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Schutzgebiete und der Südseeinseln sür die Jahre 1897, 1898, 1900 1903 und 1905. Im Laufe der Debatte erklärt Staatssekretär Wermuth aus eine Anregung aus dem Hause, daß die Neuordnung des Reise- und Taggelderwesens demnächst zu erwarten sei und voraussichtlich noch vor dem April in Kraft treten werde. Es folgt die 2. Lesung des Militäretats, beginnend mit dem Titel I: Gehalt des Kriegsministers. Abg. H äus le r(Ztr.): Der gegenwärtige Zustand des bewaffneten Friedens wird mehr und mehr un­haltbar. Die Steuerkrast des Volkes wird dadurch zu sehr in Anspruch genommen. Die Bestimm­ungen über Reisegebühren und dergl. müssen reformiert werden, ebenso das Veterinärmedizinal­wesen. Zugestehen kann man, daß in letzter Zeit vielfach Vereinfachungen vorgenommen wurden im Paradedienst bei der Infanterie. In die Heeresverwaltung müssen kaufmännische Grund­sätze eindringen. Bezüglich des Zweikampfes hat der frühere Kriegsminister erklärt, er werde alles verhindern, was gegen göttliche und mensch­liche Ordnung verstoßt. In der Presse war aber neulich zu lesen, daß bei einem Zweikampf der Kampfplatz militärisch abgesperrt war und ein Sanitätswagen zur Verfügung stand. (Hört! hört!) Große Opfer haben wir in diesem Etat auf den Altar des Vaterlandes gebracht. Mögen sie auch dem Vaterland zum Segen gereichen! (Beifall im Zentrum.) Abg. Dr. Osann (natl.): Die erwarteten Ersparnisse sind ausgeblieben. Die Bevorzugung des Adels besteht fort. Die Mißhandlungen haben sich in Bayern in letzter Zeit gehäuft. Das deutsche Volk will mit seinen Führern die Erhaltung des Friedens. Bayer. Bundesrats- bevollmächtigter General v. Gebsattel verwahrt sich gegen die Angriffe auf die bayerische Armee, die am günstigsten im Deutschen Reich dastehe. Abg. Stücklen (Soz): Wir bleiben Gegner des militärischen Systems, das uns jährlich 900 Millionen Mark kostet. Hierbei spielt der enorme Pensionsfonds eine große Rolle. Die Offiziere werden meist in der Vollkraft ihrer Jahre kalt gestellt. Zu verwerfen ist die Verwendung der Soldaten als Jagdtreiber und Landarbeiter, besonders aber als Streikbrecher. Auf die Dauer kann das Volk die Militärlasten nicht tragen. Kriegsminister v. Heeringen: Die Verein­fachung des Etats und der Verwaltung, sowie Ersparnisse entsprechen durchaus den Wünschen der Militärverwaltung. Langjährige Einrichtungen kann man aber nicht auf einmal abschaffen. Die großen Manöver halten wir mit Rücksicht auf

die Schulung der Führer für nötig. Was den herangezogenen Fall des Zweikampfes anbetrifft, so will ich mit Rücksicht auf die Lebenden und Toten hier nicht näher darauf eingehen. Richtig ist, daß dabei Soldaten zur Absperrung ver­wendet wurden. Es ist das zu verurteilen und das Erforderliche strengstens veranlaßt worden. Eine Bevorzugung des Adels besteht nicht. (Zuruf: Nun hört auf!) Das widerspräche dem Charakter eines Nationalheeres. Wo im Heere noch Mißstände bestehen, wird nach und nach Wandel geschaffen werden. Streikhilfen sind von der Armee nicht zu leisten. Wo solche vor­gekommen sind, ist Remedur eingetreten. Die Ausgaben für die Armee bleiben im Lande und bringen hunderttausend Arbeitern Lohn und Brot. Ucber die Schweizer Soldaten hat die Allgemeine schweizerische Militär-Ztg." nicht dieselbe günstige Meinung wie die Sozialdemo­kraten. Das Vaterland kann von der Armee erwarten, daß sie so vorbereitet ist, daß sie gegebenenfalls ihre Schuldigkeit tun kann. (Lebh. Beifall.) Abg. Liebert (Reichsp.): Die Armee ist eine Versicherungsprämie auf den Frieden. Das hat sich niemals mehr gezeigt, als im ver­gangenen Frühjahr. (Sehr richtig! und Bravo!) Wir Deutsche sind im Ausland nicht sehr beliebt. Daher müssen wir unser Pulver trocken halten. Hierauf vertagt das Haus die Weiterberatung auf Freitag Nachmittag 1 Uhr.

Paris 26. Jan. Der Marineminister hat aus Havre und anderen Hafenorlen Ret­tungsboote nach Jvry und Alfortville beordert, damit sie an den Bergungsarbeiten tkilnehmen. 600 Obdachlose sind in einem früheren Seminar untergebracht worden. Das Hochwasser steigt noch immer. In vielen Orten sind die Bewohner geflüchtet. Infolge des weiteren Anschwellens der Nebenflüffe der Seine wird befürchtet, daß der Strom in der Nacht noch um 40 Centimeter steigen wird.

' Paris 26. Jan. (Die Hochwasser- Katastrophe in Frankreich.) Die Mel­dungen aus der Provinz, speziell aus der Champagne und Savoyen, sowie den Nord- und Zentral-Dcpartements bringen weitere Hiobs­posten von der Ueberschwemmung. In Poris ist speziell die Automobil-Industrie stark in Mit­leidenschaft gezogen. Die meisten Automobil- Fabriken befinden sich in unmittelbarer Nähe des Seine-Ufers. Außer dem teilweise» Fehlen an Gas und Elektrizität droht nunmehr auch

ein Mangel an Petroleum, da die Petroleum- Depots unter Wasser stehen. ES soll versucht werden, auf dem Landwege Petroleum nach der Hauptstadt zu befördern. Der italientische Bautenminister Rudini sandte dem französischen Bautenminister Millerand ein Telegramm, in dem er das Beileid Italiens ausdrückt.

Paris 26. Jan. Die von der Presse zu Gunsten der Opfer der Ueberschwemmung veranstaltete Sammlung hat bis gestern abend den Betrog von 248000 Francs ergeben. Außerdem sind von zahlreichen Unternehmungen und Privatpersonen namhafte Beträge gestiftet worden. Aus den Provinzen laufen immer mehr ungünstige Meldungen über die Ueberschwem- mungen ein. In Savoyen wurden mehrere an den Bourgetsee angrenzende Häuser fortgerifsen. Mehrere Dörfer stehen unter Wasser. Zahl­reiche Fabriken an der Maß haben den Betrieb eingestellt. In Havre haben wegen des Sturmes viele Schiffe im Hafen Zuflucht gesucht. Aus Reims wird gleichfalls heftiger Sturm und Schneefall gemeldet. In Auxerre, Dep. Yonne, haben etwa 2000 Einwohner ihre Wohnungen verlassen. Die Rhone steigt weiter.

Paris 26. Jan. Das Wasser der Seine steigt immer noch. Ein Teil des Ministeriums des Aeußern ist geräumt worden. 120 Seeleute und 74 Boote sind nach A l fort beordert worden, wo nunmehr jede Gefahr für Menschenleben be­seitigt ist.

Paris 26. Jon. Mehr als 4000 Tele­phonabonnenten sind vom Verkehr ab­geschnitten, dagegen sind die telegraphischen Verbindungen im städtischen und auswärtigen Verkehr ziemlich gut gesichert. Das Wasser drängt in das Kellergeschoß des Rathauses und in die Station der drahtlosen Telegraphie des Eiffelturmes. Die Marne steigt immer noch, der Doubs und die Seine scheinen jedoch zu fallen. Mehrere tausend der von dem Unglück Betroffenen kommen mit ihrer Habe nach Paris.

Wien 26. Jan. Nach Meldungen au« der Provinz hat der gestrige kolossale Schneefall vielfach den Bahnverkehr gehemmt. In den Alpenländern sind die Ansiedelungen durch Lawinenstürze fortdauernd gefährdet. Der Wien-Nizzaer Expreßzug erlitt,, wie aus Wiener- neustadt gemeldet wird, eine östündige Ver­spätung, da er im Schnee stecken blieb. Heute hat der Schneefall nachgelassen.

Amtliche und Privatanzeigen.

K. Grunvbuchamt Calw.

Werkauf eines Mackereranwesens.

In der Nachlaßsache des 1- Ludwig Hammer, Bäckermeisters hier, kommt das vorh. Mwesen Geb. Nr. 135 1 g 01 qm Wohn­haus mit gewölbtem Keller in der Poststraßc unter günstigen Zahlungsbedingungen am Montag, den 14. Februar 1910, nuchmtttags 2 Uhr, auf dem hiesigen Rathaus öffentlich zur Versteigerung. Auf dem Anwesen wird seit langem eine gut gehende Bäckerei betrieben. Dasselbe eignet sich auch zu einem andern Gewerbebetrieb.

Den 26. Januar 1910. _ Grdb.-B. Vez.-Rotar Krayl.

Simmozheim.

Langholz-Verkauf

aus dem Gemeindewald Eulert und Hönig am Montag, de« 31. Januar 1910 vormittags 9 Uhr:

l79 Forchen mit 89 Fm.,

4 Weißtannen 2 44 Rottannen 44 15 Eichen 7 "

2 Pappeln 7 __

Zusammenkunft im Eulert an der Straße Simmazheim-Althengstett

Aufnahmen können bei Waldmeister Re pp hun bestellt werden.

Den 21. Januar 1910.

Gemeinverat.

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Bücherabgabe

am Freitag Abend von 89 Uhr.

Bestellungen auf gute

Speisekartoffeln

pr. Ztr. ^ 3.50 ab Bahnhof nimmt entgegen

I. Adria«, Hirsau.

Breitenberg.

Todesanzeige.

Liefbetrübt teilen kl" Freunden und Bekannten die schmerzliche Nachricht mit, daß usifkse sikbe Mutter, Großmutter und Schwester

Marg. Funk, geb. ErharSt,

heute Mittag sanft in dem Herrn entschlafen ist. Beerdigung Freitag, 28. Januar, mittags 1 Uhr. Um stille Teilnahme bitten

die kauernden Hinterbliebenen:

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