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Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.

84. Jahrgang.

Hrscheinm'.gStage: Montag, Dienstag, Mittwoch. Donnerstag, Freitag unü SarnStag. Insertionspreis 0 Big. pro Zette für Stadr u. Bezirksorte s außer Bezirk 12 Pfg.

Amtliche Bekanntmachuuge«

ittwoch, Len 11. August 1909.

Bezugsvr.i.d. Stadt'/«jährl.m.Trägerl. Mk. 1.25. PostbezugSpr . i. d. Orts- u. Nachbarortsverk. ^ nährl. Mk. 1.20, im Fernverkehr

- - - --- )Zfg.. i- - ^

Mk. 1.30. Bestellg. in Würrr. 30 §

, in Bayern u. Reich 42 Dfg.

Bekanutmachuug.

Den im Oberamtsbezirk C-lw wohnhaften Mitgliedern der Pensionskasse für Körperschastsbeamte gehen in den nächsten Tagen Fragebogen zu über die etwa früher im Staats-, Kirchen- oder Schul­dienst zurückgelegten Dienstzeiten und geleisteten Militärdienste. Die Fragebogen sind in tunlichster Bälde bezüglich der Ziffern 718 durch entspre­chende Einträge in die Spalten 25, 8 und 9 zu beantworten und alsdann wieder an das Oberamt einzusenden.

Calw, 10. August 1909.

K. Oberamt.

Voelter.

Bekauutnmchnug.

Die Nagoldbrücke beim Hofgut Waldeck ist vom 11.-25. August ds. Js. gesperrt.

Calw, 10. August 1909.

K. Oberamt. Voelter.

TageSirertigkeUe«.

Stuttgart 10. Aug. Der Zweiten Kammer ging heute eine NachtragSexigenz für die Errichtung einer Lehrstelle an der Technischen Hochschule für Luft-Flug-Automobiltechnik zu. Das Haus nahm unter Verzicht auf jede Debatte die 5 "/-äge Steuererhöhung an und stimmte der Ver­längerung der Gültigkeitsdauer des Gesetzes über die Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer bis zum 31. März 1913 zu. Die Etatssätze wurden infolge Ermäßigung der Steuererhöhung von 12 auf 5 °/° entsprechend reduziert. Genehmigt wurden debatte- loS die neuextgierten Gehaltserhöhungen und Gehalte, die Festsetzung der Fruchtpreise, der Entwurf eines Nachtrags zu den Grundsätzen über die Gehalts- vorrückung nach Dienstaltersstufen und einige Spezial­

etats Die Leistungen an das Reich setzte man für den Matrikularbeitcag auf jährlich 9 271744 für die Ausgleichungsbeträge auf 3 900 000 im ersten und 7 850 000 im zweiten Jahre fest. Die Ueberweisungen aus der RetchSkasse und der Anteil an der Reichserbschaftssteuer wurden mit jährlich 8 465 950 ^ genehmigt Einigen Anträgen der Ftnanzkommisston zum Finanzgesetzentwurf stimmte das Haus gleichfalls ohne Debatte zu Da­mit ist die Etatsberatung nahezu vollendet. Zu den Gesetzentwürfen betr. die Abänderung des Feldberei- ntgungsgesetzes und betr. Aenderungen des Gesetzes über die Pensionsrechte der Körperschaftsbeamten und ihrer Hinterbliebenen wurde einigen abweichen­den Beschlüssen des anderen Hauses betgetreten. Beide Gesetze wurden in den Schlußabstimmungen angenommen. Zum Schluß beriet das Haus einige Eisenbahnpetitioneu. Storz (V.) berichtete über eine Eingabe betr. die Errichtung einer linksufrigen Jllertalbahn und vertrat den Antrag der volkswirt­schaftlichen Kommission auf Erwägung. Schick (Z.) begründete in längerer Rede einen Antrag auf Be­rücksichtigung. Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker bat dringend, diesen Antrag nicht anzunehmen. Eine Prüfung des Projekts sei bereits angeordnet. Krug (Z.) unterstützte den Antrag auf Berücksichtigung. Die Abgg. Ltesching (V.) und Hildenbrand (Soz.) traten für den KommisstonSantrag ein. Das Haus entschied sich für Erwägung. Hildenbrand (Soz.) referierte über eine Eingabe um Erbauung einer Nebenbahn von Loßburg (Freudenstadt) über Dornhan nach Seedorf bezw. Dunningen (Rottweil) Die Kommission beantragt Erwägung. Die Abz. Böhm(D.P) und Maier-Rottwetl(Z.) empfahlen den KommisstonSantrag, ebenso der Abg. Schmid-Freudenstadt. Nach einigen Bemerkungen des Ministerpräsidenten beschwerte sich Andre (Z.) über die unfreundliche Haltung der Regierung gegen­über dieser Eingabe. Die Schwaczwälder seien die Stiefkinder des Landes. Auf ihre Gutmütigkeit sollte die Regierung nicht allzusehr vertrauen. Die Bahn müsse man von Seedorf nach Schramberg

weiterführen. Ministerpräsident v. Weizsäcker erwiderte, seine Gutmütigkeit habe auch ihre Grenzen. Er weise die Behauptung zurück, daß die Schwarz­wälder wie Stiefkinder behandelt werden. Die Regierung müsse pflichtgemäß erwägen, ob die Bahn in absehbarer Zeit gebaut werden könne. Eine Rente sei von ihr nicht zu erwarten. Hierauf wurde der Kommissionsantrag angenommen. Abg. Hil­denbrand (Soz.) berichtete über eine Eingabe um Erbauung einer Bahn über Schwenningen nach Dunningen. Die Kommission beantragte auch hier Erwägung. Das Haus schloß sich diesem An­trag an. Gemeinsam beraten wurden folgende Eingaben und Anträge: Stichbahn AalenAbts­gmünd Erwägung, Fortsetzung der Privatbahn GaildorfUntergröningen bis nach Abts­gmünd Uebergang zur Tagesordnung, Gmünd GschwendFichtenberg Berücksichtigung. Hil­denbrand (Soz.) erstattete den Kommisstonsbertcht. Rembold-Aalen (Z.) betonte die wirtschaftliche Notwendigkeit einer Verbindung zwischen Aalen und Abtsgmünd. Die Gegend verdiene als eisenbahnlos eine besondere Berücksichtigung Die Bahn sollte in nächster Zeit gebaut werden, damit dem wirtschaft­lichen Rückgang Einhalt getan werde. Rembold- Gmünd (Z.) befürwortete die Linie Gmünd-Ftchten- berg. Schock (V.) freute sich über den Beschluß auf Berücksichtigung für das Projekt Gmünd-Fichten- berg. Die Kommiffionsanträge wurden angenommen und hierauf die Sitzung abgebrochen. Morgen Eingaben.

Stuttgart 10. Aug. Die neuen Fünf­undzwanzigpfennigstücke werden Anfang Oktober in den Verkehr gebracht werden. Die Prägmaschinen sind schon seit einiger Zeit fertig gestellt und die ersten Musterexemplare kürzlich den zuständigen Stellen vorgelegt worden. Die neuen 25-Pfennigstücke haben dasselbe Gewicht wie die 10-Pfennigstücke, sind aber im Durch­messer 4 mm größer als diese. Die eine Seite weist zwei übereinandergestellte Getreideähren in

Das Haus gegenüber.

Kriminal-Roman von E. Kent.

(Fortsetzung.)

Und wenn ich mich weigere, Weiteres auszusagen?", fragte Dr. Rowland.

Dann werde ich die Befriedigung meiner Neugier aufschieben müssen, bis wir vor Gericht uns Wiedersehen. Aber ich bin überzeugt, daß alsdann meine Geduld reich belohnt werden wird, denn ein tüchtiger Richter wird sicherlich noch mancherlei Einzelumstände aus Ihnen herausbringen, die mir entgangen sein mögen. Ich glaube kaum, daß Sie es auf einen Meineid würden ankommen lassen, um zwei Frauen zu beschützen, die Sie, wie ich überzeugt bin, vor dem gestrigen Tage niemals gesehen und die Sie seitdem ganz bestimmt nicht gesehen haben."

Hier schwieg der Detektive.

Ich zögerte noch immer, denn ich fühlte eine unüberwindliche Ab­neigung, irgend etwas zu sagen, wodurch ich das arme Mädchen noch mehr hätte bloßstellen können.

Vorwärts, Doktor!" drängte der Detektive, indem er sich vorbeugte und seine Hand auf mein Knie legte.Glauben Sie nicht, es werde für alle Beteiligten bester sein, wenn Sie mir sagen, was Sie misten? Es liegt mir ebensosehr am Herzen, Unschuldige zu schützen, wie nur Ihnen. Indem Sie wertvolle Auskünfte verschweigen, können Sie mich vielleicht zwingen, eine junge Dame in einen sehr fatalen öffentlichen Prozeß hineinzuzerren, der ihr, wie ich überzeugt bin, erspart bleiben könnte, wenn ich nur etwas mehr Tatsächliches von der Mordgeschichte wüßte."

Dieser letzte Grund war für mich entscheidend. Ich machte daher eine Tugend aus der Not und erzählte ihm haarklein alles, was ich ge­sehen und gehört hatte. Als ich das lange Suchen des Mannes beschrieb, nickte Herr Merrill mehrere Male sehr befriedigt.

Können Sie mir nicht ein bißchen genauer sagen, wie dieser Mann wohl aussah?" fragte er eifrig.Sie mästen ihn doch ziemlich deutlich gesehen haben, als er in dem hellerleuchteten Zimmer hin und her ging. Hatte er einen Bart?"

Ja es ist sonderbar, aber ich kann mich darauf mit dem besten Willen nicht besinnen. Ich habe es schon verschiedene Male versucht; manchmal möchte ich meinen, er sei glatt rasiert gewesen; dann wieder bin ich überzeugt, er habe einen kleinen Schnurrbart gehabt."

Der Beamte sah mich einen Augenblick scharf an; solch eine Ge­dächtnisschwäche mochte ihm unverzeihlich erscheinen. Eine solche Gelegen­heit in der Hand zu haben und sie nicht auszunutzen! Er unterdrückte einen Seufzer resignierten Bedauerns, als er fragte:

Können Sie sich erinnern, was für Kleider er trug?"

O ja!" versetzte ich eifrig, um die Scharte wieder auszuwetzen. Er trug ein weißes Hemd und dunkle Hosen, und seine Aermel waren aufgestreift."

Schloß er die Fenster, ehe er das Zimmer verließ?"

Ja. Er ließ auch die Vorhänge herunter."

Sind Sie sicher, daß Sie in der Wohnung keine Dame sahen, die mit Fräulein Derwent Aehnlichkeit hatte?"

Vollkommen sicher. Die Dame, die ich sah, war größer und hatte schlichtes, schwarzes Haar."

Was verstehen Sie unterschlicht"?"

Na, heutzutage tragen junge Mädchen ihr Haar locker. Es steht ihnen vom Gesicht ab. Ihre Haare aber lagen in einer schlichten, schwarzen Masse dicht am Kops an."

Ich brachte dann das Gespräch auf die Möglichkeit, daß Fräulein Mays nichtsnutziger Bruder wieder aufgetaucht sein könnte und daß die dunkelhaarige Dame vielleicht dessen Frau wäre.

Hm, Hm, Herr Doktor dies alles ist sehr interessant, besonders