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Sie trat in ein neues sehr nahes Verhältnis zu den Leuten, die ihr fast fremd waren, sie wurde in eine ihr fremde Familie ausgenommen, aus Mitleid, aus Barmherzigkeit. — Denn welch anderen Grund hatte Frau v. Ferm dafür? Frau v. Ferm hatte ihrer kränklichen Tochter Erwähnung getan, vielleicht sollte sie die Gefährtin, die Pflegerin dieses jungen Mädchens werden? Auch gut, nur etwas tun, etwas leisten dürfen für all das, was sie selbst und die tote Mutter in diesen letzten zehn Tagen von Marianne Ferm erfahren hatten. Welcher Art würden die Pflichten sein, die sie im Hause Ferni erwarteten? In ihrem jugendlichen Schaffensdrang, in ihrem jugendlichen, stolzen und lebhaften Empfinden sagte sie sich, daß sie für Marianne v. Ferni jedes Opfer zu bringen bereit sein würde, aber würde sie, die Arme, Heimatlose, aus Mitleid Aufgenommene jemals in die Lage geraten, für diese Familie ein Opfer zu bringen? Ein wirkliches Opfer? In all ihrer Trauer mußte sie lächeln, ein trübes, resigniertes Lächeln. Was konnte sie Ferni's geben? Nichts.
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Wie oft in späterer Zeit dachte Inge an diese Stunde zurück.
2.
Der Kurs für 4°/« Württ. Creditvereins-Obligationen und für die 4 °/» Württ. Hypothekenbank-Pfandbriefe ist dagegen auf 101°/° herabgesetzt.
Graf Markus Callein wollte der Baronin v. Horst seinen Besuch machen, er hatte es ihr versprochen, als sie sich gestern im Foyer des Theaters trafen. Nun ging er, die Hände auf dem Rücken gefaltet, mit langsam-gleichmäßigen Schritten in ihrem Salon auf und ab; ein paar Mal suchten seine Augen das Zifferblatt der kleinen Rokoko-Pendule auf dem Kaminsims, dann spielte ein flüchtiges Lächeln um seine von dem langen schwarzen Schnurrbart leicht beschatteten Lippen und er setzte seine Wanderung fort.
Seine große, etwas hagere Gestalt streckte sich aus der leichtgeneigten Haltung zu voller Höhe. Jetzt trat er vor ein Gemälde, den Markusplatz in Venedig darstellend, und betrachtete es so interessiert, als wollte er jede Einzelheit, jede der weißen, flatternden, pickenden, gurrenden Täubchen ganz besonders seinem Gedächtnis einprägen.
Eine leise Berührung seines Armes ließ ihn sich langsam umwenden, und er verneigte sich kühl, höflich einen Schritt zurücktretend, wodurch die schmale weiße Frauenhand vom Arm herunterglitt. Evelin v. Horst stand vor ihm; sie war eine schöne Frau, vielleicht im Anfang der Dreißiger, mit dunklem Haar und dunklen Augen, einem Teint von zart brünetter Färbung und einem wohlgeformten, vielleicht etwas zu großem Mund mit stark geschweiften, tiefroten Lippen. Sie trug ein leichtes, schleppendes Kleid von wunderbarem, gesättigten Rot/ aus dessen hohem Kragen sich das feine Köpfchen wirkungsvoll abhob.
^ „Verzeihen Sie, lieber Graf, ich habe warten lassen, rief sie in dem leichtverbindlichen Ton der vornehmen Weltdame. Er lächelte, wieder das etwas zynische Lächeln, das ihm oft eigen.
„Sie sind sich hierin gleich geblieben, Baronin," entgegnete er mit kaum merklichem Spott, den sie absichtlich überhörte.
„Hoffentlich haben Sie dadurch nichts Wichtiges versäumt?" fuhr sie heiter plaudernd fort.
„Nein, ich versäume nichts, weil ich mir nie etwas Wichtiges vornehme, wenn ich zu einer schönen Frau gehe."
„Können Sie raten, wer uns heute beim Frühstück Gesellschaft leisten wird?" fragte Evelin, sich in einen Sessel niederlassend und Callein an ihre Seite winkend.
„Sie erlauben einem so alten Freund wohl, unter vier Augen seiner Lieblingsgewohnheit treu zu bleiben," sagte er, seine Wanderung wieder ausnehmend. „Sie erinnern sich vielleicht noch aus früherer Zeit, daß ich mich am liebsten unterhalte, wenn ich dabei hin und her gehe."
„Bitte."
Sie lehnte sich zurück, zog eine langgestielte, weiße Rose aus einer Vase und drehte sie spielend zwischen den zierlichen Fingern.
„Also raten Sie, Graf Markus."
Er nannte einige gute Namen aus Sportkreisen und ein paar aus der höchsten Aristokratie. Bei jedem schüttelte sie lächelnd den Kopf.
„Ach, versuchen Sie doch nicht meine Erwartungen zu spannen," rief er endlich, vor ihr stehen bleibend. Dieses angenehme Gefühl kenne ich längst nicht mehr, das überlasse ich den Neulingen des Lebens. Also wer ist's? Oder wollen Sie's gar nicht sagen? Nun, ich kann's ertragen, ohne Herzklopfen und beschleunigten Pulsschlag."
„Ich erwarte Armand Ferni," sagte sie, mit einem eigentümlichen Lächeln zu ihm aufschauend; eine Falte grub sich zwischen seine Brauen.
„Warum gerade er, Baronin?"
„Warum gerade er nicht?" gab sie lächelnd zurück.
„Sie wissen, daß ich meine Tante Marianne sehr verehre, und daß dieser kleine Vetter, so genannt in Anbetracht der zwölf Jahre, die er weniger hat als ich, mir persönlich nahe steht. Wenn sie ihn in ihre Nähe ziehen, wird es sein Unglück sein."
Evelin Horst zog eine Schulter hoch, neigte den Kopf zur Seite und ließ ihre tiefschwarzen Augen in die Calleins tauchen. Er hielt diesen Blick aus, ohne ein Wimper zu bewegen, nur unter dem Bart zuckte es wie ein halb spöttisches Lächeln.
„Lieber Graf Callein, ich fürchte, Sie sind auf dem besten Wege, sentimental zu werden", sagte sie, sich plötzlich hoch aufrichtend. „Wie kann man so weit und so traurig vorausdenken! Glauben Sie denn im Ernst, daß jeder Mann, der in meinen Kreis tritt, sich rettungslos in mich verlieben muß? Glauben Sie das wirklich?"
„Der Glaube hört auf, wo die Erfahrung in ihr Recht tritt", entgegnete er. „Wie lange kennen wir uns, Baronin? So lange, daß Sie mit beiden Händen abwinken müssen?"
(Fortsetzung folgt.)
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