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Gebäudes und etwaiger Zubehörden, insbesondere auch die einzelnen Unternummern zusammengehöriger Gebäude, welche neu geschätzt werden sollen;
c. der Grund der beantragten veränderten Schätzung und
ck. (gem. Art. 17 d. Brandvers.-Ges.) der Wert des angemeldeten Gebäudes und die etwa von der Versicherung auszunehmenden Teile.
Für die Vollständigkeit der Auszählung werden die OrtSvorsteher verantwortlich gemacht.
4) Dem Bericht des Ortsvorstehers ist von dem Gemeinderat die Beurkundung beizufügen, daß die jährliche Prüfung der Gebäudeversicherungsanschläge unter Zuziehung der OrtSfeuerschauer der Vorschrift gemäß von Nummer zu Nummer vorgenommen worden ist.
5) Das von den Ortsvorstehern zu führende Verzeichnis über die angefallenen Aenderungen ist seiner Zeit der Schätzungskommission bei ihrem Eintreffen in der Gemeinde zu übergeben.
Calw, 4. August 1909.
K. Oberamt.
Amtmann Rippmann.
Tagesueuigkeiterr.
" Calwg.Aug. DieHeidelbeerernte geht dem Ende zu. Die Ertrag war in diesem Jahr nicht so groß wie sernd; auch die Qualität ließ wie bei den andern Beerensrüchten in Garten und Wald zu wünschen übrig, es fehlt den Beeren an Zuckerstoff und feinem Aroma. Die gleiche Erfahrung wird man auch bei den Halmfrüchten machen, wenn nicht bald anhaltend warme und sonnige Witterung eintritt. Die Felder stehen bis jetzt sehr schön, abgesehen davon, daß viele Früchte gelagert sind; zur völligen Ausreise der Körner ist aber nun kr ästiger Sonnenschein notwendig, sonst bleiben die Körner wässerig und wenig mehlreich. Die Ernte zieht sich in diesem Jahr weit hinaus, das unbeständige Wetter hält die Ausreise zurück. Die Hackfrüchte gedeihen vorzüglich, aber auch für sie wäre sonnige Witterung erwünscht. Die frühzeitig gemähten Wiesen sind mit einem vielversprechenden Grasansatz bedeckt. An Futter wird kein Mangel eintreten, wenn die Oehmdernte nur einigermaßen von besserem Wetter begünstigt ist als die Heuernte. Die Obstaussichten sind in unserem Oberamt nicht groß. Die Aepfel fehlen fast ganz, nur Birnen und Zwetschgen versprechen teilweise eine gute Ernte. Die Preise für Obst werden gegenüber dem Vorjahr ganz erheblich höhere sein. Der Ertrag von Johannisbeeren und Stachelbeeren bleibt zwar hinter der letztjährigen Ernte zurück, ist aber immer noch als gut zu bezeichnen. Auffallend ist, daß die Nachfrage nach diesen Beeren schwach ist, obgleich die Obstaussichten gering sind und diese Beeren sich zu einem guten Haustrunk (Wein oder Most) vorzüglich eignen und immerhin billiger sind als die übrigen Getränke. Eine Mischung
von Obst- und Träublesmost ist sehr erfrischend und wohlbekömmlich.
* Calw 6. Aug. Nummer 7 der Schwarzwaldvereinsblätter enthält einen Aussatz über „Die internationale Motorlastwagen-Konkurrenz im Calwer Tal" von Karl Jäckle-Calw, den Schluß der humoristischen Schilderung „Auf dem Jahrmarkt in Neuweiler" von K. Blumenthal, einen begeistert geschriebenen „Schwarzwaldkranz dem Ruhsteinvater Geheimrat Julius Euting- Straßburg zum 70. Geburtstag" von C. Regel' mann, Erinnerungen an den „heiteren Förster vom Schwarzwald" von Volz-Heilbronn, eine Beschreibung des „neuen Kurhauses Albeck bei Sulz a. N. von Schöpfer-Sulz und den Schluß des Aufsatzes „Was in den Jahren 1555—1596 in und um den Schwarzwald Merkwürdiges passiert ist" von Hofrat Schön. In der Rubrik Verschiedenes ist das Urteil in dem bekannten Prozeß Boßhardt-Bracke in Teinach mitgeteilt, ebenso erfahren wir, daß auf der „Teufelsmühle" die Erbauung eines Aussichtsturmes mit angebauter Schutzhütte von der Sektion Gernsbach in sichere Aussicht genommen werden kann. Den Schluß der Zeitschrift bilden Nachrichten aus den Bezirksvereinen und Bücherschau.
Hirsau 4. Aug. Wir mögen nicht ermangeln auch an dieser Stelle auf die musikalischen Darbietungen hinzuweisen, zu welchen der Verschönerungsverein Hirsau im Anzeigenteil dieses Blattes einlädt. Das auserwählt feine Programm der kunstgeübten Militärkapelle wird im Verein mit dem Zauber der alten Klosterruine den Gästen unseres lieblichen Schwarzwaldtales einen hohen Kunstgenuß bereiten.
Stuttgart 5. Aug. Die Zweite Kammer beschloß heute die Dringlichkeit für einen Antrag der Volkspartei auf Verschiebung der Kaisermanöver wegen Verzögerung der Ernte und wegen der durch die Einberufung der Reservisten zu befürchtenden Steigerung der Leutenöt und begann dann eine allgemeine Aussprache über Finanzlage und Steuererhöhung. Dr. Lindemann (Soz.) erstattete den Kommissionsbericht über die Neugestaltung des Etats und erwartete von der neuen Biersteuer einen 10°/° übersteigenden Verbrauchsrückgang. Dr. v. Kiene (Ztr.) referierte über die Erhöhung des Tarifs der IV. Klaffe von 2 auf 2,3 Haußmann (Vp.) forderte die Regierung zu einer Erklärung auf über ihre Haltung in der Reichskrisis vom Sommer 1909. Er verlangte, die Politik, die Württemberg vertrete und sekundiere, müsse geradliniger, sparsamer und volksverständiger sein, als bisher. Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker begrüßte die Gelegenheit den Standpunkt der Regierung in der Reichsfinanzreform darlegen zu können. Die Regierung habe den neuen Steuern schließlich durchweg zugestimmt, weil sie sich in einer Zwangslage befand und ihre Pflicht ver
gessen hätte, wenn sie dieser Zwangslage nicht Rechnung getragen haben würde. Diese Zwangslage habe ihren letzten Grund in der schlechten Finanzwirtschaft des Reiches in den letzten Jahren, in der Bewilligung von Ausgaben ohne Schaffung genügender Deckung. Lebhaft zu bedauern sei die Entwicklung der Reichsfinanzierungsfrage zu einer parteipolitischen Sache. An der Erbschaftssteuer habe die Regierung stets mit Entschiedenheit festgehalten. Wegen ihrer Ablehnung wollte Fürst Bülow den Reichstag nicht auflösen und ohne Zustimmung des Reichskanzlers sei eine Auflösung nicht möglich. Ein Trost sei, daß die Erbschaftssteuer eine Reserve für das Land bleibe. Gespart müsse werden im Lande wie im Reiche. Die neue Reichsleitung haben wir mit vollstem bundesfreundlichen Vertrauen begrüßt. Der Abg. Kübel (DP.) besprach die Frage der Tarif- und Steuererhöhung. Keil (Soz.) kritisierte scharf die Haltung des Zentrums bei der Reichsfinanzreform, die eine Vergewaltigung der breiten Massen des Volkes sei, und richtete auch gegen die Regierung heftige Angriffe. Die Tariferhöhung nannte er ungerecht und unzeitgemäß. Minister v. Weizsäcker erwiderte, der Vorredner berufe sich auf einen Artikel des „Berliner Tageblattes", der, wenn auch nicht ins Gebiet des Kindlicken, so doch in das des Heiteren zu verweisen sei. Die Behauptung, daß er (der Minister) bei der schließlichen Zustimmung des Bundesrates zur Reichsfinanzreform eine entscheidende Rolle gespielt habe, sei eine absolute Fabel. Morgen Dringlichkeitsantrag, Schlußabstimmung über die Volksschulnovelle und Fortsetzung.
Stuttgart 5. Aug. In der Nacht zum Dienstag wurde in einer Weinwirtschaft bei der Gemüsehalle eingebrochen. Der Dieb raubte eine Kassette mit 300 Inhalt. Einem in dem Wirtschaftslokal befindlichen Hund brachte der Täter einen Stich bei.
Köln 5. Aug. lieber die Landung des ^ II in Köln berichtet der „Schwab. Merk.": Um 10.55 Uhr befand sich 2 II bereits wieder in der Nähe der Landungshalle in Bickendorf. Da das Fangseil nicht sofort ergriffen wurde, mußte das Luftschiff aufs neue einen Kreis beschreiben und nun ging die Landung unter dem Jubel des Publikums glatt von statten. Während das Luftschiff in die Halle gezogen wurde, wiederholten sich die Kundgebungen so stürmisch, daß Graf Zeppelin mehrfach die Hand auf den Mund legen mußte, zum Zeichen des Schweigens, damit die Kommandoworte des befehligenden Luftschiffoffiziers gehört werden konnten. Das Publikum strömte mit in die Halle hinein. Dort begrüßte den Grafen als erster der Gouverneur der Festung Köln, Frhr. v. Sperling, indem er für die zähe Ausdauer des Grafen und dafür, daß er selbst das Luftschiff hierher gebracht habe, den Dank aussprach.
Sachsen anzutreten, kehrte er im Kloster Hirsau ein. Eine besondere Freude wird Abt Wilhelm schwerlich an diesem Gaste gehabt haben. Zwar als König konnte Rudolf nicht mit leeren Händen kommen; er schenkte dem Kloster bei einem nicht mehr zu bestimmenden Orte Burchhalden 11 Huben; aber die sittliche Haltung des Gegenkönigs konnte Wilhelm nicht sympathisch sein, da er in dieser Beziehung dem doppelt mit ihm verschwägerten König nicht überlegen war, dem er in Beobachtung der ehelichen Treue kein gutes Beispiel gegeben hatte. Ueberhaupt war die Zugehörigkeit zur streng kirchlichen Partei in jener Zeit nicht immer mit dem entsprechenden Ernst der Lebensführung verbunden, so daß die Kirche nicht selten in die Lage kam, ein Auge zudrücken zu müssen. Unter den vorliegenden Umständen kann der Aufenthalt des Gegenkönigs in Hirsau nur von kurzer Dauer gewesen sein. Der Abt hatte übrigens Gelegenheit dem zur Königswürde emporgehobenen Herzog einen Dienst zu tun. Schon im April hatte dieser den in seiner Umgebung weilenden päpstlichen Legaten nach Rom schicken wollen, um den Papst zu benachrichtigen, wie es in Süddeutschland um seine Sache stehe; der Legat aber war nicht ans Ziel gekommen, sondern unterwegs von einem Anhänger Heinrichs I V aufgehoben worden. Jetzt wurde von Hirsau aus ein Bote an den Papst gesandt, um ihn vom Stand der Lage zu unterrichten, wie denn Abt Wilhelm stets als zuverlässiger Berichterstatter Gregor VII auf dem Laufenden hielt. Alle Aufmerksamkeiten, die Rudolf dem Papst erwies, und alle Gehorsamsbeteuerungen vermochten übrigens den Papst nicht zu bestimmen, aus seiner mit diplomatischer Geschicklichkeit eingenommenen Neutralitätsstellung zwischen beiden Königen herauszutreten.
Rudolf war aber damals nicht der einzige Pfingstgast. Der vornehmste Begleiter in seinem Gefolge war jedenfalls Berthold, Herzog von Kärnten und Markgraf von Verona, den wenige Tage zuvor Heinrich IV auf einer Fürstenversammlung in Ulm dieser Würde entsetzt
hatte. Berthold hatte auch die Grafschaft im Breisgau inne mit der Burg Zähringen, nach der sich fortan die älteste Linie des Hauses nannte, und war reich begütert in der Ortenau, auf dem Schwarzwald, am Nordabhang der Alb und in Burgund. Die Begegnung mit Abt Wilhelm war von weitreichenden Folgen und ist einer der zahlreichen Belege von dem wunderbaren Einfluß, den diese Persönlichkeit auf die Menschen ausübte. Die drei Söhne des Herzogs teilten die kirchliche Richtung ihres Vaters und stellten sich ganz in den Dienst ihrer religiösen und kirchenpolitischen Interessen. Der mittlere Sohn, Hermann, Markgraf von Baden, war so ergriffen von der religiösen Bewegung, daß er eines Tages heimlich seine Gemahlin Judith und sein kaum geborenes Knäblein, den Stammvater der regierenden großherzoglichen Familie, verließ und in Cluny als Mönch eintrat, um dort den Brüdern das Vieh zu hüten; er war das viel bewunderte Vorbild mönchischer Frömmigkeit und Demut. Die beiden Brüder wurden die bedeutendsten Streiter des Papstes in Schwaben; Berthold II als Gegenherzog gegenüber dem von Heinrich IV mit dem Herzogtum Schwaben belehnten Friedrich von Staufen, stellte sich in weltlichen Dingen an die Spitze der Schwaben, Gebhard aber als Bischof von Konstanz und ständiger Legat des Papstes wurde nach Abt Wilhelms Tod der geistige Führer der gregorianischen Partei. Berthold I selber aber blieb seit dem Pfingstbesuch aufs engste mit Hirsau verbunden, 1V- Jahre später kehrte er wieder ein, aber als toter Mann, um in der Aureliuskirche beigesetzt zu werden. Beim Anblick der furchtbaren Verheerung seiner Güter durch Heinrichs I V Scharen erfaßte ihn der Wahnsinn auf der Lintburg bei Weilheim u. T. Der aus dem Boden der Aureliuskirche ausgegrabene Steinsarg barg seit November 1078 seine irdischen Ueberreste, bis sie im Jahr 1111 in das Kloster St. Peter bei Freiburg übergeführt wurden. Dorthin war das von seinem Sohne Gebhard dem Kloster Hirsau dargebrachte Kloster Weilheim verlegt worden. (Forts, folgt.)