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auf dem Festplatz geplant. In Vorbereitung find ferner eine reich illustrierte Festschrift, deren Redaktion Oberpräzeptor Balschner übernommen hat, und eine Festpostkarte. Eine gediegene finanzielle Grundlage des Festes soll durch Zeichnung einer Garantiesumme seitens der Bevölkerung gewonnen werden. Ehrenvorsitzender des Festausschusses ist Oberbürgermeister Dr. Hartenstein.
Gärtringen OA. Herrenberg 21. Febr. Heute früh kurz nach 6 Uhr brach hier in der Nähe des Kaufmann Koch'schen Gebäudes Feuer aus, das die Scheuer der led. Heinrich und August Schmid und de« Heinrich Hagenlocher vernichtete. Die rasch herbeigeeilte Feuerwehr hatte große Mühe, die umliegenden Gebäulichkeiten zu schützen. Brandstiftung wird vermutet.
Reutlingen 21. Febr. Das Dienstmädchen der Wirtschaft zum „Jägerhaus" goß gestern abend Erdöl in das Herdfeuer. Dabei geriet die Kanne in Brand. Der in der Küche stehende 18 Jahre alte Sohn des Färbermeisters Heller erlitt durch das herumspritzende brennende Oel schwere Brandwunden im Gesicht; sein Augenlicht ist glücklicherweise nicht gefährdet. — Der Fahnder Weber wies gestern abend 7 Uhr zwei randalierende Fabrikarbeiter von Mähringen zur Ordnung, wurde von ihnen aber derart mißhandelt, daß er ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte. Dke Personalien der Gutedel sind festgestellt.
Güglingen 21. Febr. Nachdem in den letzten Tagen infolge der immer noch zunehmenden Sonnenwärme die Schneeglöckchen, Krokus und Schlüsselblumen aufblühten, und gestern ein lauwarmer Wind wehte, flogen zum erstenmale die Bienen aus, um Honigseim aus de» ersten Frühjahrsblumen zu holen. Auch ein Starenpärlein ließ sich sehen. Die Wasserleitungsarbeiten gehen allmählich'ihrem Ende zu. An der Pumpstation wird emsig gearbeitet. Um eine kräftige Kostenersparnis am Pumpwerk machen zu können, wird ein kleiner Sammelbehälter erbaut, der durch Niederdruck die Hausleitungen speisen soll. Er wird auf Gemeindeeigentum an der Kühsteig erstellt. Bei diesem Anlaß wird auch der Feldweg, der in die Weinberge führt und die einzige direkte Verbindung zwischen Güglingen und Stockheim vermittelt, verbessert und die starke Steigung an der Kühsteig verringert.
Mutlangen O.-A. Gmünd 21. Februar. Samstag nachmittag verübte ein auf Besuch hier weilendes 17 Jahre altes Mädchen einen eigentümlichen Selbstmord. Wegen Krankheit wurden ihr auf ärztliche Verordnung täglich drei Pillen verordnet. Sie nahm aber die ganze Dosis auf einmal und mußte ihr Leben
unter schrecklichen Qualen aufgeben. Da sie vorher ihre Kleider zerschnitten hatte und auch früher schon Anzeichen geistiger Gestörtheit an ihr bemerkt worden waren, so ist anzunehmen, daß sie die Tat in einem Anfall von Geistesstörung begangen hat.
Horlachen OA. Gaildorf 19. Febr. Vorgestern nachmittag verunglückte der hiesige Farrenhalter dadurch, daß sich einer seiner drei Farren von der Kette losrieß, ihn beim Versuch des Anbindens zu Boden riß und auf ihm herumtrat. Außer äußerlichen Verletzungen konstatierte der Arzt den Bruch mehrerer Rippen, doch scheint Lebensgefahr nicht vorhanden zu sein.
Pforzheim 21. Febr. Ueber den mehrfachen Selbstmord durch Vergiftung berichtet der „Pforzheimer Anzeiger" noch näher: In der Nacht vom Sonntag sind der in der Lameystraße wohnhafte Fabrikant Friedrich Schwemmte jr., Inhaber der Kettenfabrik Schwemmle u. Cie., ferner seine Frau Mathilde geborene Kohlhaas und die Tochter beider, namens Erna, freiwillig aus dem Leben geschieden. Man fand die drei früh morgens durch Cyankali vergiftet, tot und bereits erstarrt im elterlichen Schlafgemach auf. Der Grund zu der verzweifelten Tat liegt in finanziellen Schwierigkeiten. Schwemmle hatte schon vor sechs Jahren einen großen Verlust erlitten und sah sich durch den Konkurs seines Schwiegervaters, des Lampen- und Metallfabrikanten Kohlhaas in Kaiserslautern, abermals schwer geschädigt. Noch im Dezember vorigen Jahres hatte der Vater der Frau Schwemmle diese veranlaßt, ihm ihr mütterliches Erbteil in Höhe von 20 000 ^ abzutreten, und hatte auch später noch den Schwiegersohn, den er bereits unter Drohungen in Anspruch genommen hatte, zur Uebernahme von Bürgschaften bewogen. Schwemmle war ein lebensfroher, außerordentlich fleißiger Mann. Er stand im 44. Lebensjahr, war gesund und schaffensfreudig. Man begreift nicht, wie die Verzweiflung so völlig Gewalt über ihn gewonnen und sein sonst so frischer Lebensmut ihn so ganz verlassen konnte. Seine Frau war gebildet, feinfühlend und anspruchslos. Die Tochter war sehr begabt und fromm. Sorge und Kummer haben den Eltern alle Besonnenheit genommen und die erste Verzweiflung hat sie zu einem Schritte gedrängt, den sie bei ruhigem Nachdenken über ihre Lage nimmermehr getan hätten. In mehreren Briefen halten die Bedauernswerten Abschied von ihren Verwandten und Freunden genommen. Außer der Tochter, die mit ihren Eltern aus dem Leben schied, indem sie auch von dem Gifte nahm, besitzt das Ehepaarnoch eine Tochter, ein 17jähr. Mädchen, das auswärts auf einem Kinder
gärtnerinnenseminar ist und erst am Sonntag von dem schweren Unglück vernahm, das über sie gekommen ist.
Mannheim 21. Febr. Dem Generalanzeiger zufolge wurde die 26 Jahre alte ledige Gutsbesitzerin Elise Treiber, die auf einem Grenzhof bei Schwetzingen das Gut ihrer verstorbenen Eltern bewohnte, mit einer Schußwunde tot in ihrem Bette aufgefunden. Die junge Dame, eine Millionärin, hatte den größten Teil ihres umfangreichen Geländes verpachtet und bewohnte das Gut in Gesellschaft einer Haushälterin und einer kleinen Dienerschaft. Gestern weilte sie noch in Schwetzingen. Das Motiv zur Tat ist noch nicht bekannt.
München 19. Febr. Aus Kochel kommt die Meldung von einem schweren Lawinen- Unglück. Unterhalb des Heimgartens auf dem Röthelstein waren sechs Arbeiter mit Holzarbeiten beschäftigt, als eine Lawine niederging, alle Arbeiter fortriß und in eine schluchtartige Mulde warf. Drei Arbeiter konnten sich aus den Schneemassen herausarbeiten und machten sich sofort an die Rettung der anderen, die aber nur noch als Leichen geborgen werden konnten. Wie die „Münch. Zeitung" erfährt, war die Lawinenwand, die auf die Arbeiter niederging, ungefähr 20 Meter hoch. Das Unglück nahm hauptsächlich deshalb einen so tragischen Ausgang, weil die Arbeiter, die in einem mit Wasser gefüllten Graben beschäftigt waren, in das Wasser gedrückt wurden.
Berlin 21. Febr. (Reichstag.) Das Haus und der Saal tragen Trauerschmuck. Der Präsidentenstuhl ist mit einem Flor umhüllt, ebenso die Glocke. Am Bundesratstisch sind Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg, die Staatssekretäre und Staatsminister, sowie Vertreter des Bundesrats anwesend. In der Hofloge befinden sich die Angehörigen des verstorbenen Präsidenten. Vizepräsident Dr. Spahn eröffnet die Sitzung ohne Glockenzeichen. Alle Anwesenden, auch die Tribünenbesucher erheben sich. Vizepräsident Dr. Spahn: Ich habe eine traurige Mitteilung zu machen. Mit Hangen und Bangen sind wir über die kurzen Nachrichten, die über das Befinden unseres verehrten Präsidenten zu uns kamen, gefolgt. Dr. Graf Udo zu Stolberg-Wernigerode, der von allen hochverehrte Präsident, lebt nicht mehr. Der Herr über Leben und Tod, hat am Sonnabend Abend um 6 Uhr seinem Wirken ein Ende gesetzt. Zum ersten Male hat der Tod den Präsidenten des hohen Hauses aus seiner Tätigkeit herausgerissen. Auf den Schlachtfeldern Böhmens und Frankreichs hat der Entschlafene das blutige Ringen des deutschen Volkes um des
hinaus soll, die ganze Sach?" fragte der Bauer spitz. „Meinetwegen tust, was du willst, aber die Dienstboten müssen zur Zeit schaffen und zur Zeit einen K'spaß und eine Gaudi haben. Das Kopfhängen wird in meinem Hof nit eing'führt Gundi, das merkst dir!"
Der Lindhammerin tat das Mädchen, dem das Weinen näher stand als das Lachen, herzlich leid, weshalb sie in gütlicher Weise zu vermitteln suchte.
„Es ist halt ein gar feines Bleamerl, die Gundi Raintaler", sagte sie freundlich, „ein Bleamerl, das in einem stillen Garten aufgeblüht ist, und dem das Verpflanzen weh tut und hart ankimmt. Das Dirndl hat halt das Beste von seinem Leben, das Mutterl, zu früh verloren und die Männerleut, die find manchmal zu rauh für so ein feines Pflänzel. Ich Habs gut getroffen mit meinem Wendel und er ist ein richtiges Mannsbild, aber streiten muß er doch alleweil und der Sixt, der Bua, hat oft gar schlimme Täg!"
„Der Sixt, der Prachtbua," staunte der Raintaler, „ja, was ist dir denn nit recht an ihm, Lindhammer? Zehn solche Dirndl wie meine Gundi geb ich für den Buabn hin. Schau Dirndel, der Sixt wenn auf Freien käm, das tät mich freuen, da tät ich nit „nein" sagen."
„Aber Vaterl, ich schäm mich so viel. All die Leut schaun her auf uns," sagte das Dirndel verschüchtert. „Die müssen ja denken, das Vaterl sei rauschig."
„Sell ists, wies ist," sagte der Alte verärgert. „Das ganze Leben könnts einem verleiden mit einer solchen Dirn!"
Die Lindhamerrin, die den Ausbruch eines Familienzwistes befürchtete, und dem sehr leicht hervorbrechenden Jähzorn des Raintaler die Spitze abzubrechen wünschte, erhob sich, nahm die Gundel am Arm, und führte sie am Festplatz umher, beruhigend auf sie einsprechend.
„Grad ein Unglück wars für dich, daß dein liebes Mutterl, meine gute Kameradin, sobald in die Erde kommen mußt. Weißt, so ein Mann ist zu widerhaarig und kann nit verstehen, wies so einem jungen Dirndel ums Herz ist. Aus der friedsamen Stille eines Klosters in einen großen
weitschichtigen Hof hinein, das muß erst gewöhnt sein und die Ehehalten, die sind schon so wie sie sind. Darfst nit viel sagen dazu, sonst laufen sie dir mitten in der Arbeit weg. Kommst halt manchmal ein bissel auf den Heimgarten in die Schneidmühl hinaus, und leerst dein junges Herz aus. 's Veferl und ich, wir werden uns freuen, wenn du uns recht oft heimsuchst."
„Du vermeinst mirs gut, Lindhammerbas," sagte das Dirndel dankbaren Blickes zu der stattlichen Frau aufschauend und sich zutraulich an sie anschmiegend. „Weißt, ich Hab halt in meinem jungen Leben noch gar wenig Lieb erfahren. Der Vater ist eine herrische, raue Natur; der Vater hat sich alleweil geärgert, daß ich kein Bua bin und er mich deshalb all sein Lebtag nit gut angesehen. Von klein auf war ich hilflos wie ein Vogerl, das aus dem Nest gefallen ist und nit aus noch ein weiß. Eine Heimat haben und doch nit daheim sein, dasselbe tut weh, Lindhammerbas." Ein verhaltenes Schluchzen erschütterte ihren Körper. „Im Kloster da war man alleweil freundlich und gut zu mir und wenn es auch nit die rechte Mutterlieb gewesen war, so war ich doch froh darum."
„Du armes Hascherl, du liebs," tröstete die Lindhammerin liebreich. „Schau Gundi, ein jeder trägt sein Packl, ein jeder hat sein Kreuz und Leid auf der Welt, und keine Krön und kein Thron macht frei von Sorg und Herzeleid. Der Sixt, der ist ein lebfrischer Bua und das Veferl blüht wie ein Heckenröserl am Wegrain, aber der Toni, der jüngste, weißt, der will halt gar nit geraten. Der ist alleweil schwach und kommt aus dem Kranksein nit hinaus, und kein Doktor und keine Medizin hilft für die Krankheit!"
Die Lindhammerin seufzte tief auf und fuhr dann lebhafter fort: „Weswegen noch schwerer machen, was so das Herz drückt. Wir sind doch nit zum Traurigsein gekommen. Du bist noch jung und sauber, hast eine schöne Sach, und das Leben freut einen doch, denn die Lieb, weißt, die bringt gar gute, frohe Stunden. Geh sei ein bissel lustig, laß uns ein bissl beim Tanz zuschauen." (Forts, folgt.)