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und Fernsprechdienst sind die Dienststunden auf 8 vorm, bi« 13'/- Uhr nachm, und 5 — 7 Uhr nachm, festgesetzt.
Freudenstadt 33. Febr. Wie der „Grenzer" hört, findet die Nachwahl zum Landtag am Samstag den 5. März statt.
Stuttgart 33. Febr. Am 30. Febr. d. M. verbrühte sich in einem Hause der Bussenstraße ein 10 Monate alte« Kind mit siedendem Wasser Arme und Hände. ES starb gestern abend an Wundfieber.
Kaltental OA. Stuttgart 33. Febr. Der 35jährige Sandarbeiter Gustav Höschele ist gestern durch Erdrutschungen verschüttet worden. Er wurde ins Ludwigsspital verbracht, wo er nach Amputation eines Fußes starb.
Stetten i. R. 33. Febr. Daß der Frühling bereits begonnen hat, geht daraus hervor, daß hier bereits der Storch wieder eingetroffen ist.
Uhingen OA. Göppingen 32. Febr. Hier wurde in der Nacht zum Montag wiederholt eingebrochen. Ein bessergekleideter Mann holte sich zuerst im Gasthaus zum „Ochsen" etwas Geld und Zigarren und versuchte, nachdem er dort verjagt worden war, sein Glück bald darauf nochmals in einem Laden. Hier drückte er die Scheiben ein und entwendete Zigarren und Postkarten. Nachdem es ihm gelungen war, au« dem Wartesaal, wo er verhaftet werden sollte, zu entwischen, konnte er auf der Landstraße zwischen Uhingen und Ebersbach durch die Landjägermannschaft dingfest gemacht werden.
Ellwangen 23. Febr. Auch hier wird die Milch auf 1. März um 2 ^ pro Liter aufschlagen, von 14 auf 16 L.
Ulm 33. Febr. Bei der gestrigen Versteigerung von 4000 Großviehhäuten und 6000 Kalbfellen wurden pro Pfund erlöst für Kuhhäute 50'/-—67'/- A Kalbelhäute 58 bis 67'/-, Ochsenhäute 56'/-—65, Farrenhäute 49'/-—63, für Kalbfelle mit Kopf 90—92, ohne Kopf unter 12 Pfund 118'/-—123, über 12 Pfund 101—104 Die Preise der Felle sind um durchschnittlich 7 zurückgegangen.
Riedlin gen 32. Febr. In der Mar- quart'schen Dampfsäge (Inhaber G. Thurner) drohte wiederholt ein Brand auszubrechen und zwar, wie ersichtlich, durch Brandlegung. In der sieben Meter vom Wohnhaus entfernten, an der Straße nach Unlingen gelegenen Schreinerei war ein Fenster eingedrückt, dann Petroleum auf eine Hobelbank geschüttet und diese angezündet worden. Zum Glück bemerkte der Besitzer das Feuer so zeitig, daß es alsbald unterdrückt werden konnte.
Frankfurt a. M. 23. Febr. In der gestrigen Stadtverordnetensitzung wurden von
den Sozialdemokraten und den Demokraten Anfragen an den Magistrat wegen des Vorgehens der Polizei bei den jüngsten Wahlrechtskundgebungen gerichtet. Oberbürgermeister AdickeS gab eine längere Erklärung ab, in der es u. a. heißt, der Magistrat könne nur dem dringenden Wunsche Ausdruck geben, daß zur Vermeidung der Wiederkehr solcher, den guten Ruf der Stadt und ihre wirtschaftlichen Interessen schwer schädigender Vorgänge alles unterlassen werden möge, was nach dem bestehenden Recht ein polizeiliches Einschreiten mit allen seinen Konsequenzen herbeiführen müsse. Nach langen, zum Teil erregten Auseinandersetzungen wurde gegen die Stimmen der Nationalliberalen und Mittelstandsparteiler eine Erklärung angenommen, in der der Magistrat ersucht wird, an zuständiger Stelle Verwahrung einzulegen, damit die Wiederkehr solcher Zustände vermieden werde.
Kaiserslautern 22. Febr. Wie der „Pfälz. Presse" aus Mädelsheim gemeldet wird, gerieten im dortigen Kinematographen- theaterFilms in Brand, wodurch eine Panik unter den Zuschauern entstand. Viele Kinder wurden ohnmächtig und verletzt. Einige schwebten in Erstickungsgefahr.
Bitterfeld 23. Febr. Das Luftschiff ? IV unternahm heute nachmittag einen Aufstieg, bei dem ein elektrischer Signalapparat erprobt wurde. Der Versuch fiel zur vollen Zufriedenheit aus. Besonders haben sich die zwei großen unter dem Ballon anmontierten Flächen gut bewährt, auf welche optische Signale geworfen werden. Vorher hatte der kleine Sportballon ? V eine kleine Fahrt unternommen.
Berlin 33. Febr. Im Reichstagspräsidium trug sich gestern ein bedauerlicher Unfall zu. An der Spitze einer Deputation von Gutsbewohnern war der einstige Leibjäger des Grafen Stolberg, der 70 Jahre alte Pensionär Ring aus Kamin, vom Gute des Grafen eingetroffen, um einen Kranz am Sarge niederzulegen. Bevor der alte Mann seine Absicht ausführen konnte, ereilte ihn, wahrscheinlich infolge der anstrengenden Reise und der Erregung ein tätlicher Schlaganfall.
Berlin 23. Febr. (Reichstag). Vizepräsident Dr. Spahn eröffnet die Sitzung um 1 '/4 Uhr. Am Bundesratstisch sind die Staatssekretäre Delbrück und Wermuth. Der Platz des Abg. Bebels ist anläßlich seines gestrigen 70. Geburtstages mit einem großen Strauß roter Nelken geschmückt. Aus Anlaß des Todes des Reichstagspräsidenten Graf von Stolberg ist eine große Reihe von Beileidstelegrammen eingegangen. Vizepräsident Dr. Spahn erbittet und erhält die Genehmigung des Hauses, namens des Reichstages in kurzer Form den Dank aus-
auszusprechen. Unter den Beileidskundgebungen befindet sich eine solche vom Kaiser, bei deren Verlesung die Abgeordneten sich erhoben, ferner vom König von Sachsen, dem Herzog von Sachsen-Altenburg, dem Fürsten zu Schwarzburg- Rudolstadt, dem Fürsten zu Schaumburg-Lippe, desgleichen von einer Reiche bundesstaatlicher Regierungen. Es folgt die erste Lesung eines Reichskontrollgesetzes. Staatssekretär Mermuth gibt den wesentlichen Inhalt der Vorlage wieder dahin, daß mit dem fortdauernden Anwachsen die Arbeiten des Rechnungshofes eine Vereinfachung der Prüfungen seitens desselben notwendig geworden sei. Der Rechnungshof muß unbedeutendere Sachen gleich den Verwaltungsbehörden zur endgiltigen Prüfung überweisen und größere Rechnungen durch Stichproben erledigen können. Die Entscheidung über diesen vorzunehmenden Weg muß dem Rechnungshof selbst Vorbehalten bleiben. Der Staatssekretär schlägt dann noch vor, das Gesetz nicht mit einer Prüfungsbeschränkung auf ein Jahr zu versehen. Görke (natl.): Wir sind im Große« und Ganzen mit der Vorlage einverstanden und beantragen deren Ueberweisung an die Budgetkommission zur Prüfung etwaiger noch notwendiger Abänderungen. Nach kurzer weiterer Debatte wird die Vorlage an die Budgetkommission verwiesen. — Das Haus setzt sodann die Beratung über den Etat des Reichsamtes des Innern fort. Es liegen nunmehr 50 Anträge und Resolutionen vor. Abg. Graf Carmer (kons.): Wir beantragen in einer Resolution baldige Versicherung des Privatangestellten und erwarten eine diesbezügliche Vorlage möglichst noch in dieser Session. Außerdem wünschen wir eine Versorgung der im Dienste der Nächstenliebe verunglückten Feuer- und sonstigen Wehrleute. Abg. Stresemann(ntl.): Die Handelsabkommen der letzten Jahre waren Fehlschläge. Auch der französische Zolltarif wird unserer Industrie schwere Stunden schlagen. Die dortige Schutzzollpolitik geht über daS berechtigte Maß hinaus. Dagegen verlangen wir ein Einschreiten der Regierung. Das Zollabkommen mit Canada begrüßen wir. Hoffentlich wird es die Vorstufe für ein Handelsabkommen sein, auf dessen Grundlage wir später auch zu einer Verständigung mit Frankreich gelangen können. Der wirtschaftliche Ausschuß soll reformiert werden. Wir müssen verlangen, daß alle Industrien, die an den Handelsverträgen interessiert sind, zu Wort kommen. Die Wirksamkeit des Hansabundes ist durchaus segensreich; dagegen wirkt der Bund der Landwirte verrohend und verflachend. Staatssekretär Delbrück: Unsere Zollpolitik hat die Schwierigkeiten bei den Abschlüffen von Handelsverträgen nicht verursacht. Sie entsprangen dem Streben, eine leistungsfähige Industrie im Inland zu schaffen und unsere Erfolge haben andere
eine Beherzlichkeit, zu der eine großmächtige Kanne dampfenden Kaffees und ein Berg von Schmalznudeln vortrefflich schmeckte und die alte Freundschaft aufs neue besiegeln half. Aus Erfahrung wissend, daß hier eine Störung sehr unliebsam ausgenommen werden würde, ja unter Umständen zu Verdrießlichkeiten führen könnte, überließ er die Frauen einem ergibigen, weitläufigen Familien- und Bekanntenklatsch und ging auf den Tanzboden, um des Sixt'S habhaft zu werden.
Sixt hatte indessen die Zeit nur zu gut genützt. Wer die strahlenden Augen der Gundi, wer ihre zartgeröteten Wangen sah, der blieb nicht lange im Zweifel darüber, daß ihr junges Herz lichterloh brannte. Eng aneinander geschmiegt, Seite an Seite, Wange an Wange gedrückt, saßen beide unter einem weitästigen Tannenbaum und wisperten und flüsterten miteinander als wie wenn Schwalben zum Neste trügen.
„Du liebs, Dirndel, du liebs!" Der Sixt sagte es mit zärtlichem Aufblick und streichelte kosend ihre weißen, weichen Hände. „Was du für liebe, kleine Handeln hast, Gundi, und das feine G'sichtel mit dem lieben Goscherl, gleich buffkn möcht ich dich, wenn nit all die Tröps um und um zuschauen täten!"
Die Gundi hörte mit verträumten Augen und glückseligem Lächeln das Preislied ihrer eigenen Schönheit an. Vergeffen war die stille Klosterschule mit den hohen lauschigen Laubengängen, vergeffen die heili- ligen Kirchenhallen, aus denen fromme Gesänge erschallten, das Leben trat fordernd, glückverheißend an sie heran und die friedvollen Bilder ihrer seitherigen stillen Sehnsucht traten verblüffend davor zurück.
„Wie vertraulich du mit mir redest, Sixt", wisperte sie leise, „grad so, als wenn wir erst gestern auseinander gegangen wären und sind an sechs Jahrln her, seit wir uns nit mehr gesehen. Oesters Hab ich schon an die Schneidmühl gedacht, an die Lindhammerbas und ans Veferl, weil sie alleweil so gut mit mir waren, wie wenn ich ein Heimat! in der
Schneidmühl gehabt hält'. Im Raintalerhof war ich eh' nur wie ein Waisenkind gehalten."
Der Sixt schaute ihr tiefer und tiefer in die unschuldsvollen, liebedürstenden Augen und es wurde ihm ganz eigen, ganz warm und weh ums Herz.
„Und auf mich, da hast halt gar nicht gedacht, gelt Gunderl?" fragte er heiß. „Der Sixt war nit wert des Gedenkens? Der ist dir aus deinen Augen und deinem Herzen gekommen?"
Heißes Rot überflutete ihr Antlitz bis zur Stirn hinauf.
„Weißt, beim Lernen im Kloster da darf man halt nit an einen Burschen denken, Sixt", gestand sie mit stillem Lächeln zu. „Da hat man auch gar keine Zeit dazu."
„Aber jetzt hast Zeit, Gundi", lachte der Sixt übermütig „und eine Sünd ist es auch nit, wenn man an einen Burschen denkt, und ein Bufferl in Ehren kann uns niemand verwehren."
Und zur drastischen Bekräftigung seiner Worte übergehend, bückte er sich zu dem Dirndel nieder und küßte es herzhaft auf die frischen, knospenden Lippen.
Ihm sowohl als der Gundi schien die Beweisführung seiner LiebeS- theorien gleichgut zu gefallen, denn sie rührte und regte sich nicht, und er fuhr noch eine ganze Weile ungestört in seiner Beweisführung fort, zwischenhinein nur leise fragend, ob sie ihn ein „biffl lieb" habe, und ob sie glaube, daß ein Büffel etwas Schlimmes sei?
„Beileib nit, Sixt, beileib nit", erwiderte sie treuherzig. „Weißt, mir ists akurat so, wie wenn der Himmel mit all seinen Sterndeln auf mich heruntergefallen wär. Wie ich mich freue, daß du einen Gefallen an mir gefunden hast, das kann ich gar nit sagen. Ganz warm ist mir« worden in meinem Herzen drinnen; gelt Sixt, wir zwei wir stehen schon zusammen in Leid und Freud?" (Forts, folgt.)