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vollständig genügen. Sodann könnte ohne jedes Hindernis oder Beschwerung, wie herkömmlich, über die Karwoche und Ostern ausgesetzt und mit der Beratung des HauptstoffS, Bauordnung und Landwirtschaftskammergesetz hernach anfangs April begonnen werden.

Stuttgart. Der Württembergische Automobilklub veranstaltete vor kurzem eine Kontrollfahrt, die als Hauptzweck die Er­zielung einer möglichsten Gleichmäßigkeit der Fahrt hatte. Die teilnehmenden Fahrzeuge waren in 3 Klaffen eingeteilt: Wagen über 14 Steuer- 8?., Wagen über 714 Steuer-U? und Wagen bis 7 Steuer-Hk. Die Strecke für die erst­genannte Klaffe, etwa 350 Klm. führte von Stuttgart über Horb, Tuttlingen, Meßkirch, Mengen, Riedlingen, Ulm, Blaubeuren, Urach nach Stuttgart. Die Strecke für Klaffe 2, die über 230 Kilometer führte, über Herrenberg, Rottweil, Ebingen, Hechingen, Tübingen nach Stuttgart. Die Strecke für Klaffe 3, 125 Klm., von Stuttgart über Herrenberg, Rottenburg, Tübingen, Reutlingen, Stuttgart. Die Moximal- zeit, innerhalb welcher die Fahrt zurückgelegt werden mußte, beträgt für Klaffe 1 12 Stunden, für Klaffe 2 10 Stunden, für Klaffe 3 7 Stun­den. Zur Erzielung einer möglichst gleichmäßigen Fahrt mußte der Fahrer suchen, je nach der Stärke seines Wagens eine Durchschnittsgeschwin­digkeit auszuwählen Die R> sultate der Fahrt waren trotz der scharfen Bedingungen über­raschend vorzüglich. Der Präsident des Klubs, Herr Kommerzienrat H. Otto, konnte bei der letzten geselligen Vereinigung des Klubs die Preisverteilung vornehmen. Erste Preise erhielten die Herren Dr. Bieneck-Stuttgart, Erwin Gutekunst Owen, Paul Wächtler-Stutt- gart, Aug. Schmierer-Feuerbach, Max Bleyhle- Stuttgart, Dr. Eltzbacher-Stuttgart, Aug. Pfeiffer-Stuttgart, Egon Groß-Urach, Georg Baumann-Calw, Paul Staiger-Stuttgart. Zweite Preise erhielten die Herren Gottl. Honold und Paul Grotz-Stuttgart.

Stuttgart 9. Febr. (Strafkammer.) In der Nacht zum 8. Januar hörte ein Wächter der Wach- und Schließgesellschaft in dem Laden eines Verkäufers in der Torstraße ein verdächtiges Geräusch. Er öffnete die Ladentüre und fand hinter einem Kasten versteckt einen Einbrecher, während ein zweiter Einbrecher durch ein Gang­fenster flüchtete. Die Diebe hatten an der vom Haus gang in den Laden führenden Türe die Füllung herausgcschnitten und waren durch das Loch in den Laden geschlüpft. Sie erbrachen zwei auf dem Ladentisch liegende Schaukästen und entwendeten daraus Uhren, Uhrketten, Ringe und andere Gegenstände im Wert von 180

Der ertappte Einbrecher war der 17 Jahre alte Gärtner Johann Stecher von Culmbach, in dessen Besitz der größte Teil der gestohlenen Gegenstände gefunden wurde. Sein Komplize war der 18 Jahre alte Schreiner August Godel von hier, der auch die Anregung zu dem Dieb­stahl gegeben hatte. Die beiden waren, ehe sie den Diebstahl in dem Laden ausführten, in eine benachbarte Schmiedwerkstätte eingestiegen und hatten sich Brechwerkzeuge geholt. Die Diebe gingen mit Energie zu Werke. Sie nahmen, nachdem sie beim ersten Versuch verscheucht worden waren, die Arbeit nach einer Stunde wieder auf. Godel ist rückfälliger Dieb. Er wurde zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis und 3 Jahren Ehrverlust verurteilt, Stecher erhielt 9 Monate Gefängnis.

Oberndorf 9. Febr. Innerhalb weniger Wochen ist der Neckar zum zweitenmal über seine Ufer getreten und überschwemmt weithin das Wiesental. Das Wasser fällt jetzt wieder.

Besenfeld 8. Febr. Gestern morgen ging der 70 Jahre alte Holzhauer Jakob Girrbach von hier allein in den Wald, um einige gefällte Stämme Largholz abzumeffen. Als er abends nicht zu Hause ankam suchten seine Angehörigen noch in der Nacht nach ihm. Heute morgen wurde er von seinen Söhnen in der Nähe des Arbeitsplatzes in einer Unter­standshütte auf der Bank sitzend tot aufge­funden. Der Verstorbene war schon längere Zeit herzleidend und es hat ohne Zweifel ein Herzschlag den Tod herbeigeführt.

Altenstadt OA. Geislingen 9. Febr. Vorgestern hätte es beim Schlittenfahren hier leicht ein großes Unglück geben können. Fährt da ein kleiner Knirps von 68 Jahren in rasendem Tempo die Turnersteige herab. Im gleichen Moment kreuzt unten ein Pferd in gemächlichem Schritt die Schlittenbahn ohne Führer. Während die Passanten in einer Entfernung von 3040 Mtr. vor Schreck starr dastehen, sauste der Junge wie zum Wunder mit heiler Haut unter dem Pferde zwischen Vorder- und Hinterfüßen durch, nur der Schlitten erhält durch einen sich vorwärtsbewegenden Hinterfuß des Pferdes einen leichten Schlag, der aber den Schlitten nicht aus der Richtung bringt.

Friedrichshafen 9. Febr. Der Verein für Luftschiffahrt am Bodensee hat dieser Tage endgiltig bei der Firma Riedinger-Augsburg einen Freiballon bestellt. Der Ballon wird 1680 edm Gas fassen, seine Auftriebskraft wird es ermöglichen, bei den Fahrten 45 Personen mitzunehmen. Der Ballon wird anfangs Mai

zur Ablieferung gelangen, dann soll sofort mit den Aufstiegen begonnen werden.

Pforzheim 9. Febr. Viel erörtert wird hier ein Beleidigungsprozeß. Das Schöffengericht verurteilte nämlich einen der be­kanntesten Bijouteriefabrikanten und SportSman zu 600 Mark Geldstrafe, weil er in der Reit­bahn einen andern Fabrikanten schwer öffentlich beleidigt hat. Die Ursache der Beleidigung lag allerdings darin, daß der Betreffende glaubte, mit Recht dem andern den Vorwurf machen zu können, daß er ihm Arbeiter aus seiner Fabrik ausspanne.

Pforzheim 9. Febr. Am Fastnachts­dienstag veranstalteten Bewohner des Nachbarorts Dillweißenstein einen Fastnachtszug hierher, in dem sie die längst gewünschte Ein­gemeindung darstellten und der Entrüstung darüber Ausdruck gaben, daß Pforzheim noch keine Straßenbahn nach Dillstein gebaut hat und Dill­stein selbst hindere eine solche Bahn nach Pforz­heim hinein zu bauen. Vor dem Pforzheimer Rathaus stellten die Dillsteiner eine Geldmaschine auf, die den Pforzheimern großen Reichtum brachte, sowie eine Dreschmaschine aus der falsche Hundertmarkscheine herausflogen.

Karlsruhe, 8. Febr. Eine interessante Neuerung, einen selbstdruckenden Fahrkarten­automat, kann man gegenwärtig in der Vorhalle des hiesigen Hauptbahnhofes in Tätigkeit sehen. Der von den Süddeutschen Eisenwerken in Gaggenau erstellte Automat verabfolgt Fahr­karten 3. Klasse Personenzug nach Bruchsal, die aus dünnerem Karton bestehen, wie die üblichen Karten. Der Fahrpreis mit 45 ^ ist durch Einwurf eines Fünfzigpfennigstückes oder von fünf Zehnpfennigstücken zu entrichten, worauf der tadellos funktionierende Apparat eine Fahr­karte und 5 ^ abliefert. Wie man hört, handelt es sich zunächst um einen Versuch, um die Zweckmäßigkeit dieser Apparate zu erproben.

Köln a. Nh. 9. Febr. Der Rhein ist von heute vormittag 9 Uhr bis heute abend 7 Uhr von 5,17 Meter auf 5,85 Meter gestiegen. Bei Bonn ist der Rhein stündlich um 5 Zenti­meter gestiegen. Um 6 Uhr abends betrug der Pegelstand 5,60 Meter. Man befürchtet, daß der Strom im Laufe der Nacht über die Ufer treten werde. Auch von der Ahr wird Hoch­wasser gemeldet.

Berlin 9. Febr. Das Militärluft­schiffLI III", das heute vormittag zu einer Fernfahrt nach Jüterbog aufgestiegen war, traf um 4V- Uhr wieder über dem Tegeler Schieß­platz ein. Es konnte jedoch anscheinend wegen eines

wichtige Arbeit wäre. Jeder hat das Recht, mit der Braut einen Tanz zu machen, und Fried! lehnt verdrossen in einer Ecke und muß zusehen, wie sie immer und immer wieder geholt wird.

Plötzlich entsteht an der Tür eine Bewegung, alles will hinaus, und von draußen hört man Stimmengewirr und laute Ausrufe.

Sie kommen! Da bringen sie ihn, den Mörder!!"

Da ist kein Halten mehr im Tanzsaal. Alles stürzt hinaus, und ehe sie sich's versehen, stehen Viktl und Fried! allein. Das Erste, was sie tun, ist, daß sie sich mit einemGottseidank!" in die Arme sinken und einander küssen. Dann schrecken sie jäh auf von unten, das Stimmen­gewirr laut übertönend, dringt die Stimme des Kleekamp herauf. Sie ist heiser und beinahe fremd.

Zurück, Ihr!" schreit er.Daß ihn mir keiner anrührt . . . nicht wahr ist's, daß der einen erstochen hat . . .!"

Komm", drängt Viktl erschrocken,gehen wir auch hinunter, der Vater ist, scheint mir, ganz aus dem Häusel . - .!"

Unten ist die Straße voll Menschen, so daß der Gendarm mit seinem Gefangenen nicht weiter kann. Schon unterwegs hat sich aus den verschiedenen Höfen und Häusern, an welchen sie vorbeikamen, eine beträchtliche Menge angeschloffen. Allen voran die Hobeinin. Sie ist mit Lenz allein vor dem Hause gesessen, da sehen sie beide zu ihrer größten Ueberraschung drüben über dem Almsteig am Kleekamphof vorüber einen Gendarm gehen, den gefesselten Franz zur Seite.

Da die Hobeinin, um ihre Nichtachtung für die Hochzeitleute zu zeigen, heute nicht einmal in die Kirche nach Frida» ging, weiß sie nichts von dem Mord im Dullinggraben. Jetzt aber hält sie's daheim nicht mehr aus. Wissen muß sie, was das bedeutet. Es dauert eine Weile, bis sie in der Aufregung das seidene Kopftuch findet und im Nacken knotet, daß es in zwei mächtigen Flügeln hinter ihr her weht, wie sie nun den Berg hinunter den beiden nachläuft.

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Erst vor dem Wirtshaus, wo der inzwischen angewachsene Zug stockt, holt sie die beiden ein. Heimlich staunend hört sie, wie Franz als Mörder behandelt wird, hört, wie ihm von allen Seiten Verwünschungen an den Kopf fliegen, und sieht, wie er dabei verloren in den leichten Abendhimmel blickt und einen Glanz im Auge hat, als sei ihm statt Schmach und Schande das größte Glück widerfahren und als ginge ihn das alles rings­um nicht das mindeste an. Sie weiß freilich nicht, daß dieser Glanz vor zwei Stunden auf der Mitterbodenalm in sein Auge getreten ist, wo Sauna, nachdem der Gendarm ihr und Stini erzählt, was im Dullinggraben geschehen ist, und sie einen Moment unruhig forschend in Franzens Auge geblickt hat, ihm das Wort mit auf den Weg gab:Unser Herrgott wird dich nicht verlassen, Franz, denn Du bist unschuldig dran. Aber wie'S auch kommen mag mit Dir, vergiß das nicht, Bub: Dein bleib ich im Leben und Sterben!"

Von diesem Augenblicke an kümmert es Franz nicht mehr, was mit ihm geschieht. Sollten sie ihn in Gottesnamen einsperren das Beste, was er hat, können sie ihm doch nicht nehmen.

Auch die Friedauer Leute sehen den Glanz auf seinem Gesicht, und kaum ist die erste Ueberraschung vorüber, daß der Mörder der verschollene Hobein Franz ist, so machen etliche die Bemerkung, daß er, statt zerknirscht und reuig zu sein, mit seinem himmlischen Lachen die Gemeinde zu verhöhnen scheine.

Ja", meint einer laut,der war allweil so ein Hochnäsiger, der sich besser glaubt als die andern. He Du jetzt könnt Dir der Stolz schier vergehen?" stößt er Franz von der Seite an.

Franz tut, als merke er nichts. Dann flüstert er dem Gendarm zu : Mach, daß wir weiter kommen, mein Richter sitzt anderswo und mit denen da mag ich nichts zu schaffen haben!"

Oho! Habt Jhr's gehört, Leute?" kräht der Tischler laut.Mit uns mag er nichts zu schaffen haben!" (Forts, folgt.)