Calmer Wo^ienblalt.
Montag
Beilage z« Rr. L8S. 6. Dezember 1909.
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Roman von B. v. Lancken.
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(Fortsetzung.)
Die Nähe der reizenden Baronin erregte Callein gar nicht, fein Herz und seine Stimme sind gegen jeden verführerischen Zauber durch seine große, tiefe Liebe gefeit, aber Armand ruft in ihm heiße Empörung, Zorn und ein an Verachtung grenzendes Empfinden wach. Jeder Nerv in ihm bebt, jede Fiber zittert, er denkt an Inge, immer und immer; an Inge, die ihm nichts sein kann, nichts sein will! Und doch würde er sein Leben für sie geben, knieend ihr für die kleinste Gunst danken! Inge, die des andern Braut ist und dem anderen einst ganz angehören, alles geben wird! Und dieser andere, der das weiß, ist imstande, sie hier um eine Eoelin Horst zu verraten! Er liebt sie nicht einmal, liebt wohl noch diese Evelin.--
„Was für eine Ehe, was für eine schreckliche, erbärmliche Ehe das für sie werden wird.-
Nach dem Diner wird geplaudert, alle zusammen sitzen in Evelins kleinem Boudoir. Im Kamin flackert ein leises Feuer — die Baronin bereitet den Kaffee, feine Liköre und Zigaretten werden herumgereicht. Callein sitzt in einem Lehnsessel, seitwärts vom Kamin, im Schatten einer prächtigen Musa. Die Füße leicht übereinander geschlagen, den Oberkörper zurückgelehnt, die Spitzen der zehn Finger gegeneinander gedrückt, so sieht er unter halbgesenkten Lidern hervor auf seine Umgebung. Armand sitzt in der Nähe des kleinen Tischchens, an dem Evelin den Kaffee bereitet. Diese schlanke elegante Männergestalt mit den weichen Zügen, dem leicht gelockten, blonden Bart über den blendend weißen Zähnen, den blauen, sonnigen Augen, und den schmalen, weißen Händen, so vomehm die ganze Erscheinung, so kraftlos und marklos erscheint sie ihm. Ein Zittern geht durch Calleins Körper, er wendet den Kopf weg, er will ihn nicht ansehen, er fühlt etwas in sich wachsen, etwas wie Groll, wie Haß
— ein furchtbarer Gedanke gewinnt in ihm Gestalt. Er steht auf, tritt ans Fenster, schiebt die Vorhänge zurück und schaut hinaus. Ein bleicher Mond steht zwischen zerfetzten Wolkenbildern am Himmel, der Sturm heult, man sieht hier oben die wildbrandenden Fluten des Sees ans Ufer schlagen.
— Callein steht immer noch und starrt schweigend hinaus, seine Zähne graben sich in die Unterlippe, zwischen die Brauen treten tiefe Falten, ein Ausdruck furchtbarer, unbeugsamer Entschlossenheit breitet sich über sein Antlitz; ein paarmal fährt er mit der Hand über Stirn und Augen, dann nimmt er seinen alten Platz wieder ein. Es muß etwas geschehen; und während er ruhig seine Zigarette raucht und seinen Hennessy trinkt, kommt ihm zum Bewußtsein, was er will. In seine Augen tritt ein fester, klarer, harter Ausdruck, seine Züge werden gespannt, die Blätter der Musa werfen ihre schützenden Schatten darüber. — Er bringt das Gespräch auf die Vergangenheit, auf die alte Zeiten, auf die „Raffe", die damals lebte, auf Minne- und Ritterdienst, auf persönlichen Mut. — Er wendet sich erst an die Husaren-Offiziere, dann an Armand, er meint, daß das, was die Männer früher gewagt für ihre Dame, ihre „Königin", heute keiner mehr tun würde. Widerspruch und Debatte erfolgen von allen Seiten, am heftigsten' von Armand. Er hat viel getrunken, sehr viel, er ist erregt und unberechenbar.
Callein erzählt die Geschichte von dem heiligen Brünnlein im Klosterhof. — Habe ich nicht Recht?" schließt er. „Wer würde heute noch in der Nacht bei dem Sturm über den See fahren zur Klosterruine, um ein Glas des heiligen Wassers zu holen!"
„Niemand", antwortete Evelin mit einem leichten Achselzucken.
„Niemand?" Armand springt auf. „Niemand? — Ich wag's —- ich wag's wahrhaftig!" ruft er übermütig.
Man ruft dagegen, erst lachend, ungläubig, wie man gegen eine tolle Idee kämpft, an deren Ausführung kein Mensch glaubt. Callein tritt an seinen Vetter heran und legt ihm die Hand auf die Schulter. Ein ganz eigenartiges Lächeln irrt um seinen Mund.
„Du? Aber Armand!"
Es liegt so viel Mitleidiges und Zweifelndes im Ton, was den anderen aufreizt.
„Ich? Ja, warum denn nicht?"
Callein scheint die direkte Antwort umgehen zu wollen.
„Es gibt jetzt gar kein Boot", setzt er hinzu, „Du hast gut wollen."
„Kein Boot? Erlaube, das weiß ich nun zufällig besser. Nicht wahr, Baronin, Ihr Boot ist schon seefertig, ich sah es vorgestern im Hasen."
„Trotzdem dürfen Sie diesen tollen Scherz nicht machen, Herr von Ferm, nicht heute, nicht bei dem Wetter," ruft die dicke Tante Carolin.
„Sie brauchen gar nicht ängstlich abzureden, gnädige Frau, er tut'S ohnehin nicht", bemerkt Callein so beiläufig, als ob es sich da um eine Renommage handle.
„Hältst Du mich für feige?" ruft Ferni erregt.
„O jnein, das nicht —" Callein spricht den Satz nicht zu Ende.