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soll, wurde mit 55 gegen 33 Stimmen der Rechten nicht beigetreten. Ein Antrag der Kommission, wonach die örtliche Aufsicht im Sinne der Schul­pflege der Geistliche und in Schulen mit mehr als sieben Klassen der Rektor haben soll, wurde mit 46 gegen 39 Stimmen bei drei Enthaltungen angenommen. Einen Antrag Rembold-Aalen, betreffend die Beauftragung von Ortsschulrats­mitgliedern mit Schulbesuchen, lehnte das Haus mit 61 gegen 27 Stimmen des Zentrums ab. Morgen Fortsetzung und Steuererhöhung.

Stuttgart 3. Aug. Ein wirklich praktischer Führer durch den Schwarzwald, der die Wege zu den schönsten Punkten weist und alles Wiffenswerte darüber enthält, ist von den Schwarzwaldbesuchern schon längst als Bedürfnis empfunden worden. Julius Waiz, der durch seinen Albführer und Bodenseeführer in Touristen­kreisen wohlbekannt ist, hat nach den bewährten Grundsätzen dieser Reisebücher im Aufträge des Württembergischen Schwarzwaldvereins nunmehr auch einen Schwarzwaldführer geschaffen, der auf persönlicher Erfahrung an Ort und Stelle beruht und daher in seinen Angaben durchaus zuverlässig ist. Man merkt dem Buch auf jeder Seite an, daß es nicht am grünen Tisch, sondern draußen in Wald und Flur entstanden ist. Keine trockene Aufzählung von Sehenswürdigkeiten wird geboten,sonderneinlebensfrischesWanderbuch, das aus der Praxis für die Praxis geschaffen wurde. Auf etwa 60 Tageswanderungen werden die landschaftlich schönsten Teile des Schwarzwalds besucht. Der Führer ist in fertige Wanderpläne eingeteilt und zeichnet sich durch Genauigkeit der Wegbeschreibungen und zuverlässige Entfernungs­angaben aus. Hervorzuheben sind die Schilderungen der prächtigen Aussichten, welche unser schönstes deutsches Mittelgebirge, der Schwarzwald, bietet. Ebenso sind die eingestreuten geschichtlichen Er­innerungen, die Hinweise auf Sehenswürdigkeiten usw. von Interesse für den Wanderer. Die Wegbezeichnung des Badischen und Württem­bergischen Schwarzwaldvereins ist nach dem neuesten Stand ausgenommen worden und die zahlreichen, vom K. württ. statistischen Landesamt bearbeiteten vierfarbigen Spezialkarten-Beigaben mit dem Höhenwegnetz verleihen dem neuen Reisehandbuch, das bald ein unentbehrlicher Reisebegleiter der zahlreichen Freunde des Schwarzwaldes sein wird, einen besonderen Reiz.

Stuttgart 2. Aug. Die Bestrebungen zur Eindämmung der Schundliteratur finden auch in unserem Lande um so mehr Beachtung und Unterstützung, als Stuttgart ja einer der Hauptsitze der guten Literaturproduktion ist. Der Verein für entlassene Strafgefangene hat sich in seiner vor kurzem abgehaltenen Jahresversamm­

lung auch mit dieser wichtigen Frage beschäftigt und dabei an der Hand von Tatsachen festgestellt, daß die jugendlichen Verbrecher vielfach durch die Schundliteratur verdorben und auf ihre schlimme Bahn gelenkt worden sind. Als Abwehrmittel wurde daher ins Auge gefaßt, die Gefangenen unter An­knüpfung an ihre Leselust mit guten Büchern, auch religiösen, aber nicht nur religiösen, zu versehen. Auch für die Jugend in den Schulen ist von namhaften Erziehern unseres Landes als bester Schutz empfohlen worden, gute Bücher gegen schlechte zu ersetzen, und es ist zu hoffen, daß Staat und Gemeinde mit den Mitteln zu diesem Zwecke nicht kargen.

Stuttgart 3. Aug. Dem Kartoffel- großmarkt auf dem Leonhardsplatz waren 200 Zentner zugeführt. Preis 2.904 ^ per Zentner.

Maichingen O.A. Leonberg 3. Aug. Heute nacht 10 Uhr brach in dem Wohngebäude des Karl Böhmler, Bauer, Feuer aus, das das Gebäude bis auf die Grundmauern einäscherte. Entstehungsursache unbekannt.

Nürtingen 3. Aug. Die an der Straße Balzholz-Beuren vor wenigen Jahren umgebaute und neu eingerichtete Web- und Stickfabrik von Karl Vötsch ist in wenigen Stunden mit den Maschinen, Materialien und fertigen, Waren ein Raub der Flammen geworden. Das Feuer entstand mitten in der Nacht und ist seine Entstehung unbekannt. Der Fabrikant ist wohl versichert, erleidet aber trotzdem Schaden; auch werden eine Anzahl Arbeiter für längere Zeit ohne Verdienst sein.

Neckarsulm 3. Aug. Gestern nachmittag geriet bei einem aus Hamburg kommenden Automobil, das in den hiesigen Fahrradwerken repariert werden sollte, infolge Warmlaufens das Benzin in Brand. Das Automobil brannte vollständig aus. Auch 400500 ^ Geld sind mitverbrannt.

Ravensburg 2. Aug. Wie derOber- schwäb. Anz." meldet, ist am Sonntag der prakt. Arzt Dr. Mattes von hier, der einen Ausflug ins Rappenloch bei Dornbirn machte, daselbst im sog. Albloch, als sich plötzlich ein Stück Boden löste, in die Tiefe gestürzt und wurde als zerschmetterte Leiche aufgefunden. Eine Tochter stürzte ebenfalls hinab, konnte sich aber an einem Felsstück halten und ist schwer verletzt. Ein Sohn blieb unverletzt.

F riedrichs h äsen 2. August. Zep­pelin III. Unmittelbar nach der Rückkehr der Ingenieure von der Frankfurt-Kölner Fahrt wird in Manzell die Ueberführung des Gerippes des HI" von der Land- in die

schwimmende Reichshalle bewerkstelligt werden. Alsdann beginnt mit größter Be­schleunigung die Montage der Gondeln und Motoren sowie der Propeller und Steuervor­richtungen. Gleichzeitig wird mit dem Ueber- ziehen und Anpassen der äußeren Hülle der Anfang gemacht, was etwa 14 Tage beansprucht. Die Teile der Spitze und des Endes, sowie die 26 Planen des Luftschiffrumpfes liegen hierzu bereit. Bis gegen -den 20. August wird auch dieses Luftschiff das bekanntlich zunächst auf der Frankfurter Jla stationiert werden soll, bereit sein.

Frankfurt 3. Aug. 2 ll ist 10.02 Uhr aufgestiegen, und nachdem er eine kurze Strecke zurückgelegt hatte, wieder gelandet. Leider hatte sich hiebei ein Unfall ereignet, der das Luftschiff zur Umkehr gezwungen hatte.

Frankfurt a. M. 3. Aug. Ueber die heutige Auffahrt des und dessen Unfall ist noch zu melden: Die Beteiligung des Publikums war heute weniger stark als an den Vortagen, dagegen waren viele Schüler mit ihren Lehrern erschienen. Der Graf und sein Stab hatten beschlossen, die telegraphischen Wetterkarten und die meteorologischen Beobachtungen der Seewarte und des physikalischen Vereins abzuwarten, bevor die Entscheidung zur Abfahrt getroffen wurde, was etwa um 9 Uhr geschehen war. Bald nach 9 Uhr erschien Graf Zeppelin im Automobil, begleitet von Herrn Hauptmann George, der im Aufträge der Reichsmilitärbehörde die Fern­fahrt mitmacht und von Direktor Colsmann. Zeppelin wurde mit lebhaften Zurufen begrüßt und dankte freundlich. Zum Abschiednehmen fand sich die Leitung der Jla an der Gondel ein, ebenso Prinz Karl von Hessen, die Geheim­räte Dr. Gans und Varrentrapp waren er­schienen, um dem Grafen Lebewohl zu sagen. Der kommandierende General des 18. Armee- Korps, v. Eichhorn, der gestern die Gewitterfahrt mitgemacht hatte, war ebenfalls zur Stelle, blieb aber gleich wie Direktor Colsmann diesmal von der Fahrt zurück, um eine Verringerung der Belastung herbeizuführen. Aus den Unterhaltungen der gestrigen Fahrtteilnehmer hörte man, daß zuweilen eine Windstärke von 100 Stunden­kilometern dem Luftschiff entgegenstand, sodaß das Fahrzeug, obwohl es mit beiden Motoren fuhr doch noch etwa 30 km in der Stunde zurückgetrieben wurde. Nachdem alle Vorbereitungen getroffen waren, gab Graf Zeppelin die Tour bekannt, die heute eingeschlagen werden sollte. Man wollte im Wesentlichen an der gestrigen Strecke kürzen und quer über den Taunus gehen. Berührt sollten werden die Orte Niedernhausen

Das Haus gegenüber.

Kriminal-Roman von E. Kent.

(Fortsetzung.)

Wann kam Herr Atkins wieder?"

Diese Nacht."

Um welche Zeit?"

Um halb zwei."

Woher kam er?"

Von Boston."

Aber der Zug von Boston kommt doch bedeutend früher an!" rief der Coroner.

>,,Ja, aber er hatte infolge eines Unfalls auf der Strecke Verspätung gehabt", antwortete sie zögernd.

Ist Herr Atkins oft verreist?" ' -r ^ "

Ja, er ist in Geschäftsangelegenheiten so ziemlich jede Woche ein­mal fort."

Danke, Frau Atkins, dies genügt!" sagte der Coroner höflich. Das Verhör war zu Ende. Aber die Dame war nicht so leicht zu be­sänftigen und rauschte hinaus, ohne einen einzigen von uns auch Nur eines Blickes zu würdigen.

Der Detektive schlüpfte hinter ihr ebenfalls aus der Tür, um die Mädchen hereinzurufen, wie er sagte; aber es dauerte fünf oder sechs Minuten, ehe er mit dem Stubenmädchen wieder herein kam.

Nachdem sie verschiedene unwesentliche Aussagen abgegeben hatte, wurde das Mädchen gefragt, ob sie den Toten je zuvor gesehen habe.

Nein, Herr!" antwortete sie ohne Zögern.

Hat am Dienstag abend jemand bei Ihrer Herrschaft Besuch gemacht?"

Das kann ich nicht sagen, Herr. Ich war ausgegangen."

Wann gingen Sie fort?"

Ungefähr um dreiviertel acht Uhr!"

Wohin waren Sie."

Wir waren in einer Gesellschaft bei meiner Schwester."

Wer sind dieseWir"!"

Die Köchin und ich."

Ah, die Köchin war also ebenfalls aus?"

Jawohl."

Gehen Sie für gewöhnlich alle beide zusammen aus?"

Nein."

Wie kam es denn, daß dies gerade am Dienstag der Fall war?" Herr Atkins war verreist, und da sagte Frau Atkins, wir könnten alle beide ausgehen."

Herr Atkins ist oft von Hause abwesend, nicht wahr?"

Jawohl."

Wie oft?" -

'Ungefähr alle vierzehn Tage einmal."

Hat Frau Atkins Sie jemals früher beide zusammen ausgehen lasten?" iNein,"

^Wo wohnt Ihre Schwester? Und wie heißt sie?"

!Frau Moriarty, Dritte Avenue Nummer 300."

:Um welche Zeit kamen Sie von der Gesellschaft zurück?"

Das Mädchen zupfte in einiger Verlegenheit an ihrem Rock und gab schließlich widerstrebend zu:

Es kann wohl schon nach elf gewesen sein."

Wieviel später? Eine Viertel- eine halbe Stunde?" fragte der Coroner, als sie immer noch mit der Antwort zögerte.

Es war beinahe halb zwölf."

Und sahen Sie noch Ihre Herrin, als Sie wieder zu Hause waren?" O ja!"

War sie allein?"

Gewiß!" antwortete das Mädchen mit einiger Ueberraschung."