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neuerbauten prächtigen Fabrikgebäudes in Hellen Flammen. Als der Dachstock eingestürzt war, griff das Feuer auf das tiefer liegende Stockwerk über, wo es an fertigen Möbeln und im Poliersaal reichlich Nahrung fand. Ein Moment nur und es war auch hier alles ein Flammenmeer. Die feuerfeste Decke des zweiten Stockwerks verhinderte ein Uebergreifen des Feuers auf die unteren Stockwerke, doch stürzte die Decke infolge der Belastung durch Schutt und Wasser gegen Morgen ein, fodaß mit Ausnahme des Maschinensaals das ganze Gebäude vernichtet ist. Die Feuerwehr tat ihr Möglichstes, allein gegenüber diesem gewaltigen Brand war sie fast machtlos, weil insbesondere das Wasser zu wenig Druck hatte.
Ulm 4. Okt. Der frühere Redakteur der Ulmer Zeitung und jetzige Parteisekretär in Oldenburg Dr. Hermann Körner wurde heute von der Strafkammer des Landgerichtes zu K Monaten und der frühere Lehrer Georg Uhl zu 5 Monaten Gefängnis verurteilt, weil sie in der Faschingsnummer den katholischen Dekan Magg und die Töchter des Rechtsanwalts Hetze! durch Inserate schwer beleidigt hatten. Die Verhandlung wurde zeitweise mit Ausschluß der Oeffent- lichkeit geführt und ergab die völlige Grundlosigkeit der in den Inseraten aufgestellten Behauptungen.
Gmünd 4. Okt. Eine 17köpsigeZigeunerbande ist hier, lt. „Remszeitung", in Haft genommen worden. Es werden ihr eine Reihe von Diebstählen in hiesiger Stadt zur Last gelegt. Die Untersuchung durch die Polizeibehörde ist noch nicht abgeschlossen.
Aus Baden 4. Okt. Ein schwerer Eisenbahnunfall ereignete sich gestern vormittag kurz nach 9 Uhr auf der Station Zuzenhausen bei Meckesheim. Dort kreuzte der 7.42 Uhr abgehende Personenzug 434 Heilbronn-Heidelberg mit dem 8.15 Uhr in Heidelberg abgehenden Personenzug 433, Heidelberg-Heilbronn. Während nun der Zug von Heidelberg her die Einfahrtsweiche vassierte, stellte der Hilfswärter Siegen- müller die Weiche zurück in der Meinung, der Zug habe sie schon passiert. Vier Wagen befanden sich aber noch vor der Weiche. Diese 4 Wagen entgleisten sofort und zwei von ihnen stürzten den Bahndamm hinab. Der dritte Wagen stand vom Gleis quer gegen den Dammabhang und der vierte, (der letzte des Zuges) blieb neben dem Gleis stehen. Im Zeitraum von wenigen Augenblicken war ein wirrer Durcheinander entstanden, in das sich die gellenden Hilferufe der Paffagiere mischten, die in den abgestürzten Wagen übereinander gekeilt waren. Die Paffagiere des Heilbronner Zuges beteiligten sich lebhaft an den Rettungsarbeiten. Mit Hilfe von Leitern wurden nach und nach sämtliche Reisenden in Sicherheit gebracht. Zufällig befanden sich zwei Aerzte im Zuge, die sofort im Bahnhofs-* wartsaal einen Verbandsaal einrichteten. Dabei
zeigte sich, daß kein Menschenleben zu beklagen war. Sieben Personen wurden leicht verletzt, darunter ein Herr Ledermann mit Frau aus Heidelberg, eine Person wurde schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt. Der Materialschaden ist natürlich sehr erheblich. Das Gleis ist zerstört, die Wagen zur Hälfte zertrümmert. Von Meckesheim kam rasch weitere Hilfe, später auch von Heidelberg und Neckarelz, um das Gleis wieder fahrbar zu machen.
München 4. Okt. Auf der Eisenbahnfahrt nach München wurde ein Russe von einem Landsmanne betäubt und beraubt. Der Beraubte ist der Student Otto v. Landern, dem sich der Eisenbahnräuber als ein Landsmann Tscherkandkes vorstellte. Er bot dem Studenten einen betäubenden Trunk an. Als Landern wieder erwachte, war er seiner Barschaft und seines Frackes beraubt. Der Räuber war verschwunden.
Berlin 4.Okt. Die Berliner Flugwoche hat gestern ihr Ende erreicht. Der Besuch war enorm, schätzungsweise haben 200 000 Menschen die Billetschalter passiert. Vom Hofe wohnte das Prinzenpaar August Wilhelm und Prinz Joachim den gestrigen Flügen bei. Ferner bemerkte man den amerikanischen, französischen und englischen Botschafter. Die sportlichen Ergebnisse waren nur zum Teil gut. Am besten schnitt wieder Rougier ab, der sich mit einem Fluge von 158 Mtr. Höhe den Höhenpreis sicherte und mit einem Passagier 12 Runden zurücklegte. Weniger Glück hatte wieder Baron de Caters. Der deutsche Aviatiker Dorn er kam nicht vom Boden ab. Auch Molon, Farman und Latham richteten wenig aus. Von den ausgesetzten Preisen gelangt nur ein Teil zum Austrag, weil die Bedingungen nicht eingehalten wurden. Das Ergebnis der Woche ist damit Folgendes: Es kommen nur der Geschwindigkeitspreis, der Höhenpreis und der Entfernungsund Dauerpreis zur Verteilung. Erster Sieger im Geschwindigkeitspreis ist Latham, der damit 8000 baar und einen Ehrenpreis in Höhe von 5000 ^ Wert erhält. Den Höhenpreis für seinen Flug von 158 Mtr. erhält Rougier mit 10 000 Rougier ist auch erster Sieger im Entfernungs- und Dauer-Preis. Er gewinnt damit weitere 40000 ^ und den Pokal von Berlin. Wegen der Annullierung der übrigen Preise, von denen nur noch ein Trostpreis von 2000 an Baron de Caters gezahlt wird, ist es zu Differenzen zwischen den Aviatikern und der Flugplatzgesellschaft gekommen. Auch die Meinungsverschiedenheiten zwischen der Flugplatzgesellschaft und den Aviatikern Beza und Edward haben neuerdings noch eine Verschärfung erfahren. Die Gesellschaft hat die Apparate der Flieger mit allem Zubehör zurückbehalten.
Berlin 4. Okt. Einer hiesigen Korrespondenz zufolge entstand gestern in dem Dienstzimmer des Bahnhofsvorstehers in Groß- lichterfelde-Ost ein B r and, durch den verschiedene
man einladen, nach Beverley hinauszukommen. Seine Anwesenheit gab mir ein wundervolles Gefühl von Sicherheit, und da ich meinen Verfolger mehrere Tage lang nicht zu Gesicht bekam, so begann ich allen Ernstes zu hoffen, der Rosemere-Mord würde für ewige Zeiten ein Geheimnis bleiben. Da las ich eines Morgens zufällig in der Zeitung, ein tobsüchtig gewordener Franzose fei auch jener Tat verdächtig. Natürlich gab es jetzt für mich keine Wahl mehr: ich mußte mich der Gerechtigkeit überliefern. Das wußte ich. Aber als Sie mir dann sagten, dieser Argot sei unheilbar wahnsinnig und werde den Rest seines Lebens in einem Irrenhaus verbringen, da fragte ich micb, ob es wirklich notwendig sei, das schreckliche Opfer meines Lebens zu bringen. Aber so viel war mir klar: ich mußte nach New-Dork, um sofort zur Hand zu sein, falls eine unerwartete Wendung eintreten sollte. Jetzt werden Sie verstehen, warum ich meine Mutter so inständig und hartnäckig bat, mit mir nach der Stadt zu reisen. Schließlich tat sie mir ja den Willen. Wie dankbar war ich Ihnen, daß Sie ihr diesen Rat gegeben hatten.
Hier in New-Uork fühlte ich mich wirklich viel ruhiger als auf dem Lande, besonders, als ich sah, daß ein Eingreifen zu Argots Gunsten wirklich nicht nötig sei. Da traf ich gestern mit Herrn Merritt zusammen, und dieser erzählte mir, auf Frau Atkins ruhe der Verdacht, den Mord begangen zu haben, und sie habe infolgedessen heimlich ihr Haus und ihren Gatten verlassen.
Ich hatte schweigen dürfen, als nur ein armer Irrer in Betracht kam, der unter keinen Umständen seine Freiheit jemals wieder genießen konnte und dem mein Schuldbekenntnis nichts genützt haben würde. Aber
Schriftstücke, sowie etwa 6000 ^ Papiergeld vernichtet wurden. Als eine im Nebenzimmer beschäftigte Fahrkartenverkäuferin das Zimmer des Vorstehers betrat, lag dieser bewußtlos am Boden. Nach seiner Darstellung ist er beim Kaffenabschluß plötzlich von einem Schwindelanfall ergriffen worden, wodurch eine Kerze umfiel und das Feuer entstand. Unter den Papierresten wurden u. a. der Rest eines Hundert- und der eines Zwanzigmarkscheines gefunden.
Berlin 4. Okt'. Im Norden Berlins, in der Jnvalidenstraße 117 wurde gestern in der 8. Morgenstunde der Kleiderhändler Horwitz in seinem Verkaufsraum von einem jungen Menschen hinterrücks niedergeschlagen und schwer verletzt. Der Täter flüchtete unter Mitnahme eines Anzuges, konnte aber ergriffen werden. Es ist ein aus Glatz gebürtiger 20jähr. Ackerknecht.
Zürich 3. Okt. (Gordon-Bennett- Luftwettfahrt.) Von den gestern nachmittag zur Weitfahrt aufgestiegenen 18 Ballons sind bisher gelandet: „Justitia", Frankfurter Verein, in der Nähe von Konstanz, „Danmark", Danske Aeronaut, 10 km nördlich von St. Gallen, „Windsbraut", Schlesischer Verein, bei Mün- singen in Württemberg, „Tschudi", Berliner Verein, der 4 Stunden in einem Wolkenbruch war, zu Steinach im Kanton St. Gallen, „Barmen", Niederreinischer Verein, zu Wilhelmskirch im Oberamt Ravensburg, „Kolmar", Verein für Luftschiffahrt in Kolmar, bei Schneegestöber in Waldsee, „Belgica", A. C. Belgique, in Lichten- fels bei München, „Frankfurt", Frankfurter Verein, bei starkem Regen bei Ueberlingen. „St. Gotthard", vom Schweizer Aeroklub, bei Alt- Ziegenrück in Mittelsranken, „Hamburg II" vom Hamburger Verein, bei Unter-Wörnitz in Mittelfranken, „Hildebrandt" vom Berliner Verein, 50 km nördlich Rothenburg o. Tauber, „Clouth V" vom Kölner Klub für Luftschiffahrt, bei Lehrberg in Mittelfranken; „Essen" vom Frankfurter Verein, bei Beneschau in Böhmen, „Plauen" vom Vogtlündifchen Verein, bei Braunsberg in Württemberg, „Prinz Adolf" vom niederrheinischen Verein, bei Wiesbaden, „Pommern" vom pommerischen Verein, bei Langgöns in Oberhessen. Der Ballon „Ulm" vom Oberschwäbischen Verein (Führer Oberleutnant Schott) landete am Samstag nachmittag 2 Uhr bei Lohr am Main.
Zürich 3. Okt. (Zielfahrt.) Das Preisrichterkollegium hat die Reihenfolge der Sieger bei der Zielfahrt wie folgt festgestellt: 1. „Mars" (Schweiz), der nur 0,6 km von dem gewählten Ziel Altikon niederging. 2. „Vers l'Azur" (Belgien) 1,350 km vom Ziel. 3. „Bise" (Schweiz) 1,6 km vom Ziel. 4. „Jla" vom Frankfurter Verein, Führer C. H. Thewald, 1,8 km vom Ziel bei Frauenfeld. 5. „Kumulus" (Schweiz) 1,9 km vom Ziel. 6. „Taunus" vom Frankfurter Verein, 2,450 km vom Ziel. 7. „Novara" (Italien) 2,8 km vom Ziel. 8.
jetzt lag der Fall natürlich anders. Ich beschloß, das Schweigen zu brechen — und ich habe es getan. Ich hatte, da ich auf eine lange Trennung von meiner Mutter rechnen muß, noch vielerlei zu besorgen und zu ordnen; ich beschloß daher, erst heute mich bei der Polizei zu melden.
Und dies ist das Ende meiner Geschichte."
Es ist so ziemlich auch das Ende der meinigen. Es kostete mich keine große Mühe, May zu überzeugen, daß die Veröffentlichung ihrer Beichte keinem Menschen etwas nützen könnte, aber ihre Mutter in tiefes Leid stürzen müßte.
Das Urteil der Jury lautete, wie es nichts anders zu erwarten war, „Allan Brown habe von der Hand einer oder mehrerer unbekannter Personen den Tod gesunden", und das ganze Verfahren wurde natürlich eingestellt.
Ob der ermordete Allan Brown wirklich früher Allan Derwent geheißen hatte, ist Geheimnis geblieben. Da May ihren Bruder vor vielen Jahren zuletzt gesehen hatte, als er noch ein bartloser Jüngling war, so wäre es nicht zu verwundern, wenn sie ihn in dem bärtigen, wüsten Trunkenbold nicht wiedererkannt hätte. Von Allan Derwent hat man jedenfalls niemals wieder etwas gehört, und ich für meine Person bin überzeugt, daß er es ist, der in einem der Gräber auf dem Friedhof der Namenlosen den ewigen Schlaf schläft.
Seitdem sind Jahre vergangen, und May Derwent ist nicht mehr May Derwent, sondern, wie ich zu meiner größten Freude berichten kann, Frau l>. Rowland.
Ende.