232. Amt»- Md Anzeigeblatt für den Gberamtsbezirk Calw. 8-r. r-hr,«,.
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rrfcheinunzstage: Montag, Dienstag Donnerstag, Freitag und TamStag, I 0 Bfg. pro Zeile sür Stadt u. vezirksorte; außer
, MittwoH, nsertionSpreis Bezirk lS Pfg.
Dienstag, -en 5. Oktober 1909.
BezuaSpr.i.d. Stadt7'^LHrl.m. DrLgerl. Mk. 1,25, PostbezugSpr, s.d. vrtS- u. Nachbarortsoerk, >/,jähr l, Mk, 1,20, im Fernverkehr Mk, 1 ,» 0 . Bestellg. in Württ. so Bfg-, in Bayern u. Reich 42 Vs2
Tkgesueuiffkeite«. ?
^ Calw 5. Okt. Fr. Letsche in der ! Stuttgarter Straße hat sein Wohnhaus nebst umliegendem Garten an Bahnwärter Benz im Hau um die Summe von 13 500 und das anstoßende Baumgut mit Heuscheuer an Oberamtsdiener Luibrand um 4200 ^ verkauft.
Deckenpfronn. Der Bienenzüchterverein Calw hielt am letzten Sonntag Nachmittag im „Bären" seine Herbstver- sammlung ab, zu welcher zahlreiche Jmkerfreunde (ca. 50) aus der Nähe und aus beträchtlicher Ferne (Oberkollwangen, Sindelfingen) herbeieilten. Zuerst eröffnete und begrüßte Vorstand Knecht die gutbesuchte Versammlung. Er gedachte sodann der heurigen Honigernte und bezeichnete sie im allgemeinen als eine befriedigende, ja für einzelne Gegenden Württembergs und auch unseres Bezirks recht günstige. Das ist sehr erfreulich im Hinblick auf das honigarme Jahr 1908. Im weiteren erstattete er Bericht über die 20. Hauptversammlung und Ausstellung des Württ. Landesverein für Bienenzucht in Schwäbisch Gmünd vom 18. bis 20. Sept. 1909. Für die Ausstellung daselbst war er als Preisrichter ausgestellt. Seinem Bericht entnehmen wir, daß nur die nächste Umgebung der Feststadt die Ausstellung gut beschickt hatte, sodaß deshalb jedem Aussteller ein Preis erteilt werden konnte. Die Erfahrungen, die er bei dieser nicht gerade angenehmen und dankbaren Aufgabe als Preisrichter machte, waren für die anwesenden Imker äußerst interessant und lehrreich und gaben ihnen treffliche Winke für etwaige spätere diesbrzügl. Veranstaltungen. Ferner referierte Oberamtsdiener Luibrand- Calw über die teilweise recht lebhaften Verhandlungen der Vertreterversammlung in Gmünd. Näher aus die einzelnen Punkte: Vorstandswahl,
Taschenkalender von Elsäßer, Honigvermittlungs- > ! stelle, Honigpreise rc. einzugehen, halte ich nicht für nötig, da die Bienenpflege den Mitgliedern gewiß genügenden Aufschluß erteilt. Der Referent brachte durch seine Erörterungen über Honigpreise den bekannten Honigprozeß gegen „R. u. Cie." auf die Tagesordnung. Unser rühriger und verdienter Vorstand hat große Anstrengungen gemacht und keine Zeit und Mühe gescheut, die Gerichtsbehörden von dem unehrlichen Handeln der Genannten zu überzeugen. Die letzten Tage brachten ihn nun nach einjährigem Kampfe einen guten Schritt näher seinem Ziele. Für diese seltene Aufopferung und Uneigennützigkeit wurde ihm lebhafter Dank von der Versammlung ausgesprochen und seine Tätigkeit allseitig anerkannt und gewürdigt. Zum Schluß mahnte Vorstand Knecht die Mitglieder recht dringend ja doch den dunklen Tannenhonig aus dem Wintersitz der Bienen zu entfernen, weil sonst durch Nichtbefolgung dieses ganz gewiß die gefürchtete Bienenruhr auftrete. Für all die erhaltenen Winke und Förderungen in der Bienenzucht dankte Schultheiß Luz im Namen aller Anwesenden dem verehrten Vorstande. Nun wurde noch der schöne und musterhafte Bienenstand von Süßer besichtigt, um hier gerade praktisch zu zeigen wie der Wintersitz bezw. das Winterlager des Bien beschaffen sein muß, wie das Futter und der Pollen am rechten Platz sein muß und wie die Königinzucht auf einfache und praktische Weise getrieben wird. Dem noch sehr jungen, strebsamen, praktischen Mann aber wünschen wir fortzufahren auf der von ihm betretenen Bahn. Sein Fleiß u. Eifer wird gewiß nicht unbelohnt bleiben! — Also, du Imker, prüfe dich, ob du dem allem nachgekommen bist, denn das ist deine Herbstsaat.
tt. Scii-t.
Leonberg 4, Okt. Auf die am Samstag verbreitete Nachricht, daß am Sonntag auf dem Engelberg eine Flugmaschine Probeflüge unternehmen werde, bestieg ein zahlreiches Publikum den Berg, um mehr oder weniger enttäuscht von dannen zu ziehen, denn die Hauptsache, das „Motorle" und auch der Frankfurter Techniker fehlten. Das schöne Herbstwetter ließ den Fehlgang weniger bitter empfinden, befriedigt wird übrigens der Blockhauswirt gewesen sein, der einen guten Tag hatte. Aufgestellt war ein Modell einer Flugmaschine, das vielfach mit Interesse besichtigt wurde. Inwieweit eine Ausführung dieses Modells Aussicht auf einen Erfolg hat, kann natürlich nur der Fachmann, evtl, eine Probe, feststellen. Immerhin hat sich der Verfertiger Baumgärtner viel Mühe gegeben und wäre ihm ein Erfolg zu gönnen.
Haberschlacht 3. Okt. ^Bor Mitte Oktober wird auch hier die Weinlese nicht beginnen, da sie soweit als möglich hinausgeschoben wird. Die Trauben sind weit voran, die warmen Tage und die vorhandene Feuchtigkeit fördern die Reife sehr. Der Ertrag wird etwa so groß wie 1908 werden. Die geringen Lagen geben wenig Ertrag. Von Krankheiten sieht man sehr wenig. Der große Eifer im Bespritzen und Schwefeln hat sich gelohnt. Der Weingärtnerverein beginnt in dieser Woche mit der Vorlese zum Zweck der Bereitung der Reinhefe, die auch in dem neuen strengen Weingesetz ausdrücklich erlaubt ist. Die Käufer sind zur Besichtigung der schön grünen Weinberge freundlich eingeladen.
Schramberg 4. Okt. In der Nacht vom Samstag zum Sonntag brach gegen V-2 Uhr früh in der Möbelfabrik Moser Feuer aus. In der kürzesten Zeit stand der mit Vorräten angefüllte Dachstock des erst vor ca. 3 Jahren
Das Haus gegenüber.
Kriminal-Roman von E. Kent.
(Schluß.)
Herr Norman schrieb nun schnell ein paar Zeilen an seinen Kammerdiener auf und schloß diese nebst dem kostbaren Schlüssel in einen adressierten Briefumschlag, den er mir übergab. Ich sollte diesen Brief so schnell als möglich nach dem nächsten Dienstmannsbureau bringen, durch expressen Boten besorgen lassen und gleich an Ort und Stelle auf die Antwort warten, die unter dem Namen „Fräulein Elisabeth Wright" eintreffen sollte.
Der Brief an den Kammerdiener erhielt den Befehl, unverzüglich nach dem beiliegenden Muster einen zweiten Schlüssel anfertigen zu lassen. Herr Norman glaubte dem Diener, der schon seit Jahren in der Familie war, volles Vertrauen schenken zu können. Daß ich selber mit dem Schlüffe! zu einem Schlosser ging, war natürlich völlig unmöglich. Die Polizei würde dies sofort herausgebracht haben.
Es schien mir eine Ewigkeit zu dauern, bis ich das Paket mit den beiden Schlüsseln in Händen hatte. Endlich aber kam es an, und ich eilte in unsere Wohnung zurück. Glücklich gelang es, den Originalschlüfsel wieder an Ort und Stelle zu bringen, ohne daß es jemand sah. Auf Herrn Normans Rat hielt ich mich den Tag über möglichst wenig in der Wohnung auf, sondern besorgte allerlei Einkäufe.
Dann kam die Nacht. Auf Herrn Normans Rat vermummte ich mich nach Möglichkeit, damit ich, selbst wenn wir überrascht würden, immer noch einige Aussicht hätte, nicht erkannt zu werden. Ich zog daher ein schwarzes Kleid an, verbarg meine Hände in schwarzen Handschuhen und band mir einen schwarzen Schleier dicht um mein blondes Haar.
Endlich schlug es zwei Uhr. Diese Stunde hatten wir für das
Hinüberschaffen der Leiche gewählt, weil um zwei in der Frühe die Menschen im festesten Schlaf liegen. Ohne noch eine Minute zu zögern, gingen wir — aber ich bitte Sie, ersparen Sie mir ein Eingehen auf die Einzelheiten dieser entsetzlichen Viertelstunde, die jetzt folgte! Genug, unser Vorhaben gelang, ohne daß uns jemand sah.
Um sechs Uhr verließ der Freund, der mir so treu beigestanden war, das Haus. Ich selber mußte noch etwas länger warten, und gerade in dem Augenblick, wo ich endlich frei zu sein glaubte, kam der Hausverwalter und überbrachte mir eine Bitte oder vielmehr einen Befehl des Coroners, daß ich bis zu meiner Vernehmung das Haus nicht verlassen möchte. Wäre Macgorry nicht selber so aufgeregt gewesen, so hätte er das Entsetzen bemerken müssen, das mich bei seinen Worten ergriff; ich bildete mir nämlich ein, mein Geheimnis sei bereits entdeckt worden. Zum Glück dauerte es eine geraume Weile, bis ich vorgerufen wurde, und ich hatte Zeit, meine Selbstbeherrschung zurückzugewinnen. Wie es bei der Vernehmung herging, wissen Sie ja selber.
Als diese Qual endlich vorüber war und Herr Merritt mich auf die Straße begleitet hatte, um mir eine Droschke zu besorgen, glaubte ich, jetzt sei aller Verdacht von mir genommen. Aber unterwegs bemerkte ich, daß ein Mann mir folgte; ich sah ihn aus der Straße, in dem Eisenbahnzug, der mich nach Beverley brachte, und schließlich stieg er mit mir zusammen aus. Es war klar, daß der Mann nur ein Kriminalbeamter sein konnte. Ich wurde also von der Geheimpolizei verfolgt, überwacht. O, was für ein fürchterlicher Gedanke!
Von diesem Augenblick an hatte ich keine Ruhe mehr. Ich wagte nicht mehr aus der Tür zu gehen, nicht mehr in unserem Garten zu spazieren.
Wovor ich eigentlich Angst hatte, das vermöchte ich selber nicht zu sagen, denn natürlich hätte man mich ebensogut im Hause verhaften können, wie draußen auf der Straße. Zuletzt konnte ich die fürchterliche Spannung meiner Nerven nicht länger ertragen und ließ meine Mutter Herrn Nor-