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Er weiß, daß es jetzt in seiner Macht liegt, diese wahnsinnige Fahrt zu hindern oder zu fördern. „Das nicht," sagt er noch einmal und lächelt dazu, solch eigentümliches Lächeln. Sie haben alle viel getrunken, nur Callein nicht, sie sind alle erregt, nur er nicht.-
Armand reckt sich, die Adern an den Schläfen treten schärfer hervor, die Augen blitzen, die jugendliche Männergestalt steht so kühn, so siegesgewiß unter dem Glanz des Kronleuchters, von dem die elektrischen Flammen strahlen. —
„Was meinst Du eigentlich, Mark — ich verstehe Dich nicht; ich werde Dir's beweisen, daß es auch heute noch Männer gibt, die den alten Rittern nicht nachstehen —"
Evelin sieht auf ihn mit einem warmen, bewundernden Blick, beider Augen begegnen sich. Die schöne Frau fasziniert ihn vollends.
„Ich wag's!" Bei Gott, ich wag's!" ruft er.
„Nein! Nein!" wehrt sie.
„Denken Sie an Ihre Braut, Ferni!" Das ist Neumann, der neben ihn tritt. Callein hat ein Empfinden, als ob ihm die Erfüllung eines besonderen Wunsches gefährdet würde durch diese Worte, seine Hände werden kalt, die Aufregung schnürt ihm die Kehle zusammen. An ihm wär's gewesen, Armand an seine Pflichten gegen Inge zu erinnern, er hat's nicht getan. Warum nicht? Warum sagt er auch jetzt nichts, wo Armand zu ihm hinüber sieht? Er weiß genau, daß er schwankt, und daß er nur auf ein Wort von ihm wartet, um zu bleiben. So ist es immer gewesen, schon als sie noch Knaben waren. Auf einen guten Rat hat Armand selten gehört, aber eine Anerkennung oder ein Anzweifeln persönlichen Mutes von seiner (Calleins) Seite war stets für ihn ausschlaggebend. Er hat in Callein immer ein Vorbild edelmännischer Sitte und Tapferkeit gesehen. Und so ist es geblieben bis auf den heutigen Tag. Callein spricht das Wort nicht, er streichelt seinen Schnurrbart und lächelt, wenn andere sich Mühe geben, jemand von einer Gefahr zurückzuhalten, der gar nicht die ernste Absicht hat, sich hinein zu stürzen. Ferni fühlt das heraus, er fühlt, daß er ihn für einen Renommisten hält.
„Meine Braut?" sagte er zu dem gutmeinenden Warner gewendet. „Meine Braut schätzt persönlichen Mut ebenso hoch, wie sie Feigheit verachtet."
Ob er wirklich Inge oder Evelin meint, darüber ist er sich selbst nicht klar.
„Aber von Mut oder Feigheit kann in diesem Falle gar nicht die Rede sein," entgegnete Neumann. Es ist doch nur ein Scherz."
„Gleichviel, man bezweifelt, ob ich den Mut habe und traut mir auch wohl die Fähigkeit nicht zu, die Sache durchzuführer;."
Dabei sieht er verstohlen zu Callein hinüber — dieser knippst ein Stäubchen von seinem Rockärmel, das Lächeln steht noch auf seinem Gesicht. „Sprechen wir doch von etwas anderem," sagt er kalt. In Armand beginnt es zu gähren, aber er bezwingt sich, und das Gespräch wird allmählich fallen gelassen. Die Anwesenden glauben, die Sache sei nun erledigt. Callein weiß genau, daß sie es nicht ist. Er kennt Armand seit seiner Kindheit, er kennt diesen schwankenden, haltlosen, eigensinnigen Charakter, und sein Entschluß ist gefaßt. Heute muß es geschehen oder nie.-
Man ist im Begriff, sich zum Spiel niederzusetzen, da steht Armand auf, und an seinem Vetter vorübergehend, berührt er ihn leicht mit dem Ellbogen.
„Ich werde es Dir beweisen," sagte er leise, aber ziemlich!brüsk.
„Wirklich? Bravo!"
Ihre Blicke treffen sich. — Die leuchtenden, sonnigen, blauen Augen Armand Fernis und die kalten, dunklen des Grafen Callein, sie ruhen ineinander, kurz, sehr kurz; um Armands Lippen spielt ein stolzes, sieges- ficheres, beinahe übermütiges Lächeln, um die seines Vetters^ein scharfes, grausames.-
Und als die Portieren hinter der schlanken, eleganten Gestalt zusammenfallen, bleiben die kalten, dunklen Augen an dem purpurfarbenen Seidenstoff hängen, der Blick wird leer und starr — vielleichte vermöchte er's abzuwenden. Minute auf Mnute verstreicht, er tritt an den Spieltisch. Noch wäre es Zeit! Scharfe, gewaltige Frühlingsstürme umbrausen das Schlößchen, sie stöhnen und heulen und rütteln an den Fenstern, und
man hörte das Kreischen der zierlichen Wetterfahne vom Turm.-
Noch — noch — noch — wäre es Zeit! Die Stühle werden herangezogen, Evelin plaudert mit Herrn v. Neumann, Tante Carolin verschwindet, um ihre Spielkaffe zu holen, ein altes, graues, goldgesticktes Ledertäschchen, das sie auch in Monte Carlo stets mit sich führt und in dem sie, wie böser Leumund behauptet, das Endchen von dem Strick eines Gehenkten mit sich führt — als Glücks-Amulett.
Callein tritt unauffällig ans Fenster; er übersieht den Platz vor dem Schloß — bis unten zum Hafen — er sieht einzelne Lichtpunkte im Dunkeln auftauchen, bald hier, bald dort. — Seine Finger krampfen sich fest in den seidenen Vorhang, noch wäre es Zeit! Er steht regungslos, die starren Augen folgen jeder Bewegung der Lichtpünktchen dort unten
-die unruhig hin und her züngeln.-Die Frühlingsstürme
brausen weiter, der bleiche Strahl des Mondes ist durch jagende Wolken
leicht verschleiert-die Lichtpünktchen nähern sich dem Schloß-
fester greift die Hand in die purpurnen Vorhänge, die Lichter kommen näher und näher, sie erlöschen. — Kein anderes Licht mehr in der Dunkelheit als der blaffe, unheimliche Mondesglanz, Callein tritt vom Fenster zurück. —
(Fortsetzung folgt.)
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