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Am Pfeiler des linken Neckarufers fanden diese Perfonen angeblich einen heulenden kleinen dunkelbraunen Dachshund mit Marke an dem Halsband, sowie ein Paket, enthaltend eine Düte geröstete Kaffeebohnen, eine Düte Würfel­zucker, einen Karton Hohenloher Haferflocken und ein Stück Kuchen, vor. Der Hund sei beim Ein­fangen entkommen. Ein Leichnam wurde noch nicht gelandet. Anhaltspunkte wollen dem Stadt­polizeiamt mitgeteilt werden.

Reutlingen 26. Jan. Nach gerichtlicher Vernehmung wurde der Zimmermann Boßler, der durch die verbreiteren Gerüchte in Verdacht kam, von dem Tod des Glasers Tröster zu wissen, wieder in Freiheit gesetzt.

Ulm 25. Jan. Aus der Plakatkasse des hiesigen Wirtsvereins sind Brennmaterialien beschafft und an Neujahr an 120 arme Personen verteilt worden.

Pforzheim 26. Jan. Der Schreiner­meister August Friedrich Burghard in dem benachbarten Jspringen war mit einem gewissen Hermann Hörner dort, bei dem er früher ge­wohnt hatte, verfeindet. Um ihm einen Possen zu spielen machte er der Staatsanwaltschaft eine anonyme Anzeige, Hörner sei ein Falsch­münzer und arbeite in der Nacht in seinem Keller an falschen Münzen. Die Untersuchung der Staatsanwaltschaft ergab aber die Grund­losigkeit der anonymen Anzeige. Burghard wurde als der Absender der Anzeige ermittelt und er­hielt für seinen Rachestreich zwei Monaten Gefängnis.

Beuron 26. Jan. Wie verlautet, wird an der im kommenden Frühjahr im Beisein des Prinzen Eitel Friedrich in Jerusalem stattfindenden Einweihungsfeier der Sionskirche (Dormition) auch Eizabt Jldephons Schober auf besonderen Wunsch des Kaisers sich beteiligen. Bekanntlich untersteht das.mit dieser Kirche verbundene Kloster auf dem Sion der Beuroner Benediktiner- Kongregation.

München 26. Jan. Don der bayrischen Sektion des Vereins zur Hebung der Fluß- und Kanalschiffahrt sprach gestern Abend bei der Hauptversammlung Prinz Ludwig über die Frage der Erhebung von Schiffahrts­abgaben und betonte, es sei dringend zu wünschen, daß im Ausbau der Wasserstraßen und hinsichtlich der Schiffahrtsabgaben so vor­gegangen werde, daß die dissentierenden Staaten sich nicht mit Recht beschwert fühlten.Wir in Bayern sind in einer verschiedenen Lage. Das rechtsrheinische Bayern ist in hohem Grade interressiert, daß die Mainkanalisation zustande kommt, und das linksrheinische Bayern steht auf einem ganz anderen Standpunkt. Und von seinem Gesichtspunkt aus mit Recht. Es sagt, wir haben

die Wasserstraßen schon und wollen möglichst ohne jede Abgabe den Verkehr mit der See behalten. Denselben Standpunkt nimmt Baden, Hessen und auch Sachsen ein. Ich möchte darauf auf­merksam machen, daß wir nicht gegen diese arbeiten sollen. Wir wünschen, daß auch diese Staaten einen Vorteil haben. Wir in Bayern wollen nicht in Aschaffenburg enden und die Württem- berger nicht in Heilbronn. Wenn der Rhein bis in den Bodensee schiffbar gemacht wird, so hat gerade der südliche Teil von Baden einen sehr großen Vorteil von der Rheinschiffahrt, den er jetzt nicht hat. Es sollten durch die Interessen­gemeinschaften alle großen Stromgebiete samt ihren Nebenflüssen in das große Schiffahrtsnetz allmählich ausgenommen werden. Wir machen den ersten Schritt und es ist dringend zu wün­schen, daß aus diesen ersten Schritt die anderen folgen." Der Prinz besprach dann die Flößerei, die ja in gewisser Hinsicht erschwert werde und schloß:Werfen wir nicht im letzten Augenblick dem großen Werk Prügel in den Weg. Trachten wir, es möglichst schnell auszuführen und zwar so, daß nicht eine Uneinigkeit zwischen den deutschen Staaten entsteht, sondern auf eine Art, daß diesen Staaten, wenn sie auch momentan glauben, daß sie geschädigt werden, in Zukunft doch Vorteile daraus erwachsen.

Berlin 26. Jan. (Reichstag.) Vize­präsident Spahn eröffnet die Sitzung um 1'/« Uhr. Am Bundesratstisch ist Staatssekretär Dernburg erschienen. In der Hofloge hat der Kronprinz Platz genommen. Der NachtragL- etatfürSüdwestafrika wird weiter beraten. Abg. Arendt (Rp.): Ich begrüße die Vorlage mit Genugtuung, desgleichen die Aufnahme, die sie hier gefunden hat. Ich gebe vollkommen zu, daß z. Zt. manches nicht so ist, wie es sein sollte. Zur Einschränkung der Spekulation in Südwest- asrika werden wir gern die Hand bieten. Bei dem Ankauf der Otawibahn haben wir ein aus- gezeich: etes Gesääft gemacht. Der Staatssekretär hat mit vollem Recht darauf hingewiesen, daß die wirtschaftliche Entwickelung des Landes, die Farmwirtschast, wichtiger ist, als der Diamant­abbau. In Paris wie auch in Amerika ist man der Meinung, daß die deutschen Diamanten die besten der Welt sind. Daher ist zu erwarten, daß wir auch lange große Einnahmen aus dem Abbau erzielen werden zu Gunsten der Erweiterung des Bahnnetzes und des Gedeihens der Kolonie selber. (Bravo!) Die Rechtsverhältnisse in der Kolonie sind schwierig. Daher ist die dortige Erregung auch wohl er klär lick, wenn sie auch im höchsten Maße bedauerlich ist. (Beifall rechts.) Abg. Storz (Südd. Vp.): Die tatsächlich er­folgreiche Arbeit des Staatssekretärs wird be­schränkt durch früher gemachte Fehler. Die Lüderitz- buchter haben sich im Ton vergriffen. Auch die Bahnpolitik des Kolonialamtes ist anzuerkennen.

(Beifall links.) Staatssekretär Dernburg: Ich freue mich, daß das südafrikanische Schutzgebiet allgemein anerkannt wird als ein Gebiet auf dem in großem Umfange Farmwirtschaft und Viehzucht getrieben werden kann. Dies ist doch nur möglich unter der Voraussetzung, daß für den Absatz der erzeugten Produkte die nötigen Wege geschaffen werden. Die bisherige Entwickelung war infolge des ungenügenden Bahnnetzes gehemmt. Anzu­erkennen ist, daß die Leute, die sich in diese« bahnlosen Gegenden ansiedelten, mit Erfolg ge- wirtschaftet haben und ich hoffe, daß durch den Ausbau des Bahnnetzes die dortigen Ansiedler ein auskömmliches Dasein und frische physische und moralische Kraft zu ihrer Arbrit finden werden. Das ist die große Bedeutung dieser Vorlage. Noch ist Südwestafrika kaum zur Hälfte durch Bahnen erschlossen worden. Das regen­reiche Norden ist noch ganz ohne Bahnen und der ganze Osten kaum besiedelt. Für den Bahnbau WindhukKeetmanshop werden im Ganzen 34 Millionen Mark gefordert. Davon sind in den Nachtragsetat vorläufig 6'/- Millionen Mark ein­gestellt. Dieselbe Summe-wird wahrscheinlich 1910 folgen. Die Otawibahn wird sich durch den Frachtverkehr aus den noch unerschlossenen Gegenden rentieren. Die Erregung in Südwest- asrika ist tatsächlich durch die Neugestaltung der dortigen Verhältnisse hervorgerufen worden und dagegen haben wir den Nachtragsvertrag mit der Kolonialgesellschaft eingebracht. Entsprechend den Anregungen in der Kommission werde ich den Vertrag, trotzdem ich die Möglichkeit habe, ihn ohne Rücksicht auf die Kommissionswünsche zum Abschluß zu bringen, in der gegenwärtigen Form jedenfalls nicht abschließen. Zweifellos werden die Bewohner des Schutzgebietes in gewisser Zeit gewisse politische Rechte erhalten müssen Der Sympathiekundgebung für die südwestafrikanische Bevölkerung schließe ich mich an. Durch die Bahn wird dem Lande nicht nur in strategischer, sondern auch in administrativer Beziehung ge­holfen. Von diesem Gesichtspunkt begrüße ich die Haltung des Reichstags in dieser Frage. (Beifall.) Abg. Lattmann (w. Vgg.): Alle bürgerlichen Parteien treten für die Vorlage ein. Auch die deutschen Arbeiter haben ein großes Interesse an dem Ausbau der Bahn. Abg. Erzberger(Ztr.): Wir wollen keine Monopole und das ist im wesentlichen durch den Vertrag des Staatssekre­tärs mit der Kolonialgesellschaft erreicht worden. (Beifall.) Nach weiterer unwesentlicher Debatte, an der sich die Abgeordn. Dr. Arning (natl.), Semler (natl.) und Storz (südd. Vp.) betei­ligen, wird der Nachtragsetat für die deutschen Schutzgebiete nach den Kommissionsbeschlüffen angenommen. Der 2. Nachtragsetat zum Reichs­haushalt für 1909 wird ohne Debatte bewilligt. Das Haus erledigt sodann in 2. Beratung die Einnahmen und Ausgaben der afrikanischen

und verlassen . . . und jetzt, Franz, wenn Du schon niemand mehr hast auf der Welt . . . und ich auch niemand . . . warum sollen wir denn nicht zusammen Hallen? Alles tragt sich leichter, wenn zwei sind dazu, und sie haben die richtige Lieb' . . . meinst nicht?"

Ob er's meinte! Ganz närrisch wird ihm zu Mut vor Glückseligkeit. Was er in seiner verschlossenen Art bisher nie empfunden, jetzt kommts ihm jählings zum Bewußtsein: jung ist er, schön ist die Welt und das Leben schaut sich an wie der Himmel, an dem die Sonne aufgegangen ist.

Auf einmal sagt Sanna:Jetzt weiß ichs aber immer noch nicht, wo Du auf einmal daher gekommen bist?"

Vom Dullinggraben herauf. Dort Hab' ich mich als Holzknecht verdingt und niemand kennt mich außer einer. Die aber kommt nicht nach Fridau und ist froh, wenn keiner weiß von ihr. Die verratet mich nicht."

Wer ist sie denn?"

Franz zögert einen Augenblick mit der Antwort. Dann sagt er; Du wirst's keinem erzählen, Dirndl ... die Ebeseder Lori ist's, die uns die Wirtschaft führt im Holzknechthaus. Und sie will nicht, daß es in Fridau einer erfährt."

Warum denn?"

Das weiß ich nicht. Weißt, es ist ein hartes Leben da unten, und fragt keiner dem andern nach. Sie wird schon auch ihren Grund haben, warum sie in den Dullinggraben gegangen ist, wie mancher andere auch . . . Sind auch wüste Burschen dort, mit denen nicht gut Kamerad­schaft halten ist, aber vorderhand Hab' ich mir nichts besseres gewußt. Mir war'S lieb, weil ich Dich da heroben gewußt Hab. Alle Tag', eh' ich zur Arbeit gegangen bin, Hab' ich Dir das Blumensträusl hergelegt, nachher war mir'S leichter."

Von Dir waren sie?" Sanna lachte ihn glückselig an.

Ja, von mir. Wir arbeiten jetzt eine halbe Stunde unter dem Speikboden."

Und jetzt?"

Jetzt werd' ich auf etwas anderes denken. Denn mein mußt Du werden . . . und bald! Arbeiten kann ich, es wird mir nicht fehlen."

Du", sagt Sanna nach einer Weile lachend,ich kenn' auch einen von da unten. Lenz heißt er, ist rothaarig und heiraten will er mich . . Hab' immer gemeint, er hält' die Blumen hingetan."

Franz beginnt zu zittern und sein Gesicht wird unheimlich wild und finster. Ehe er aber noch etwas sagen kann, fahren ihm Sannas Finger glättend übers Gesicht. Jetzt schau, Bub, so wild mag ich Dich nimmer sehen und Eifersucht ist gar was Dummes! Bald ich Dich lieb Hab', solltest auch wissen, daß wir zusammengehören für immer, und daß Du Dich auf mich verlassen kannst!"

Da wird er wieder ruhig.Aber", sagt er nun noch,trau dem roten Lenz nicht, das ist gar ein Gewalttätiger, Böser!"

Dir trau ich und sonst keinem!"

Langen sitzen sie so noch beisammen im sanft rieselnden Regen und reden von Vergangenheit und Zukunft, bis endlich Sanna erschrocken auf­springt:Jesses, der Stini wird aber schon hart warten auf mich!"

Nach einem kurzen Abschied und nachdem sie übereingekommen find, daß auch Stini vorläufig nichts von ihrer Liebe wissen solle, macht sich Sanna auf den Heimweg.

Jetzt weiß sie's wenigstens, wie das Glück ausschaut auf dieser Welt! Just am Sonntag Maria Heimsuchung ist's ihr erschienen und dem Franz schaut es gleich, wie ein Ei dem anderen.

(Fortsetzung folgt.)

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