Amtr- und Anzeigeblatt für den Gberamtrbezirk Laim

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Donnerstag, den 27. Januar 1910.

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Nk. 1.80. Bestell-. in Württ. SO ^

in Bayern u. Reich 42 Dfg.

Amtliche Bekanntmachungen

Bekanntmachung.

Einstellung von Dreijährig-Freiwilligen für das lll Seebataillon (Marine-In­fanterie) in Tsingtau (China).

Einstellung: Oktober 1910, Ausreise nach Tsingtau: Januar 1911, Heimreise: F ühjahr 1913. Bedingungen: Mindestens 1,65 Meter groß, kräftig, vor dem 1. Oktober 1891 geboren (jüngere Leute nur b-i besonders guter.peilichrr Entwicklung). Es werden junge Leute aller Berufsarten eingestellt, Handwerker erhalten jedoch den Vorzug.

In Tsingtau wird außer Löhnung und Ver­pflegung täglich 0,50 Teuerungszulage gewährt.

Meldungen mit genauer Adresse sind unter Beifügung eines vom Zivflvorfitzenden der Ersatz- kommisflon ausgestellten Meldescheins zum frei­willigen Diensteinlritt auf drei Jahre zu richten an: Kommando des III. Stammseebataillons, Wilhelmshaven.

Tagesrreuigkeites.

Z Calw 27. Jan. Zu Ehren des Ge- burtsfestes Sr. Majestät des Deutschen Kaisers fand gestern abend im Waldhorn ein Bankett statt, das sich eines zahlreichen Be­suches seitens der Vereine und der Einwohner­schaft erfreute. Bürger aller Stände waren vertreten, um an der patriotischen Feier sich zu beteiligen und sich gemeinsam des großen deutschen Vaterlandes zu freuen. Den Vorsitz der Ver­sammlung führte Oberamtsrichter Hölder. In einer feurigen und begeisternden Begrüßungs­ansprache hob der Vorsitzende die Aufgabe und die Berechtigung der nationalen Feste hervor und forderte die Versammlung auf, jede Reichs­verdrossenheit abzulegen und an dem Ausbau

der nationalen Güter mitzuarbeiten. Die Reihe der offiziellen Redner eröffnet«: Oberförster Harsch in Hirsau. Der Redner feierte in einer trefflichen gedankenreichen Rede unseren Kaiser als Hort des Friedens, als Mehrer des Reiches und als Förderer der modernen Kultur. Amtmann Ripp mann toastete in anregenden Ausführungen auf unfern König und ebenso Handelslehrer Döll auf Heer und Marine. Im Verlauf des Abend traten dann noch weitere Redner auf. Gerichtsdiener Regelmann wies auf die leuchtenden Beispiele in der neuesten Geschichte'Deutschlands hin und pries die Staats­männer und Schlachtenlenker als Helden des deutschen Volkes. Zustellungsbeamter Rack feierte die deutsche Familie, die wachsen möge wie der Sand am Meer, Medizinalrat Dr. Müller ehrte in markigen Worten die alten Veteranen und Handelsschüler Kähler widmete seine Aus­führungen den deutschen Frauen. Die Pausen wurden ausgefüllt durch allgemeine Gesänge, durch Vorträge der Stadtkapelle und durch Männerchöre des Liederkranzes. Letzterer Verein erfreute die dankbaren Zuhörer durch den frischen und flotten Vortrag verschiedener Vaterlands- und Volkslieder und ebenso erntete stürmischen Beifall Wilhelm Schwämmlemit2 prächtigen Gesangsolis:Die beiden Grenadiere" undDas Herz am Rhein". Die Ausführungen aller Redner waren von hoher patriotischer Begeisterung beseelt und wirkten im­pulsiv auf die Stimmung der Versammlung. In einem kräftigen Schlußwort konnte der Vorsitzende konstatieren, daß die Versammlung einen würdigen und erhebenden Verlauf genommen habe und daß solche Feste zur Kräftigung des nationalen Gefühls nach der schweren Tagesarbeit in hohem Maße beitragen. Nach Schluß des offiziellen Teils blieb die Versammlung noch lange bei Gesang

und Musik beieinander in dem Bewußtsein, einen schönen nationalen Geburtstag gefeiert zu haben.

Tla^-^Wildberg 26. Jan. Gestern mittag kam von der Sulzer Eck herab in gemütlichem Tempo eine Rehgaise direkt auf Wildberg zu, setzte bei der unteren Mühle über die Nagold und lief an der Stadtmauer hin und her. Dann nahm sie ihren Weg durch die Badgasse, untere Straße bis zumHirsch", ging die hohe Gasse, neue Straße bis zur Kirche hinauf, wo sie von einigen handfesten Wildbergern eingefangen wurde. Was das anscheinend gesunde Tier veranlagte direkt auf Wildberg und in die belebtesten Stadtteile los zu gehen ohne gehetzt zu werden, ist selbst den erfahrenen Jägern ein Rätsel. Es wird deshalb auch zur Beobachtung seinesgeistigen Zustandes" vorerst in der hiesigen Oberförstcrci gefangen gehalten werden. Das Tier ist hoch­trächtig.

Herrenberg 24. Jan. Da von den beteiligten landwirtschaftlichen Kreisen des unteren Ammertales schon des-Oesteren Wünsche bezüg­lich des Zuckerrübenbaues aufgetreten sind, sah sich die Zuckerfabrik Stuttgart veranlaßt, eine Umfrage zu veranstalten, war aber nicht wenig erstaunt, trotz aller Mühe nur 30 Morgen Anbau zugesichert zu erhalten. Die Zuckerfabrik Stutt­gart beabsichtigt nun, da sie gewöhnlich erst bei 60 Morgen Anbau eine Verladerampe erstellt, doch eine solche zu erbauen, da sie auf weiteren Anbau rechnet.

Stuttgart 26. Jan. Am 24. ds. Mts. abends 6'/« Uhr glaubten einige Privat­personen von der König-Karlsbrücke aus die Beobachtung gemacht zu haben, wie eine Person (Manns- oder Frauensperson?) den Neckar abwärts treibend, in den Wellen verschwand.

Die Leut« vom llleekamphos.

Roman von Erich Eben st ein.

(Fortjetzung.)

Stini sagt nichts mehr. Kopfschüttelnd geht er an den Herd und legt Holz auf zum Feueranmachen, während Sanna Master und Mehl abrührt zum Sterzkochen.

Der Regen dauert auch den folgenden Tag noch an. Fein und gleichmäßig rieselt es herunter auf die wie mit Nebeln verhängte Welt.

Als Sanna an diesem Sonntagabend zur Quelle geht um Wasser, sieht sie schon von weitem eine in Loden gehüllte Männergestalt dort stehen. Erschrocken denkt sie zuerst an den Holzknecht Lenz und nähert sich mit zögernden Schritten.

Aber auf einmal fängt ihr das Herz wild an zu klopfen und sie bleibt wie angewurzelt stehen. Die hohe eckige Gestalt ist nicht der Lenz. Auf ein Haar gleicht sie dem Hobeinbuben . . .

Da dreht sich der Mann langsam um und jetzt sieht Sanna, daß er's wirklich ist. Sie verliert auf einmal alle Besinnung.

Jesus Maria, Du bist's . . . Du!" stammelt sie freudig, und in ihrem Blick ist ein stilles Leuchten, von dem sie selber nichts weiß, das aber dem Franz wie hellichter Sonnenschein in's Herz dringt.

Ja," sagt er tiefaufatmend,und länger Hab' ich's nimmer aus­gehalten ohne Dich, Sanna! Alle Tag' lieg ich da in den Latschen drüben und schau Dir zu, wie Du Master holst. Jetzt muß ich einmal reden mit Dir ..."

Er zieht sie zu einem Felsblock, der breit genug ist, daß sie neben­einander Platz haben und setzt sich dicht an sie heran. Sanna ist ganz willenlos. Sie ist noch nicht hinaus über den Gedanken: er ist wieder

da! Auch Franz redet anfangs nichts und sieht sie immer bloß an. Bis sie endlich verlegen sagt:

Ja, wo kommst denn auf einmal her, Du? Kein Mensch weiß was von Dir und sie glauben, Du wärest wieder zurück ins Amerikanische?"

Das Hab' ich auch wollen. Wenn Du nicht wärst, Sanna! So aber hat's mir keine Ruh' gelasten und wissen mußt' ich eher, was Du gegen mich hast?"

Ich?" . . . Sanna wird mit einem Mal unsicher und schlägt die Augen nieder.Gar nichts . . . was soll ich denn haben . . .?"

Franz nimmt ihre Hand.

Daß ich Dich gern Hab', Sanna, das» weißt, und . . . früher Hab'

ich gemeint, es könnt gar nicht anders sein, als daß auch mich . . .

aber dann am NeujahrStag ... Du weißt's noch, gelt? Schier um den Verstand hast mich gebracht, damals und ich danke Gott, daß nicht mehr Unglück geschehen ist. Nachher sind harte Tage kommen für mich . . .

und heut' bin ich wieder einer, der Dir nichts mehr anbieten kann . . .

schon gar nichts . . . nicht einmal einen Namen . . . aber ein gutes Wort möcht' ich von Dir mitnehmen hinüber. Ohne das kann ich nicht fort!"

Sanna fängt plötzlich an zu weinen, sie kann nicht anders.

Mußt denn fort?" schluchzt sie, und weder sie, noch er misten, wie es kommt, daß er sie plötzlich im Arm hält, ohne daß sie Miene macht, sich daraus zu befreien.

Dann erzählt ihr Franz, was ihn vom Habererhof fortgetrieben hat. Und Sanna erklärt ihm, warum sie ihn damals von sich gewiesen hat.

So viel Angst hat er mir gemacht, der Stini, daß es Dir zum Unglück auSschlagen könnt," schließt sie,und daß ich Unfrieden stift' zwischen Dir und dem Kleekampbuben. Und justament seid Ihr dann aneinander gekommen wegen mir . .! Da hat's mich bitter gereut. Und noch bitterer, wie Du von Deim Vaterhaus fort bist, so mutterseelenallein