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Beschlüssen der Zweiten Kammer zu den ab­weichenden Beschlüssen der Ersten Kammer, soweit sie die einzelnen Bestimmungen des Entwurfs selbst betreffen, also mit Ausnahme der von der Zweiten Kammer gefaßten Resolution, beizutreten. Dagegen wird beantragt, seitens der Ersten Kammer folgende Resolution zu beschließen: Zu Art. 1 Abs. 5, Hilfsschulen betreffend:Die Erste Kammer spricht es ausdrücklich als eine aus den Bestimmungen des Volksschulgesetzes sich ergebende Voraussetzung aus, daß jedenfalls bei Hilfsschulen, die nicht auf die Angehörigen eines Bekenntnisses beschränkt sind, ein Zwang zum Eintritt in die Schule nicht stattsindet. Die zweite Resolution bezieht sich auf die Artikel 8 und 9, Höchstschülerzahlen, und lautet:Die Staatsregierung zu ersuchen, die Vorschriften der Artikel 8 und 9 unter schonender Rücksichtnahme auf die jeweilige Finanzlage des Staates und auf die Leistungsfähigkeit der Gemeinden durch­zuführen." Dagegen liegt seitens der Minderheit der Kommission der Ersten Kammer zu Artikel 79 (Geschäftsführung des Ortsschulrats) der Antrag vor, auf dem Beschluß der Ersten Kammer zu beharren, jedoch den Bezirksschulaufseher bei der Geschäftsführung auszuschalten.

Stuttgart 11. Aug. Die württem- bergische 1. Kammer hat heute mit 28 gegen 8 Stimmen dem Volksschulgesetz zugestimmt. Damit ist die Uebereinstimmung zwischen beiden Häusern hergestellt und das ganze Gesetz zustande gekommen.

Stuttgart 11. Aug. Die Zweite Kammer erledigte heme zwei Eisenbahnpeti­tionen. Der Abg. Locher (Z.) berichtete über eine Eingabe um baldige Erbauung einer nor- malspurigen Eisenbahn von Dornstetten über Hallwangen nach Pfalzgrafenweiler. Die Kommission beantragte Berücksichtigung. Weitere Eingaben um Erbauung von Bahnen Pfalz­grafenweilerFreudenstadtHochdorf und Pfalz­grafenweilerLützenhardtDornstetten werden für erledigt erklärt. Schmid - Freudenstadt (V.) empfahl die Linie FreudenstadtPfalzgrvien- weiler, die für den Holztransport der nächste Weg durchs Murgtal zum Rhein wäre. Hoffent­lich falle die letzte Entscheidung zu Gunsten Freudenstadts aus. Schaible lB.K.) beantragte Berücksichtigung für die Linie Pfalzgrafenweiler LützenhardtDornstetten. Ministerpräsident v. Weizsäcker erklärte, sich auf die Streitfrage der verschiedenen Linien nicht einlassen zu wollen. Die Gründe der Generaldirektion für die Linie PfalzgrafenweilerDornstetten halte er für sehr dringend, doch lehne er eine entscheidende Stellung­nahme ab. Die Regierung könne sich im jetzigen Zeitpunkt nicht binden. Erst wenn es möglich sein werde, an die Frage praktisch heranzutreten,

dann werde vor Einbringung einer Exigenz ein endgiltiger Beschluß gefaßt werden. Keßler (Z.) unterstützte den Antrag Schaible. Für die Freudenstädter Ausflügler zu sorgen, sei nicht Sache des Staats, sondern der Stadt. Liesching (V.) vertrat den Standpunkt der Kommissions­mehrheit, Schach (Ztr.) den Antrag Schaible. Als der Abg. Keßler nochmals das Wort ergriff, ertönten allgemeine Oh-Oh-Rufe (Große Heiter­keit). Das Haus lehnte den Antrag Schaible ab und nahm den Kommissionsantrag an. Zu einer Eingabe der Gemeindebehörde von Kalten­tal um Eingemeindung in Stuttgart beantragte die Kommission für Gegenstände der inneren Ver­waltung, die Regierung möge mit der Amtskörper­schaft und der Stadt Stuttgart darüber verhandeln, daß sie der Gemeinde Kaltental mit Beiträgen unter die Arme greifen, damit sie in den Stand gesetzt wird, die unbedingt nötigen Einrichtungen zu schaffen bezw. zu verbessern namentlich Verbesserung der Schulverhältnisse, der Orts­straßen, die Herstellung einer Kanalisation und Straßenbeleuchtung. Außerdem sollen die Staats­beitragsgesuche Kaltentals zu Schulhausbauten und zum Schulaufwand im Hinblick auf die be­sonderen Verhältnisse berücksichtigt und auf die Abschaffung des Pflastergelds in Stuttgart hin­gewirkt werden. Hildenbrand (Soz.) unter­stützte den Kommissionsantrag. Minister v. Pischek äußerte sich sehr pessimistisch gegenüber dem Antrag. Ersehe nicht die Möglichkeit, die Er­füllung dieser Wünsche zuzusagen. Nach weiteren Bemerkungen des Berichterstatters Röder (DP.) wurde der Kommissionsantrag angenommen. Eine Bitte des Verbands der Amtskorporations­straßenwärter Württembergs um Schaffung einer besseren Alters- und Hinterbliebenenversorgung wurde nach einem Referat des Abgeordneten Sommer der Regierung zur Erwägung über­geben. Hitler (BK.) berichtete über eine Bitte der Handwerkskammer Stuttgart um Aufnahme der Handwerkskammersekretäre in die Pensions­kaffe für Körperschaftsbeamte, sowie über ein GesuchderHandelskammersekretärevon Reutlingen, Ulm und Rottweil um Einbeziehung in das Ge­setz über die Pensionsrechte der Körperschafts­beamten und ihrer Hinterbliebenen. Er befür­wortete den Kommissionsantrag, beide Eingaben der Regierung zur Erwägung zu übergeben. Dieser Antrag wurde ohne Debatte angenommen. Ueber eine Bitte des Privatiers Anton Engler von Seekirch OA. Riedlingen um Rechtshilfe wurde nach einem Referat des Abg. Sommer zur Tagesordnung übergegangen. Damit war die Tagesordnung erledigt. Morgen: Revision der Geschäftsordnung.

Tübingen 11. Aug. Am Ende der Lindenallee über sch lug sich gestern vormittag

ein aus der Stadt kommendes, mit drei Personen besetztes Automobil und begrub diese. Ein älterer Herr wurde leblos hervorgezogen und das jüngere Paar in die Klinik mit schweren Verletzungen übergeführt.

Ulm 11. Aug. Eine gestern hier abgehaltene Versammlung der Inhaber von Zigarrenspezial­geschäften beschloß, die durch die neuen Reichs­steuern notwendig werdende Erhöhung der Zigarrenpreise am 16. August in folgender Weise in Kraft treten zu lassen: Fünfpfennig­zigarren kosten dann 6 Sechspfennigstück 7 bis 8 A Siebenpfennigstück 89 A Achtpfennig­stück 10 A und Zehnpfennigstücke 12 A Gleich­zeitig wurde eine Vereinigung der hiesigen Zigarren­händler gegründet.

Pforzheim 11. Aug. Eine hiesige Bijouteriefabrik ist um 10 000 gestraft worden, weil sie Postpakete als Beischlüffe annahm. Der Fabrikinhaber starb vor acht Tagen am Herzschlag.

Pforzheim 11. Aug. Gestern wurden in Karlsruhe wieder ein paar Goldschnipfler vor der Strafkammer verhandelt, die aus Bijouterie­fabriken Gold und Silber entwendet hatten. Die Betreffenden, Albert Wintermantel, Julius Stump, Karl Fricker und August Coblenzer, erhielten 6 Monate, zwei je 8 und 3 Monate Gefängnis.

München 11. Aug. Ein Schlachthaus- Skandal wurde in der oberbayrischen Stadt Weilheim aufgedeckt. Der Schlachthaus-Aufseher Danner und sein Sohn wurden plötzlich vom Dienst suspendirt. Sie sollen feit Jahren Fleisch von krankem Vieh, das dem Wasenmeister ver­fallen war, in Säcken fortgeschafft und an Wirte in der Umgebung verkauft haben.

Frankfurt a. M. 11. Aug. Nach einer Meldung derFranks. Ztg." aus New-Aork ist der Sommerort Monticello abgebrannt. 100 Wohnhäuser, 50 Läden und Hotels sind zerstört. Zahlreiche Sommergäste sind verletzt. Der Schaden beträgt Millionen.

Frankfurt a. M. II. Aug. Der Parseval-Ballon der gestern Abend 6'/» Uhr mit 6 Passagieren und vier Mann Besatzung aufgestiegen war, nahm zunächst die Richtung nach Wiesbaden. Anscheinend war aber der Gegenwind zu stark, denn alsbald wendete der Ballon und fuhr nach Norden. Kurz nach 7 Uhr kehrte das Luftschiff wieder zur Ausstellung zurück, wo die Landung erfolgte.

Berlin 11. Aug. General der Kavallerie von Einem ist auf seinen Wunsch von seiner Stellung als Kriegsminister enthoben und mit der Vertretung des beurlaubten kommandierenden Generals des 7. Armeekorps in Münster i. W. beauftragt worden.

Nicht viel. Die junge Dame ist zu ihrer Mutter zurückgekehrt. Diese Absicht hatte sie uns ja kundgegeben. Seit ihrer Ankunft hat sie das Zimmer gehütet, hat jedoch nichts davon wissen wollen, daß ein Arzt geholt werde."

Haben Sie schon herausgebracht, wer der Tote in Wirklichkeit ist?" fragte ich nach einer kleinen Pause.

Nein", antwortete der Detektive mit einem etwas trüben Blick, und ich kann's auch nicht herausbringen. Jim und Joe bleiben beide bei ihrer Aussage. Ich erwartete, Jim würde wankend werden; seine Aussage war anfangs viel weniger bestimmt. Aber ob er sich nur in den Glauben hineingeredet hat, daß der Ermordete der Besucher der jungen Dame sei, oder ob die Aehnlichkeit wirklich so groß ist, daß der Junge Grund zu seiner Annahme hat, darüber vermag ich nicht klar zu werden."

Es scheint indessen, daß Sie den Ermordeten für den Bekannten der Frau Atkins halten, die in so auffallender Weise über seine Vor­geschichte und jetzigen Verhältnisse unterrichtet war."

Hm ich weiß doch nicht recht. Wir haben nämlich herausgebracht, daß ein gewisser Allan Brown einen Platz im Mitternachtszug nach Boston belegt hatte."

Wirklich? Nun, ich war überzeugt, Allan Brown sei lediglich ein Phan­tasiegebilde der kleinen Dame. Nebenbei bemerkt es ist ein sonderbares Zusammentreffen, daß zwei Allans in diese Geschichte verwickelt sind."

Daran habe ich auch schon gedacht", murmelte Merritt;denn Allan ist doch durchaus kein so alltäglicher Name. Aber noch viel sonder­barer ist der Umstand, daß wir weder von Allan Brown noch von dem Ermordeten ich will einmal annehmen, daß dies zwei verschiedene Personen sind eine Spur entdecken konnten, außer der Tatsache, daß am Dienstag nachmittag von einem Mann, der diesen Namen angab, ein oberes Bett im Schlafwagen nach Boston bezahlt wurde und daß die Be­schreibung dieses Mannes auf unseren Ermordeten paßt, was ja aber ganz natürlich ist, da er nach Frau Atkins' Aussage diesem sehr ähnlich sehen sollte. Frau Atkins sprach die Vermutung aus, daß dieser Herr

Brown in New-Dork fremd gewesen sei, und ich habe keine Ursache, hie­ran zu zweifeln. Nun wird ein Mann, der einen. Gesellschaftsanzug trägt und mit einer Dame wie Frau Wkins bekannt ist, aller Wahrscheinlichkeit nach doch ein ziemlich anständiges Quartier hier gehabt haben. Wir haben aber Nachforschungen in allen Hotels und Logierhäusern angestellt von den billigsten bis zu den teuersten hinauf, und in keinem einzigen wußte man etwas von einem Man Brown, in eine« einzigen er­kannte man nach der genauesten Beschreibung den Ermordeten als einen Mann, der in den letzten Tagen als Gast abgestiegen wäre. Natürlich kann der Ermordete irgendwo ein Zimmer gehabt haben, vielleicht sogar eine eigene Wohnung oder ein ganzes Haus, und in diesem Fall wird es länger dauern, bis wir ihn ausfindig gemacht haben. Doch auch so ist es auffallend, daß niemand sich gemeldet und ihn als abgängig bezeichnet hat, obwohl seine Personalbeschreibung in allen Zeitungen stand. Das Leichenschauhaus ist von Neugierigen überlaufen worden, aber bis jetzt hat sich noch niemand gesunden, der den Toten gekannt haben will."

Das ist allerdings merkwürdig, zumal da doch der Tote aller Wahrscheinlichkeit nach den höheren Ständen angehört hat. Offenbar muß er reich gewesen sein. Die Perlenknöpfe seines Hemdes waren sehr schön."

O, die Perlen waren bloß Imitation; und ich möchte glauben, daß er nicht nur nicht reich, sondern im Gegenteil zur Zeit seines Todes in sehr bedrängten Umständen war, während allerdings anderes dafür spricht, daß er früher bessere Tage gesehen hatte."

Was Sie sagen!" rief ich aus.

Ja. Bemerkten Sie nicht, daß seine Kleider, obgleich aus sehr teuren Stoffen gearbeitet, geradezu schäbig waren? Seine seidenen Strümpfe waren völlig zerschlissen, an seinen Lackschuhen waren die Absätze schief getreten."

Ja, das habe ich wohl bemerkt."

Aber diese imitierten Perlen haben Sie, wie ich sehe, gegen alles andere blind gemacht", bemerkte Merritt mit einem Lächeln.