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Obsthändlers-Ehepaar Kiefner in Ottenhausen be­schäftigt ist, das für 22 000 Goldwaren in Pforzheim gestohlen hatte, stand wegen Mein­eids vor Gericht. Er hatte geleugnet, den Vermittler beim Verkauf dieser Goldwaren ge­spielt zu haben. Es wurde ihm aber das Gegenteil nachgewiesen und die Tübinger Straf­kammer verurteilte ihn zu 7 Monaten Gefängnis.

München 25. Jan. Von den Dieben, die eine Handtasche mit Juwelen im Werte von 30000 ^ stahlen, hat man noch keine Spur gefunden. Der Diebstahl wurde verübt, als Frau Spiekermann, die Schwiegermutter des nahe bei München lebenden persischen Ministers a. D. Arschak Reza Khan, mit den Orient- Exprcßzug gerade eine Reise nach dem Orient antreten wollte.

Bochum 25. Jan. Auf Kosten des Kaisers findet morgen Nachmittag im Hotel Rheingold" in Wattenscheid eine kleine Feier für die auf der ZecheHolland" geretteten Bergleute statt. Aus der Kellerei der kgl. Schloßverchaltung ist beim Bergamt bereits eine Sendung Wein für diese Feier eingetroffen.

Berlin 25. Jan. (Reichstag.) Vize­präsident Spahn eröffnet die Sitzung um 1 Uhr. Am Bundesratstisch ist Staatssekretär Dernburg anwesend. Zunächst wird der Nach- rragsetal für Südwestafrika in 2. Lesung weiter­beraten. Abg. Semmler (natl.) berichtet über die Kommissionsverhandlungen und geht zunäfl st aus den Teil derselben ein, der sich mit der Diamantenpolitik des Staatssekretärs beschäftigt hat. Es liegt kein Anlaß vor, die Maßnahmen des Staatssekretärs in wesentlichen Dingen zu tadeln. Das Ergebnis der Diamantenwirtschast sei für das Reich ein günstiges gewesen. Das Vorgehen der Lüderitzbuchter Interessenten war ungehörig, das habe ich im Namen der gesamten Budgetkommission zu erklären. Auch die Eisen­bahnpolitik des Staatssekretärs hat die volle Billigung der Kommission gefunden. Abg. Erz­berger (Ztr.): Der Staatssekretär hat in seiner Diamantenpolitik zweifellos Geschick gezeigt. Insbesondere ist es zu begrüßen, daß es dem Staatssekretär gelungen ist, volle Freiheit für alle Bergwerksfragen zu schaffen. Neue Konzes­sionen müßten, ehe die Verwaltung sie genehmigt, erst dem Bundesrat und dem Reichstag vorgelegt werden. Staatssekretär Dernburg: Die Diamantfunde des vorigen Jahres haben die Verwaltung vor eine große Aufgabe gestellt, weil man nicht absehen konnte, welchen Umfang die Angelegenheit nehmen würde. Ich selbst bin vollständig durch ihre schnelle Entwicklung über­rascht worden. Ich bin dabei von zwei Prinzi­pien ausgegangen: 1) koloniale Verbrauchsgegen­

stände, die jedermann in der Heimat brauchen kann und muß, soll man so billig als möglich gestalten. Gegenstände aber, die nur ein be­grenztes Kaufpublikum haben und keine Kon­kurrenz erfahren, muß man im Preise steigern, d. h. monopolisieren. 2) Dinge, die wenig Mühe mit dem Finden machen und großen Verdienst bringen und deren Produktion keine große Arbeit veranlaßt, sind die gegebenen Steuerobjekte für den Fiskus. Will man sie aber besteuern, dann muß man auch gleichzeitig dafür sorgen, daß sie verkauft werden können. Was die Kolonialgesellschaft für Deutsch-Südwest-Afrika betrifft, so hat diese vom Reiche niemals eine Konzession erhalten, sondern es sind die früher von ihr erworbenen Rechte bei Besitzergreifung der Kolonie anerkannt und ihre Erwerbungen unter deutschen Schutz gestellt worden. Wenn nun inzwischen kaiserliche Berg­verordnungen erlassen worden sind, die dem Fiskus Sonderberechtigungen erteilen, so muß es derselbe ablehnen, nachdem die Verträge der Gesellschaft aus Treue und Glauben abgeschlossen sind, auf Grund des ihm zukommenden Rechtes die Gesellschaft zu schädigen, oder gar zu ex­propriieren. Es ist auch nicht angängig, daß Verträge und Konzession erst den Bundesrat, Reichstag oder dessen Kommission beschäftigen, weil dadurch die Entwicklung gehemmt würde. Unsere Abmachung mit der Gesellschaft sichert uns eine Einnahme von 8 Millionen Mark jährlich. Ich freue mich darüber und noch mehr, daß die Rechtsfrage vollständig klar gelegt ist. Im übrigen ist Südwestafrika ein Land, das durchaus auf Landwirtschaft angewiesen ist. Die Diamanten werden abgebaut werden und es ist erforderlich, daß das gewonnene Geld in das Land hineingestcckt wird, damit dasselbe eine solide Basis erhält. Es wird sich namentlich um großen Export von Fleisch, Häuten und Fellen handeln, und ich habe deshalb die Bahnvorlage eingebracht, damit die Produkte billig an die Küste gebracht werden können. Auf die gegen mich gerichteten Angriffe komme ich nicht zurück, dazu ist mein Amt zu hoch und die Aufgabe zu ernst. (Lebh. Beifall.) Dr. Arning (natl.): Der Gewinn aus den Diamantabbauen sollte allein auf das Land selber und für seine Bahn­bauten angewendet werden. Dem Bundesrat sollte möglichst weitgehende Beratung bei dem Abschluß von Verträgen zustehen. Auch wäre die Zulassung des freien Wettbewerbs zu wünschen. Staatssekretär Dernburg: Oeffentliche Aus­schreibungen sind nicht angängig. Nicht der Meistbietende sondern der wirklich Zuverlässige kann in Frage kommen, v. Richthofen (kons.): Die Lüderitzbuchter Eingabe tadeln wir nur in ihrer Form. Sollte tatsächlich Material ein­gereicht werden, so werden wir dasselbe selbst­

verständlich prüfen. Arendt (Rp.): beantragt, den Z1 des Vertrags mit der Kolonialgesellschaft an die Kommission zurückzuweisen, um dort weiter über die Angelegenheit zu verhandeln. Vizepräsident Spahn: Ueberden Antrag wird nach Schluß der Debatte abgestimmt werden. Ledebour (Soz.) Der Anerkennung der Dernburgschen Kolonial­politik schließen wir uns nicht an, da sie eine kapitalistische ist. Für ihre allerdings weitgehende Meinungsäußerung dürfen die Lüderitzbuchter Beamten nicht gemaßregelt werden. Staatssekretär Dernburg: Gegen eine Komissionsberatung des Vertrages habe ich keine Bedenken. Ich hoffe, allen Wünschen gerecht zu werden. Abg. Dr. Arendt (Rp.) zieht hierauf seinen Antrag auf Verweisung des Antrags an die Kommission zurück. Darauf wird die Weiterberatung auf morgen 1 Uhr vertagt.

Berlin 25. Jan. Der am Nachmittag einsetzende Schneefall dauerte bis in die späte Nacht an. Da der Schnee feinkörnig war und ein lebhafter Wind herrschte, wurden Pflaster, Asphalt und Bahnschienen alsbald sehr glatt. Die Motore der Straßenbahnwagen mußten mehr Kraft verbrauchen und es kam zeitweise zu einer Störung und Hemmung des Verkehrs, sowie zu zahlreichen Unglücksfällen. Nachrichten au« Hamburg zufolgte tobte dort seit 1 Uhr nach­mittags ein orkanartiger Schneesturm. Die meisten Linien der Straßenbahn mußten den Verkehr einstellen. Die Eisenbahnzüge trafen mit großer Verspätung ein. In Westengland herrschen starke Schneestürme. Der Eisenbahn­verkehr ist sehr behindert. In Nordsteiermark froren infolge der furchtbaren Schneeverwehungen mehreren Touristen die Gliedmassen ab.

Paris 24. Jan. (Nachmittags 6 Uhr.) Die Seine steigt immer noch schnell weiter. In der Rue le Blanc steht das Wasser 80 Centimeter hoch, 200 Personen sind dort von jedem Verkehr abgeschnitten. Aus sechs an den Ufern gelegenen Häusern wurden die Bewohner mit Hilfe von Booten gerettet. Auch viele andere Straßen sind überflutet. Ungefähr 2000 Personen, die in den westlichen Vororten an der Seine und Marne wohnen, haben ihre Häuser verlassen und sind in Paris eingetroffen. In Jvryport soll ein fünfstöckiges Haus eingestürzt sein. In Choisy le Roy sind ebenfalls mehrere Gebäude eingestürzt, dort sollen Verluste an Menschenleben zu beklagen sein. In Bordeaux ist ein heftiges Gewitter niedergegangen und hat großen Schaden angerichtet. Ein im dortigen Haupttelegraphenamt ausgebrochener Brand konnte glücklicherweise im Entstehen gelöscht werden.

Paris 25. Jan. Das Syndikat der Presse veranstaltete zu Gunsten der Opfer der

Stini bemerk es nicht und sagt ernsthaft:Fieber? Kein besseres Mittel gegen Fieber kann ich Dir raten, als Du nimmst neun Mandelkerne und wickelst jeden in ein Stück Papier. Nachher schreibst auf jeden einen Buchstaben von dem WortColomdita" und trägst die neun Mandelkerne Tag und Nacht bei Dir. Wirst sehen, das Fieber vergeht!"

Der Holzknecht lacht in sich hinein.

Ob das helfen wird . . .? Du, Dirndl, was meinst?"

Sanna wendet sich unwillig ab.Was fragst denn mich? Ich versteh mich nicht auf solche Sachen."

Damit öffnet sie die Tür, welche zu dem Verschlag hinter der Küche führt, der ihr Wohn- und Schlafraum ist, und verschwindet.

Sakra, ist die Dirn aber hoffärtig! Die hast schlecht gezogen!" meint Lenz ärgerlich, und Stini antwortet:Hoffärtig ist sie nicht!"

Sanna kommt nicht mehr zum Vorschein. Das Weiter verzieht sich, nur der Regen rauscht noch langsam und gleichmäßig hernieder. Stini öffnet einmal das Fenster und wirft einen Blick hinaus.

Der Nebel liegt um und um. Aufhören wird's heut nicht mehr mit dem Regen. Ich mein schier, Du tätest gut, Dich auf den Heimweg zu machen, eh' die Nacht kommt. Ist kein leichter Abstieg gegen den Dulling- graben", sagt er gegen den Holzknecht hin.

Dieser schneidet ein ärgerliches Gesicht.

Hinauswerfen willst mich?"

Gar nicht. Hab's Dir nur gut gemeint."

Wirst wohl einen Bund Stroh für mich haben als Nachtlager? Morgen will ich nach Frieda« hinunter."

Bei mir kannst nicht über Nacht bleiben. Die Hütten ist zu klein. Dort im Verschlag schlaft das Dirndl, und da in der Küche ich selber. Siehst es ja, daß sich eins kaum ausstrecken kann da. Gehe Du auf die Wiesenalm hinunter. In einer Stund bist unten, dort haben sie Heu und Stroh genug."

Der Holzknecht steht auf.

,,Hätt mir's nicht gedacht, daß Du mich nicht behalten willst", sagt er.Aber das Wiederkommen wirst mir Doch nicht wehren? Bin kein hergelaufener Lotter, wie Du's weißt! Hab meinen sicheren Verdienst beim Holzherrn jahraus jahrein und schlecht wäre eine nicht daran, die mich möcht . . ."

Stini macht die Augen groß auf.

So meinst es? Wegen der Sanna bist gekommen?

Grad heraus: Ja! Das Dirndl stand mir an. Hab sie des öfter« gesehen, ohne daß fie's weiß, und wenn sie will .. ."

Das mach mit ihr selber aus", fällt Stini kurz ein,ich leg Dir nichts in den Weg, wenn Du's ehrlich meinst."

Und wirst mir das Wort reden bei ihr?"

Nein, das nicht. In solche Sachen misch ich mich nicht ein, so oder so. Das muß jedes selber wissen, was es will."

Ist gut. Behüt Dich Gott."

Auch so viel. Und komm gut hinunter."

Kaum hat der Holzknecht den Raum verlassen, als Stini kichernd an die Tür des Vorschlages trommelt.

Hast es gehört, Sanna, was Dir für ein Glück zufallt?"

Mit finsterer Miene tritt Sanna heraus.

Tät Euch schon recht schön bitten, Stini, wenn Ihr dem Rot­haarigen kein freundliches Gesicht macht beim Wiederkommen. Ihr wißt's schon, daß ich das zudringliche Mannsvolk nicht leiden kann."

Oho einmal wirst auch heiraten wollen!"

Sie sieht ihn wunderlich an und sagt leise:

Nein, Stini. So wenig, wie Ihr geheiratet habt. Es gibt auch

schon Dirndln, die nicht so leicht vergessen können . . . und gelt . . .

Darüber redet Ihr nichts mehr? Einmal Hab' ich auf Euch gehört und

weiß nicht, ob's gut war .... Das zweitemal hör' ich nur auf mich

I selber ..."

j' (Fortsetzung folgt.)