Amtr- und Anzeigrblatt für den GberamkbeM Calw

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U>sih«inunz4taye: Montaa, DienLtaa. Mittwoch, «»ttnultao, Freitag und Eamitag. Znsertionrprei» I» Wsg-pro Zeile sür Stabtu.»izirkeorte; außer Bezirk1! Psg.

Donnerstag, den 10. Jebruar 1910

Bezuatpr. t. d. Stadt'/^LHrl.m.rrLgerl. Mk. 1.SS. PostbezugSpr s. b. Orts- u. Nachbarortsverl. '/»jithrl. Mk. 1.20, im Fernoerkeh r Mk. 1.S0. vestellg. in Württ. So Psg., in Bayern u. Reich 42 Pfg.

Amtliche Bekanntmachungen.

Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betreffend die Abhaltung eines Rnndkäsereikurfes in Dürre« OA. Lentktrch.

Mit Genehmigung des K. Ministeriums des Jinern wird an der Lehrsenneret ta Dürren ein vierwöchiger Unterrtchtskurs über Rundkäseret ab­gehalten werden.

Ja diesem Kurs werden die Teilnehmer nicht allein in den praktischen Betrieb der Randkäserei etn- gelettet sondern sie erhalten auch einen dem Zweck und der Dauer des Kurses entsprechend bemessenen theoretischen Unterricht.

Der Unterricht ist unentgeltlich, dagegen find die Teilnehmer an dem Kurs verpflichtet, die vor- kommenden Arbeiten nach Anweisung des Leiters deS Kurses zu verrichten und an dem Unterrichte regelmäßig teilzunehmen. Auch haben ste für Wohnung und Kost selbst zu sorgen und die für den Unterricht etwa notwendigen Bücher und Schreibmaterialien selbst anzuschaffen. Unbemittelten Teilnehmern kann ein Scaatsbettrag in Aussicht gestellt werden

Bedingung der Zulassang zu dem Kurs find: ein guter Leumund und genügende Schulbildung. Außerdem muffen die Teilnehmer das 20 Lebens­jahr zurückgelegt haben. Auch haben dieselben den Nachweis einer mindestens zweijährigen Tätigkeit in einem entsprechenden Käsereib-trieb zu erbringen.

Der Beginn des Kurses ist auf Montag, den 14. März d. I festgesetzt.

Gesuche um Zulassung zu dem Kurse sind bis längstens 3. März d. I. an d-n Vor­stand des landw Bezirks Vereins Leut- kirch, Oekonomierat Farny in Dürren, einzusenden.

Den Aufnahmegesuchen sind beizulegen:

1. ein Geburtsschein;

2. ein Schulzeugnis, sowie der Nachweis einer

mindestens zweijährigen Tätigkeit in einem Rundkäsereibetrieb;

3 wmn der Bewerber minderjährig ist, eine Emwilligungserklärung des Vaters oder Vor­munds, in welcher zugleich die Verbindlichkeit zur Tragung der durch den Besuch des Kurses erwachsenden Kosten, insoweit solche nicht auf andere Weise gedeckt werden, übernommen wird;

4. ein von der Gemeindebehörde des Wohnsitzes des Bewerbers ausgestelltes Leumundszeugnis, sowie eine Bescheinigung derselben darüber, daß der Bewerber bezw. diejenige Persönlichkeit, welche die Verbindlichkeit zur Tragung der durch deu Besuch des Kurses erwachsenden Kosten für den Bewerber übernommen hat, in der Lage ist, dieser Verpflichtung nachzukom men;

5. wenn ein Staatsbeitrag erbeten wird, was zutreffendenfalls immer gleichzeitig mit der Vorlage des Aufnahmegesuchs zu geschehen hat, ein gemeinderätlicheS Zeugnis über die Vermögen?- und Familten- vcrhä'.tnisse des Bewerbers und seiner Eltern, sowie ein Nachweis darüber, ob die Gemeinde, der landwirtschaftliche Bezirks»-rein, eine Molkereigenossenschaft oder eine andere Kor­poration dessen Aufnahme befürwortet und ob dieselben ihm zu diesem Zweck einen Beitrag und in welcher Höhe zugesagt oder in Aussicht gestellt haben.

Stuttgart, 31. Jan. 1316.

Sting.

Tagesueuigkeiteu.

Herrenberg 9. Febr. Im Walde zwischen Haslach und Oberjettingen wurde heute ein menschliches Skelett gefunden. Ob Selbst­mord, ein Unglücksfall oder ein Verbrechen vor­liegt, wird die eingeleitete Untersuchung er­geben. Von anderer Seite wird noch gemeldet: Einen grausigen Fund machten die Holzhauer

im Walde Buchholz bei Oberjettingen. In einer Tannenkultur entdeckten die Arbeiter den Kopf und das Bein einer Leiche. Die übrigen Teile fehlen noch. Auch ist nichts bekannt da­von, daß in der Gegend eine Person fehlen würde.

Zuffenhausen 9. Febr. Unter sonder­baren Umständen wurde Donnerstag nachmittag gegen 2 Uhr am Feuerbach bei der Mühle ein Fahrradfund gemacht. Ein etwa 2022jähriger Mann legte das guterhaltene Rad in den Bach und entfernte sich rasch als der Müller der den Vorgang beobachtet hatte, die Wiese entlang ging. Das Rad ist wohl vorher gestohlen worden.

Stuttgart 9. Febr. Das Kabinett des Königs macht darauf aufmerksam, daß der König den bestehenden Grundsätzen gemäß Ge­schenke ohne besondere Anfrage und Erlaubnis auch am Allerhöchsten Geburtsfeste nicht annimmt. Es wird daher gebeten, auch beim bevorstehenden Geburtstage von der Einsendung von Geschenken an Seine Majestät absehen zu wollen.

Stuttgart 9. Febr. Der Landtag dürfte voraussichtlich nicht, wie bisher ange­nommen, erst nach Ostern, sondern angesichts des auf den 1. April 1910 festgesetzten In­krafttretens der Schulgesetznovelle, sowie wegen der dadurch notwendig werdenden und zu diesem Termin zu besetzenden neuen Stellen (Evange­lischer Oberschulrat, einzelne BezirkSschulinspek- toren) schon vor Ostern einberufen werden. Eine kurze Tagung von etwa einer Woche, wohl am zweckmäßigsten in der dritten Märzwoche vor der Karwoche) würde zu diesem Zweck in Ver­bindung mit der Erledigung des dringlichen Nachtragsetats betr. den Eisenbahnreservefonds beides in der Finanzkommission schon vorberaten,

vie Leute vom Uleekamphos.

Roman von Erich Ebenstein.

(Fortsetzung.)

Mit einem saueren Gesicht kratzt sich der Marchelbauer hinter dem Ohr. Aus dem Gelächter macht er sich nicht allzuviel, aber jetzt heißtS zahlen, was der Räuber inzwischen in der Kunz'schen Wirtschaft gezecht hat. Und abgehen wird sich der Bartl nichts lassen haben.

Der Marchelbauer macht sich also auf den Weg und löst die Braut richtig mit baren zwei Kronen aus.

Jetzt aber schleunig vorwärts in die Kirche!" drängt er.Höchste Zeit istS, daß ich das Dirndl einmal unter die Haube bringe, man hat so wie so nur Scherereien mit den Weibern, und gar erst, so lang sie ledig sind!" . . .

Den Hochzeitsleuten ists recht, so kommen sie eher zu Mahl und Tanz. Da läuft ihnen noch dicht vor der Kirchentür die Hollerbäuerin in den Weg, eine Schwester der Trautweinin, welche heute dort in der Küche das Oberregiment führt.

Nur nicht so hitzig, Dirndl", redete sie die Braut an,wirst es wohl noch erwarten können, das Jasagen! Erst wär' das Kraut zu salzen das mußt heut' schon selber tun, willst eine Hausfrau werden, wie fich's gehört!"

JegerleS, die Weibsleut!" seufzt der Bidlmann.Alleweil wissen's noch was!"

Aber es nutzt ihm nichts, Viktl ist schon hinter der Hollerbäurin her nach der Küche, wo diese ihr den Salzlöffel reicht und sagt:

Jungfrau Braut,

Laß Dir eine Lehre geben:

Versalz das Kraut,

Aber nicht dem Mann das Leben!"

O jeh", kichert Viktl den im Kreis dastehenden Küchenmägden zu, das möcht ich schon nicht, aber Kraut versalzen tät sich auch nicht schicken . . . da muß ich schon ein besonderes Salz nehmen, daß ich's richtige treff. Und sie langt in die Tasche nach den Silberstücken, die sie dort bereit hat und nun in den Krauttopf streut, von wo sie die Küchenmägde nachher unter lauten Lobeshymnen auf die vortreffliche Braut heraussuchen.

Jetzt kann's endlich zur Trauung gehen, und die Lexbäurin ist hoch­befriedigt über das sittsame, kaum gelispelteJa" der Braut. Sie schreibt es ihren Lehren zu, während in Wahrheit Viktl nur darum so leise spricht, weil sie zufällig dabei dem Fried! in die Augen blickt und darüber das Reden beinahe überhaupt vergessen hätte.

Nach der Trauung wird starker Wein kredenzt, und nachdem der Pfarrer und das Brautpaar den Ehrentrunk getan haben, kreist der Becher unter den Hochzeitsleuten.

Und jetzt beginnt ein Heidenlärm. Die Böller beginnen wieder zu knallen und die Musik spielt einen lärmenden Tusch, während alles den kurzen Weg von der Kirche nach dem Wirtshaus zurücklegt, wo zuerst mit der Braut die Ehrentänze getanzt werden. Erst dann beginnt das Mahl an der hufeisenförmigen Tafel, ein Mahl in drei Absätzen, von Tänzen unterbrochen, das bis tief in den Nachmittag hinein währt und eine endlose Folge der verschiedensten Gerichte enthält und mit Kaffee schließt.

Gegen das Ende hält der Marchelbauer eine schöne Stegreifrede in Reimen, wobei er den hochaufhorchenden Gästen mitteilt, daß der Wirt zwar per Person für Esten und Trinken drei Gulden ausgerechnet habe, daß zuletzt aber der Bräutigam dazwischen getreten sei und zu ihm gesagt habe:Still bist, Bidlmann, davon zu den Gästen, heut' zahl ich alles selber."

Eine solche Noblesse ist in Frieda» etwas Unerhörtes, kein Wunder, daß man dem jungen Kleekamp von allen Seiten Glück wünscht und ihn hoch leben läßt!

Und jetzt wird getanzt! Unermüdlich, ernsthaft, wie wenn es eine