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baugesellschaft Zeppelin folgendes Telegramm an den Kaiser gesandt: „Frankfurt a. M. 16. Nov. An S. M. den deutschen Kaiser. Eurer Majestät melde ich alleruntertänigst, daß hier heute die deutsche Luftschiffahrt-Aktiengesellschaft mit 3 Millionen Mark Kapital gegründet wurde. Es hat sich damit unter Beteiligung von Kapitalisten aus allen Teilen Deutschlands ein Unternehmen gebildet, das die Absicht verfolgt, die Luftschifffahrt, insbesondere das Luftschiff des Grafen Zeppelin, im paktischen Fährbetrieb zielbewußt zu vervollkommnen und seine wirtschaftliche Ausnützung zu Verkehrszwecken in die Wege zu leiten, gez. Colsman." — Daraufhin traf heute aus Donaueschingen folgendes Antworttelegramm des Kaisers ein: „S. M. der Kaiser und König lassen für Ihre Meldung von der Begründung der Deutschen Luftschiffahrt-Aktiengesellschaft vielmals danken und dem für die Weiterentwicklung der Luftschiffahrt im deutschen Vaterlande so bedeutungsvollen Unternehmen einen guten Erfolg wünschen. Auf allerhöchsten Befehl der Geh. Kabinettsrat. v. Valentini."
Sigmaringen 22. Nov. Pünktlich zur angesetzten Stunde rollte der kaiserliche Extrazug in den Bahnhof ein; zum Empfang waren Fürst Wilhelm und der Kronprinz Ferdinand von Rumänien erschienen. Nach herzlicher Begrüßung fuhr der Kaiser mit dem Fürsten in offenem Wagen zum Schlöffe, auf dem ganzen Wege von den jubelnden Zurufen der die Fahrbahn dicht besetzenden Bevölkerung der Vereine und Schulen begrüßt. Der Kaiser sah in seiner kleidsamen Jagduniform ungemein frisch aus und unterhielt sich lebhaft mit dem Fürsten. In den Straßen Sigmaringens sieht man zahlreiche Fremde. Es hatte verlautet, daß der Kaiser im Verlauf des Nachmittags zum Mausoleum fahre. Infolgedessen hat sich an der Auffahrt zum Schloß eine große Anzahl Schaulustiger eingefunden. Bis °/«5 Uhr wurde vergeblich gewartet. Die Photographen ziehen ab. Der Kaiser soll das Schloß einer eingehenden Besichtigung unterziehen und namentlich auch für die Sammlungen großes Interesse zeigen. Professor Seidl-München ist zu dieser Besichtigung eingetroffen.
Mannheim 23. Nov. In der Umgegend von Mannheim wurde gestern abend ein ziemlich heftiger Erdstoß verspürt. So liegt aus Seckenheim folgende Meldung vor: Gestern abend 9 Uhr 10 Min. war hier ein ziemlich starkes Erdbeben bemerkbar. Es folgten rasch nach einander 2 Erschütterungen, zuerst eine längere und stärkere. Die letztere war von donnerartigem Rollen begleitet. Die Richtung ging anscheinend von Nordost nach Südwest. Das ganze Beben dauerte 3—4 Sekunden. Die Fensterscheiben sollen geklirrt haben und Türen aufgegangen sein. Aus Feudenheim liegt die gleiche Nachricht vor.
Bonn 20. Nov. Zur Suspendierung des Korps Borussia bringt die „Deutsche Reichszeitung" folgende Mitteilung: Das Urteil des akademischen Senates gegen das Korps Borussia hat folgende Vorgeschichte: Als im Juli der Fall Veith durch die Presse ging, wurden allgemein Stimmen laut, die zuständigen Behörden müßten energisch gegen das Korps Borussia vorgehen. Damals war von einer Ausschreitung, die Mitglieder des Korps in Mehlem bei Gelegenheit des Bierhocks verübt hatten, in Bonner
Bürgerkreisen noch nichts bekannt. Zwei Tage vor den nächtlichen Ausschreitungen in der Wohnung des Einjährigen-Unterosfiziers Veith hatte aber bereits der akademische Senat ein Urteil gegen das Korps Borussia wegen der Mehlemer Ausschreitungen erlaffen. Nach Schluß des eigentlichen Bierhocks hatten mehrere Mitglieder des Korps in Mehlem nächtliche Ruhestörung verübt. Gegen Polizeibeamte, die sich für verpflichtet hielten im Interesse der öffentlichen Ordnung vorzugehen, schritten die Borussen in der Weise ein, daß sie sich des Widerstandes gegen die Staatsgewalt schuldig machten. Der akademische Senat sah sich veranlaßt, das Korps streng zu verwarnen und die Suspendierung anzudrohen. Zwei Tage nach diesem Urteil des Senats kam es zu den nächtlichen Ausschreitungen, die im Verein mit Husaren-Einjährigen in der Wohnung des Unteroffiziers Veith verübt wurden. Der akademische Senat sprach sich nun ausdrücklich dahin aus, daß allein wegen der Ausschreitungen gegen Veith das strenge Urteil der Suspendierung nicht verhängt worden sei, wenn nicht gerade in der kurzen Aufeinanderfolge der zweiten Ausschreitung auf die erste eine vollständige Mißachtung, ja geradezu ein direkter Hohn auf die akademische Disziplin zu erblicken wäre. Gegen zwei Mitglieder des Korps verhängte der Senat zudem noch das Consilium nbsuncki.
Berlin 23. Nov. Eine Fischvergiftungs-Affäre beschäftigt zur Zeit die Reinickendorfer und Berliner Kriminalpolizei. Durch den früheren Generalpächter der fiskalischen Abdeckerei gelangte ein Posten verdorbener Fische auf den Markt und wurde abgesetzt. Bis jetzt sind unter leichten Vergiftungs-Erscheinungen 5 Personen, die von den Fischen gegessen hatten, erkrankt.
Wien 23. Nov. Die Nachforschungen in der Angelegenheit des Giftmordanschlags gegen zahlreiche Offiziere haben bisher zu einem Resultat nicht geführt. Der Kriegsminister hat eine Belohnung von 2000 Kronen ausgesetzt für Mitteilungen, die zur Entdeckung des Täters führen. Gestern abend haben sich auch drei in Galizien stehende und ein böhmischer Offizier gemeldet, die gleichfalls die Giftpillen erhalten hatten. Auch sie gehören dem Kriegsschuljahrgang an, dem der verstorbene Generalstabshauptmann angehörte. — Von den Giftsendungen befinden sich bis jetzt 8 in den Händen der Behörden. Die Handschrift wurde als gewöhnliche militärische Krokischrift erkannt. Von den Couverten, Briefen, Schächtelchen und Oblatenkapseln wurden daktiloskopische Aufnahmen gemacht.
Wien 23. Nov. Die Annahme, daß der Absender der Giftpillen eine militärische Person, wahrscheinlich ein Offizier war, der aus Kränkung darüber, daß er nach Absolvierung der Kriegsschule nicht in den Generalstab berufen wurde, der Täter ist, verdichtet sich immer mehr. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß der Täter im 6. Wiener Bezirke wohnt. Dort befindet sich die Kriegsschule und auch dort wurde das Briefpapier gekauft und die Briefe befördert.
Wien 23. Nov. In der Angelegenheit der Giftoblaten ist die Polizei in den Besitz von Indizien gelangt, die sich gegen eine bestimmte Person richteten. Es handelt sich hierbei um einen ehemaligen Oberleutnant und Kriegsschul-Aspiranten. Die Spur wurde dadurch
entdeckt, daß ein Herr bei der Polizei angab, daß die Schrift des ihm durch Faksimile zu Gesicht gekommenen Absenders mit der Handschrift eines seiner Bekannten bedeutende Aehnlichkeit aufweise.
Rom 23. Nov. Der Aviatiker Lat Ham umkreiste gestern die Flugbahn 22mal, wobei er jedesmal einen neuen Paffagier mitnahm.
Messina 23. Nov. Gestern wurde hier ein neuer Erdstoß verspürt, was die Einwohner veranlaßte, ihre Wohnungen zu verlassen.
London 23. Nov. Von den in CH erry Eingeschlossenen wurden bisher 92 Tote und 20 Lebende zu Tage gefördert. 198 fehlen noch. Viele der Retter erzählten bei ihrer Rückkehr, daß sie Haufen von Leichen liegen sahen, zu denen sie wegen giftiger Gase nicht gelangen konnten.
New-Jork 23. Nov. Dr. Cook hat die Beschreibung der Nordpolentdeckung nunmehr beendet und das Dokument 4 Freunden übergeben, die es der Kopenhagener Universität übersenden sollen.
New-Dort 21. Nov. Eine junge russische Aerztin, Dr. Luise Robinowitsch, erregt in der amerikanischen Gelehrtenwelt mit der Behauptung Aufsehen, sie habe einen elektrischen Apparat erfunden, mit dem siedurch Elektrizität getötete Wesen wieder zum Leben erwecken kann. Sie führte im Edisonlaboratorium ihre Methode einem Kreis von Aerzten und Naturwissenschaftlern vor, wobei sie ein totes Kaninchen wieder lebendig machte. Das Kaninchen war auf die gewöhnliche Art durch Elekrizität getötet worden und wurde von den anwesenden Aerzten ' für tot erklärt. Frl. Robinowitsch bediente sich dann ihres elektrischen Apparates und brachte sogenannte rhythmische elektrische Erregungen hervor, indem sie den Strom über dem Herzen und dem Rückgrat des Tieres in häufigen Zwischenräumen ein- und ausschaltete. Innerhalb 3 Minuten begann das Herz des Kaninchens zu schlagen und die Atmung setzte sich wieder ein. Das Tier erlangte sehr rasch das normale Bewußtsein zurück und nach einer halben Stunde hüpfte es durch das Zimmer. Danach zeigte die russische Aerztin, wie das Kaninchen durch Elektrizität anästhesiert wurde, ohne jede nachteilige Wirkung. Sie glaubt, daß beide Experimente mit Glück auch bei Menschen ausgeführt werden könnten.
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Amtliche und Privatanzeigen
Bekanntmachung,
betr Aer»der«ng der Wasserwerks-Anlage 1° 18 in Hirsar», Inh. M. Horkheimcr, Knnstbanmwollwerke in Zuffenhausen.
Das Anwesen des Otto Jäckle in Hirsau ist in den Besitz der Firma M. Horlheimer in Zuffenhausen übergegangen und beabsichtigt diese Firma an dem Wossertriebwerke nachstehende Aenderungen vorzunehmen:
1) An Stelle der seitherigen Wasserräder soll eine Franztsturbine eingebaut werden.
2) Die beiden Einlaßfallen von 2,0 und 1,4 m lichte Weite sollen durch eine einzige von 3,92 m lichte Weite ersetzt werden.
An den Stauverhältniffen werden keinerlei Aenderungen vorgenommen. Dies wird mit der Aufforderung zur öffentlichen Kenntnis gebracht, etwaige Einwendungen gegen das Unternehmen binnen 14 Tagen, vom Tage
der Ausgabe dieses Blattes an gerechnet, bei der Unterzeichneten Stelle anzubringen.
Nach Ablauf der Frist können Einwendungen in diesem Verfahren nicht mehr berücksichtigt werden.
Pläne und Beschreibung der Anlage liegen in der Kanzlei des Oberamts zur Einsicht auf.
Calw, den 23. November 1909.
K. Oberamt.
Amtmann Rippmann.
Mite um Weihnachtsgaben
für die armen Epileptischen der Bodelschwing'schen Anstalten in Bielefeld! Alles sehr angelegt!
Für die Brockensammlung daselbst sammle ich allerlei alte Gebrauchsgegenstände : Hausrat, alte Kleider, Hüte, Schuhe, Bücher, Briefmarken. Zigarrenabfälle.
Nau G. Westermayer, Lederstraße.