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Grsch»truil«Staz«: Montaa, DtenStaa, Mittwoch, «oannSta«, Areitaz und Samstag. AnsertionSpreiS S Ssg. pro L«il« für Stabt u.StjillSorte! außer Bezirk l!> Psg.

Dienstag, den 22. Kebruar 1910.

BezuaSpr.t.d. Stadt-/PLHrl.m.TrLg»I.Mk. 1 .SS. PostbezugSpr. f. d. Orts- u. Nachbarort«»»!. -/YLHrl. Mk. l.20, im Fernverkehr Mk. t.»o. Bestell«, in Württ. so Psg., in Bayern u. Reich 42 Psg.

Amtliche Bekanntmachungen.

Kekanntuiachlmg, betr. Straßecherre.

Infolge der Ausführung einer Wasserleitung für die Gemeinden Deufringen und Aidlingen werden die neue Vizinalstraße Deufringen-Gechingen und die Vizinalstraße Deufringen-Dachtel auf Markung Deufringen bis auf weiteres gesperrt.

Böblingen, 21. Februar 1910.

K. Oberamt.

Schlecht.

Tagesrreuigkeiteu.

M Calw 21. Febr. Der heutige Stamm­holzverkauf aus den Stadtwaldungen um­faßte in 45 Losen 1480 Stämme mit einem Gesamtmeßgehalt von 879 Fm. und einem Tax­preis von 17,120 Erlöst wurden im Sub­missionsweg 20,410 ^ -- 119,22 °/° der staat­lichen Taxpreise.

Stuttgart 21. Febr. Wie sich Bayern gegen die Bierverdünnung sichert, das ist auch für uns in Württemberg von Interesse. Das bayrische Abgeordnetenhaus hat am Dienstag die EinführungdeSDeklarationszwanges beschlossen, wonach nunmehr jede Brauerei verpflichtet ist, den Extraktgehalt ihres Bieres öffentlich bekannt zu geben und an den Schankstätten anzuschlagen. Ermittelt eine Kontrolluntersuchung der Steuer­behörde, daß das Bier dünner ist, als die Brauerei angegeben hat, so ist die Steuerbehörde befugt, den Namen der Brauerei und die Tat­sache der Verdünnung des Bieres in den Tages­zeitungen zu veröffentlichen.

Stuttgart 21. Febr. (Geflügel- Ausstellung.) Die Anmeldungen für die Jubiläums-Geflügelausstellung am 26. bis 28.

Februar in der Gewerbehalle in Stuttgart sind so überaus zahlreich eingelaufen, daß sie alle vorangegangenen Landes-Ausstellungen weit in den Schatten stellen wird; sie wird ein lücken­loses Bild des heutigen Standes der württ. Geflügelzucht bieten und bei der großen volks­wirtschaftlichen Bedeutung, die der Geflügelzucht zukommt, sollte niemand und vor allem kein Geflügelfreund den Besuch dieser Ausstellung versäumen.

Stuttgart 19. Febr. Der Staats­anzeiger knüpft an die von Baden der württ. Regierung bezüglich der Neckarkanalisierung von Mannheim nach Heilbronn gemachten Vor­schläge eingehende Berechnungen, aus denen her­vorzuheben ist, daß die Gesamtkosten der Neckar­kanalisierung einschließlich der Kraftwerke 47 221000 ^ betragen würden. Die von Württemberg aufzubringenden reinen Baukosten belaufen sich auf 22468 300 Würden die gesamten baulichen Unterhaltungskosten auf die auf die Schiffahrtsintereffenten überwälzt, wie das auch in dem badischen Vorschlag auf die badische Strecke vorgesehen ist, so müßten durch Schiffahrtsabgaben jährlich 1 756550 auf­gebracht werden.

Cannstatt 21. Febr. Der frühere langjährige Rektor des Gymnasiums in Heilbronn, Oberstudienrat Dr. v. Presse!, ist gestern hier im Alter von 79 Jahren gestorben.

Ludwigsburg 21. Febr. Die von der Stadtverwaltung zur Besichtigung von gleis­losen elektrischen Straßenbahnen (Sy­stem Mercedes-Stoll) nach Niederösterreich ent­sandte Abordnung ist zurückgekehrt. Sie hat vom Betrieb dieser Bahnen einen recht günstigen Eindruck gewonnen, wenngleich sie sich überzeugt

hat, daß sie in mehrfacher Beziehung noch der Verbesserung, die das System Köhler bezweckt, fähig sind. Voraussetzung für diese Bahnen sind gewalzte, in gutem Zustand erhaltene Straßen. Steigungen und Kurven rc. werden ohne Schwierigkeiten überwunden. Die bürger­lichen Kollegien werden nun wohl schon in Bälde zu der Angelegenheit, deren Entscheidung man hier mit lebhaftem Interesse entgegensieht, Stel­lung nehmen.

Ludwigsburg 21. Febr. Das vor­läufige Programm für den am 5. Juni d. I. hier stattfindenden 20. Bundestag des Württemberg. Kriegerbundes steht nun­mehr fest. Es ist folgendes: Samstag 4. Juni vormittags Eintreffen des Bundespräsidiums und des Bundesbanners. Empfang auf dem Bahn­hof. 1 Uhr Mittagessen im Bahnhotel. Nach­mittags 3 Uhr Sitzung de» Gesamtpräsidiums. Abends 8 Uhr Banquett im großen Exerzierhaus unter Mitwirkung de» Männergesangvereins. Sonntag 5. Juni Tagwache und Empfang der Gäste. 3'/- Uhr Sitzung des Bundestags im Bahnhotel, von Vs 11 Uhr ab Aufstellung des 1820 000 Teilnehmer umfassenden Festzuges, der, wie im Vorjahr beim Ulanenfest, durch dm Schloßgarten, wo ein Podium erstellt wird, seinen Weg nimmt, man hofft hier auf das Er­scheinen des Königs. Um 1 Uhr Festessen im Bahnhotel, Speisung der fremden Festbefucher in den Lokalen der Stadt. Auf dem Festplatz (kleiner Exerzierplatz mit Alleen) findet von 5 Uhr ab eine gesellige Vereinigung aller Fest­teilnehmer bei Konzert usw. statt. Am Montag 6. Juni wird vormittags ein Ausflug, vermutlich durch den Favoritepark nach Monrepos, unter­nommen, nachmittags und abends sind wieder Konzerte, Mafsenaufführungen und dergleichen

Wildwasser.

Gebirgsroman von Luise Cammerer.

(Fortsetzung.)

Die Ursprünglichkeit und Natürlichkeit blieb vorherrschend, man fühlte und gab sich als Mensch mit Menschen, alle verfeinerten Höflichkeits­phrasen und jeder Formenzwang, wie sie das Gesellschaftsleben nun einmal bedingt, wurden hier in der Natur nicht so genau beachtet. Dicht neben dem Podium auf dem die Musikanten ihre Plätze einnahmen, saß der Sixt auf einem großen Bierfaß, hatte die Zither auf den Knieen liegen und rings um ihn her standen reihenweise Burschen und Dirndeln, sowie Touristen, Maler und sonstige städtische Gäste beisammen, lauschten seinen Trutzversen und begleiteten sie bei jedem Endreim mit Hellem Gelächter. Selbst die älteren Männer brachen ihre Gespräche ab und hoben lauschend und vergnügt dreinschauend die Köpfe, um zuzuhören. Der Sixt sang, daß es jedem warm ums Herz wurde:

Auf ein schwarzkopfiges Dirndel,

Hat jeder eine Schneid,

Das meine ist flachshaarig,

Und Hab dengerscht a Freud!

Viele Leute sind lappig,

Viel Leute sind dumm,

Sitzen fest auf dem Geldsack,

Und das Geld muß doch rum!"

Mei Vater hat a Mühl Und der Bua hat a Schneid,

Wir haben a schönes Zeugl Sind kreuzbrave Leut!"

A bissel querrüber,

A bissel hoch rauf,

Die Berg die sind gspassi Kimmt nit jeder hinauf"

Der Preuß und der Bayer,

Sind all'wetl im Streit,

Und sind doch allzwei Recht gemütliche Leut!"

Der Reintalerbauer hatte sein einziges Kind, die Gundi, mit zum Feste gebracht. Sie war nach dem Tode der Mutter im Kloster erzogen worden, ein zartes, feines Menschenkind mit großen, versonnenen Blau­augen und einem schlank gegliederten Körperbau, das sich in der lebhaften lärmenden Umgebung durchaus nicht wohl fühlte und sich wie ein scheuer Vogel hinter dem breiten Rücken des Vaters duckte, wenn irgend einer der stattlichen Burschen herankam, es zum Tanze aufzufordern. Still und verschüchtert saß Gundi an der Seite der Lindhammerin, die sich vergeblich bemühte, das Dirndlein heiter zu stimmen und zur Vertraulichkeit anzuregen; allein seine Gedanken waren nicht auf das Fest und die Festlichkeit gerichtet und beständig drängte das Mädchen den Vater zur Heimkehr. Laß mich aus, Dirndl!" Der Raintaler rief es endlich ganz erzürnt. Ist das ein Kreuz mit der Gundi! Hat koa bissl a Leben in sich! Hab mich damals schon geärgert, wies mein Weib, die Afra, Gott schenk ihr die ewige Ruah! auf die Welt gebracht hat. Einen Buaben, wie deinen Sixt Hab ich mir eingebildet ja Schnecken, so a kloanS, klebriges Dirndl kimmt daher! Gundi, wenn du so fortmachst, findet all seiner Lebtag koa Bua den Weg zu dir!"

Das Dirndel errötete schamhaft.

Aber Vaterl, wie du daherredest!" entgegnete es in vorwurfsvollem Ton.Ich Hab einmal keine Freude an der Lustbarkeit und die Buaben, dieselben kann ich nit ausstehen. A Klosterfrau hält' ich werden wollen. Ich taug' nit in die Welt und unter die Leut!"

Meinst ich müßt nit, wer dir den Kopf verdreht hat und wo es