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Amtr- mV Anzeigeblatt für den GberamtrbeM Calw. 8S. Zch,«,.
Grscheinun-staze: Monlaa. Dienstag. Mittwoch, »onnerstag. Freitag und «amstag. Jnserttonsprei« iS stir Ltabt u. Bezirlsorte; außer Bezirk 12 Pfg.
Donnerstag, den 24. Kebruar 1910.
vezugspr.i.d. ktadt'/^LHrl.m.rrüaerl.Mt. I.LS. Postbezugspr. s. d. Orts- u. Nachbarorts»»!, -/viihrl. Ml. 1.2«. im Fernoevkeh r Ml. t.so. Bestell-, in Württ. 30 Psg.. in Bayern u. Reich «2 Bis.
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Mekanntmachung.
Die Kirchliche Feier des GebürtsfeSes Sr. MsjM des KSkigs am Frckaz, de» 2Z. Februar ds. Is., ist auf Muss 12 W,
verlegt worden, was hiemit zur öffentlichen Kenntnis gebracht wird.
Die Teilnehmer am gemeinsamen Kirchgang versammeln sich um 11?/» Uhr aus dem Rathaus.
Calw, den 23. Februar 1910. Regkmngsrat voelter.
Amtliche Bekanntmachungen.
Bekanntmachung,
betr. die freiwillige J»valide«-Verfichera»g der BetriebSanternehmrr.
Nach Z 14 des Jnvaüdenversicherungszesetzes sind Gewerbetreibende und sonstige BetrtebSunter- uehmer, welche nicht regelmäßig mehr als 2 ver- stcherungspfltchtige Lohnarbeiter beschäftigen, sowie Hausgewerbetreibende befugt, freiwillig in die ^Invalidenversicherung einzutreten, so lauge sie das 4V. LebeuSfahr nicht vollendet haben. Auch können diese Personen beim Ausscheiden aus dem die Berechtigung zur Selbstverstcherung begründenden Verhältnis die Selbstverstcherung fortsetzen.
Von dieser hauptsächlich auf Handwerker und andere Kleingewerbetreibende, sowie auf kleine landwirtschaftliche Unternehmer berechneten Befugnis der Selbstverstcherung wird bis jetzt nur in sehr geringem Umfang Gebrauch gemacht, obwohl die Bedingungen dieser Versicherung gegen die wirtschaftlichen Folgen der Erwerbsunfähigkeit und des Alters außerordentlich günstig und die aus der Versicherung erwachsenden Ansprüche vollkommen gesichert stad.
Die Versicherung erfolgt durch Einkleben von Beitragsmarken in Onittnugskarte« von grüner Farbe, welche von den Ortsbehörden für die Arbeiterversicherung ausgestellt werden. Die Höhe der Beiträge ist nach Lohnklassen verschieden und beträgt zur Zeit wöchentlich in
Lohnklasse I. 14 A U. 20
Die Wakl der Lohnklasse steht den freiwillig versicherten Personen frei. Die Hanptleistnng der Versicherung find die Invaliden- und die Altersrenten. Voraussetzung der Erlangung einer Invalidenrente ist außer dem Nachweis der etn- getretenen Erwerbsunfähigkeit die Erfüllung einer Wartezeit von 800 Beitragswochen; Voraussetzung der Erlangung einer Altersrente ist außer der Zurücklegnng des 70. Lebensjahres die Erfüllung einer Wartezeit von 1200 Wochen.
Es ist davon auszugehen, daß für jede Woche ein Beitrag entrichtet wird, doch bleibt die Rentenanwartschaft erhalten, wenn während zweier Jahre nach dem auf der Quittungskarte verzeichneten Ausstellungstag auch nur mindestens 40 Wochenbeiträge entrichtet werden.
Der Jahresbetrag der Invalidenrente hält sich je nach der Zahl und Höhe der geleisteten Versicherungsbeiträge in folgendem Rahmen: bei der I. Lohnklasse 116—204 „ II. 132-307 „
., „ III. ., 146-380 .,
IV. „ 160-452 „
... V. . 174-524 „
Je länger und je höher die Beiträge geleistet sind, desto größer wird die Rente bemessen.
Der Jahresbeitrag der Altersrente beträgt
in der I. Lohnklasse 110
^ » H- » l.50 .,
. ill. „ 170 „
„ „ IV. „ 200 „
„ „ V. „ 230 „
Als weitere Leistung kann die Versicherungsanstalt nach freiem Ermessen bei den Versicherten ein Heilverfahren einletten, wenn ein Versicherter dergestalt erkrankt ist, daß infolge der Krankheit Erwerbsunfähigkeit zu besorgen ist, welche einen Anspruch auf Invalidenrente begründet.
Ein Vergleich der aufgeführten Leistungen der Versicherungen mit den Leistungen der Versicherten wird jedermann die Vorteile der freiwilligen Versicherung klar machen und es den zur Selbstverstcherung zugelassenen Personen nahelegen, von dieser Vergünstigung mehr als bisher Gebrauch zu machen.
Die OrtSbehördeu fSr die Arbeiterver- ficheruug erhalten den Auftrag, in dieser Richtung belehrend und anregend zu wirken; auch das Oberamt ist jederzeit bereit, den Beteiligten weitere Auskunft zu geben und an die Hand zu gehen.
Calw, 22. Februar 1910.
K. Oberamt.
Amtmann Rippmann.
Tagesrreuigkeiteu.
Calw. (Postsache.) Am 25. Februar, dem Geburtsfest Sr. Maj. des Königs ist der Postschalter wie an Sonntagen von 11 bis 12 Uhr vorm, geöffnet. Für den Telegraphen-
Wildwasser.
Gebirgsroman von Luise Cammerer.
(Fortsetzung.)
„Die ThereSl, mein Weib, das ist das beste von allem!"
Er sagte es mit einem stolzen Glücksgefühl, wie es nur das tiefinnerste Vertrauen, die tiefinnerste eheliche Gemeinschaft mit sich bringt, in der sich zwei Menschen in jeder kleinen und großen Lebensangelegenheit vollständig eins wissen. „Schau, Raintaler", fuhr er halblaut fort, „die Blümerln, die am höchsten droben an der steilen Wand blühen, die find die seltensten, um ein solches da läßt mancher sein Leben, wenns sein sollte, und die Lieb, die am tiefsten im Herzen drinn sitzt, die ist auch die beste. Die ThereSl, die war ein solches seltenes Blümerl, und
ich,-ich Hab' die rechte Lieb dafür gehabt und so ist es denn
auch mein braves Weib worden. Leicht war es ihr dazumal nicht ums Herz, oft Hais noch an den Toni gedacht und nit an seine Schlechtigkeit glauben wollen, aber weils Mutterl gar so schön bitt und eine gar so große Freud an meinem Verspruch g'habt hat, so ist die ThereSl, ich glaub schier, aus Barmherzigkeit, mein Weib worden, wie der Loder, der Toni, nach Amerika auswandern mußt. Meine ThereSl ja, die ist ein Weib, auf das ein Verlaß ist. . In der Schneidmühl geht alles wie am Schnür!! Das ganze Jahr friedsam und keinem Dienstboten geschieht zu weh, keiner hört ein ungutes Wörtl. Ein braves Weib ist ein Segen, Raintaler, nur ich selber bin ein krantiger Kampl, der gern streitet und schimpft, oft ohne allen Grund und Ursach, weil« Geblüt rumort und im
Kopf drinnen alte Geschichten lebendig werden. Ich kann ja selber nichts dafür, aber ich bin einmal so."
Er sprach noch eine Weile auf den befreundeten Nachbarn ein, doch der hörte längst nicht mehr, sondern hielt seinen Kopf auf die verkreuzten Arme geneigt und schnarchte wie ein Sägebock. Der Raintaler hatte dem Wein so lange zugesetzt, bis ihm dieser wieder zusetzte und ihn all seiner Regsamkeit und seines klaren Denkens beraubte.
„Ja, da schau her, jetzt iS der noch rauschig geworden, war doch sonst keiner von den Trinkern." Der Lindhammer murrte es verdrossen und richtete sich in die Höhe, um nach dem Schützenmeister auszuschauen. Allein auch dieser lehnte an der Musikantentribüne, hielt einen leeren Maßkrug ans Herz gedrückt und schwankte unsicher auf dem Stuhle hin und her, ganz vergeblich gegen Morpheus Uebermacht ankämpfend.
„Jetzt Hab ich's satt, die Geschichte, man kann ja mit niemand mehr a richtiges Wörtl reden!" Er stand auf. „Bis obenauf find« voll die Tröpf, allsamt, und die Stadtleut, die sind auch nit besser. Muß doch zuschaun, wo die Theres! bleibt! Hat wohl eine gute Unterhaltung gefunden und vergißt auf alles zusammen. Die Weiberleut, dieselben wenn beisammen sind, die red'n sich die Zung au« dem Hals! Und der Sixt, der Malefizkerl, verdreht dieweil dem Dirndel dem Kopf, macht sich einen G'spaß mit ihr, und nachher ist'S aus und ich — o ich habe den Verdruß und die Feindschaft davon. Ist das ein Kreuz übereinand."
In der Tat verhielt sichs so, wie es der Lindhammer im Geiste voraussah. Frau Therese hatte eine Jugendkameradin getroffen, mit der sie einst auf der Schulbank gesessen uiü> die ihr durch ihre Heirat jahrelang aus den Augen gekommen war. Da gab es denn ein Stählen und