786
Kranzform auf. In der Mitte steht die Zahl 25, unten das Münzzeichen. Auf der Reversseite befindet sich der Reichsadler in wenig veränderter Form, darüber die Worte „Deutsches Reich" und unter dem Reichsadler die Jahreszahl der Prägung. Die Bestellung der Nickelplättchen wird in allernächster Zeit erfolgen. Wieviel 25-Pfennigstücke vorerst in den Verkehr kommen, steht noch nicht fest.
Stuttgart 9. Aug. (Manöverpostpakete.) Im Hinblick auf den bevorstehenden Verkehr in Soldatenpaketen während der Kaiserparade und den anschließenden Manövern weisen wir unsere Leser darauf hin, daß für Pakete ohne Wertangabe an Soldaten bis drei Kilo ein ermäßigtes Porto von 20 ^ besteht und daß für diese Pakete, die den Vermerk: „Soldatenbrief. Eigene Angelegenheit des Empfängers!" tragen müssen, im Falle der Nach- oder Rücksendung Porto nicht erhoben wird. Pakete über drei Kilo sind nicht in den Garnisonsort, sondern in den am Postschalter zu erfragenden Ort zu adressieren, wo die betreffende Kompagnie rc. etwa am zweiten Tag nach der Einlieferung des Pakets ihre Postsachen abholt. Um Nachsendungsporto zu ersparen, empfiehlt sich die Verpackung in drei-Kilopaketen, da es häufig vorkommt, daß die Truppenteile nicht jeden Tag Pakete abholen. Postkarten an Soldaten sind wie Briefe dann portofrei, wenn sie den vorgeschriebenen Vermerk tragen, ebenso Drucksachen in verschlossenen Briefumschlägen bis zum Gewicht von 60 Gramm (z. B. Zeitungen an Soldaten).
Feuerbach 10. Aug. Der Einsturz in dem Tunnelneubau zwischen hier und dem Noidbahnhof ist um 7^4 Uhr erfolgt. Die eingestürzte Stelle ist 300 Meter vom Stuttgarter Eingang entfernt. Man war dort seit einiger Zeit mit Ausmauerungsarbeiten beschäftigt. Da nun offenbar das Gerüst nachgegeben hat, sind auf einer Entfernung von 20—30 Metern die Erdmassen heruntergebrochen. Die Berufsfeuerwache, die man sofort alarmiert hatte, konnte bald wieder abrücken, zumal, da sich die Befürchtung, daß Personen unter der Einsturzstelle begraben seien, als unbegründet herausstellte. Auch sind keinerlei Verletzungen vorgekommen. Die Aufräumungsarbeiten werden von der den Tunnel ausführenden Firma Bachstein u. Baresel vorgenommen.
Eßlingen 10. Aug. Die in der Nacht vom Sonntag auf Montag auf der Bahnstrecke Eßlingen—Untertürkheim aufgefundene schrecklich verstümmelteLeiche einer männlichen Person ist jetzt als der 18jährige Schaber aus Uhlbach identifiziert worden.
Nürtingen 10. Aug. Gestern mittag kurz nach 1 Uhr ereignete sich in der hiesigen
Dampfziegelei ein schrecklicher Unfall. Der erst seit einigen Monaten verheiratete, 26jährige Ziegeleiarbeiter Karl Beck von hier wurde von einem Kammrad erfaßt, in die Transmission geschleudert und fürchterlich zugerichtet, ein Arm wurde ihm vollständig herausgerifsen. Mitglieder der Sanitätskolonne schafften ihn ins Krankenhaus, wo er wohl seinen schweren Verletzungen erliegen wird.
Vom Heuchelberg 10. Aug. Der Weinstock ist in den niederen Lagen nicht mehr viel wert. Die frühen Fröste haben sehr geschadet, die Trauben sind marschiert oder abgefallen. Dagegen stehen die Berglagen üppig. Laub und Beeren sind gesund, der Traubenbehang ist sehr reichlich. Vereinzelt trifft man Peronospora, die Blattfallkrankheit an, auch Mehltau. Doch hat diese Krankheit wieder eingestellt. Es wird gegenwärtig vielfach und mit Erfolg geschwefelt. Bei kochender Hitze im August und bratender Septemberglut wird auf einen guten Herbst gerechnet. Allerdings darf aber kein Wettersturz, wie Heuer schon einige- rnale, mehr kommen.
Gmünd 10. Aug. Ueber die Bluttat in der Ziegelgasse erfährt die „Remsztg.", nachdem gestern die umfangreiche Untersuchung und Zeugenvernehmung abgeschlossen worden ist, von zuständiger Seite folgende Einzelheiten: Der getötete Kutscher Frei befand sich Samstag abend mit zwei weiteren Bekannten in der Wirtschaft zum „Falken". In später Stunde mußte er nochmals eine Fahrt nach Waldstetten machen und kam von dort gegen 2 Uhr nachts zurück. Nachdem er sein Fuhrwerk und seine Pferde versorgt hatte, wollte er mit einem seiner Begleiter seine Schwester, die sich noch bei einer Hochzeit im „Hasen" befand, aufsuchen, um den Wohnungsschlüssel zu holen. In der Waldstetter- gasse stießen sie auf Letzer, der mit dem Begleiter Konrad Heilig, jedoch nicht durch sein eigenes Verschulden, Wortwechsel bekam, wobei H. tätlich wurde. Letzer wollte sich dies nicht gefallen lassen, sondern suchte sich zu rächen. Aus diesem Grunde verfolgte er Frei und Heilig in die Ziegelgasse, drohte ihnen mit Erschießen und Erstechen und forderte sie auf, zu ihm herzukommen. H. suchte sein Vorhaben zu vereiteln und setzte sich mit einem Prügel zur Wehr, während Frei den Letzer gegen ein Haus stieß. In diesem Augenblick muß nun Letzer angenommenermaßen dem Frei den verhängnisvollen Stich beigebracht haben. Es dürfte daher nach dieser zuverlässigen Schilderung Notwehr seitens des Letzer nicht in Betracht kommen, denn er hat ja seine Gegner verfolgt, bedroht und absichtlich herausgefordert.
Rottenburg 10. Aug. Auf eine Hopfenernte ist in diesem Jahre hier nicht zu rechnen. 95 Prozent aller Pflanzen sind durch Schwarzbrand so gut wie vernichtet, was übrig bleibt, ist gleich Null. Infolgedessen steigen die Preise für alten vorjährigen Hopfen rapid und man macht gute Geschäfte mit dem voriges Jahr zu billigsten Preisen geradezu verschleuderten Hopfen. Was für 8 damals in großen Mengen verkauft wurde, schlägt man jetzt um 60 und 70 los. Ein reger Handel hat eingesetzt, selbst Brauereien, die sich riesige Vorräte zu billigen Preisen gesichert hatten, verkaufen davon und erzielen große Gewinne.
Tuttlingen 10. Aug. Die gestern erfolgte Versickerung der Donau und die damit verbundene Trockenlegung ihres Bettes hatte ein großes Fischsterben im Gefolge. Tausende, namentlich kleine Fische, sind umgekommen. Ihre Kadaver verpesten am Versickerungsherd die Luft.
Aulendorf 10. Aug. Der Landjägerstationskommandant von Ravensburg traf mit dem kürzlich abgeurteilten Postanwärter Renn aus Ebenweiler hier ein, um das von letzterem angeblich an der Straße nach Zollenreute vergrabene Geld in Sicherheit zu bringen. Nach längerem Suchen ist*das Geld — 830 ^ — in Papiergeld tatsächlich aufgefunden worden. Die Scheine waren zwar stark angefault, doch ist ihr Umtausch möglich.
Friedrichshafen 10. Aug. Der schweizerische Dampfer „St. Gotthard" erlitt auf seiner Kursfahrt von Romanshorn hierher einen Maschinendefekt. Auf seine Notsignale kamen der auf der Fahrt nach Lindau befindliche österreichische Dampfer „Austria" und der im Hafen liegende bayrische Dampfer „Bavaria" sofort zu Hilfe. Letzterer übernahm die Passagiere und Post des defekten Schiffes und führte den Kurs nach Friedrichshafen vollends aus. Den Kurs Friedrichshafen—Romanshorn führte an Stelle des verunglückten Dampfers daswürttem- bergische Dampsboot „Eberhard" aus. Der Dampfer „St. Gotthard" wurde abends von einem schweizerischen Dampfboot nach Romanshorn geschleppt.
Pforzheim 10. Aug. Der größte Tumult seit dem Bestehen des Maurerstreiks hat gestern nachmittag von 4—10 Uhr stattgefunden. Der Bauunternehmer Sieber in der Jahnstraße hatte eine Anzahl auswärtiger Arbeitswilliger kommen lassen und in seinem Hause untergebracht. Darauf belagerte eine Anzahl Streikender das Haus. Die Polizei schritt ein. Einer der Streikenden suchte in das Haus mit Gewalt ein-
die Geschichte von dem Bruder. Wissen Sie, ich hatte nämlich bereits herausgebracht, daß ein Mann mehrere Stunden in ihrer Wohnung sich aufgehalten haben muß" —
„Wie kamen Sie denn darauf?"
„O, das war ganz einfach! Sobald gestern die Aufregung sich gelegt hatte, ließ ich mir von Macgorry die Derwentsche Wohnung aufschließen. Sie können sich denken, was für Umstände er machte, ehe er das tat! Na, schließlich ließ er mich also ein" —
„Aber was wollten Sie denn in der Wohnung? Hatten Sie Verdacht auf Fräulein Derwent?"
„Nein, das nicht. Aber in meinem Beruf heißt es, keine Möglichkeit außer acht lasten. Eindrücke können oft von großem Wert sein, nur muß man sich noch erst vergewissern, ob sie begründet sind. Ich war beinahe sicher, daß die junge Dame unschuldig sei, aber meine Berufspflicht verlangte von mir, den Beweis dafür zu erbringen. Nun steht soviel fest, daß der oder diejenigen, die den Leichnam heimlich in das Zimmer brachten, worin er gefunden wurde, eine gewisse Zeit hindurch den Schlüssel zu jener Wohnung in ihrem Besitz gehabt haben. Es sind aber nur drei Personen vorhanden — wenigstens soviel wir bis jetzt wissen — die in der Lage waren, diesen Schlüssel sich zu beschaffen. Diese Personen sind: Fräulein Derwent, der französische Kammerdiener und drittens natürlich Herr Macgorry. Bis jetzt habe ich die beiden letztgenannten auch nicht in die entferntesten Beziehungen zu der Bluttat zu bringen vermocht. Leider steht es aber mit der jungen Dame anders. Zum mindesten ein Zeuge hat in dem Leichnam ihren Besuch erkannt, und Ihr Benehmen", fügte er lächelnd hinzu, „brachte mich auf den Gedanken, daß Sie einen Verdacht gegen die junge Dame hätten. Nicht wegen des Verbrechens — davon war ich überzeugt. Aber was konnte denn sonst noch vorliegen? Ich beschloß, dies ausfindig zu machen. Und nachdem mir dies gelungen ist, so lasten Sie mich Ihnen sagen, daß ich immer noch von ihrer Unschuld überzeugt bin".
Ich sprang auf, schüttelte ihm die Hand und rief: „Ich auch! Ich auch!"
„Aber dies ist eine ganz verzwickte Geschichte", fuhr er fort, „und ich werde allen Beistand, den Sie mir leihen können, brauchen, um" —
„Den sollen Sie haben!" fiel ich begeistert ihm ins Wort. „Alles, was ich nur tun kann! Aber zuerst sagen Sie mir, bitte, wie kamen Sie auf die Spur von Fräulein Derwents Bruder?"
„Nicht so hitzig, junger Herr! Gegenwärtig wissen wir von einem Bruder noch gar nichts. Ich sagte nur, ich hätte in der Wohnung Spuren entdeckt, daß sich ein Mann ganz kürzlich längere Zeit darin aufgehalten haben müßte. Und ich kann hinzufügen, daß es ein nicht unbemittelter Mann gewesen sein muß."
„Wie entdeckten Sie denn das? Besonders den Umstand, daß er nicht unbemittelt sei?" fragte ich mit einem Lächeln.
„Sehr einfach: Im Salon — dem ersten Raum, den ich betrat — bemerkte ich, daß jedes einzelne Möbel in allerletzter Zeit von seinem Platz gerückt worden war. Diese Arbeit wäre nun für ein einziges Mädchen zu schwer gewesen. Ich dachte also bei mir selber: „Wer mag ihr geholfen haben?" Möglicherweise war es ihr Besucher vom Dienstag abend gewesen; dies schien mir aber aus mehreren Ursachen doch zweifelhaft zu sein. Für wahrscheinlicher hielt ich es, daß die weibliche Person es gewesen sein müsse, auf deren Anwesenheit ich infolge Ihres Benehmens schloß. Hierauf untersuchte ich das Speisezimmer. Ein paar Brotkrumen bewiesen, daß es benutzt worden war, aber von der geheimnisvollen Wohnungsgenossin konnte ich keine Spur entdecken. Das Bibliothekzimmer war überhaupt nicht betreten worden. In dem höher gelegenen Stockwerk fanden sich nur im vorderen Schlafzimmer Spuren, die auf eine Benutzung hindeuteten. Auf dem Bett lagen noch zwei zerwühlte Leintücher, und in den Schubläden befanden sich mehrere weibliche Toilettengegenstände. Ich begab mich über die Hintertreppe nach dem unteren Stockwerk zurück und befand mich in der Küche. Und hier, wo ich am wenigsten darauf gerechnet hatte, entdeckte ich eine höchst wichtige Spur." (Fortsetzung folgt.)