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Der Justizrat wandte sich ab, die Verzweiflung des Mannes, der mit all seinem Reichtum, mit all den Vorrechten, die ihm seine Stellung gab, ohnmächtig zusehen mußte, wie das Liebste, das er hatte, unter der eisernen Hand des Gesetzes leiden mußte und wohl gar von ihr erstickt wurde, jammerte ihn unsagbar.
„Sie haben Zutritt zu meiner Frau, so oft Sie wollen, Herr Justizrat?"
»Ja, Herr Baron."
„So bestellen Sie ihr, daß ich mich in Sorgen um sie verzehre, und daß all meine Liebe bei ihr ist. Sagen Sie ihr, daß sie zu meinem Leben und dem ihrer Kinder gehört wie das Licht der Sonne, das sie jetzt entbehren muß. Mein Gott — was soll ich tun, um sie mir und meinen Kindern zu erhalten!"
„Fahren Sie heim, Herr Baron", sagte Wagner und schüttelte ergriffen die Hand des Verzweifelten, „und stellen Sie Ihre Sache auf Gott. Was in Menschenkräften steht, um das Gefürchtete abzuwenden, das werde ich tun."
Die Wochen vergingen, der Tag des Schwurgerichts brach an. Welche Sensation der Fall Ellern für das Publikum bedeutete, das sich zu der Sitzung herbeidrängte, konnte man ermessen. Bei vielen war die Enttäuschung groß, da auf Ellerns Ersuchen der weitaus größte Teil des Zuschauerraums mit seinen Beamten und Gutsleuten besetzt wurde. Sie wären am liebsten alle gekommen, um ihrer verehrten Frau Baronin in dieser schwersten Stunde ihres Lebens nahe zu sein. Außerdem hatten sich Verwandte und Freunde in großer Anzahl eingefunden, denen der Eintritt auf jede Weise erleichtert wurde. Auch Prinz v. Schwarzenfels war darunter; er hatte einen ihm befreundeten höheren Justizbeamten gebeten, gleich ihm der Verhandlung beizuwohnen. So kam die breite Oeffentlichkeit nicht zu ihrem Recht.
Wolf Dietrich war gestattet worden, in der Nähe der Angeklagten zu sitzen.
Der Staatsanwalt erschien, mit ihm der Gerichtshof, die Geschworenen nahmen ihren Platz ein. Wie gut kannte Wolf Dietrich dies alles, hatte er doch dort so oft gesessen und über Fremde sein Urteil gesprochen. Und heute!
Ein tiefes Schweigen, das dem Flüstern und Raunen im Saal ein Ende machte, fiel mit erstickender Gewalt auf seine Brust, daß das Herz versagte und er nach Atem rang. Dort kam sie, sein Abgott, sein stolzes, zärtlich geliebtes Weib, ein Gespenst ihrer selbst. Totenbleich, die schöne Gestalt abgemagert, um den süßen Mund ein Zug bitteren Wehs, in den großen, dunklen Augen, die das ganze Gesicht beherrschten, der Ausdruck einer Seelenqual, die jedes Menschenherz bis auf den Grund erschüttern mußte. Ob sie ihn erkannte? Er wußte es nicht, es wurde ihm dafür kein Zeichen.
Wolf Dietrich blickte zu dem Manne hin, der die Anklage erheben mußte. Blieb er ungerührt bei dem Anblick dieser Seelennot? In dem Gesicht des Staatsanwaltes veränderte sich nichts: es zeigte sich ebenso verschlossen und streng wie zuvor; doch vermied er es offenbar, seinen Blick auf ihn und die Angeklagte zu richten.
Den üblichen Förmlichkeiten war genügt worden: Auslosung und Vereidigung der Geschworenen und Eröffnungsbeschluß, vom Gerichtsschreiber mit eintöniger Stimme oorgelesen.
Auf die Frage des Vorsitzenden an Regina, ob sie sich der Tat schuldig bekenne antworte sie mit einem leisen aber deutlichen „Ja".
„Haben Sie etwas zu Ihren Gunsten auszusagen?"
Regina blickte mit ihren großen, in heißer, jäh erwachender Liebe auffiammenden Augen auf den geliebten Mann und sagte mit bebender Stimme: „Nein! Ich weiß nur, daß ich so handeln mußte."
Ein Raunen ging bei dieser einfachen Erklärung durch den Saal wie ein fernes Rauschen, und als ihr Auge wieder das Wolf Dietrichs traf und ihre Blicke ineinander ruhten, als seien sie ganz allein miteinander, schöpfte Regina neue Kraft in seiner Liebe. Dann ließ sie die Lider fallen, wie um eine Schranke zwischen sich und diese fremden Menschen zu legen, die sie so unerträglich anstarrten.
Der Verteidiger sagte sich, daß er das Richtige getan, als er seine Klientin mit keiner Vorschrift behelligt hatte, ihre Antwort hätte gar nicht bester sein können.
Da keine Zeugen zu vernehmen waren, konnte sofort dazu übergegangen werden, daß der Vorsitzende die den Geschworenen vorzulegenden Fragen verlas. Sie lauteten: „Ist die Angeklagte Regina v. Ellern, geborene v. Kraußneck, schuldig, am 10. Februar 19 . . zu Groß-Ellern vor dem Untersuchungsrichter des Amtsgerichts zu T, einer zur Abnahme von Eiden zuständigen Behörde, einen Meineid geschworen zu haben?"
Der Verteidiger erhob sich. Wolf Dietrich blickte überrascht zu ihm hin, was hatte der Justizrat denn dazu noch zu sagen? Und als er so noch grübelnd überlegte, erklang das warme, sympathische Organ Wagners durch den Saal, in dem trotz der Fülle von Menschen eine Kirchenstille herrschte.
„Ich habe zu der Hauptfrage noch folgende Nebenfrage zu stellen: Konnte die Angabe der Wahrheit gegen die Angeklagte eine Verfolgung wegen eines Verbrechens nach sich ziehen?"
Die Aufregung im Zuschauerraum wuchs zu atemloser Spannung; man fühlte instinktiv, daß der Verteidiger an diesem Punkte einsetzen würde, um die ganze Anklage als nichtig zu verwerfen. Bei Wolf Dietrich aber, der als Geschworener seine Erfahrung gesammelt hatte, gewann die Hoffnung Raum, daß wider sein Erwarten und seine Ueberzeugung die furchtbare Zuchthausstrafe sich doch noch zu Gefängnis wandeln könnte.
(Fortsetzung folgt.)
Die Unterzeichneten
machen hiermit bekannt, daß sie auf Grund der neuen „Verkaufsordnung für den Verkehr des Deutschen Buchhandels mit dem Publikum" vom 1. Juli an keine Rabattmarken mehr auf die Waren des Buchhandels gewähren dürfen.
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zum spinnen, färben und zwirnen nimmt an und besorgt bestens
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(Emsige müitarberechtlgte Handelslehranstatt Württembergs.)
a) Untere Abteilung (Handelsrealschule) — entspricht den Klassen IV, V, VI der Realschule. Abgangsprüfung verleiht Eiujährigeu- zeuguis.
b) Fachwisssusch östlicher Jahresknrs (Höhere Handelsschule) — Eintrittsbedingung: Einjährigenzeugnis. Abgangszeugnis befreit Vom Besuch -er städtischen Handelsschule (Lehrlingsschule).
Das Schuljahr beginnt Donnerstag, 16. September, vorm. 8 Uhr. Prospekt und Anmeldung bei Rektor Bonhösfer, Knospstraße 8.
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Druck der A. Oelschläger'schen Buchdruckeret. Verantwortlich: Paul Adolfs in Calw.