Backnang. Am 21. d. M. morgens zwischen 5 und 6 Uhr ist in einem Fabriksaal der Adolff'schen Spinnerei ein Brand ausgebrochen, der ohne die rechtzeitig erfolgte Entdeckung das ganze Anwesen im höchsten Grad gefährdet hätte. Der Gebäude- und Fahrnisschaden wird etwa 1000 ^ betragen. Der der vorsätzlichen Brandstiftung verdächtige 14 Jahre alte Fabrikarbeiter Josef Schick von hier hat nach anfänglichem hartnäckigem Leugnen ein Geständnis abgelegt. Offenbar wollte er von der ihm lästigen Arbeit loskommen.
Reutlingen 24. Juli. Der Einbrecher der am Mittwoch nacht aus dem Kontor der Schnellbleicherei von I. A. Engel eine eiserne Kassette fortschaffte und erbrach, ist heute früh in der Person des 34 Jahre alten Taglöhners und Bierbrauers Anton Binder von Gammertingen ermittelt und verhaftet worden. Er war in letzter Zeit sechs Wochen in der Bleicherei Engel beschäftigt und besaß dadurch Lokalkenntnis. Den erbeuteten Geldbetrag in Höhe von -^15 hatte Binder, der zuletzt am Kirchenbau arbeitete, bereits vertrunken.
Bückingen OA. Heilbronn 24. Juli. Ein gräßliches Unglück ereignete sich heute Nacht auf dem hiesigen Rangierbahnhof. Der in den 50 Jahren stehende verheiratete Schuhmacher und Zuckerwarenhändler Christoph Mößner von hier benützte den Zug 10 Uhr, ab Heilbronn- Böckingen zur Heimfahrt. Beim Verwaltungsgebäude im Rangierbahnhof mußte der Zug warten, weil das Einfahrt-Signal im Bahnhof Bückingen noch nicht gestellt war. Durch diesen Umstand glaubte Mößncr, der Zug halte schon am Bahnhof und stieg aus, im gleichen Moment kam der Schnellzug von Stuttgart her, welcher ihn erfaßte und total verstümmelte, so daß Kopf, Arm und Rumpf auf dem Geleise umherlagen. Dem Unglücklichen, der als fleißig und sparsam galt und Frau und zum Teil .noch kleinere Kinder hinterläßt, wendet sich allgemeine Teilnahme zu.
Friedrichshafen 24. Juli. Die Probefahrten mit dem 2 il beginnen voraussichtlich am Dienstag. Für den Fall, daß das Fahrzeug dann abgenommen wird, wird es noch Ende des Monats über Frankfurt nach Köln geführt. Reichskommissare, unter denen sich der Geheimrat Lewald und Geheimrat Hergesell befinden, werden anfangs nächster Woche hier erwartet.
Vom Bodensee 25.Juli. Die Freiburger Studenten, unter denen sich auch mehrere Studentinnen befanden, sind am Freitag nachmittag in stattlicher Anzahl in Konstanz angekommen und vereinigten sich abends zu einem Kommers in der Bodanshalle, wobei verschiedene Reden, besonders auf das Entgegenkommen der
Stadt Konstanz, gehalten wurden. Gestern morgen fuhren die Teilnehmer mit dem ersten Schiff nach Friedrichshafen zum Grafen Zeppelin. Gleich nach der Ankunft um halb 8 Uhr begaben sie sich vor das deutsche Haus und brachten dem Grafen eine Ovation dar. Graf Zeppelin hielt vom Balkon aus eine Ansprache, in der er ungefähr ausführte, er bedauere, sein Luftschiff nicht vorführen zu können, da es noch nicht ganz flugbereit sei. Es werde erst anfangs dieser Woche auffliegen; er wolle ihnen aber zeigen, wie die deutschen Vögel in Manzell gebaut würden. Der Graf lud darauf die Studenten zu Besichtigung der Manzeller Werftanlage ein, wo er ihnen sein Luftschiff in leicht verständlicher Weise erklärte. Um 11 Uhr vormittags traten die Studenten dann wieder die Rückreise nach Konstanz an und statteten auf dem Wege der Mainau einen kurzen Besuch ab, worauf sie um 2 Uhr mit der Bahn nach Donaueschingen weiterfuhren, um einer Einladung des Fürsten von Fürstenberg zu einem Trunk Folge zu leisten.
Pforzheim 24. Juli. Gestern abend fand eine große Maurer Versammlung statt, die ihrem Unmut Ausdruck gab, daß der Maurerstreik noch zu keinem Ergebnis geführt habe. Nach der Versammlung verfolgte eine Menge von 200 Personen den Baunternehmer Schäfer von Eutingen, der unter den Zuhörern gewesen war. Die Menge belagerte das Gasthaus z. Anker, in das sich der Unternehmer flüchtete. Der Bauunternehmer begab sich schließlich mit polizeilicher Bedeckung nach dem Bahnhof. Viele Personen fuhren ihm jedoch nach und verfolgten ihn bis nach seinem, außerhalb des Dorfes gelegenen Anwesen, das er nur mit Hilfe einer List unversehrt erreichen konnte.
Frankfurt a. M. 25. Juli. Auf dem Fluggelände der Luftschiffahrt-Ausstellung wollte gestern Nachmittag Oberleutnant a. D. Trützschler von Falkenstein vor einer großen Zuschauermenge Flugversuche mit einem Gleitflieger unternehmen. Im Moment, wo Trützschler mit dem Apparat anlief, wurde die Maschine von dem starken Winde erfaßt, hochgehoben und umgestürzt, sodaß sie mit Wucht zur Erde flog. Trützschler erlitt hierbei einige leichtere Verletzungen. Der Flugapparat wurde stark beschädigt.
— Am Main-Neckarbahnhof in Darmstadt brach am Samstag um '/s5 Uhr Feuer aus. Die gesamte Feuerwehr war alarmiert. Das Feuer ist in dem Uhrenraum entstanden, in dem die Uhr bei Eintritt der Dunkelheit elektrisch beleuchtet wird. Es wurde erst bemerkt, als der Dachstuhl schon in Flammen stand. Das Feuer ist vermutlich durch Kurzschluß enstanden.
lichkeit des Briefgeheimnisses bei der amtlichen Oeffnung der Postsendungen sicher gestellt werden soll. Bekanntlich haben die schmachvollen Verletzungen des Briefgeheimnisses, die mit Wissen und auf Veranlassung auch der deutschen Regierungen zur Ueberwachung der politischen Vorgänge im 17. und 18. Jahrhundert an der Tagesordnung waren, zu der Forderung geführt, daß der Schutz des Briefgeheimnisses eine besondere staatsrechtliche Anerkennung erfahre. Erst in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde das Postgeheimnis als unverletzlich erklärt und mit strafrechtlichem Schutz umgeben. Ausnahmen von der Unverletzlichkeit des Briefgeheimnisses bei strafgerichtlichen Untersuchungen und in Konkursfällen sind gesetzlich festgelegt. — Um nun die große Zahl von unbestellbaren Briefsendungen und Paketen tunlichst den Absendern oder Empfängern zuzustellen, treten dann nach der genannten Dienstanweisung an den ersten Tagen jeder Woche zwei zur Beobachtung strengster Verschwiegenheit noch besonders verpflichtete Postbeamte zur Oeffnung jener Sendungen zusammen. Dabei ist zur Beruhigung des Publikums vorgeschrieben, daß die Beamten das Oeffnen der Sendungen gemeinsam vorzunehmen und bei Briefen lediglich von der Unterschrift und dem Ort Kenntnis zu nehmen, sich aber jeder weiteren Durchsicht des Inhalts der Schriftstücke zu enthalten haben. Bestehen Unterschrift und Ortsname aus Schriftzeichen, die den Beamten fremd sind, so wird von der Generaldirektion ein Sachverständiger bestellt, dem aber Einsicht in den Inhalt der Briefe nicht gewährt wird. Briefsendungen mit wertlosem Inhalt, die nicht angebracht werden können, werden nach dreimonatiger Lagerung durch Feuer urkundlich vernichtet, während Briefe mit Zeugnissen, Urkunden rc. bis zu drei Jahren aufbewahrt werden. Verkäufliche Sachen werden nach Ablauf von 9 Monaten nach vorausgegangener Bekanntmachung im Staatsanzeiger vom Eisenbahnsundbureau öffentlich versteigert.
Stuttgart 24. Juli. Der „Schwäb. Merk." schreibt: Auf dem Platz des alten Hoftheaters soll bekanntlich auf Vorschlag des Künstlerbundes ein großes Kunstausstellungsgebäude errichtet werden. Die Pläne hiezu wurden in die Hände des Professors Theodor Fischer gelegt. Als Bausumme wird eine Million angenommen. Davon übernehmen der König und die Stadt Stuttgart je V» und der Staat demnach der König und die Stadt Stuttgart je 400000 °^, der Staat 200000
Stuttgart 24. Juli. Dem heutigen Kartoffelgroßmarkt auf dem Leonhardsplatz waren 250 Zentner zugeführt. Preis ^ 3.80—4.50 per Zentner.
„Fräulein Derwent" — rief Macgorry, indem er einen Schritt vortrat.
„Macgorrr,!" sagte der Coroner in strengem Ton. „Versuchen Sie nicht, sich in das Gerichtsverfahren einzumischen und Zeugen einzuschüchtern! Nun, mein Junge, sag' uns mal: wie lange blieb der Herr bei Fräulein Derwent?"
„Sie gingen fast augenblicklich miteinander fort, und nachher kamen sie zusammen wieder."
„Wann kamen sie wieder?"
„Das muß ungefähr um acht gewesen sein."
„Ging er mit der jungen Dame in die Wohnung?"
„Jawohl."
„Wann ging er wieder fort?"
„Das kann ich nicht sagen. Ich sah ihn nicht fortgehen."
„Warum nicht?"
„Ja, Herr, sehen Sie: im Sommer, wenn das Haus beinahe leer ist, wird es mit dem Dienst nicht so streng genommen, und wir wechseln uns darum öfter ab, besonders in den Abendstunden."
„Ah so," sagte der Coroner.
„Und an jenem Abend wurde ich um halb neun frei, und Joe besorgte den Aufzug bis elf."
„Ist gestern jemand bei Fräulein Derwent gewesen?"
„Ich Hab' keinen gesehen."
„Ist die junge Dame während des Tages fort gewesen?"
„Jawohl."
„Sag' uns alles was du davon weißt."
Jim rieb sich seinen Wollkopf, als ob er in großer Verlegenheit wäre. Schließlich sagte er:
„Gestern, Herr — gestern morgen ging die junge Dame schon mächtig früh fort. Es mag vielleicht kurz vor acht Uhr gewesen sein. Ungefähr um zehn kam sie zurück und ging fast unmittelbar darauf wieder fort."
Hierauf machte Jim eine Pause; offenbar suchte er eifrig in seinem Gedächtnis.
„Dann kam sie — dünkt mich — ungefähr um halb eins wieder; später ist's jedenfalls nicht gewesen. Dann ging sie abermals gleich wieder aus. Jawohl! Und dann sah ich sie ungefähr um sieben znrückkommen. Und dann Hab' ich sie nicht wiedergesehen!" schloß Jim mit einem Seufzer der Erleichterung.
„Und bist du ganz sicher, daß sie jedesmal, wenn du sie sähest, ganz allein war."
„Jawohl. Am Nachmittag kamen eine große Masse Pakete für sie an," fügte er noch hinzu.
„Nun, Jim, du kannst jetzt gehen!" sagte der Coroner. „Aber höre, sage zu niemanden ein Wort von dieser Geschichte! Zu niemandem — verstehst du! Wenn ich merke, daß du darüber geschwatzt hast, will ich dich schon kriegen!" Und dabei machte er ein so drohendes Gesicht, daß ich überzeugt bin, der arme Junge dachte, es würde ihm den Kopf kosten, wenn er nicht den Mund hielte.
„Verzeihen Sie," sagte der Detektive mit einer leichten Verbeugung zum Coroner — „ich möchte Jim noch gerne fragen, wie dieser Mann hier gekleidet war, als er ihn das letzte Mal sah."
„Genau so wie jetzt!" antwortete Jim, indem er auf den Rock zeigte, der über den Körper des Ermordeten ausgebreitet war.
Der Negerjunge, der nach Jim mit Verbeugungen und Kratzfüßen vor uns erschien, war nicht im geringsten eingeschüchtert und schien sich im Gegenteil völlig als Helden der Stunde zu fühlen.
„Du heißt Joe Burr, wenn ich nicht irre," begann der Coroner, nachdem er einen Blick auf einen Zettel geworfen hatte, den er in der Hand hielt, „und bist hier im Hotel angestellt, um den Aufzug zu bedienen?"
„Jawohl, Herr."
„Nun sieh dir mal die Leiche ganz genau an und sage mir dann, ob es irgend jemand ist, den du kennst!"