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in den Jahren 1892 bis 1909 beim Militär eingetreten find mit Ausnahme derjenigen, welche bereits 39 Jahre alt find oder im Jahre 1910 das 39. Jahr vollenden.
2. Sämtliche zur Disposition der Truppenteile bezw. der Ersatzbehörden beurlaubten Mannschaften.
3! Die in den Jahren 1872 bis 1889 geborenen Ersatz-Reservisten, welche geübt haben.
4. Die in den Jahren 1878 bis 1889 geborenen Ersatzreservisten, welche nicht geübt haben.
Calw, 9 März 1910.
KöuiglicheS Bezirttkommaudo.
Die Ortsbehörden weiden beauftragt, Vorstehendes in den Gemeinden wiederholt auf ortsübliche Weise bekannt zu geben.
Es wird anheiwgegeben, dis nähere Abbole- zeit an den einzelnen Tagen vom 24. bis 30. März nach den örtlichen Verhältnissen festzusetzen.
Sollten Mannschaften bis 30. März ihre Kriegsbeorderung nicht abgebolt haben, so wäre dieselbe den Betreffender, zuzustellen.
Calw, 10 März 1910.
K. Oberawt.
Voelter.
Bekarmtmachnug.
Die Flllhjllhrs-KoutrMkrsailtiulllugkil 1910
finden im Kontrollbezirk Calw wie folgt statt:
1. Konirollplatz Calw, am 2. April, 1'/- Uhr Nachmittag-, bei der Turnhalle,
für Sie Stadt Calw «uv zwar: s) Reservisten aller Waffengattungen (Jahres- klafsen 1902—1909).
d) D.eals zeitig dienstunbrauchbar zur DiSp. der Ersatzbehörden bezw. zur Verfügung der Truppenteile entlassenen Mannschaften (einschließlich der als zeitig feld- und garnisondienstunfähig bezeichnten bezw. als zeitig Halb- und Ganzinvalide anerkannten Mannschaften).
2. Kontrollplatz Calw, am 2. April, 3'/- Uhr Nachmittags, bei der Turnhalle,
für die Stadt Calw a«d zwar: s) Mannschaften der Landwehr I. Aufgebots aller Waffengattungen iJahresklassen 1897—1901). d) Ersatz-Reservisten aller Waffengattungen (Jahresklaffen 1897—1909) (einschließlich der als zeitig feld- und gar- nisondien st unfähig bezeichn et en bezw. als zeitig Halb- und Ganzin valide anerkannien Mannschaften), c) Sämtliche in Calw und Hirsau wohnenden Herren Offiziere, Sanitätsoffiziere und obere Mil.-Beamte der Res. und Landw. I Aufgebots.
3. Komrollplatz Calw, am 2. April, 8 Uhr vormittags, bei der Turnhalle, für die Gemeinden:
Hirsau, Neuhengstett, Oberkollbach, Ottenbronn, Stammheim.
4. Kontrollplatz Calw, am 2. April, 10 Uhr vormittag-, bei der Turnhalle, für die Gemeinden:
Altburg, Alzenberg, Oberreichenbach, Rötenbach, Sommenhardt. Würzbach, Zavelstein.
5. Kontrollplatz Gechisge«, am 4. April 9' - Uhr vormittag-, bei der Kirche, für die Gemeinden: Althengstett, Dachtel, Deckenpfronn, Gechingen, Ostelsheim, Simrpozhcim.
6. Kontrollplatz Nruwriler, am 7. April, 8 Uhr vormittags, beim Ra 1 haus, für die Gemeinden :
Agenbach, Aichhalden, Bergorte, Breitenberg, Homberg, Marnnsmoos, Neuweiler, Oberkoll- wangen, Schmteh, Zwerenberg.
7. Kontrollplatz Neudvlach, am 7. April, 12'/- Uhr Nachmittag-, auf dem Lindenplatz beim Lamm, für die Gemeinden:
Altbulach, Einberg, Holzbronn Licbelsberg, Neubulach, Oberbougsiett, Teinach.
8 Konti ollplatz Liebenzell, am 8. April, 8'/- Uhr vormittags, bei der Tnrnhalle, für die Gemeind« n:
Morakam Unterhaugstett, Unterreichevbach.
9 Kontrollplatz Lieb,«zell, am 8. April, 9' « Uhr vormittags, bei der Turnhalle, für die Gemeinden:
Dennjächt, Ernstmühl, Liebenzell, Möttlingen. Zu den Kontrollvcrsommlurgen hoben zu erscheinen:
1. Die Herren Offiziere, Sanitätsoffiziere und obere Militm beamte der Reserve und Landwehr I Aufgebots.
2. Sämtliche Reservisten und Landwehrleute I. Aufgebots, sowie sämtliche Ersatz-Reservisten (einschl. der zeitig als feld- und garnisondienstun- fähig und der zeitig oder dauernd als nur garnr soildienst fähig bezeichn e t e n Mannschaften).
3. Die zur Verfügung der Truppenteile und der Ersatzln Hörden emlaffenen Mannschaften.
4. Diejenigen Mannschaften, welche als zeitig Halb- und Ganz'nvoüdtli anerkannt find.
Dt jenigen MannschaftendcrJahres klaffe 1898, welche in de' Zeit vom 1. Apr l brS 30. September ins stehende Heer eingetreten find, werden im letzten Jahre ihrer Dienstpfiicht in der Landwthr l. Aufgebots bei den Herbstkontroll Versammlungen zur Lanlw hr !I. Ar fgebms überführt und find von der Teilnahme an den FrühjahrskontrollVersammlungen dieses Johres entbunden.
Ditstlöen haben bei den Herbstkontroll- versaaimlurg n d. I zu erscheinen.
Mllitäipäffe nebst den derin befindlichen Kriegsbeordermwen bezw. Paßnoüz-n, sowie Föhrungszeuon sse sind mit zur Stelle zu bringen.
Stöcke, Schirme, Zigarren rc. find vor Beginn der Kontrrllversamm ungen abzvlegen.
Orden und Ehrenzeichen find avzulegen. Unentschuldigtes Fehlen, sc wie verspätetes Erscheinen werden mit Arrest bestraft.
Anzug der Herren Offiziere, Sanitätsoffiziere
und oberen Militärbeamten der Reserve und Landwehr : Ueberrock oder Wasser-reck und Mütze.
Calw, 9. März 1910.
DrzlrrskommaaS«.
Die Ortsbehörden werden beauftragt, Vorstehendes in den Gemcirden wicderbolt auf ortsübliche Weise kostenfrei bekannt zu geben.
Calw, 10. März 1910.
K. Oberamt.
Voelter.
TasesRerrigkeitm.
8.V. Calw 11 März. Am 5. ds. Mts. hielt der hiesige Schwarzwaldverein seine diesjährige Hauptversammlung ab. Derselbe besteht nun 25 Zehre und kann, wie der Vorsitzende, Hr. Oberlehrer Müller, in seinem Bericht aussührte, auf eine arbeiis- und erfolgreiche Zeit zurückblickcu. Der Kassenbericht von Hrn. P. Georgii zeigte ein etwas freundlicheres Bild als der des Vorjahres (Sluben- ftlser weg, Unterstützung von Turmbauten und Weganlagen haften damals die Kaffe g leert), so daß fürs laufende Jahr wieder eine Wegverbefferung (von der Versammlung wird gewünscht eine kusscre Fortfttzuvg des „Neuen Wegs*) auSgeführt werden kann. Bet den Wahlen wurden die seitherigen Vorstandsmitglieder fast einstimmig wieder gewählt. Für Hrn. Herm. Wagner, der wegen seiner Zugehörigkeit zum Reichsrag mefftens von hier alweiend ist, wurde Hr. O Georgii gewählt. Unter Rücksichtnahme auf die bedeutende Zunahme au Vereinsmitgliedern (1902: 247, 1909: 443) wnrde auch eine kleine Erweiterung des Vorstarius vorge- nommen und derselbe auf 12 Mitglieder erhöht. Es werden deshalb die Herren Kostenbader, G. Eberl ardt und Letsch (als Vertreter von Stammheiw) mit Stimmenmehrheit zugewählt. Hr. P. Georgij tritt wegen Geschäfts-Häufung als Kassler zurück. Mit B.dauern wird hievon Kenntnis genommen und ihm der wohlverdiente Dank für seine 8jährige pünktliche Geschäftsführung ausgesprochen. An seine Stelle tritt Hr. G g. Eber- hardt. Sodann wurden von den Anwesenden verschiedene Vorschläge fürs neue Vereinsjahr gewacht, die zu gegebener Zeit zur Ausführung gebracht werden. Zum Abschluß hielt Vereinsschriftführer Iäkle einen Vortrag über „Die ersten 25 Jahre des Calwer Vereins." Auf Grund der Aufzeichnungen im Protokoll und in den Vereinsblättern konnte er neben einem z' sammenfaffenden Rückblick manche interessante Einzelheit aus der Vergangenheit bieten. Von allgemeinerem Interesse wird die Tatsache sein, daß der Gedanke der Gründung etres Vereinsblattes hier am 31. Mai 1893 einstimmig obgelehnt und dennoch von einem hiesigen Mitglieds. Hrn. Rekivr Dr. Weizsäcker, im Juni selben Jahres versuchrwe se verwirklicht wurde und zwar mit durchschlagendem Erfolge. Die Blätter fanden allgemeinen Anklang; sogar S. M. den König freute das Unternehmen so, daß er unter besonderem Hinweis darauf einen Jahresbeitrag von 40 zeichnete. Die Anziehungskraft der Blätter, die heute noch in demselben Gewände erscheinen wie die 1. Nummer, war eine so große,
Wildwasser.
Gebirgsroman von Luise Carnrnerer.
(Fortsetzung.)
Beim Kartenspiel wußte der Breitmosersepp es so einzurichten, daß sich der Rainlaler stets im Vorteil gegen ihn befand und fast immer einen kleinen Gewinn zu verzeichnen hatte. Gundis scheue, stolze Zurückhaltung beachtete St pp gar nicht, bot sich ihm aber eine Gelegenheit dazu, sie gegen des Vaters oft derb verletzende Ausfälle in Schutz zu nehmen, dann spielte er den großmütigen Vermittler und sang ihr Loblied in allen Tonarten. Mit lauter Kriechen, mit Listen und Ränken wußte er sich in der Gunst seines Herrn festzusetzen und dessen ganzes Vertrauen zu gewinnen, so daß Raintaler ihm bereitwilligst die Oberleitung überließ und Sepp mit seines Herrn Besitztum nach eigenem Ermessen zu schalten und walten vermochte.
Raintalers unbeschränktes Vertrauen wurde aus die schnödeste Weise ausgenützt. Der Oberknecht schaffte alle Arbeit an, stellte Ehehalten, die sich gegen sein Regiment auflehnten, und ihm nicht in seine Pläne paßten, Knall und Fall und wider alles Kündigungsrecht unter irgend einem ihm zusagenden Vorwand aus dem Dienst, andere ihm willfährig ergebene nahm er an, ohne von Seite des Bauern jemals einen Widerspruch zu vernehmen. Die Nachbarn und Freunde des Bauern wurden durch erlogene, schlau ersonnene Gerüchte über dessen zerrütteten Gesundheitszustand und die damit verbundene Galligkeit vom Hose fem zu halten gesucht und Gundi fühlte sich zu machtlos und war durch seine erheuchelte Parteinahme für sie außer Stand gesetzt, den ränkevollen Umtrieben Einhalt zu gebieten und dagegen einzuschreiten; wenn sie je einen »Versuch dazu machen wollte, wies sie der eigene Vater kurz und barsch ab.
In verhältnismäßig kurzer Zeit hatte Raintaler sich nahezu seiner ganzen Machtvollkommenheit und Selbständigkeit entäußert, der Sepp war Herr geworden, obgleich er anscheinend nach außen hin immer ergeben und respektvoll blieb.
Sepp besuchte'die Märkte, besorgte alle wirtschaftlichen Ein- und Verkaufsverträge, ohne sie auch nur ein einziges Mal auf ihre Reellität zu prüfen oder ein Bedenken geltend zu machen, und Reintaler sagte bedingungslos zu allem „Ja und Amen", was sein Oberknecht auch anordnete.
Allmählich lüftete dieser die Maske um ein weniges; sein Naturell und seine schlechten Eigenschaften, die er nur aus selbstischen, habgierigen Zwecken eine Zeitlang verleugnet hatte, durchbrachen unverhüllt die erlogene Ergebenheit. Mit kecker ungestümer Werbung drängle er sich an Gundi heran, und von dem Bauern forderte er in brüsker Weise, auf seine Tochter bestimmend einzuwirken, daß sie in kürzester Zeit Verspruch und Hochzeit mit ihm halte. Raintaler, von Sepps Einfluß und Willen völlig beherrscht, und durch sein schmerzhaftes Leiden apatisch geworden, pflichtete ihm sofort bei und trotz Gundis Widerstand gab er das Jawort. Nun kam es zu stürmischen Auftritten, zu heftigen Reden und Gegenrede« zwischen Vater und Tochter, doch Gundi behauptete entschieden ihr Recht, blieb bei ihrer Weigerung und sagte „nein" und immer wieder „nein"!
„Wenn du meinen Willen so gering achtest und den Sepp, der i« ollen Nöten und bei meinem Kranksein meine einzige Stütze ist, immer so fort mit deinem „Nein" plagst, dann werd ich halt bald die Geschichte mit Gewalt ändern, nachher kommt ein Notar ins Haus und eS wird mein letzter Wille gemacht und der Bursch erbt meinen Hof und du wirst auf ein Pflichtteil gesetzt!" zeterte der Bauer erbittert. „Ich glaube gar, du lappiges Ding hoffst noch alleweil auf den Komödienspieler, der in der Welt umeinanderfährt und jeden Tag ein anderes Dirndel hat und von der Bauernarbeit keinen Pfifferling versteht. Mit dem wär der Rain-