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Die Ortsbehördeu
werden beaufiiagt, in der NenjahrSnacht die OrtSpolizet strenge zu handhaben. Hilfspersonal zur Unterstützung der Polizeidiener auszustellen und die Lxttdlnten zur Anzeige zu bringen; das Oberamt wird empfindliche Strafen Verb äugen.
^ Calw, 24. Dezember 1909.
K. Oberamt.
Vo elter.
Die Ortsbehördeu
werden veranlaßt auf 1. Januar k. I. folgendes vor-ulegen:
1. Die Sportelrechnnng pro ult. Dezember 1909 event. Fehlanzeige. Die Verzeichnisse bezw. Fehlanzeigen sind mit einer Beuikundung darüber zu versehen, daß keine weiteren Sporteln angefallen und Fälle eines Nachlasses oder
^einer Wiederaufhedung von Sporteln nicht vorgekommen find.
2. Die Regiebannachweis»«gen für das ab- --- gelaufene Vierteljahr event. Fehlanzeige.
3. Die SteaerliefernngSberichte der Gemeinde- . pflegen, einschließlich der Berichte über die Ablieferung der staatl. Einkommensteuer.
4. Bericht über das Ergebnis der Gemeinde- ratSwahlea.
5. Auszüge aus dem Sterberegister über die Todesfälle männlicher Personen, welche das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben und außerhalb des Gemeinvebeziiks geboren find. Fehlanzeigen find nicht erforderlich.
6. Die Rreeßbücher über die Gemeinde- vifitatione«, soweit deren Vorlage ve fallen ist.
7. Die Anträge ans Verleihung de- Feuer- wehrdieustehreuzeichrnS enispr. dem Min- Erlaß vom 1 Novbr. 1906 (M-A.-Bl S. 321.)
8. Von de« Ortsbehördeu für di« Arbeiter- , Versicherung: Die Verzeichnisse der ausgestellten
OuittuugSIarte« 6 (für Selbstveisicheruug mit grauer Farbe § 14 Abs. 1 des Jnval. Vers - Gesetzes) vergleiche H 42 Volk Verfügung vom Jnval.-Vers.-Gesetz vom 25. Nov. 1899 Reg.- Bl. S. 1037, Bt.fenberger S. 333.
Gewerbliche Verzeichnisse:
9. Die Verzeichnisse der Fabriken, welche über 16 Jahre alle Arbeiterinnen beschäftige« (8 47 a Vollz.-Verf. zur Gew.-Ord. vom 26. März 1892 abgeändert durch Min.-Verf. vom 22. Januar 1907 Reg-Bl. S. 13 v. 25).
Den OrtSvorstehem in Calw, Altbulach, Dennjächt, Hirsau, Holzbronn, Ltebenzell, Ncu- hengstett, Oberreichenbach, Sommenhardt, Stammheim, Teinach, Unterreichenbach, welche im letzten Jahr Verzeichnisse vorgelegt haben, sind diese Verzeichnisse zur Ergänzung zugegangen.
Die übrigen Ortsvorsteher haben event. Fehlanzeige zu erstatten. Formulare können vom Oberamt bezogen werden.
10. Dar Verzeichnis der ans Grund des H 105 c Abs. 4 der Gew.-Ordnung gestattete« A«S- ^ nahmen (Anl. 2 zu dem Erlaß des K Ministeriums d. I. vom 7. März 1895, Mini.-A.-Bl. Seite 79)
Dies letztgenannte Verzeichnis geht sämtlichen Ortsvorstehern zur Ergänzung zu.
Die Vorlagen find mit Ausnahme von Ziff. 3 und 4 als portopflichtige Dienstsache« einzusenden.
Calw, 24. Dezember 1909.
K. Oberamt.
Voelter.
Tagesueuiflkeiteu.
* Calw 24. Dez. Die Dezembernummer der „Blätter aus dem Schwarzwald", welche den 17. Jahrgang der Zeitschrift abschließt, enthält ein stimmungsvolles Gedicht „Ein Schwarzwaldgruß aus fernem Land" von einem Hirsauer Kind, Frau Mathilde Blaich, verheiratete Minuth in Grand Haven, ferner ein Gedicht „Weih- nachtsstimmung* von Anton vom Kocher, eine Beschreibung der „ehemaligen Ritterburg Aistaig OA. Sulz", die Schilderung einer Nachtwande- rung „von Stuttgart nach Pforzheim", den Schluß des Artikels „Wanderungen im Herzen des WaSgenwaldes" von Regelmann-Stuttgart, einen Artikel „Die Wirkung der Gewässer im Landschaftsbilde" von Gienapp-Homburg, eine Beschreibung des „neuen Schulhauses in Aistaig", einen Bericht über den „ersten Schneeschuhkurs in Württemberg" von Emil Schaller-Stuttgart und Mitteilungen aus verwandten Vereinen. In einem Schlußwort „Zum Jahresschluß" spricht der Schriftleiter die Hoffnung aus, daß mit der
Zahl der Mitglieder, die im Jubiläumsjahr erfreulich gewachsen sei, auch die Zahl seiner Mitarbeiter sich steigern werde; nicht bloß größere 'Beiträge, sondern auch kleinere Miteilungen seien erwünscht, denn gerade die letzteren, soweit sie sich auf Naturmerkwürdigkeiten, Sitten, Bräuche und geschichtliche Erinnerungen beziehen, erwecken immer lebhaftere Teilnahme bei dem Leserkreis, da der Sinn für die Pflege der Heimat in erfreulicher Weise im Wachsen begriffen sei. Die Arbeit am Kartenwerk werde sich im kommenden Jahr auf die Herausgabe von Neuauflagen beschränken, da es zur Herausgabe eines neuen Blattes leider noch an den notwendigen Grundkarten fehle.
Calw. Die Handwerkskammer Reutlingen hat dieser Tage an die Volksschulen sowie an die höheren Lehranstalten ihres Bezirks eine neue Auflage ihres „Ratgebers zur Berufswahl" zum Zwecke der Verteilung an zur Schulentlassung kommende Knaben versandt. Das Büchlein ist wiederum verbessert und wesentlich erweitert worden und dürfte in dieser Form manchem Vater oder Vormund nützliche Winke für die Berufswahl der ins Leben tretenden Knaben geben. Von Wert ist insbesondere auch das am Schluß angehängte Verzeichnis der für die Handwerker in Betracht kommenden Fachschulen und sonstiger Weiterbildungsgelegenheiten.
Stuttgart 23. Dez. Die Königin hat auf Weihnachten an 54 weibliche Dienstboten das Ehrenzeichen verliehen und zwar 5 das goldene für 50jährige Dienstzeit und an 49 das silberne für mindestens 25jährige Dienstzeit in derselben Familie oder in demselben Anwesen.
Stuttgart 23. Dez. Die Landesversammlung der N a t io n a l l i b eralen «Deutsche Partei) wird am 9. Januar im Stadtgarten abgchalten werden. Professor Dr. Hieb er wird über die politische Lage im Reich und Lande und Professor Wetze! über staatsbürgerliche Erziehung sprechen. Ein Referat über Neckarkanal- und Stromgemeinschaften ist gleichfalls in Aussicht genommen.
Stuttgart 23. Dez. An Stelle des jäh aus dem Leben geschiedenen Ministerialdirektors v. Stierlin ist zum Vorstand der Verwaltungsabteilung der Generaldirektion der Staatseisenbahnen der Regierungsdirektor v. Zluhan, bisheriger Vorstand der Verwaltungsabteilung der Generaldirektion der Posten und Telegraphen ernannt worden. Nachfolger des Regierungsdirektors v. Zluhan wurde Ministerialrat Metzger, unter gleichzeitiger Beförderung zum Direktor.
S-tuttgart 23. Dez. Nach einer Mitteilung der Generaldirektion der Staatseisenbahnen wird darüber geklagt, daß in den Telegrammen über Bestellung von Fahrkarten in den meisten Fällen die Gattung der gewünschten Fahrkarten, — Schnell-, Eil- oder Personenzug — nicht angegeben wird. Bei der Bereithaltung von Fahrkarten an Schnellzügen entstehen daher oft unliebsame Erörterungen mit den Reisenden, weil der Dienststelle nicht bekannt ist, ob die Reisenden bereits im Besitze der Schnellzugszuschlagskarten sind (Ausgabe von Zuschlagkarten über die Zielstation der Fahrkarte hinaus). Die Folge davon ist, daß die Fahrkarten nicht richtig bereit gehalten werden. Da ein Umtausch oft nicht mehr möglich ist, geht der Zweck der Vorausbestellung verloren. Die Telegramme sollen deshalb in entsprechendem Wortlaut abgefaßt werden.
Stuttgart. Hagenbecks Raub- tierdressurschau traf heute mit Sonderzug zu kurzem Aufenthalt hier ein. Sie bringt u. a. 200 dressierte Tiere, 27 Löwen, 6 Tiger, ein Rudel Eisbären, eine Elephantenherde, darunter den kleinsten Rüsselträger der Welt, der kaum 90 em hoch ist. Dromedare, Kamele, Zebras, Affen, Hundert. Die Manege im Zirkusgebäude wurde in einen Rundkäfig umgewandelt. Um die Vorstellungen mannigfaltig zu gestalten, hat Hagenbeck hervorragende Künstler für sein Gastspiel verpflichtet, so die Gentlemankontorsionisten Romanows, eine jopanische Gymnastikertruppe rc. Für Humor im besten Sinne des Wortes werden
Polli Dafsy, die Clouesse Eleonore, August Little Richard rc. sorgen. Die Eröffnungsvorstellungen finden am Samstag statt. Die Nachmittagsvorstellungen sind mit ebenso reichhaltigem Programm ausgestattet, wie die Abendvorstellungen.
Gmünd 23. Dez. In einer Versammlung des christlichen Metallarbeit er- verbandes war es dadurch zu Ausschreitungen gekommen, daß der Bezirksleiter des sozialistischen Metallarbeiterverbandes Ehrler, dem Goldarbeiter tätliche Beleidigungen zufügte, Ehrler ist deswegen vom Schöffengericht wegen eines Vergehens der Körperverletzung, verbunden mit einer öffentlichen Beleidigung zu einer Geldstrafe von 75 oder 10 Tagen Haft und zur Tragung der Prozeßkosten verurteilt worden.
Schramberg 23. Dez. Gestern mittag V 2 I 2 Uhr wurde in der katholischen Stadtpfarrkirche der 40 Jahre alte Handelsmann Joseph Maier von Ulm in dem Augenblick erwischt, als er sich über den Opferstock hermachte. Er wurde einstweilen in sicheren Gewahrsam gebracht.
Berlin 23. Dez. Ein Gewittersturm mit Schnee und Hagel bei einer Temper atur von 4 Grad unter Null und scharfem Winde verursachte gestern abend in dem Weihnachtsgeschäftsverkehr und besonders im Straßenbahnwagenbetrieb um so schwerere Störungen, als sich in vielen Teilen der Stadt und ihrer Umgebung Glatteis gebildet hatte.
Bremen 23. Dez. Bei der Station Scheessel fuhr heute früh der V-Zug 91 auf den Schluß eines Güterzuges auf. Die Lokomotive und 2 Wagen des V-Zuges, sowie mehrere Wagen des Güterzuges wurden beschädigt. Sämtliche Telegraphenlinien sind abgeschnitten. Amtlich wird dazu gemeldet, daß bei dem Unglück der Rittmeister Ernst v. Maltzahn vom 9. Dragoner-Regt, in Metz und der Oberstabsarzt Dr. Otto Kölping von der Provinzialheilanstalt in Bonn getötet worden sind. Leicht verletzt wurden die Gattin des gelöteten Dr. Kölping, sowie der Oberarzt Braundorf aus Rostock und ein Packmeister.
Luzern 23. Dez. Dem vierfachen Mord in Ruswil liegt, wie sich jetzt herausstellt, zweifellos ein Raubmord zu Grunde. Nach den vorhandenen Spuren ist die Tat von einer einzigen Person verübt worden. Für die Ermittelung des Täters hat die Polizei eine Belohnung ausgesetzt.
Brüssel 23. Dez. (König Alberts Einzug in Brüssel.) Prinz Albert verließ heute, vormittag 10 Uhr das Schloß Lacken, um seinen Einzug in die Hauptstadt zu halten. In der Uniform eines Generalissimus und umgeben vom Regiment der Guides begab er sich durch die Straßen der unteren Stadt nach dem Parlament. Ihm voraus fuhr, von der Leibeskadron geleitet, seine Gemahlin. Beide wurden von der überaus zahlreichen Menschenmenge begeistert begrüßt. Die Stadt ist festlich geschmückt. In der Kammer sind die ausländischen Delegationen, das diplomatische Korps, die gesamte Hofgesellschaft, die hohen Justizbeamten, die Senatoren und die Abgeordneten versammelt.
Brüssel 23. Dez. Die kgl. Familie und die ausländischen Fürstlichkeiten, mit denen der König in der Sitzung erschien, wurden lebhaft und andauernd begrüßt. Dann leistete der König in französischer und hierauf in vlämischer Sprache den Eid auf die Verfassung und verlas die Thronrede, in welcher er der Begründung der belgischen Unabhängigkeit und der Staatsmänner des Jahres 1830 gedachte, sowie der Verdienste Leopolds I, des Gründers der Dynastie, der Belgien im Innern konsolidiert und im Ausland Achtung verschafft habe. Auf Leopold II übergehend, betont alsdann die Thronrede, daß er seine Aufgabe, Belgien schöner und größer zu machen, glänzend gelöst habe durch Schaffung der Kolonie in Afrika, die er für die Zivilisation öffnete. Unterstützt durch seinen starken Willen sei es ihm gelungen, die wirtschaftliche Zukunft des Landes auf eine solide Basis zu stellen.
Paris 23.Dez. (Die reiche Baronin Vaughan.) Ein Mitarbeiter des „Matin"