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aus einem Gebüsch und sprang an dem offenen Grabe an dem Geistlichen vorbei, um alsbald wieder bei den anwesenden Oberförstern zu ver­schwinden. _

Vom Bodensee 19. Okt. Der Verein für Luftschiffahrt amBodensee mit dem Sitz in Konstanz wurde im dortigen Stadt­haussaal endgültig gegründet. Im Namen des vorbereitenden Ausschusses begrüßte Direktor Waltz die Erschienenen, unter denen sich er­freulicherweise eine Anzahl Damen befand. Apotheker Mehl-Weingarten hielt einen Vor­trag über Zwecke und Ziele der Luftschiffahrt, der mit großem Beifall ausgenommen wurde. Direktor Waltz erklärte nach diesem Vortrag den Verein für gegründet und verlas den Satzungs­entwurf der von der Versammlung einstimmig genehmigt wurde. Auf Vorschlag eines Anwesenden wurde die Wahl des Vorstandes und Ausschusses vorgenommen. In den Vorstand wurden gewählt: 1. Vorsitzender Direktor Waltz, 2. Vorsitzender DampfschiffahrtsinspektorKauffmann,Schatzmeister 1. Picard, Schriftführer Redakteur Schwaier. Der Vorschlag des 1. Vorsitzenden, Sr. Exzellenz dem Grafen v. Zeppelin, der sich dem Verein als eines der ersten Mitglieder angeschlossen hat, das Ehrenpäfidium anzutragen, wurde von der Versammlung freudigst begrüßt. Bürgermeister Haulick begrüßte den neugegründeten Verein im Namen der Stadt Konstanz und im Namen des Bodenseeverkehrsvereins. Aus der Versammlung traten dem Verein sofort 15 neue Mitglieder bei, sodaß die Zahl der Mitglieder bereits zwei­hundert überschritten hat.

Nürnberg 19. Okt. Obwohl der Magistrat gestern, veranlaßt durch die Aus­schreitungen der streikenden Arbeiter die Aufruhrakte hat anschlagen lassen, haben sich gestern Abend und im ersten Teile der Nacht die schweren Ausschreitungen der streikenden Arbeiter der Celluloidwaren-Fabrik Gebrüder Wolf wiederholt und zu schweren Zusammen­stößen mit der Polizei geführt. Die Schutz­mannschaft mußte wiederholt gegen die johlende nach vielen Tausenden zählende Menge mit blanker Waffe Vorgehen, wobei zahlreiche Per­sonen verletzt wurden. Die Menge bewarf die Schutzleute mit Bierflaschen, Steinen und anderen Wurfgeschossen. Mehrere Schutzleute wurden verletzt. Auch Revolverschüsse wurden auf die Mannschaften abgegeben. Erst gegen Mitter­nacht trat Ruhe ein. Eine Reihe von Ruhe­störern wurde verhaftet.

Darmstadt 19. Okt. Der Parseval­ballon ist mit dem Großherzog von Hessen und dem Prinzen Heinrich von Preußen an Bord heute nachmittag um 3.15 Uhr über Darmstadt eingetroffen und nach Ausführung mehrerer Schleifen über der Stadt bei Weiter­stadt gelandet.

Frankfurt a. M. 19. Okt. Der Groß­herzog von Hessen und Prinz Heinrich von Preußen stiegen heute nachmittag mit dem Parsevalballon auf. Der Ballon nahm die Richtung auf Darmstadt, wo man landen will.

Frankfurt a. M. 19. Okt. Der Parseval-Ballon traf heute nachmittag bald nach 5 Uhr wieder auf derJla" ein. Auf dem Weiterstadter Exerzierplatz bei Darmstadt hatten zur Rückfahrt die Groß Herzogin von Hessen, Prinzessin Heinrich von Preußen, Prinzessin Franz Joseph von Battenberg, Prinzessin Ludwig von Battenberg mit ihrem jüngsten Sohn, Prin­zessin Dorothea zu Solms-Hohensolms- Aich und außerdem wieder der Großherzog von Hessen in der Gondel Platz genommen. Prinz Heinrich von Preußen war im Auto­mobil nach Frankfurt a. M. zurückgekehrt und kurz vor Ankunft des Ballons eingetroffen. Hier begrüßte er mit dem Direktor der Ausstellung, Major v. Tschudi, die Herrschaften bei ihrer Landung, die glatt vor sich ging. Nachdem die Herrschaften dem Führer des Luftschiffes, Ober­leutnant Stelling, ihre Anerkennung und ihren Dank für die glänzende Fahrt ausgesprochen hatten, fuhren sie im Automobil nach Darm­stadt zurück.

Frankfurt a. M. 19. Okt. In einem der größten Betriebe der süddeutschen Schuhbranche, in der Frankfurter Schuh­fabrik A.G. vormals Otto Herz und Co. ist vor einigen Tagen sämtlichen etwa 550 Arbeitern gekündigt worden und es ist möglich, daß diese Kündigung auch auf andere Betriebe sich ausdehnen wird. Die Kündigungen sind erfolgt, weil 36 Zuschneider der Firma wegen Lohn­streitigkeiten ihre Kündigung eingereicht und die von der Firma angebotenen Unterhandlungen mit einer aus Fabrikanten und Arbeitern zu­sammengesetzten Kommission abgelehnt hatten. Da sich ohne Zuschneider ein regelrechter Be­trieb der Firma nicht aufrecht erhalten läßt, sah sich die Firma genötigt, dem gesamten übrigen Personal zu kündigen.

Hamburg. Aus den Geschäftsräumen eines Briefmarkenhändlers wurden für 20 000 ^ Briefmarken gestohlen. Ein Album, das allein einen Wert von 15 000 ^ repräsen­tiert, geriet mit in Verlust.

Paris 19. Okt. Auf dem Flugfelde von Juvisy flog gestern Graf Lambert mit seinem Wright-Apparat zu einem Fluge über Paris auf. Er überflog den Eiffelturm in einer Höhe von 300 Metern und kehrte nach dem Flugfelde zurück. Nach diesem sensationellen Fluge Lamberts unternahm der Aviatiker Blanc einen Aufstiegsversuch mit einem erst in der ver­gangenen Woche gelieferten kleinen Blsriot-Ein-

decker. Der Flieger erhob sich rasch über dm Boden. Vor den Tribünen angelangt, schwenkte er plötzlich seitlich ab und der Apparat schoß an den Tribünen in das entsetzt zurückweichende Publikum. Einige Zuschauer wurden niederge­rissen und drei Frauen und ein Herr wurden ziemlich erheblich verletzt. Der Aviatiker selbst kam nicht zu Schaden.

Paris 19. Okt. Der Aviatiker Graf Lambert erklärte nach seinem Flug von Juvisy nach Paris bei seiner Landung, daß er sich schon seit einiger Zeit mit der Absicht getragen habe, nach Paris zu fliegen. Als er den Flugplatz von Juvisy verlassen habe, habe er den Eiffel­turm erblickt, und da sei ihm der Gedanke ge­kommen, auf ihn zuzusteuern. Er habe den Turm in einer Höhe von etwa 100 Meter überflogen und sei dann zurückgekehrt, wobei ihm als Ziel­punkt das große weiße Reservoir von Juvisy diente. Er habe niemals das Gefühl einer Ge­fahr gehabt, nur der Lärm seines Motors sei ihm ein wenig unangenehm gewesen. Ein Be­richterstatter erzählt: als die Gattin des Grafen Lambert gestern nachmittag mit einer Verwandten über den Vendomeplatz ging, nahm sie wahr, daß Leute gespannt in die Höhe blickten. Sie folgte unwillkürlich diesem Beispiel und sah in einer Höhe von etwa 250 Meter einen Asroplan. Sofort rief sie:Das ist ein Wright'scher Mro- plan, das kann nur mein Gatte sein, er ist der einzige Aviatiker, der gegenwärtig in Paris mit einem Wrigh'schen Apparat fliegt." In begreif­licher Sorge eilte die Gräfin nach Hause, wo sie nach einer halben Stunde aus Juvisy die telephonische Meldung erhielt, daß ihr Gatte glücklich znrückgekehrt sei.

Paris 19. Okt. Der französische Luft- schisferklub hat dem Aviatiker Grafen Lambert für seinen gestrigen Flug die große goldene Medaille verliehen.

Petersburg 19. Okt. Nach hier ein- getroffenen Meldungen hat sich der Zar heute Nacht auf der Kaiserjacht Standart nach Odessa eingeschifft.

Madrid 19. Okt. (Deputierten­kammer.) Der Führer der Liberalen, Moret, setzte die Lage in Spanien auseinander, das einen Krieg zu führen habe und gegen das feind­liche Kundgebungen im Auslands veranstaltet würden. Redner warf dem Kriegsminister vor, die Truppen aus Barcelona und anderen Orten gerade in den kritischen Zeiten weggenommen zu haben, um fle nach Melilla zu senden. Dann warf er der Regierung vor, den Feldzug in Melilla unternommen zu haben, ohne daß das Land etwas von den Plänen erfuhr. Redner verlangte,, die Regierung solle dementieren, daß dieser Feldzug auf Drängen Frankreichs unter­nommen sei, und sie solle die im Auslands durch

fühlte er sich in diesen Tagen so glücklich, daß er fürchtete, jede Aussprache könne dies Glück zerstören, da er Inges noch nicht sicher war. Diese Ungewißheit verlieh wiederum seinem stillen Glücksempsinden einen gewissen unruhvollen Reiz, den er nicht entbehren mochte. Daß seine Mutter und seine Schwester mit seiner Wahl einverstanden sein würden, bezweifelte er keinen Augenblick, und daß es ihm schließlich gelingen würde, Inges Liebe, wenn er wollte, zu erringen, auch nicht. Warum also reden, wo vielleicht ein zu frühes Wort viel zerstören konnte? Er hatte ja um so weniger Eile, als der Rittmeister, durch Familienverhältnisse veranlaßt, ganz plötzlich und für längere Zeit hatte verreisen müssen.

So gingen die Tage in stiller Beschaulichkeit dahin, und die Be­wohner des Klosterhoses fühlten sich so wohl in diesem engen Verkehr, daß niemand eine Aenderung wünschte und auch gar nicht an die Möglichkeit einer solchen dachte.

Marianne v. Ferni sah mit stiller Freude dem Wachsen von Armands Neigung für Inge zu, sie beobachtete den günstigen Einfluß, den diese Liebe und das schöne Mädchen auf ihren Sohn gewannen, Armand war niemals pflichttreuer, tätiger und häuslicher gewesen, als jetzt, ein Blick, ein Lächeln Inges vermochten, ihm selbst unbewußt, unendlich viel über ihn.

Eines Tages ritten die beiden jungen Mädchen, vom Reitknecht begleitet, nach dem Nebengut hinüber, um Armand, wie es oft geschah, abzuholen. Als sie an der Pastorei vorbei kamen, fiel es Anna plötzlich ein, daß sie der Pastorin eine Gabe für ein paar verwaiste Kinder versprochen hatte, und sie sagte, ihr Pferd parierend:

Reiten Sie mit Lamm nach Ouosdorf, Inge, und holen Sie mich dann mit Armand ab. Wenn ich etwas versprochen habe, mag ich die Erfüllung nicht so lange hinausschieben. Adieu, Liebste."

Nachdem Anna ihren Fuchs in den Pfarrhof eingelenkt hatte, setzte

Inge ihren Weg allein fort. Während sie durch die wogenden Getreide­felder, durch die ganze, stille, fruchtbare Landschaft dahinritt, und sich dann dem Gutshof mit seinen Arbeiterwohnungen näherte, die Leute auf dem Felde in Tätigkeit sah, das weitausgedehnte Besitztum mit ihren Blicken umfaßte, kam ihr plötzlich der Gedanke, welch' eine große Verantwortung in Armands Händen und aus seinen Schultern ruhte, und sie empfand fast leisen Unmut gegen ihn, wenn sie überlegte, wie wenig er eigentlich seine Fähigkeiten und seine Arbeitskraft in den Dienst dieser großen Sache stellte. Wie anders würde sie handeln! Sie fühlte etwas in sich, wie eine erwachende und sich regende Spannkraft, eine Energie, ein Gefühl von Lust und Schaffensfreudigkeit.

Ach, wenn sie ein Mann, wenn sie Armand gewesen wäre! Fester griff sie in die Zügel, und ihr schönes Auge leuchtete auf-Ver­

besserungen schaffen, den Leuten etwas sein, wirken, arbeiten sie beneidete ihn um seinen Beruf. Wie viel hätte er sein können, wie wenig war er.-

Da sprengte er ihr schon entgegen, und sie hatte darauf gerechnet, warten zu müssen. Er hatte also wie meist vor der Zeit für sich Feier­abend gemacht. Eine feine Röte flog über ihre Wangen, und der Aus­druck ihres Auges wurde ein anderer, ihre weiße Stirn krauste sich, sie fühlte eine leise Mißstimmung. Trotzdem lächelte ihr Mund; sie, wie die meisten Menschen, unterlag dem Zauber seiner sonnigen Liebens­würdigkeit.

Das nenne ich aber eine freudige Ueberraschung!" rief er schon von weitem.Wie gut, daß ich Sie nicht brauche warten zu lasten."

O, das hätte nichts geschadet, ich war darauf vorbereitet. Es ist doch verhältnismäßig früh."

Früh? Wie meinen Sie das? Zu früh, um die Arbeiter meinem Administrator zu überlassen? Ich kann doch arbeiten, so lange es mir