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Führer der französischen Marschkolonne, Haupt­mann Fiegenschuh, ein Leutnant und ein Unteroffizier gefallen. Von den Mannschaften find nur wenige entkommen. Es sollen mehr als 100 Mann getötet worden sein. Die Franzosen werden gegen den im vorigen Jahr unterworfenen Sultan wohl einen Feldzug größeren Stils zu führen genötigt sein.

Paris 16. Febr. Nach einer Blätter­meldung verloren die französischen Truppen bei dem Kampfe im Wadailand 3 Offiziere, unter ihnen der Hauptmann Fiegenschuh, zwei andere europäische und acht schwarze Offiziere, sowie 102 Senegalschützen.

Vermischtes.

Ueber den Halley'schen Kometen. Aus dem Bulletin der Belgischen Astronomischen Gesellschaft ist über das bevorstehende Erscheinen des Kometen Halley folgendes zu lesen : Der Halley'sche Komet durchläuft während der Monate Januar, Februar und März die Stern­bilder des Stiers, des Walfisches und der Fische. Vor März wird er wohl kaum für das bloße Auge sichtbar sein. Am 15. Januar war er mit dem Mars in Konjuktion, indem er dabei noch 1 Grad 10' südlich desselben stand. Zu gleicher Zeit befand er sich in dessen größter Nähe, so daß seine Entfernung von ihm nur 0,40 astronomische Einheiten betrug. Ebenso trat er am 28. Januar mit dem Saturn in Konjunktion, wo er sich 3 Grad 48" im Norden dieses Planeten befand. Es ist sehr wahrscheinlich, daß der Komet am 18. Mai der Sonne sehr nahe kommen wird. Der Vorübergang vor der Sonne wird sehr interessant sein, denn er ge­stattet sich zu versichern, ob gewisse Teile des Kometen, z. B. der Kern, für das Sonnenlicht undurchsichtig sind. Leider aber wird dieser Vorübergang nur in entlegenen Gegenden beobachtet werden können. Nach Berechnung des Astronomen Seagrave würde der Kern des Kometen mindestens 5 Minuten oder ein Drittel des Son enhalbmessers vom Mittelpunkt der Sonnenscheibe entfernt sein. Es scheint daher sicher, daß während der Nacht des 18. Mai die Erde durch einen Teil des Kometenschweifes hindurchgehen wird, und daß mehrere Morgen vor diesem Tage und mehrere Abende nach demselben der Komet einen großartigen Anblick bieten wird. Während 78 Tagen vom 11. März bis zum 2S. Mai wird sich der Komet innerhalb der Erdbahn bewegen, d. h. der Sonne näher sein als der Erde. Anfangs

März wird der Komet etwa 3 Stunden nach der Sonne untergehen.

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(Nachdruck verboten.)

In unserem engeren Vaterlande wurden schon vor nahezu einem Jahrhundert (1820) private Versuche zu einer geognostischen Kartierung des Landes gemacht. Auch der anerkannte Meister schwäbischer Geognosie, Professor Dr. Quenstedt, hat Mitte des vorigen Jahrhunderts sein ge­wichtiges Wort für Schaffung einer geognostischen Aufnahme unseres Landes eingelegt. Darauf hin wurde im Jahre 1858 eine Kommission zur Herstellung einer geognostischen Spezialkarte von Württemberg eingesetzt. Das große Werk der geologischen Spezialkartierung unseres Landes im Maßstabe 1:50000 wurde im Jahre 1892 mit Herausgabe des 55. Blattes zum Abschluß ge­bracht. Dieses schöne Werk war zweifellos ein für die damalige Zeit sehr verdienstvolles und hat auch innerhalb und außerhalb Württembergs Anerkennung gefunden. Aber auf die Dauer konnte dieses Kartenwerk den modernen wissen­schaftlichen und praktischen Anforderungen nicht genügen. Als praktisch empfindlichster Mangel wurde mehr und mehr die ganz ungenügende Berücksichtigung der agronomischen (ackerbaukund- lichen) Verhältnisse. Die alte geognostische Karte hatte sich eben andere Ziele gesetzt, nämlich: Den Nachweis von Kohlen und Metallschätzen". Leider hat es sich herausgestellt, daß wir solche Bodenschätze entweder gar nicht oder doch nicht in einer den Abbau lohnenden Lage besitzen. Immerhin war auch jene geologische Untersuchung unseres Landes nicht ohne Nutzen, denn ihr ist namentlich die Erschließung von Zementlagern, die Gewinnung von anderen Baumaterialien von wetterbeständigen, billigen und schönen Steinen, dann von gutem harten Straßen­schotter zu danken. Dagegen sind die für Land- und Forstwirtschaft gleichwichtigen agronomischen Verhältnisse zwar gestreift, aber weder in einer dem praktischen Bedürfnis, noch den wissenschaft­lichen Anforderungen entsprechenden Weise be­handelt worden. Und doch ist einer der wichtigsten Faktoren bei Beurteilung des Bodens die Beschaffenheit der Ackerkrume und ihres Unter­grundes und beide sind bedingt durch die vertikale Gliederung und die geognostische Beschaffenheit der Erdoberfläche. Die sog. Agrikulturgeologie ver­mittelt unseren Landwirten das Verständnis der Grundlage seiner Wirtschaft, seines Grund und I

Bodens. Sie gibt ihm gute Winke für den Wirt­schaftsbetrieb, die BodenbearbeUung, Über Lage und richtige Ausnützung der sich auf seiner Scholle ihm darbietenden Meliorationsmittel, der Düngung. Weiter lehrt dem Landwirt das Studium der Agrikulturgeologie die Erzielung einer heutzutage so wichtigen Steigerung der Bodenerträge. Dabei erhält er treffliche Winke zur Minderung der Erzeugungskosten, und er wird weniger zweck­mäßige Wirtschaftsarbeiten meiden, sowie manche bisher unfruchtbare Landstrecken wie Moore und sumpfige Niederungen sich nutzbar machen.

Um alle diese Vorteile unserem Lande zu erschließen, wird seit dem Jahre 1903 von der geologischen Abteilung unseres Statistischen Landes­amts eine neue geologische Aufnahme des Landes im Maßstabe 1:25 000 ausgeführt. Diese schwierige geologische Spezialaufnahme ist schon ziemlich er­folgreich vorangeschritten. Ihre Grundlage bildet der topograpische Atlas desselben Maßstabes mit Höhenkurven. Im Buchhandel sind bereits er­schienen die Blätter Freudenstadt, Obertal-Kniebis, Baiersbronn, Altensteig, Nagold, Schramberg und soeben ist das Blatt Stammheim mit dessen Im halt wir uns in der Folge beschäftigen wollen, ausgegeben worden.

Was zunächst den Inhalt dieser neuen geologischen Spezialkarten betrifft, so ergibt schon die oberflächliche Vergleichung mit der alten geognostischen Spezialkarte eine gewaltige Ueber- legenheit der neuen Karte.

In ihrer Darstellung weist sie den boden- kundlich wichtigen Erhaltungszustand der au die Oberfläche tretenden Gesteinsbildungen auf. Eine besonders deutlich durchgeführte Kartenerklärung an der Seite derselben die Kartenlegende, erleichtert das schnelle Verständnis der Karte nicht nur dem Fachmanne, sondern was besonders wertvoll ist, gerade dem Laien, dem hauptsächlich daran liegen muß, zu wissen, wo er auf der Karte etwa Kalksteine, Mergel, Dolomit, Granit, Werkstein rc. zu suchen hat. Endlich finden sich auf dem rechten Rande der Karte die unter­schiedenen Gesteine und Ablagerungen, soweit sie bodenbildend" auftreten nach rein agronomischen Gesichtspunkten zusammengestellt als: Tonböden, Mergelböden, Sandsteinböden, Kalksteinböden rc.

Nach diesen allgemeinen Betrachtungen wollen wir zu unserem Blatt Stammheim zurück­kehren.

Dasselbe vereinigt in sich alle Landschafts­typen des westlichen Teiles unseres engeren Vaterlandes. Echte Schwarzwaldbilder bietet uns der Nordwesten des Blattes um Teinach und I Emberg dar. Der südwestliche Teil zeigt uns

Haus und Hof gut beisammen und gib aufs Toner! fein acht und behüt dich Gott, Kindl, bis ich zurück komm."

Behüt Gott, Mutterl!" kam es in warmem, herzlichem Ton zurück.

Ein rosigblühender, von dunklen Flechten diademartig gekrönter Mädchenkopf erschien zwischen den losen Ranken des Efeugrüns.

Ich fürcht mich nit, und der Sixt ist auch noch im Hof herin!"

Auf der glatten Stirn der Schneidmüllerin bildet sich eine Falte tiefsten Unmutes.Der Sixt ist noch alleweil im Hof herin?" fragte sie. Ja, weswegen ist denn der Bub nit zur Frühmesse nach Steinbrunn, wie'S doch ausgemacht war?"

Veferl lachte'" über das ganze taufrische, unberührte Angesicht und ihre Augen blitzten die Mutter schelmisch an.

Weißt doch, Mutterl, daß heut die Vroni den letzten Stalldienst hat, bevor sie auf die Ries'nalm treibt, und wo die Vroni ist, da fehlt auch der Sixt nit!"

Und wie zur Bekräftigung ihrer Worte tönte ein langgezogener, Heller Juchzer in die Stille des Morgens hinaus, dem ein keck übermütiges Trutzgesang'l sofort nachfolgte. Mt metallisch verhallender Stimme sang der Sixt die Schönheit seines Dirndels an:

Am Berg drob'n blüh'n Blümerkn,

Recht frische und feine,

Abers allerliebst Blümerl,

Ist diesmal das meine!

Vom Fuß bis zum Köpft,

Js sauber und g'sund So herzig, so schneidig,

So frisch und so rund.

Hat Aeugerln wie Sterndln So hell und so klar Und a blutrotes Goscherl Und a lichtschetnigs Haar.

Müchts Herzen, möchts busseln.

Bis ihms Schnaufen vergeht,

Aber es^allzuwiderst

Ich trau mich halt net!

Ich trau mich halt net!" tönte das fröhlich-kecke G'sangel als Echo nachhallend von den umliegenden Bergen zurück.

Red Sixt, wer ist denn nachher das ganz besondere Dirndl, an das du dich nit hintraust? fragte die Lindhammerin im aufsteigenden Aerger.Bist doch all'weil einer von denen, die eine Schneid haben auf ein jedes Dirndl, obs schwarzkopfig oder flachshaarig ist. Bist allweil im Heimgarten oder beim Fenstern! zu finden. Es ist zu höchst an der Zeit zur Umkehr, Sixt. Der Vater duldet die G'schichten nit mehr!"

Aber was tu ich denn da Unrechts, Mutterl?" sagte der Sixt, sein Hütel mit dem prächtigen Adlerflaum trotzig in den Nacken zurückdrückend, so daß das dichte, dunkle Kraushaar über die Stirne fiel. Ein muskulöses, kraftstrotzendes Menschenkind, dessen Glieder wie von Erz gegossen schienen, überragte er die stattliche Frau noch um ein beträchtliches an Größe, in seinen Augen loderte stürmendes Jugendfeuer, doch um den weichgebildeten frischen Mund lag ein nachgibiger Zug.Von all den Dirndln, die ich kenn, ist das Mutterl das allersauberste. Grad wies Bildstöckel vön unserer lieben Frau schaust Du aus und auch der Vater ist noch rüstig beim Zeug. Weswegen sollt ich da schon ans Freien denken? Dirndeln gibts gerade genug auf der Welt, so werd' ich diesmal, wann die rechte Lust kommt, gewiß auch noch eins finden!"

Schmeichelnd faßte er die schöne Frau um die Mitte.

Die Lindhammerin lächelte besänftigt und aus ihren Augen brach ein Strahl stolzer Mutterfreude.

Das Haus hältst mir rein, Sixt, sonst ists aus mit uns zwoa!" sagte sie im weitaus milderen Tone wie bisher.Im Haus geduld ich koa Liebschaft. Verdreh der Vroni den Kopf nit, es ist ein armes Waisen­kind, das keine Heimat hat und ins Elend kÄu, wann du dein Gspaß g'habt hättest und eine Heirat die darfst dir gleich au» dem Kopf schlagen, denn eine Heirat mit einem blutarmen Dirndel wie die Vroni, die gibt der Vater halt niemals zu."

(Fortsetzung folgt.)