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hatte ein Interview mit dem Anwalt der Baronin Vaughan, Geldermann, welcher erklärte, daß König Leopold der Baronin gegenüber sich nicht so großmütig gezeigt habe als vermutet wird. Andererseits wird jedoch versichert, daß im Schloß der Baronin sich nicht weniger als 25 Diener befinden, was auf die Munificenz des Königs schließen lasse.
Krakau 23. Dez. (Eisenbahnunglück in Galizien.) Infolge Entfernung des roten Warnungs-Signales durch Verbrecherhand stießen in der Station Trzebill zwei Züge zusammen. Einige Wagen wurden zertrümmert. 6 Personen wurden schwer verletzt.
Petersburg 23. Dez. (Zur Ermordung des Polizeichefs Karow.) Bei den Haussuchungen und Verhaftungen, die in Verbindung mit der Ermordung des Polizeichefs Karow vorgenommen wurden, sind den Behörden Listen einer über das ganze Reich verbreiteten revolutionären Organisation in die Hände gefallen. Zahlreiche Redakteure, die gestern Abend an verdächtigen Stellen Informationen über die Bomben-Explosion einholcn wollten, wurden verhaftet, nach einigen Stunden aber wieder in Freiheit gesetzt. Mehrere Zeitungen berichten, das Attentat in der Astrachanstraße sei als der Beginn einer weit ausholenden Aktion gegen die Chefs der politischen Polizei gedacht. Die Revolutionäre hätten in einer ihrer letzten geheimen Versammlungen beschlossen, durch das Anerbieten, der Polizei Spionendienste zu leisten, diePolizeichefs anzulocken,umsiedannumzubringen.
Kopenhagen 22. Dez. Es macht fast einen tragikomischen Eindruck, daß Dänemark, von dem aus Dr. Cook, mit Ehrenbeweisen überladen, als anerkannter Nordpolentdecker die Heimreise nach Amerika antreten konnte, nun denselben Mann zu einer Persönlichkeit stempeln muß, die eine verzweifelte Aehnlichkeit mit einem Schwindler und Hochstapler besitzt. Obgleich schon starkes Mißtrauen gegen Cook zu Tage trat, als sich dieser auf einem Dampfer des kgl. grönländischen Handels Europa näherte, feierte ihn die sich wie wahnsinnig gcberdende Kvpen- hagener Bevölkerung mit beispielloser Begeisterung, und ebenso beeilte sich die dänische Wissenschaft, dem Dr. Cook, bevor dieser auch nur das mindeste Beweismaterial vorgelegt hatte, den wissenschaftlichen Stempel als Entdecker des Nordpols aufzudrücken. Die Universität ernannte ihn zum Ehrendoktor, und die geographische Gesellschaft verlieh ihm die goldene Medaille. So ausstaffiert betrat Cook seine Heimat, wo ihn die Stadt Newyork sofort zum Ehrenbürger ernannte. Aber Cook selbst kam die Sache sicher nicht recht geheuer vor. (Statt zuerst darauf
bedacht zu sein, durch schnelle Einsendung seiner Aufzeichnungen den immer schärfer auftretenden Anklagen zu begegnen, hielt er erst lange Zeit hindurch Vorträge und nachdem er seine Taschen gefüllt, machte er sich daran, das der Kopenhagens Universität versprochene Material zu fabrizieren. Auch hierbei ging er mit einer erstaunlichen Kühnheit zu Werke, denn in dem eingesandten Material findet sich nur eine einzige Ortsbestimmung, weder vom Pol, noch von dem Wege, den er zurückgelegt hat, und die originalen Tagebücher, die Cook seiner eigenen beständigen Versicherung nach besaß, hat er aus nichtssagenden Gründen zurückbehalten — in Wirklichkeit, weil sie überhaupt nicht vorhanden sind. Die Kopenhagens! Prüfungskommission hat aber nicht bloß nicht feststellen können, ob Cook am Pol war, sondern es ist auch überhaupt nicht ersichtlich, welchen Marsch Cook ansgeführt hat. Peary behauptet bekanntlich, Cook habe sich von der Spitze des Heiberglandes, von dem aus die Schlittenreise zum Pol begann, nur zwei Tagereisen entfernt und sei dann zum Jonessund gewandert. Jedenfalls ist man nun in Europa mit Cook fertig. In Amerika dürfte die Enttäuschung über den Nordpolhelden wohl in kräftigen Formen zum Ausdruck kommen. Peary dagegen erlebt jetzt die Freude, der unumstrittene Erreiche! des Nordpols zu sein, und diese Genugtuung ist auch dem Forscher, der einen großen Teil seines Lebens für die Verwirklichung seiner ehrgeizigen Pläne geopfert hat, zu gönnen.
London 23. Dez. Newyorker Blätter haben laut heutigen Telegrammen dem Dr. Cook nachgerechnet, daß er insgesamt 150000 Dollar mit dem Polarschwindel verdient habe. Cook hatte besonders viele Anhänger in den Maklern der Effektenbörse in Newyork, wo sein Bild mit dem Sternenbanner geschmückt aufgehängt war. Als aber die Nachricht eintraf, daß der Forscher in Kopenhagen nicht anerkannt worden ist, rissen die Makler das Bild von der Wand und zerstampften es mit den Füßen. Der Präsident der Börse hielt eine Rede, in der Dr. Cook als der Meisterlügner der Welt gebrandmarkt wird.
London 23. Dez. (Sturm an der englischen Küste.) An der englischen Küste wütet ein heftiger Sturm, der große Verheerungen angerichtet hat. Eine Reihe von Schiffsunfällen werden berichtet. Auch vermißt man Nachrichten über mehrere Dampfer, welche überfällig sind. In Nord-England herrscht starker Schneesturm.
Gemeinnütziges.
HoHe Obstpreise. Im „praktischen Ratgeber" im Obst- und Gartenbau in Frankfurt
a. O. teilt ein Obsthändler seine Erfahrungen mit, die er beim Einkauf von feinem Tafelobst gemacht hat. Er erklärt, daß er gern bereit sei, hohe Preise für Obst zu bezahlen, wenn er nur die Gewißheit hat, vorzügliche Ware zu erhalten. Aber daran fehlt es in der Regel. Das deutsche Obst ist größtenteils ungenügend sortiert und schlecht verpackt. Das ausländische Obst würde nie solche Bedeutung bei uns erlangt haben, wenn unsere Obstzüchter das Obst bester behandeln und sachgemäßer zum Verkauf stellen wollten, und die Obstzüchter selbst würden den größten Vorteil davon haben; denn es ist schließlich doch ein gewaltiger Unterschied, ob sie für den Zentner von ein und derselben Sorte 8 ^ oder 27 erhalten. — Der Käufer zahlt für gute Ware gern einen entsprechend höheren Preis. —
Weihnachten MH.
Bon Alwin Römer.
Das ist die heiligste der Nächte,
Die über Gottes Erde sinkt Und ew'ger Liebe Heimatrechte Trotz Kampf und Streit zu Ehren bringt. Weich flutet's durch erstarrte Herzen;
Des Zornes Wort erstickt in Scham,
Und im Bereich der weihnachtskerzen Schmilzt sanft der Seelen Grimm u. Gram l...
werktätig Mitleid rauscht auf Schwingen Der Cherubim in jedes Tal;
Geweihte Glockentöne klingen Voll in der Kinder Festchoral;
Und Liebe lauscht an allen Toren Und lugt in jedes Kämmerlin;
Zur Nacht, da Christus einst geboren,
Soll Freude allerorten sein!
Aus jungen Augen soll sie leuchten,
Noch reicher als der Kerzen j)racht;
Den Alten mag der Blick sich feuchten, wenn ihre Wonnen sie entfacht Im Duft und Glanz der schlanken Tanne — Und weit bist du, o Herz, verirrt,
Das nicht in solchem Zauberbanne Mit Kindern froh zum Kinde wird! . . .
Laß ab, zu rechten und zu trauern;
Das Leid verglimmt, das dich umloht;
Und rein're Flammen überdauern Das Weh der Welt und ihre Not.
Zu neuem Blühn weckt Th-ist, der Meister, Heut, Iordanrosen gleich, manch Herz —
Er führ' auch dich im Thor der Geister Voll Lhristnachtandacht sternenwärts . .
Amtliche und prwatanzeigen.
Vonvoi'itta Lsl«ss,
K. Amtsgericht Gakv. ^
In das Genossenschaftsregister, Bd. m, Bl. 50, wurde heute unter der Firma:
Spar- u. Konsumverein Calw u. Umgebung e. G. b. H. eingetragen:
In der Generalversammlung vom 24. Oktober ds. Js. wurde an StÄe des zurücktretenden Magaziniers Karl Schräg der Privatier Friedrich Kolb erg in Calw und in der außerordentlichen Generalversammlung vom 4. Dezember ds. Js. an Stelle des zurücktretenden Privatiers Friedrich Kolb erg der Magazinier Karl Schräg in Calw zum Vorstandsmitglied — Geschäftsführer — gewählt.
Den 21. Dezember 1909.
Amtsrichter Ehmann.
Lalwer lrisäerkranr.
Sonntag, den 26. Dezember, abends 7 Uhr,
mit musikalischen Darbietungen, Theateraufführuug und Gabenverlosung im Badischen Hof.
Die Mitglieder mit ihren Familien werden zu recht zahlreichem Besuch freundlich eingeladen.
Der Ausschuß.
Unsere diesjährige
MsihnachL.sfeier
verbunden mit Gabeuverlosung, mnsikalischeu und theatralischen Aufführungen findet am Sormtag, 26. ds. Mt«., von abends
7 Uhr av, im I. Dreiß'schen Saale statt.
Die Mitglieder und deren Familienangehörigen werden freundlichst eingeladen.
Hiesige Nichtmitglieder haben keinen Zutritt.
Der Ausschuß.
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