da» Wasser bedeutenden Schaden angerichtet und ganze Stöße bester Hartholzbalken mit weggeschwemmt. Zwei seiner Knechte herbeirufend, versuchte er einige vom Wasser stark unterspülte, hochausgeschichtete Holzstöße zu bergen; sei es nun, daß er dabei die Sicherheit verlor, oder daß sein Fuß auf dem schlüpfrigen Boden ausglitt, — die Lindhammerin vernahm einen lauten Aufschrei der Knechte, sah den Platz, wo ihr Mann noch eben gestanden, leer und ihn selbst von dem Strudel mit fortgerifsen und in dem Wogenschwall verschwinden.
(Schluß folgt.)
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